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Etappe 1 München - Lindau 295 km

Veröffentlicht am 25.04.2012

 

Karte: Weg von München bis Lindau

 

Fotos Etappe 1: München bis Lindau

 

1. Tag             14.04.2012                  München bis Starnberg                               34 km

 

Ich sitze in der Frauenkirche, dem Münchener Dom. Ein paar Touristen schlendern durch die Sitzreihen, betrachten die Gemälde in den Seitenkapellen, opfern Kerzen. Ich genieße die Stille, der Trubel der Kaufinger Straße und des Marienplatzes ist draußen geblieben, ich lasse die Ruhe der schmucklosen Kirche auf mich einwirken, die hohen gotischen Bögen, die hellen Fenster mit unscheinbarer Glasmalerei, den schlichten Altar.

 

Ich versuche ein Gebet. Ich habe lange nicht gebetet. Die Konzentration, einen Gott zu finden, gelingt mir nicht. Protestantisch getaufter Atheist in einer katholischen Kirche, kann das gut gehen? Den Rucksack geschultert verlasse ich die Kirche, beginne meine zweite große Pilgerfahrt, nachdem ich im vorigen Jahr nach Rom gewandert bin, trete hinaus ins Sonnenlicht, ein erster Schritt von den vielen, vielen, die folgen werden, gehe durch enge Gassen zur Weinstraße, überquere den touristenbevölkerten Marienplatz, Menschen starren gebannt zum Rathaus, warten auf das Glockenspiel, die Kameras schussbereit vor dem Auge.

 

Der Rindermarkt, ich biege ab zum Jakobsanger mit der Synagoge und der Jakobuskirche, zu den „Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau“, setze mich eine letzte, besinnliche halbe Stunde in die nach dem Krieg neu erbaute Kirche mit dem Grab der selig-gesprochenen Ordensgründerin Maria Theresia von Jesu Gerhardinger.

 

In der Sendlinger Straße reihen sich Edelgeschäfte auf, Boutiquen, Schmuck, Schuhe, etwas versteckt liegt die Assamkirche, ich trete ein, drei Ebenen überladenes, vergoldetes Rokoko, rote Säulen, silberner Altar, der unterste Teil mit den Bänken für die Kirchen-besucher ist dunkel und symbolisiert die Leiden der Welt, der zweite ist weiß und bläulich dem Kaiser vorbehalten, der oberste Abschnitt mit der verdeckt beleuchteten Decken-malerei, einem Fresko, das direkt in den Himmel zu führen scheint, ist Gott und der Ewigkeit gewidmet, welch Kontrast zu der schlichten, im Krieg zerstörten und wieder-aufgebauten Frauenkirche. Ich ruhe kurze Zeit, gehe dann weiter zum Sendlinger-Tor-Platz.

 

Es folgt die lange Pappelallee der Lindwurmstraße, Sendling mit der alten und der neuen, italienisch anmutenden Margarethenkirche, der Harras. Ich gehe neben den S-Bahn-Gleisen bis Mittersendling, in einem Tunnel unter der Bahnlinie hindurch am Biergarten Schießstätte vorbei, die Zielstattstraße entlang zum Südpark, lasse die Stadt hinter mir, überquere am Kreuzhof den Mittleren Ring, laufe auf einem Fußweg neben der Autobahn, unterquere sie in einem Tunnel und erreiche in Fürstenried noch einmal Wohnvororte, gehe durch Vorstadtstraßen nach Neuried, an den beiden Nikolauskirchen vorbei.

 

Auf dem Weg nach Süden bin ich in dunklem Forst, die Melancholie des Weitwanderns setzt ein, während ich das gerade „Buchendorfer Geräumt“ entlangwandere. Das Ziel verschwimmt, wird unwichtig, ist in zu weiter Ferne. Am Waldende der Viereckswall der Keltenschanze in Buchendorf, ich folge der Römerstraße nach Gauting, biege auf die Leutstettener Straße ab, passiere das Gautinger Sportzentrum.

 

Ein langer Weg im romantischen Flusstal der Würm führt mich bis Leutstetten, dann muss ich auf einem breiten Fußweg neben der vielbefahrenen Hauptstraße an Petersbrunn vorbei laufen, erreiche Starnberg, meine erste Tagesetappe.

 

 

2. Tag             15.04.2012                  Starnberg bis Herrsching                            21 km

 

Es ist trüb, regnet leicht, die Uferpromenade des Starnberger Sees macht jetzt, im Vor-frühling, einen trostlosen Eindruck. Ich verlasse den See, gehe beim Hotel „Bayrischer Hof“ in eine ruhige Seitengasse, kreuze die belebte Hauptstraße, gehe an der neuen Marienkirche vorbei. Eine weitere belebte Hauptstraße muss überquert werden, dann steige ich den Treppenweg zur St. Josef Kirche hinauf, trete ins Innere, setze mich in eine Bank und ruhe aus.

 

Ich verlasse die Kirche, kreuze die Söckinger Straße, folge ihr für ein kurzes Stück und biege in den malerischen Sieben-Quellen-Weg ab. Es geht durch Gärten - Forsythien blühen gelb – und an Fischteichen vorbei, Graureiher fliegen vor mir auf, ein Flügelrad spritzt, pumpt Sauerstoff in das Wasser. Am Ende des Weges biege ich rechts ab, erreiche eine stille Vorstadtstraße, steige hinunter zum Maisinger Bach, durch die Maisinger Schlucht, erreiche das Dorf Maising, folge der verkehrsreichen Dorfstraße, um so schnell wie möglich auf einen Fußweg abzubiegen, der durch Wiesen zum Maisinger See führt.

 

Ein kurzes Stück Wald, Schilfufer, ein Bauernhof thront zwischen sattgrünen Wiesen auf einem Hügel, in Aschering ist die hübsche kleine Kirche in der Dorfmitte leider geschlossen. Ich durchquere Felder, ein Reh, noch im grauen Winterfell, äst neben dem Weg, flüchtet nicht vor dem einsamen Wanderer, ich tauche auf hügeligem Pfad in Wald ein, am Waldende sehe ich klostergleich malerisch auf einem Hügel Rothenfeld, 1911 von der Benediktinerabtei Andechs erbaute Erziehungsanstalt, heute Gefängnis. Ich erreiche eine belebte Landstraße, vor mir im Tal der Kirchturm von Erling, bei einem Parkplatz zweigt ein Weg in den Wald ab, mündet auf den Kreuzweg zum Kloster Andechs, weithin sichtbar auf Bayerns heiligem Berg gebaut. Ich erreiche das Kloster, betrete die Klosterkirche, setze mich in eine Bank, mache dann einen Rundgang durch den barocken Raum, kehre ins Bräustübl ein und erhole mich bei Schweinsbraten und einer halben Maß Bockbier, lasse mich von Ausflüglern und Bustouristen nicht stören, die das hervorragende Bier ebenfalls, zum Teil überreichlich, genießen.

 

Durch das Kiental geht es im Wald steil hinunter nach Herrsching, der romantischen Kleinstadt am Ufer des Ammersees.

 

 

3. Tag             17.04.2012                  Herrsching bis Utting                                   22,5 km

 

Das trübe Nieselregenwetter ist kaltem Sonnenschein gewichen. Auf der Seepromenade treffe ich Radfahrer und Spaziergänger, die ihre Hunde ausführen. Der breite Kiesweg ist von Bäumen gesäumt, endet einige hundert Meter hinter dem Häuschen der Pumpstation des Wasserwerkes. Ich verlasse das Seeufer, gehe hinauf zur belebten Straße von Herrsching nach Stegen, ignoriere die Schilder des Jakobsweges, die mich über Rauch nach Breitbrunn bringen würden. Ich möchte am Seeufer durch den Rieder Wald wandern. So bleibe ich zunächst am linken Rand der Hauptstraße, passiere wuchtige Häuser hinter hohen Zäunen, komme in Ried zum Schloss Rezensried. Der See glitzert durch Bäume hindurch, bei einem Parkplatz verlasse ich erleichtert das nach Benzin stinkende Asphaltband, gehe hinunter zum Wasser. Mich empfangen schilfige Uferzonen, ein nasser Pfad durch urwüchsigen Wald. Immer wieder gibt es Öffnungen im Schilfgürtel zum Kiesufer des Sees, hinter dem die Silhouette der schneebedeckten Alpen zu ahnen ist.

 

Am Ortseingang von Breitbrunn ein Zaun, der Seeuferpfad wird mir zu sumpfig. Ich steige eine Treppe hinauf, gehe die Seestraße durch das Dorf bis zur Dampferanlegestelle, von dort wieder unten am See entlang. Schienenstränge, die von Bootshäusern ins Wasser führen, hemmen den Weg, ich laufe den Pfad nach Buch, dort ragen Schiffsanleger weit ins Wasser hinaus. Hinter Buch leiten vor Stegen Wegweiser das Steilufer hinauf, kleine Schluchten werden auf Brücken aus Baumstämmen überquert, es geht erneut hinab zum Seeufer, auf einem Kiesweg an Liegewiesen vorbei, die jetzt, im noch kalten Frühling, leer sind. Narzissen blühen, erste gelbe Löwenzahnblüten sind zu sehen.

 

Ich gehe am Biergarten, an Minigolfplätzen vorbei, auf dem Fußgängersteg neben der Autobahnbrücke wird die Amper überquert, gleich dahinter geht es links auf einen Pfad durch Auwälder, die erstes, helles Frühlingsgrün zeigen. Das verschilfte Nordufer des Sees ist nicht zugänglich, für Menschen gesperrt. Vögel zwitschern, die Amseln singen ihr melodisches Lied, ein Specht trommelt. Ich erreiche eine Dorfstraße durch Vororte von Eching, dann dichten Hochwald, Schondorf. Die Uferpromenade zur Dampferanlegestelle bringt mich zur uralten Jakobuskirche, ich trete ein, setze mich für eine Weile im schat-tigen Dunkel in eine Kirchenbank.

 

Es geht wieder durch Wald, Wiesen, einige frisch gepflügte Felder, immer etwas abseits des Ammersees, das Ufer ist von Privatgrundstücken blockiert. Zwei Düsenjäger donnern im Tiefflug über den See, löschen mit ihrem Lärm jedes andere Geräusch aus.

 

Auf brachliegenden Wiesen ragt ein Mastenwald auf, Segelboote sind für den Winter eingelagert, warten auf die Sommersaison. Der Uferweg führt dazwischen hindurch, ich erreiche Utting, am Bahnhof ein Hotel, mein Tagesziel.

 

 

4. Tag             18.04.2012                  Utting bis Wessobrunn                                22,5 km

 

In Utting nehme ich beim Bahnhof die Fußgängerunterführung, biege rechts ab und gehe die kleine Asphaltstraße nach Holzhausen. Hinter hohen Zäunen stehen Villen, im Gasteiger Künstlerhaus wird gerade eine Hochzeit gefeiert, das Brautpaar kommt durch den Garten, wird von den Gästen mit Reis beworfen.

 

Hinter Holzhausen verläuft der Weg direkt an den Eisenbahngleisen durch lichten, frühlingsgrünen Wald, erreicht Riederau und bleibt bis St. Alban an der Bahn. Zwischen den Bäumen blinkt der Ammersee, die Ufer sind Naturschutzgebiet, dürfen nicht betreten werden. In St. Alban erreicht der Weg das Seeufer. Durch eine Birkenalle komme ich nach Dießen, biege hinter dem Bahnhof gegenüber dem Dampfersteg rechts ab und steige durch die romantische Stadt hinauf zum Marienmünster, trete ein und bewundere die prunkvolle Ausstattung, die Deckenfresken.

 

Weitergehend erreiche ich die Stadt-grenze, offenes Land, die Straße schwingt sich in weiten Bögen zwischen grünen Wiesenhügeln hindurch in den Wald hinein. Vor mir wird der Himmel blauschwarz, Regenstreifen hängen aus den Wolken, es beginnt zu gießen. In einer Feldscheune ziehe ich mir meine Schutz-persenning über, stapfe hinunter in ein kleines Tal, überquere auf einer Brücke einen Bach und steige auf Schotterstraßen wieder einen Hügel hinauf. Auf der Hügelkuppe biege ich rechts ab, der Kiesweg wird zur Asphaltstraße, steigt sanft in einen Wald auf, verläuft zwischen fetten, von Schlüsselblumen blassgelb getupften Wiesen, Rindviecher glotzen mich an. In Haid, einem kleinen Weiler, steht ein Schild am Wegesrand, teilt entmutigend mit: Santiago 2605 km.

 

Ich erreiche Wessobrunn, den Tassiloweg, gehe am Kloster vorbei zum Lindenplatz, auf dem ein Findling steht, in den der Historiker und Politiker Johann Nepomuk Sepp (1816-1909) das Wessobrunner Gebet hat schlagen lassen. Das Gebet erhielt seinen Namen, weil es über viele Jahrhunderte hier im Kloster aufbewahrt wurde. Die Handschrift wurde 814 fertig gestellt. Wann es entstanden ist, lässt sich nicht genau feststellen, die Zeit um 800 wird als Datum der Entstehung vermutet. Entstanden ist es wahrscheinlich in einem Kloster der Diözese Augsburg, eventuell dem Staffelseekloster St. Michael.

 

 

5. Tag             19.04.2012                  Wessobrunn bis Peiting                               21 km

 

Ich verlasse Wessobrunn auf der Hauptstraße Richtung Süden, folge der Jakobsmuschel und den Markierungszeichen des König-Ludwig-Weges, steige in ein kleines Tal hinunter und auf der anderen Seite recht steil hinauf zum Hof Pürschleben. Bequeme, asphaltierte Wege bringen mich zur St. Leonhard-Kirche in Forst, die, äußerlich unscheinbar, im Inneren mit kostbarem Stuck und Fresken der Peißenberger Maler geschmückt ist.

 

Von Forst führt mich die Straße nach Linden, bei der namengebenden uralten “1000-jährigen” Linde biege ich ab, gehe durch Wiesen und erreiche dichten Wald. Auf schnurgeraden langen Kieswegen laufe ich an tiefschwarzen Moorseen vorbei. Hinter mir taucht ein grüner Riesentraktor auf, der Holz aus dem Wald transportiert, ich trete zur Seite, lasse ihn passieren. Bei einer T-Kreuzung, biege ich links ab. Eine Bank mit einem Tisch lädt zur Rast ein, vor mir ragt der Hohe Peißenberg (988 m) auf.

 

Ich gehe weiter, erreiche den Ortsteil Hetten, biege beim Kapellenweg links ab und steige auf steilen, lehmigen Pfaden an der „Herz-Jesu-Kapelle“ vorbei hinauf zur Wallfahrts-kirche. Der Blick von dort ist überwältigend, das komplette Alpenpanorama vom Karwendel über das Wettersteingebirge bis zu den Allgäuer Alpen erstreckt sich schneebedeckt im Süden. Davor liegt, eingebettet in Wälder und saftiges Grünland, die Ortschaft Hohenpeißenberg.

 

Ich besuche die Wallfahrtskirche und die Gnadenkapelle, steige dann auf dem Hanslsteig steile Treppenstufen hinunter, durchquere Hohenpeißenberg und erreiche einen Kiesweg, der am Sportplatz vorbei auf Wald zuführt. Auf einem Holzstapel mache ich Rast, rufe in Rottenbuch an, um ein Hotelzimmer zu reservieren und erhalte die Auskunft, dass dort nichts mehr frei sei, ich versuche es in Peiting und habe Erfolg.

 

Der König-Ludwig-Weg nach Peiting verläuft neben der Bahn, kreuzt mehrfach die Gleise. Zahlreiche Radfahrer sind unterwegs, auf der flachen, asphaltierten Straße komme ich gut voran, passiere den Bahnhof, das Ortszentrum und erreiche bei der Kirche mein Hotel.

 

 

6. Tag             20.04.2012                  Peiting bis Steingaden                                  25,5 km

 

Ich verlasse Peiting auf einem breiten Fuß- und Fahrradweg, der die stark befahrene Ammergaustraße bis Vogelherd begleitet, sie nur einmal verlässt, um über den Schmalzberg eine Kurve abzuschneiden. In Vogelherd geht es durch einen kleinen Fußgängertunnel und dann über Wirtschaftswege bis Rottenbuch.

 

Durch einen Torbogen trete ich in den Klosterhof ein, besichtige die überladen ausgeschmückte Klosterkirche, setze mich in ein Gasthaus, um einen Kaffee zu trinken.

 

Von Rottenbuch aus geht es über den Prälatenweg auf kiesigen Forststraßen nach Bichl, dann auf einem Pfad entlang der Hauptstraße nach Wildsteig. Ich durchschreite den Ort, steige zur Jakobskirche hinauf, die weithin sichtbar auf einem Hügel steht, muss wieder hinunter auf einen Landweg und biege rechts ab durch Moor und Wald, immer den Wegweisern „Wies“ nach, bis ich am Waldrand ein Schulungszentrum erreiche und dahinter auf einem Pfad zwischen Stacheldrahtzäunen und alten Bäumen zur Wieskirche gehe.

 

Hier herrscht Touristentrubel, busweise werden Pilger zur Kirche gebracht, ich trete trotzdem ein, setze mich zur Besinnung in eine Kirchenbank und bestaune die Ausstattung und die reichen Fresken.

 

Ein Wegweiser leitet unter einer Scheu-nenzufahrt hindurch etwas verwirrend zum „Brettlsteig“, schmalen Holzplanken, die das „Wiesfilz“, ein Hochmoor, über-brücken. Hinter dem Steig biege ich ab, erreiche den Mühlbach und gehe an ihm entlang bis zur Schlögelmühle. Dort beginnt an der Hauptstraße ein Pfad, der durch eine Auenlandschaft zu einer Sägemühle führt. Dahinter bin ich in der alten Stadt Steingaden, erreiche das beeindruckenden Welfenmünster. Direkt auf dem Marktplatz vor der Kirche steht das Gasthaus „Zur Post“, mein Tagesziel.

 

 

7. Tag             21.04.2012                  Steingaden bis Marktoberdorf                   34 km

 

Von Steingaden gehe ich über Asphaltsträßchen erst ein wenig bergauf, dann abwärts bis Urspring, treffe auf eine Hauptverbindungsstraße, überquere sie und wandere durch das Dörfchen Steingädele und dann über Kieswege nach Lechbruck. Den Moorlehrpfad lasse ich aus, die Strecke für heute ist lang genug und Moore habe ich schon viele gesehen.

 

In Lechbruck überquere ich auf der Brücke mit dem Flößerdenkmal den Lech, gehe dann den Uferweg nach Norden, biege vor den Gebäuden einer großen Firma links auf einen Rasenpfad ab, kreuze auf einer kleinen Brücke einen Bach, eine Hauptstraße und bin auf dem Weg zum Golfplatz Gsteig. Rechts zweigt der Panoramaweg ab, der großartige Ausblicke auf den Ort Lechbruck und die Ammergauer Alpen bietet. Beim Clubgelände des Golfplatzes muss ich erst links und dann gleich einen Waldweg rechts gehen, an dessen Ende wieder rechts auf einen Wirtschaftsweg, der den Golfplatz durchschneidet. In Echerschwang erreiche ich die Hauptstraße, verlasse sie rechts abbiegend auf einem Wiesenweg, gehe durch ein Bachtal, dahinter steil bergauf zu einem einzelnstehenden Bauernhof. Dort beginnt eine kleine asphaltierte Straße, die zum Ort Ried führt.

 

Kurz vor Ried zeigen die Wegweiser mitten in eine von Löwenzahnblüten gelb getupfte Wiese hinein, der kaum sichtbare Pfad erklimmt einen sanften Hügel, endet bei einer kleinen Wegkapelle mit dem Standbild des „Gegeißelten Heiland” darin, erreicht einen Schotterweg und endet direkt in Bernbeuren. Treppen führen zur St. Nikolaus-Kirche hinauf, ich trete ein, erneut überladenes Rokoko im Inneren.

 

Die Auerbergstraße geht den Berg hinan, ich sehe auf dem Gipfel die St. Georgs-Kapelle, rechts zweigt der Fußsteig zum Wildgatter und in die Feuersteinschlucht ab. Treppen, kleine Brücken, wurzelüberwucherte Pfade, ein kleiner Wasserfall, ein Waldweg, schon bin ich wieder auf der Teerstraße. Rechts zweigt ein Weg nach Stötten ab, soll ich ...? Nein, ich gehe den Jägersteig zum Gipfel (1055 m) hinauf, ein Rundumblick auf die Lechtaler Alpen und das Alpenvorland belohnt mich, weit weg sehe ich noch den Hohen Peißenberg und die Wieskirche, ich erreiche das Gipfelrestaurant, die Kapelle, gehe einmal um sie herum, suche den Römerweg. Ein Pfad zweigt ab, „nördlicher Römerrundweg”, der Wegweiser sagt aber, dass er in Richtung Bernbeuren führt.

 

Egal, ich steige steil hinunter, durch Wald, sumpfige Wiesen, komme an eine Asphalt-straße, bin im Weiler Prachtsried, also am Radweg nach Stötten, habe den Römerweg verpasst. Ich tappe die Straße entlang, selten kommt ein Auto vorbei, durchquere einzelne Gruppen von Bauernhäusern, gehe steil hinunter nach Stötten, durchquere den Ort, wandere durch Wald und Moor an der Geltnach entlang, biege ab nach Burk, am Waldrand eine Bank mit Aussicht.

 

Ich durchquere Burk, laufe, wieder auf einem Wiesenweg, nach Bertoldshofen, die Kuppel der Kirchturmspitze ist über dem Hügelkamm zu sehen, steige steil hinab, gehe durch den Ort, an der Bundesstraße entlang, bis rechts bei Feldscheunen und einem Wegkreuz eine Straße abzweigt, die auf einen Einschnitt in einem Hügel zuführt.

 

Ein Wanderer überholt mich, er hat eine riesige weiße Jakobsmuschel auf seinem Rucksack befestigt. Der Weg biegt in die Lindenallee ab, erreicht das Schloss und die Stadtpfarrkirche. Treppen führen ins Zentrum von Marktoberdorf hinab.

 

 

8. Tag             22.04.2012                  Marktoberdorf bis Kempten                      33 km

 

Das Wetter hat umgeschlagen, aus dem kühlen Sonnenschein von Gestern ist Landregen geworden, der in Schneefall übergeht. Ich gehe in Marktoberdorf zurück zur Sparkasse, finde dort die stilisierte Jakobsmuschel und folge ihr, laufe auf den Bahnhof zu und biege links ab, dann rechts, komme zur Bundesstraße Richtung Kempten und wandere auf dem sie begleitenden Fuß- und Radweg bis Thalhofen. Hinter der Wertachbrücke unterquert ein Tunnel die Straße, der Radweg verläuft bis Geisenried, ich durchquere den Ort gehe die etwas befahrene Landstraße entlang, bis links ein Kiesweg zum Höllbauern abzweigt.

 

Die Muschel, hier die schwäbische Form, und das blaue Andreaskreuz des Allgäuwanderweges weisen mir die Richtung durch romantische einsame Wiesen- und Waldwege, der Schneefall lässt langsam nach, geht in einen kalten Nieselregen über.

 

Beim Höllbauern treffe ich auf eine Asphaltstraße, steil abwärts geht es nach Oberthingau, das Mittagsläuten erklingt vom Kirchturm. Hinter Oberthingau beginnen kiesige Forststraßen und sumpfige Wege, alles von einer dünnen Schneeschicht bedeckt, ich muss auf einer Brücke einen rostroten Bach überqueren, komme an einer Wiese entlang, auf der mich hinter dem Zaun bimmelnd Kühe begleiten, gehe dann durch einsamen Wald auf schnurgeradem Weg. Der Forst ist von Vogelstimmen erfüllt, dem Buchfinkenschlag und den sich eintönig ständig wiederholenden Strophen der Singdrossel, ganz fern höre ich einen Kuckuck.

 

Ich erreiche die Kempter Waldkapelle, der Regen hat aufgehört, auf einer trockenen Bank unter einem Vordach rolle ich meine Schutzpersenning zusammen und verstaue sie im Rucksack.

 

Der Weg führt am Dengelstein vorbei, einem riesigen Findling, den die Gletscher der letzten Eiszeit hier abgeladen haben, ich erreiche das Asphaltsträßchen nach Betzenried. Ein Graupelschauer zieht von den Bergen herüber, ich stelle mich in einem Geräteschuppen unter, warte ihn ab. Hinter Schweikarts unterquere ich die Autobahn, unter der Brücke eine seltsame Ansammlung von Fahrzeugen und Menschen, es werden wohl undurchsichtige Geschäfte abgewickelt.

 

Ich komme nach Kempten, am verschilften Bachtelweiher vorbei muss etwas unüber-sichtlich unter der Eisenbahnlinie und einer Schnellstraße hindurch, bin im Stadtpark. Ein steiler Pfad führt hinunter zur Mang-Brücke über die Iller und in die Kempter Altstadt.

 

 

9. Tag             23.4.2012                    Kempten bis Weitnau                                  23 km

 

Endlich Sonne und Wärme. Bei strahlend blauem Himmel gehe ich in Kempten los, folge der Jakobsmuschelbeschilderung, überquere die Rottach auf einer Holzbrücke und steige einen schmalen Pfad zur Mariaberg-Straße hinauf. Neben der breiten Fahrbahn führt ein Fuß- und Radweg auf den Mariaberg. Oben steht eine kleine Kapelle, ein Landgasthaus, Liegestühle sind in der Sonne auf das Alpenpanorama ausgerichtet.

 

Von Mariaberg klettere ich einen Hang steil auf-wärts, über hölzerne Treppenstufen zu einer roten Bank unter einer einsamen Kiefer auf dem Wiesengrat, gehe den Grat entlang, bis er auf ein Asphalt-sträßchen trifft, folge diesem geradeaus, um dann bei einigen Gehöften rechts abzubiegen. Die Straße endet bei einem Haus, vor dem links am Zaun ein Pfad abzweigt, der durch Wald hinunter nach Ermengerst führt. Bei den Hallen und Luftfilteranlagen einer großen Fabrik treffe ich auf die Dorfstraße, folge ihr bis zum Zentrum und werde dort durch die Wegweiser auf die Trasse der ehe-maligen Bahnlinie Kempten-Isny geleitet. Neben dem Weg liegen sattgrüne, löwenzahngetüpfelte Wiesen, darüber mächtige Bauernhäuser.

 

Leicht ansteigend kann ich gut ausschreiten, erreiche schnell Buchenberg, kreuze die Staats-straße, bleibe weiter auf der Bahntrasse bis zum Abzweig nach Rechtis. Ich biege ab, steige einige Meter den Hang hinauf. Dann meldet sich der innere Schweinehund, fragt, ob ich mir nach der Tour gestern wirklich das Auf und Ab auf dem Sonneckgrat antun muss? Der Schweinhund behält die Oberhand, ich kehre um, gehe auf der Bahntrasse weiter. Der Wald hier wird naturbelassen, soll sich in seinen Urzustand zurückwandeln. Ich erreiche auf knapp 938 Meter Höhe die Wasserscheide Donau-Rhein, laufe nun leicht abwärts bis zur Autobahn München-Lindau, unterquere sie bei Hellengerst, erreiche wieder die Bahntrasse und gehe gemütlich am Speckbachfall vorbei. Das Tal wird von Wiesen gesäumt, darüber dunkle Wälder. Der Ort Weitnau hält sich lange versteckt, wird erst 500 m vor Ortsbeginn hinter einer Kurve sichtbar.

 

Neben der schönen neugotischen St. Pelagius-Kirche mitten im Dorf liegt das Gasthaus „Krone“, mein Tagesziel.

 

 

10. Tag           24.04.2012                  Weitnau bis Simmerberg                 24,5 km

 

Auch heute wieder strahlender Sonnenschein, ich gehe um die Kirche herum auf den „Carl-Hirnbein-Weg“, am Kinderspielplatz vorbei zur Talstation des Skiliftes und dann in den Wald, bleibe auf dem Weg bis Wilhams. Dort wandere ich die Hauptstraße entlang, folge der Staatsstraße und biege, auf die Muschelzeichen achtend, links ab, durchlaufe das Gelände der Schreinerei und steige auf Waldwegen hinauf nach Aigis, bleibe auch dort auf der Dorfstraße zunächst links, um dann rechts auf die Straße „Im Gern“ abzubiegen.

 

Auf Kieswegen erreiche ich Geratsried, hinter einer Hügelkuppe sehe ich vereiste Alpengipfel aufragen, im Wald ruft der Kuckuck. Ich komme zur mit Schindeln verkleideten Holzkapelle, steige dahinter rechts den Wirtschaftsweg hinab und erreiche Wald. Der Weg steigt steil an, dann geht es wieder genau so steil abwärts, er wird zur Asphaltstraße und erreicht Trabers, eine langweilige Ortschaft an der Landstraße, aber in hervorragender Lage mit Blick auf die verschneiten Alpen.

 

Im Ort geht es in Serpentinen abwärts bis Mutten. Ich verzichte auf den Weg über Zell, schlendere weiter die Straße entlang bis zur Brücke über die Eisenbahn, übersehe dahinter den Wegweiser zum Kepplerhof und finde mich an der Hauptstraße von Isny nach Oberstaufen wieder, mitten im grünen Allgäu.

 

An der verkehrsreichen Straße laufe ich 50 Meter Richtung Isny, finde einen Wegweiser mit dem Muschelzeichen nach Genhofen und folge ihm, habe so wohl wieder einen Kilometer abgekürzt. Ich durchquere einen Reiterhof, ein blondes junges Mädel mit rotem T-Shirt und in Jeans wäscht barfuß einen Pferdetransportwagen, grüßt, als sie mich sieht.

 

Am Waldrand entlang erreiche ich die Verbindungsstraße nach Genhofen, biege am Ortseingang links ab und muss dann etwas verwirrend durch verschiedene Bauernhöfe laufen, bis ich einen Wegweiser und den Weg durch das Sägewerk gefunden habe, dahinter auf einem steinigen Feldweg zwischen alleinstehenden Häusern hindurchwandere, um den asphaltierten Wirtschaftsweg nach Hopfen zu erreichen.

 

In Hopfen ist die Abzweigung bei der Weggabel hinter dem „Käslädle” nicht ganz eindeutig beschildert, ich nehme aber, dem Wanderführer folgend, den richtigen linken Weg, der bald zu einem Feldweg wird und hinter einem kleinen Bächlein links abbiegt. Ich folge dem breiten Weg am Waldrand, bis rechts ein Pfad abzweigt, durch die Muschel gekennzeichnet. Der Pfad führt durch Wald, dann über eine Wiese, wird zu einem Wirtschaftsweg an einem Bauernhof vorbei und bringt mich nach Burkatshofen. Unter einem großen, blühenden, bienendurchsummten Kirschbaum steht eine Bank, ich nutze sie zur Rast.

 

Ein Wirtschaftsweg bringt mich zur vielbefahrenen Hauptstraße, ich biege links ab. Hier beginnt ein breiter Fuß- und Radwanderweg, verläuft neben der Verkehrsstraße durch Nagelshub bis Simmerberg. Ich biege kurz vor dem Feuerwehrhaus links in eine kleine Gasse ab, folge dann gleich rechts einem Fußweg bergab ins Ortszentrum mit der Kirche.

 

 

11. Tag           25.04.2012                  Simmerberg bis Lindau                   34 km

 

Ich verlasse Simmerberg auf der Rieder Straße, treffe auf die Schnellstraße, überquere sie und wandere weiter auf einem Asphaltsträßchen nach Hasenried hinein, biege rechts auf einen Pfad ab und steige über Treppenstufen hinab in die Hausbachklamm. Am Bach entlang komme ich in die Ortsmitte von Weiler.

 

Weiler wird bei der Kirche über die Bahnhofstraße verlassen, an deren Ende geht es  kurz links-rechts auf die Kristinusstraße, die zu einem Landweg wird und durch Wald zum Erratischen Block führt, einem Findling aus der Eiszeit.

 

Der Wald endet, ich gehe durch Wiesen steil hinauf zur Siedlung Manzen, muss in einem engen Tunnel die Bundesstraße unterqueren und dann links durch die Ortschaft mit schönem Blick in das Rothachtal nach Lindenberg wandern. Hier treffe ich auf die breite Staufener Straße, gehe sie hinunter in die Stadt Lindenberg hinein und auf die Türme und die Kuppel der Pfarrkirche St. Peter und Paul zu, habe dabei die Jakobsmuschelzeichen verloren. Ich erreiche die Fußgängerzone, laufe zur Kirche, raste auf einer Bank davor, trete in den bombastischen „Allgäuer Dom“ ein, wegen seiner Größe so genannt, obwohl niemals Bischofssitz.

 

Vom „Dom“ folge ich der Blumenstraße, biege in die Austraße ab, passiere das Sportzentrum, treffe auf die Martinstraße und sehe wieder Pfeile mit Muscheln, den Jakobsweg markierend. Am Waldsee vorbei laufe ich, den Torflehrpfad passierend, in Wald, erreiche den Weiler Allmansried, dahinter wieder Wald. Bei einer Weggabel werde ich unsicher, keine Muschel weist den Weg, ich bleibe links, ein Brücklein, dann Wiesen, Muschel-wegweiser, ich bin also richtig. Vor mir sehe ich die kleine St. Wendelinkapelle mit ihrem rosa gestrichenem Blechdach, ein erster Blick auf den Bodensee, in den Wiesen stehen geschindelte Bauernhäuser unter blühenden Bäumen, ich biege hinter der Kapelle rechts ab, muss über den Hofplatz eines Bauernhauses. Auf einem schmalen Pfad bin ich wieder im Wald, steige eine steile Treppe hinunter, komme auf eine Schotterstraße, links geht ein Pfad am Waldrand entlang, erreicht Niederstaufen direkt bei der Kirche.

 

In der vielbefahrenen „Allgäustraße“ gehe ich rechts bis zum Landmaschinenhandel, biege links auf den Schotterweg zur Laiblach ab, folge ihm bis zur Brücke bei der Knochenmühle, auf der anderen Flussseite den Berg aufwärts, dann den Fluss entlang auf dem Laiblachtalweg bis ich die Bundesstraße 208 erreiche. Auf dem breiten Fuß- und Radwanderweg laufe ich neben der Straße her, auf der der Verkehr dröhnt, bei Schlachtern unterquere ich sie in einem Fußgängertunnel, marschiere die öde Dorfstraße entlang, bis die Weiherstraße abzweigt, verschwinde wieder im Wald, muss am Schlachterner Weiher vorbei und auf einer Brücke über die brausende Autobahn.

 

Ich erreiche Oberhof, rechts zweigt eine Treppe auf die Weißenberger Halde ab, ich steige sie hinauf und gehe zum Aussichtspunkt bei der Kapelle, der Bodensee funkelt im Abend-licht, vor mir die Insel Lindau. Auf einem schmalen asphaltierten Pfad geht es hinunter, ein Wirtschaftssträßchen entlang, unter der Bundesstraße B31 hindurch, dann rechts ab zwischen Apfelplantagen hindurch zum Montfortschlösschen und über breite Vorstadtstraßen auf den Bleicheweg. Ich überquere die Bregenzer Straße, die Eisenbahngleise bei der Schranke, gehe über die Brücke der Chelles Allee auf die Insel Lindau und bin in der Altstadt.