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Etappe 4: Budapest - Belgrad 559 km

Veröffentlicht am 13.07.2014

 

Streckenkarte Etappe 4: Budapest - Belgrad

 

Fotos Etappe 4: Budapest - Belgrad

 

 

37. Tag          24.05.2014                Budapest bis Taksony        27 km

 

Den gestrigen Abend habe ich mit einem Bummel durch die Altstadt von Pest verbracht. Natürlich war ich auch im Restaurant „Kispipa“, in derAkácfa utca N°38, in dem einst das traurigste Lied der Welt, die Selbstmörderballade vom einsamen Sonntag geschrieben und gespielt wurde, und der „Mann am Klavier“ spielt den ganzen Abend nur für mich.

Heute verlasse ich Budapest, gehe von der „Szent István Bazilika“, in der Altstadt über den Kirchplatz die Zrinyi u. entlang, biege auf der October 6. u. nach Süden ab und folge der Straße, die mehrfach ihren Namen ändert (Erzsébet tér, Bécsi u., Szervita tér, Petöfi Sándor u.) zum Ferenciek tere.

Von der U-Bahn Station „Ferenciek tere“ laufe ich die Károlyi Miháli u. Richtung Süden, biege bei der „Eötvös Loránd University“ auf die Királyi Pál utca ab, folge der kleinen Straße bis sie die breite Vámhást Kör utca kreuzt und ihren Namen in Lónyay utca ändert. Auf dieser Straße, die von hohen, alten Gebäuden gesäumt ist, bleibe ich, bis die Budapester Altstadt bei der Petöfi hid verlassen wird. Eine Fußgängerunterführung bringt mich zur breiten, verkehrsreiche Soroksári út. , die ich entlanggehe, bis die Rákószi hid unterquert wird. Vor dieser Brücke biege ich auf einen breiten Fußweg zwischen Theater und Museum ab, erreiche die Eisenbahnlinie, die ich auf einem Überweg überqueren kann und habe am Flussufer wieder den „Donauradweg Nr. 6“ erreicht.

Ich überquere einen großen, unkrautbewachsenen Platz und folge den Markierungszeichen des Radweges auf stillen Wegen und kleinen Sträßchen entlang der Ráckeve-Donau bis zur Autobahnbrücke, unterquere diese und erreiche gleich dahinter die Hauptstraße Fö út. die ich bei der Eisenbahnkreuzung überquere. Auf Bürgersteigen wandere ich die belebte Straße entlang, durchquere Dunaharasti. Eine Brücke überkreuzt einen stillen Flußlauf, der Bürgersteig endet, auf Trampelpfaden laufe ich ein paar Meter neben der Straße, über der auf einem Hügel eine kleine Wallfahrtskapelle steht, bis in Taksony wieder Bürgersteige beginnen.

Am Ortsende von Taksony verlasse ich die Hauptstraße, gehe auf Kieswegen zwischen Wochenendhäusern und kleinen Villen hindurch, bis links vor mir, inmitten von Weizenfeldern ein Motel auftaucht. Ich übernachte dort.

 

 

38. Tag          25.05.2014      Taksony   bis Ráckeve     21,5 km

 

Vom Hotel gehe ich Richtung Hauptstraße, biege auf eine Seitenstraße rechts ab, laufe zwischen Häusern hindurch und komme kurz vor der Brücke über die Ráckeve-Donau auf die Verkehrsstraße, wechsele auf einen Trampelpfad auf die linke Straßenseite und überquere auf einem separaten Fußweg den Fluß.

Drüben biegt gleich links der Donauradweg ab, um nach wenigen 100 m rechts Richtung Tököl in den Wald zu verzweigen.

Ich folge zunächst dem Radweg, bleibe dann aber auf der stillen Straße, die zwischen Sommer- und Wochenendhäusern hindurchführt und schließlich unter den Hoch-spannungsleitungen beim Wendebogen des Busses endet. Ein unbefestigter Weg verläuft in die Felder, biegt rechts ab, von Mohnblumen begleitet zwischen Mais- und Weizenschlägen hindurch auf einen Erdölraffinerie zu, die am Horizont raucht und stinkt.

Die belebte Hauptstraße wird erreicht, ich laufe neben dem Asphalt entlang, komme nach Szigetcsép, im Dorf kann ich schmale Bürgersteige, die immer dicht an den Gartenzäunen der Häuser verlaufen, benutzen, am Ortsende eine verlassenen Tankstelle, ich muss wieder auf den Randstreifen der Hauptstraße.

In Szigetszentmarton (Sant Martin) dann wieder Bürgersteige, gegenüber der Kirche biege ich in das Dorf ab, gehe auf schmalen Sträßchen zum Donaudamm. Hinter mir hat sich blauschwarz ein Gewitter gebildet, der Donner grummelt ununterbrochen, treibt mich zur Eile an.

Ich komme an den Donaudamm, ein Kiesweg verläuft daneben, passiert einige Häuser und endet bei eine wilden Müllablagestelle. Ich erklimme den Damm, auf der anderen Seite ein Feldweg, Bauern bringen auf den Wiesen die Heuernte ein, beeilen sich auch, die Grasballen vor dem erwarteten Regen zusammenzurollen.

Ich folge dem Weg, der bald den Damm kreuzt, wieder an Häusern vorbei nach Ráckeve verläuft, kurz vor dem Dorf ein großer Campingplatz, ich biege rechts ab, komme an die Hauptstraße, gegenüber dem Eisenbahndepot mein Hotel. Das Gewitter hat sich verzogen, ich bin trocken geblieben.

 

 

39. Tag        26.05.2014        Ráckeve bis Dunavecse                35.5 km

 

In Ráckeve gehe ich am Savoyenschloss vorbei zur Donaubrücke, überquere den Fluß und laufe zunächst durch Parkanlagen, dann auf einer stillen Asphaltstraße den  Markierungen des Donauradweges folgend an kleinen Häusern vorbei in die landwirtschaftlich genutzte Ebene hinein.

Hinter einer Kanalbrücke verlasse ich den Donauradweg, biege links auf eine Kiesstraße ab, durchschreite Felder, kleine Wälder, komme wieder an ein paar Häuser, ein kurzer rechts-links Schwenk, an Wochenendvillen vorbei erreiche ich vor Domsöd wieder den Radweg.

Ein Mann auf einem Fahrrad hält mich an, spricht Deutsch, fragt wohin. Ich berichte ihm von meinem Reiseziel Jerusalem, er erzählt mir, vor zwei Jahren hätte er einen älteren Franzosen getroffen, der, begleitet von einem Esel zum Gepäcktransport, die gleiche Strecke gewandert sei.

In Domsöd biege ich hinter der Kirche rechts ab, verlasse den Radweg, steige auf den Hochwasserschutzdamm und folge der geraden Straße bis Szentgyörgypuszta . Gleich hinter der kleinen Siedlung an der Schleuse, endet die Asphaltstraße, wird zu einem Grasweg auf dem Damm, dem ich Kilometer um Kilometer folge.

Die Nachmittagsgewitter haben sich wieder zusammengebraut, bei einer kleinen Rast beginnt es zu tröpfeln, die Tropfen werden zu einem kräftigen Schauer, ich nehme meine Regenpersenning, ziehe sie über und warte den Guss ab.

Rechts vor mir tauchen die Wohnblocks und Fabrikanlagen von Dunaújváros auf, ein unsichtbares Werk dröhnt, der Lärm bleibt zurück, vor Dunavecse erreiche ich wieder einen asphaltierten Radweg, gehe darauf in das Dorf hinein.

Fast am Ende des Dorfes liegt die großzügig „Radfahrer Motel“ genannte Unterkunft, eine kleine Pension mit zwei Zimmern, die belegt sind. Aber der Wirt bietet mir einen Schlafplatz in einem Wohnwagen an. Dankbar greife ich zu, kaufe in einem kleinen Laden gegenüber Brot, Wurst und Käse zum Abendbrot.

 

 

40. Tag        27.05.2014        Dunavesce bis Dunauföldvár        23 km

 

In Dunavesce kreuze ich vor der Pension die Hauptstraße, gehe einen Kiesweg entlang bis ich wieder auf dem Radweg, auf dem Donaudamm bin. Ich folge ihm unter der Auto-bahnbrücke hindurch, bis kurz vor Apostag. Hier gehe ich schräg den Hang des Dammes hinunter auf einen Feldweg, der direkt auf die Häuser des kleinen Ortes zu verläuft. Eigentlich wollte ich nun direkt nach Süden durch das Dorf gehen, vertue mich aber und schlage einen weiten Bogen um die Ortschaft herum, treffe auf die Hauptstraße, folge ihr Richtung Westen und mache den kleinen Schlenker zur 500 Jahre alten Synagoge.

Sie ist offen, also trete ich ein, setze mich ein paar Minuten.

Ich folge weiter der Hauptstraße bis zum Ende des Ortes, biege hier rechts in die Felder ab und laufe den Wirtschaftsweg zwischen Erbsen-, Weizen- und Maisfeldern entlang, ein Bauer säht mit seinem Traktor Mais auf dem riesigen Acker, grüßt freundlich, als er an mir vorbeifährt. Kurz vor Donauegyháza treffe auf den Donaudamm, eine Fahrspur führt hinauf, ich folge ihr, laufe den Damm entlang, bin schnell im Dorf.

Das Dorf wird wieder auf der Hauptstraße durchquert, auch dahinter bleibe ich auf der Hauptstraße bis zur Kreuzung mit der Staatstraße 52 von Solt nach Dunaföldvár, biege rechts ab, um gleich darauf, vor der Verkehrskontrollstation links in die Felder abzubiegen. Ich möchte nach Révbérpuszta, einen Reiterhof im Stil alter ungarischer Puzstadörfer und der im Internet-Auftritt interessant aussah. Der Hof ist dann doch enttäuschend, sehr touristisch (wie eigentlich auch erwartet), ich wandere darum herum, biege ab Richtung Donau und laufe auf einem blumengesäumten Feldweg zurück zur Staatsstraße. Eine kleine Treppe führt zur Straße und Brücke hinauf, ich überquere beide Arme der Donau, die Ráckeve-Donau und den Hauptstrom, auf Stahlgitterbrücken, gleich am Ortseingang von Dunaföldvár eine Pension.

 

 

41. Tag      28.05.2014    Dunaföldvár - Paks    31 km

 

Vom Hotel gehe ich die Straße hoch, biege bei der ersten Gelegeheit links ab und komme an einen großen Verkehrsverteilerkreisel, den ich umrunde. Die zweite Straße vom Kreisel ist die stille Straße nach Bölcske, ich folge ihr auf den kleinen Bürgersteigen vor den Hausgärten, bis diese aufhören, biege hier rechts ab, laufe erst auf einer schmalen Asphaltstraße, dann auf einem Sandweg in die hügelige Landschaft hinein. Der breite Sandweg knickt links ab, geradeaus verläuft eine erst schlammige, dann grasige Fahrspur geradeaus duch einen Akazienwald. Ich wandere sie entlang, komme an einen Kiefernwald, biege rechts, dann gleich wieder links ab, erreiche kleine Weingärten, ein Haus und steige auf Asphaltstraßen an zwei Friedhöfen vorbei recht steil nach Bölcske hinunter.

Im Dorf muss ich nocheinmal kurz rechts-links der Straße folgen, treffe auf die Templon út, auf die ich rechts abbiege. Vor der Kirche mit dem Zwiebelturm befindet sich ein kleines offenes Museum, in dem Funde mit Inschriften und Skulpturen aus dem „Burgus von Bölcske“, einem römischen Kastell, ausgestellt sind.

Ich wandere die schnurgerade Straße weiter, zunächst auf kleinen Bürgersteigen, dann am Straßenrand, kreuze nach einer Kurve die Eisenbahnlinie, nach einer weiteren Kurve gleich nocheinmal und laufe in die Ebene hinein auf Madocsa zu.

Bei der Pumpstation der Gaspipeline biege ich rechts ab, der Kiesweg verläuft offenbar über der Pipeline, in regelmäßigen Abständen stehen gelbe Markierungsschilder am Weg. Hinter einem Pappelhain komme ich an einen sumpfigen Graben, der Weg macht eine kleine Schleife, beschreibt dann einen weiten Bogen wieder in Richtung Madocsa.

Außer in Bölcske ist mir auf der ganzen Strecke kein Mensch begegnet, nur zwei Hasen tummelten sich auf dem Weg, im Pappelgehölz springt ein Reh über den Pfad, Fasane sind zu hören und zu sehen, ein Fuchs bemerkt mich erst, als ich laut „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ zu singen beginne, macht sich dann eilig fort und springt mit einem lustigen, hohen Satz in die hellgrüne Gerste. In der Ebene gehen Gewitterschauer nieder, ich bleibe aber trocken.

Eine Stromleitung kreuzt den Wirtschaftsweg, ich biege rechts auf einen Pfad ab, der an einem kleinen Wasserkanal entlang auf die Hauptstraße zuführt. Auf der Hauptstraße werde ich gleich fast von einem Kleinwagen angefahren, verlasse sie also so schnell wie möglich auf einem Feldweg, komme an ein Haus mit einem großen Gittertor, das aber offen ist. Ich wandere weiter an einem Seeufer entlang, wieder ein offenes Gittertor, ein Handymast, der Weg biegt zur Straße ab, ein weiteres offenes Tor. Wenn die Tore verschlossen sind, muss wohl an der Straße entlang gewandert werden.

Ich komme nach Dunakömlöd, kreuze die Fernstraße, die für Fußgänger, Radfahrer und Pferdefuhrwerk gesperrt ist, gehe hinter der Tankstelle in das Dorf, gleich wieder hinunter zur Fernstraße und erneut den Hügel hinauf in die Ortschaft. Beim Friedhof ein steiler Weg nach oben, ich folge der Straße an Häusern vorbei, vor denen Landmaschinenschrott und große Traktorreifen gelagert sind, steige hinauf zum Fernmeldegittermast und dahinter sehr steil hinunter nach Paks, muss lange durch die kleine Stadt wandern, bis endlich mein Hotel in Sicht kommt.

 

 

42. Tag     29.05.2014        Paks bis Dombori    35,5 km

 

In Paks gehe ich durch die Stadt zurück, biege durch einen Tunnel unter der Schnellstraße zum Fluss ab und wandere am Donauufer durch die alte Kastanienallee, muss wieder durch einen Tunnel zurück und laufe auf schmalem Bürgersteig an der Schnellstraße entlang, bis links die kleine Kirche am Hochufer auftaucht. Hier quere ich die Fahrbahn und die Eisenbahngleise, steige eine kleine Treppe hinunter zum Anleger der Donaufähre.

Am anderen Flussfer angekommen folge ich der Straße nach Gederlak, komme an einem halbverfallenen Ziehbrunnen, an einem Sportplatz vorbei, und laufe durch das Dorf, bleibe bis Dunaszentbenedek auf der Asphaltstraße. Am Ortsausgang dieses kleinen Dorfes gehe ich nach rechts, folge einem Sandweg zwischen einem Bauerngehöft und einem stinkenden Misthaufen hindurch in die Felder, durchschreite kleine Wälder komme nach Uzod.

Hier biege ich rechts ab, bin wieder auf dem Donaudamm, den es Kilometer um Kilometer entlanggeht. Eine große Fabrik taucht auf, rauscht und braust, bleibt zurück, die paar Häuser von Foktö, die Straße in Meszesdunaport.

Ich gehe hinunter zum Fähranleger, muss nicht lange warten und setze wieder über den breiten Strom.

In Gerjen geht es auf schnurgerader Betonstraße nach Süden, ein kurzer Schlenker nach links und wieder Donaudamm, unter zwei Hochspannungsleitungen hindurch komme ich nach Dombori.

Hier biege ich rechts auf eine Asphaltstraße ab und laufe weiter bis Dombori üdülötelep, einer Feriensiedlung, alles ist geschlossen, zum Glück hatte ich Unterkunft reserviert, der Hotelwirt wartet schon auf mich.

Leider hat auch kein Restaurant geöffnet, so nehme ich zum Abendessen mit ein paar Keksen vorlieb.

 

 

43. Tag    30.05.2014     Dombori bis Baja        39 km

 

Natürlich auch kein Frühstück. Ich möchte nicht die langweilige Asphaltstraße zum Donaudamm zurücklaufen, also wandere ich hungrig knapp zwei Kilometer Richtung Fadd, biege dann bei einem einzelnen Gehöft links auf einen Feldweg ab, der zwischen Getreidefeldern und Auwald ins Land hineinführt, wieder links in die Felder abknickt. Hier übersteige ich den begleitenden Damm, komme auf einen von Landmaschinen kaputtgefahrenen etwas sumpfigen Pfad.

Urplötzlich kommt von hinten ein Jeep gefahren, stoppt neben mir, fragt, ob ich Tourist sei. Ich bejahe, der Fahrer erklärt, er sei von Forstamt, wünscht ”Guten Weg” und braust weiter.

Ich bin wieder allein, vor mir flüchten einige Rehe aufgeschreckt in die Felder, Fasane fliegen auf, der Auwald ist von Vogelstimmen erfüllt.

Ich erreiche wieder den Donaudamm, dessen Fahrspur asphaltiert ist, schön für Radfahrer. Ich folge ihm bis zur Autobahnbrücke, kreuze auf dem breiten Fuß- und Radweg die Donau, auch auf der anderen Seite Asphaltstraße. Lange laufe ich den Weg entlang, erreiche die Nationalparkzentrale: ein Haus, Werkstätten, ein Feldflugplatz, aber keine Einkaufsmöglichkeit.

Der Hunger macht mir zu schaffen, müde schlurfe ich den Weg entlang, Kilometersteine zählen die Strecke herunter. Am Abend erreiche ich Baja, gehe unter der Gitterbrücke, die hier die Donau kreuzt hindurch, laufe eine lange Straße entlang, dann ein schmaler Bürgersteig durch Industrieruinen, die Hauptstraße biegt links ab, der etwas vernachlässigte Fußweg bringt mich in die Stadt, zum Szentháromság ter im Zentrum, ich finde ein Hotel.

Endlich eine Dusche und ein Abendessen, auf dem ganzen langen Weg gab es keine Einkehrmöglichkeit oder eine Möglichkeit etwas einzukaufen!

 

 

44. Tag    31.5.2014    Baja bis Mohács    36 km

 

Ich verlasse Baja auf dem Weg, der mit einem doppelt durchgestrichenen gelben Pfeil markiert ist, muss eine Treppe hinunter zum Kanal Sugovica, gleich wieder über Stufen hinauf, laufe über einen Hügel durch stille Vorstadtstraßen, bis ich die Markierung des „Donauradweges Nr. 6“ wiedergefunden habe.

Der Weg kreuzt bei einer Schleuse einen Kanal, auf der anderen Seite beginnt die Landstraße nach Szeremle. Sie ist etwas belebt, die Autos weichen mir aber brav aus, ich schlurfe sie entlang, bis ich das kleine Dorf erreicht habe.

Am Ortseingang von Szeremble biege ich rechts auf einen Kiesweg ab, erreiche den Dammweg, erst Schotter, dann asphaltiert an Dunafalva vorbei, hier mache ich beim Fähranleger Trinkpause. Der Weg führt lang zwischen Auwald und Äckern entlang, nur gelegentlich blitzt rechts der große Strom durch die Bäume. Die wenigen Häuser von Felsökanda werden passiert, vor mir ein Sendemast, die Straße zur Fähre nach Mohács, ich biege ab, sehe die Fähre, kurz bevor ich sie erreiche, legt sie ab.

Ich bin etwas verärgert, hätte sie nicht die paar Minuten auf mich warten können? Im Gasthaus beim Fähranleger trinke ich einen Kaffee, die nette Wirtin sagt mir, ich müsse ein Ticket am kleinen Schalter hinter der Terrasse kaufen, die Fähre gehe alle 20 Minuten, von 6:30 bis 21:00 Uhr. Also alles kein Problem, deswegen hatte der Schiffer auch nicht gewartet. Ich setze über die Donau, am anderen Ufer steht gleich ein Hotel.

 

 

45. Tag     01.06.2014    Mohács – Suza    45 km

 

In Mohács durchquere ich die Fußgängerzone, gehe über den Marktplatz, komme an einen Park, folge einer kleinen Straße, die mich diagonal durch den Ort zur Hauptverkehrsstraße am Friedhof bringt. Hier biege ich links ab, wandere an der Friedhofsmauer entlang und nehme die erste Möglichkeit rechts, eine Asphaltstraße, die von einem breiten Fuß- und Radweg gesäumt ist.

Diese Straße biegt nach 1 km wieder rechts ab, zurück in die Stadt hinein; geradeaus führt ein breiter Wirtschaftsweg in die Felder. Ich folge ihm, am Horizont eine einsame Kirche und die Silhuette eines spitzen Hügels. Bei einer leicht versetzten Wegkreuzung biege ich links ab, und laufe den wieder schnurgeraden Weg auf die Baumreihe der Straße vor mir zu, passiere ein großes Wasserbecken für die Beregnung der Äcker, und bin an der Asphaltstraße nach Sátorhely.

Hier steht die Gedenkstätte für die Schlacht bei Mohács, in der 1526 die Ungarn von den Türken vernichtend geschlagen wurden. Sultan Süleyman I. stand somit der Weg nach Ungarn offen, die Türken konnten erst 150 Jahre später, durch eine Schlacht an gleicher Stelle, von den Habsburgern vertrieben werden. Ich mache einen Rundgang durch die Gedenkstätte, wandere dann weiter nach Sátorhely, durchquere das hübsche Dorf, um an seinem Ende (der Weg im Dorfzentrum über das Betriebsgelände des Agrarbetriebes ist gesperrt), links auf einen Betonplattenweg wieder in die Felder abzubiegen. Eine links-rechts Biegung, dann folge ich dem Weg auf Udvar zu, der ungarisch-kroatischen Grenzstation.

An der Grenze wird auf beiden Seiten kurz mein Pass kontrolliert, ich folge der Haupt-straße, Autos, die fast ausschließlich Wiener Kennzeichen haben, kommen mir entgegen, bei der ersten Möglichkeit biege ich links ab, schlurfe die stille Asphaltstraße über Duboševica, Topolje bis Gajić entlang. Hinter Topolje steht an einer Wegbiegung unter mächtigen alten Bäumen die imposante Peter und Paul Kirche.

In Gajić biege ich im Dorfzentrum rechts auf einen schmalen geteerten Weg ab, bei der nächsten Möglichkeit, wieder rechts, komme ich über zwei Brücken nach Eilakovi, einen Ortsteil von Draž. Meine ursprügliche Planung war, hier kurz links zu gehen und über die Hügel nach Zmajevac zu laufen, von dort nach Suza. Auf der Karte sehe ich aber einen Weg von Cibogat über die Hügel direkt nach Suza, vielleicht 1 km weniger, also biege ich hier wieder rechts ab und wandere auf der schmalen Straße weiter. Bei Cibogat biege ich ab, steige die Hügel hinauf, an ein paar Häusern vorbei, komme auf Graswegen letzt-endlich wieder hinab zur schmalen Teerstraße. Den Weg auf der Karte gibt es nicht!

Leise fluchend laufe ich weiter bis Podolje. Im Zentrum des Dorfes verzweigt eine Asphaltstraße in die Hügel, führt steil aufwärts. Auf der Passhöhe eine Straßenkreuzung. Es wird langsam dunkel, im Schein meiner Taschenlampe biege ich links ab, es geht noch weiter aufwärts, zunächst Asphalt, dann Kies, dann ein breiter Sandweg, eine Verzweigung nach rechts, endlich verläuft der Wirtschaftsweg durch Weinberge hinab direkt auf Suza zu, Straßenlampen, im Dorf ein Gasthaus, in dem ich reserviert hatte, aber alles ist geschlossen, nur das Schild „Restaurant” leuchtet noch. Ich spreche ein junges Pärchen an, dass gerade in ein Auto einsteigen will, das Mädchen versteht deutsch, hilft mir sofort, klingelt den Wirt heraus. Ich bekomme ein Zimmer, kann schlafen.

 

 

46. Tag     3.6.2014    Suza - Osijek    35,5 km

 

In Suza nehme ich die schmale Teerstraße gegenüber des Gasthauses, die direkt in die Felder hineinführt, auf der Hauptstraße über Kneževi Vinogradi ist mir zuviel Verkehr. Gerade geht es durch Ackerland, bei drei Bäumen dann eine leichte Kurve und weiter schnurgerade auf Mirkovac zu.

Ich durchquere Mircovac, ein mächtiges, speicherartiges Gebäude steht im Dorf, wird aber offensichtlich nicht mehr genutzt. Rechtwinklige Kurven durch die Felder, ich stapfe in der heißen Sonne die Straße entlang, nur ganz selten fährt ein Auto oder ein Traktor vorbei. Vor mir tauchen die schweinchenrosa gestrichenen Bauten der riesigen Schweinemästerei in Sokolovac auf, überragt von den grünen Kuppeln der Biogasanlage. Vor der Mästerei wieder eine Kurve, das alte Dorf wirkt verlassen, die Häuser verfallen, nur vor zwei Hütten Wäsche auf der Leine, Blumen, ein Pferd grast.

Ich verlasse die Felder, erreiche den Rand des „Kopacki rid“- Nationalparks, gehe über einen Viehrost in den Park hinein. Alte, dicke Bäume stehen am Wegrand, bieten Schatten, Mücken fallen über mich her. Ein weiterer Viehrost, obwohl immer noch Nationalpark, wieder beackertes Land. Eine breite Straße zweigt vor Kozjak nach Lug ab, ich schlurfe sie entlang, erreiche Lug, gehe auf schmalen Bürgersteigen, die wie immer direkt an den Hausgärten und damit im Kläffbereich der Wachhunde verlaufen.

Am Ende des Dorfes wieder heiße, sonnige, etwas verkehrsreiche Landstraße, ich durchquere Vardarac, komme nach Bilje. Das Jagdschloss Prinz Eugens ist verkommen, an der Kirche dann die Hauptstraße nach Osijek. Erst ein Bürgersteig, an dessen Ende dann ein separater Radweg schützen mich vor den Autos.

Ich laufe den Radweg entlang, im Wald neben dem Weg warnen Schilder vor Minen, die hier noch vom Bürgerkrieg liegengeblieben sind, nicht geräumt wurden.

Über die Draubrücke komme ich nach Osijek, eine lange Straße, gesäumt von ungepflegten Mietshäusern, führt ins hübsche Zentrum der Stadt.

Abends suche ich ein Restaurant, finde nur Geldautomaten und Kaffee-Bars, so nehme ich in einer Piszzeria Platz und verzehre eine wagenradgroße Pizza.

 

 

47. Tag    4.6.2014    Osijek - Dalj    30,5 km

 

Ich verlasse Osijek auf der Prachtstraße, ein wenig Farbe, Renovierung und Geld könnten die Häuser schnell in den alten Glanz zurückbringen. Parks begleiten mich, ich folge den Schienen der Straßenbahn, eine Allee alter Platanen, Krankenhäuser, das Ende der Straßenbahn mit der Wendeschleife, ich verlasse Osijek. Der getrennte Fuß- und Radweg, der schmale Bürgersteig enden, ich wechsele die Straßenseite, gegenüber begleitet wieder ein alter, holpriger Fußweg die belebte Hauptstraße. Auch dieser Fußweg endet kurz vor Nementin, Eisenbahngleise führen in die Freihandelsszone, ich kreuze sie, ein Kruzifix steht an der Straße.

Ich biege links ab, durchwandere Negotin, kein Fußweg mehr, ich latsche am Straßenrand entlang, ohne Seitenstreifen dem doch recht dichten Verkehr ausgesetzt.

Vor Sarvaš mündet von rechts die Schnellstraße ein, der Verkehr wird noch dichter. In Sarvaš dann wieder ein schmaler Bürgersteig vor den Hausgärten. Erleichtert wandere ich weiter, die letzen fünf Kilometer waren äußerst unangenehm, passiere die Kirche. Auf einem Mast ein Storchennest, die Vögel klappern aufgeregt, ein zweites Storchenpaar will ihnen offenbar das Nest streitig machen, obwohl schon Junge darinnen sind, gibt aber auf und segelt davon.

Am Ortsende dann wieder Straßenrand, nach einem Kilometer das Dorf Bijeleo Brdo, wieder mit Bürgersteig, buntgestrichene Häuser, Kirschbäume, am Ortsende erneut Straßenrand. Ich wandere weiter, bei entgegenkommendem LKW-Verkehr im Gras neben der Straße abwartend. Ich fühle mich ungemütlich und gefährdet, besonders wenn Autos von hinten überhohlend knapp an mir vorbeipreschen.

Bevor die Straße einen Hügel hinaufführt steht am Straßenrand ein roter Transporter, der Besitzer kommt aus seinem Garten zum Auto, ich frage, ob er nach Dalj fährt, er bejaht, sagt, er könne mich mitnehmen. Erleichtert steige ich ein, schummle, brause mit ihm die verbleibenden sechs Kilometer bis Dalj.

In Dalj suche ich Unterkunft, frage Passanten, die aber weder deutsch noch englisch verstehen, mich an die Polizeistation gegenüber verweisen. Meine Erfahrungen mit der Polizei auf dem Balkan sind, nun sagen wir es so, gemischt. Trotzdem gehe ich in die Wache, frage nach einem Hotel, der dicke Offizier versteht kein Wort, also probiere ich es mit meinen paar Brocken Bulgarisch, ernte Verständnis. Ein anderer Polizist wird abkommandiert, begleitet mich, ans Donauufer, den Uferweg entlang, bis zu einem neuen Hotel.

So gelange ich mit Polizeibegleitung, als ob ich abgeführt werde, in meine Unterkunft. Natürlich braucht der arme Wachtmann noch alle meine Daten, Passnummer, Adresse, damit er ein Protokoll über diesen wichtigen Vorgang der Hilfeleistung für einen Touristen schreiben kann. Was solls! Ich bin glücklich mit meinem Hotelzimmer, speise fürstlich zu Abend, schlafe selig in einem Bett.

 

 

48. Tag    5.6.2014    Dalj  - Vukovar  18,5 km

  

Ich gehe wieder am Donauufer entlang, biege ab zur Kirche, an der Polizeistation vorbei, laufe auf dem schmalen Bürgersteig an den Vorgärten der Häuser entlang bis ich am Ortsende von Dalj auf die breite, leere, fast autofreie Landstraße muss. So hätte ich mir das Gestern gewünscht!

Ich schlurfe die Straße entlang, links die Galeriewälder der Donau, rechts weites Land , bestanden mit Weizen oder Mais, am Horizont ein großer Geteidesilo.

Am Wegrand ein verlassener Bauernhof, ein Wäldchen, eine Gedenkstätte für Opfer des Bürgerkrieges In Borovo beginnt dann wieder der schmale Bürgersteig vor den Hausgärten, der sich über Kilometer hinzieht, durch Borovo, Borovo selo, Borovska Cesta bis die Straße die Eisenbahnlinie kreuzt. Hier zweigt ein schmales Sträßchen ab, führt durch Buschland zwischen der Donau und der Eisenbahnlinie, ist vor ein paar Fabriken durch dicke Betonpyramiden für den Autoverkehr blockiert, passiert die Fabriken, eine davon noch Kriegsruine, und erreicht eine Straßenkreuzung mit einer Bushaltestelle.

Ich bleibe wieder auf dem Sträßchen vor der Eisenbahnlinie, das an einer kugelzernarbten Mauer zwischen Industriegelände und Bahngleisen verläuft, am Ende des Weges ein Parkplatz, ich steige über die Eisenbahnschinen, laufe den Radweg zwischen Fabrik-zäunen hindurch, folge ihm bis zur Hauptstraße, die auf einem Zebrastreifen überquert wird.

Wieder schmaler Bürgersteig, die Hafenanlagen werden passiert, eine Brücke über Bahngleise, ich habe Vukovar erreicht, laufe durch eine prachtvolle Allee in die Stadt hinein.

Vukovar wird renoviert, die Kriegsschäden sind fast beseitigt, überall schöne Fassaden, aber kaum mit Leben erfüllt, leere Geschafte, nur Straßenkaffees und Bankautomaten.

Im ersten Hotel  am am Weg kehre ich ein.

 

 

49. Tag    6.6.2014    Vukovar – Šarengrad    29 km

 

Durch die Fußgängerzone verlasse ich Vukovar, der zerschossenen Wasserturms, den ich passiere, steht als Mahnmal gegen den Krieg auf einem Hügel, gehe auf den bekannten schmalen Vorgartenzaun-Bürgersteigen bis zum Friedhof.

Hier muss ich auf die Landstraße, schlurfe sie in der heißen Sonne entlang, begleitet von Weingärten, rechts gleißt der Wasserturm von Jabukovac, es herrscht ziemlich viel Verkehr.

Ich komme nach Sotin, die Straße nach Tovarnik zweigt ab, der Autoverkehr wird spürbar weniger. An Verkehrszeichen sehe ich  Aufkleber des „Sultanstrails“, blaue geschwänzelte Pfeile, einen Wanderweg markierend, der der blutigen Spur des türkischen Sultans Süleyman I. folgt, die er bei seinen Eroberungszügen auf dem Balkan hinterlassen hat (siehe auch Tag 45).

Weiter geht es neben der Landstraße, die über kurze Kuppen führt, die weder für mich noch für die Autofahrer einsehbar sind. Oft taucht gleich hinter einer Kuppe ein Fahrzeug auf und ich muss in den begleitenden Grasstreifen ausweichen. Der Weg führt steil hinunter nach Opatovac, in einer Kaffeebar kehre ich ein, ein Espresso und ein Mineralwasser, ich hätte gern auch ein Eis, aber die Wirtin versteht mich nicht.

Steil geht es aus dem Dorf den Berg wieder hinauf, dann schnurgerade die Landstraße entlang, bis sie sich wieder nach Mohovo hinabsenkt, in steile Lehmwände eingeschnitten hinunter ins Dorf.

Hinter der renovierungsbedürftigen Kirche geht es erneut steil hinauf, pfeilgerade durch die Hochebene neben der Donau, der Fluss ist aber, außer in den Dörfern, nicht zu sehen. Vor Šarengrad eine Senke durch ein grünes, buschbestandenes Tal, wieder etwas aufwärts, dann hinunter nach Šarengrad, in engen Kurven am Kloster vorbei.

Ein Schild lockt „Kapetanova Kuča“, mit Essen und Übernachtung, ich biege ab, kehre ein, habe so morgen nur einen kurzen Weg bis Bačka Palanka in Serbien.

 

 

50. Tag    7.6.2014    Šarengrad – Bačka Palanka    16 km

 

Von Šarengrad geht es wieder hinauf, erst über einen kleinen Buckel in der Stadt, dann auf die Hochebene des rechten Donauufers, landwirtschaftlich genutzt, Getreide und Wein werden angebaut.

Vor Ilok dann hinunter in ein waldbestandenes Tal, die Straße senkt sich zwischen steilen Lehmwänden hinab. In der Talsohle ein Bächlein, eine Bushaltestelle und schon geht es wieder hinauf.

Eine würdige Kastanienallee leitet nach Ilok hinein, ein buntes, etwas verwahrlostes Schulgebäude am Straßenrand, Geschäfte, Kaffeebars, das rosa gestrichene Polizeikommisariat.

Am Stadtende dann der Abstig, an Ziegelsteinstadtmauern vorbei hinunter, durch Vorstadt, Weinkellereien, Bauernhöfe zur Donaubrücke. Rückblickend sieht man das Kloster mit seiner Kirche hoch über dem Fluss Wache halten. An der kroatischen Grenzstation zeige ich meinen Pass, die hübsche Polizistin wirft einen kurzen Blick hinein, winkt mich durch.

Baustelle, neue Abfertigungsgebäude werden konstruiert, dann die lange Donaubrücke, verrostetes Geländer, Löcher in den Betonplatten des Fußweges, unter mir strömt leise der majestätische Fluss dahin.

Ich erreiche die serbische Grenze, eine kurze Frage wohin: nach Belgrad, noch 150 km, ein Stempel wird in den Pass gedrückt.

Ich komme nach Backa Palanka hinein, biege bei der Kirche links ab, durch die Fußgängerzone, Banken, Geldautomaten, ich kann mich mit Dinaren eindecken.

Am Ende, hinter Stadtpark, Stadtverwaltung dann nach links eine Straße voller Bars und kleiner Gaststätten, das Hotel Fontana, ich bleibe hier.

 

 

51. Tag    8.6.2014    Bačka Palanka – Begeč    25,5 km

 

Ich verlasse Bačka Palanka wieder durch die Fußgängerzone, auf Bürgersteigen an der Kirche vorbei zum Friedhof. Hier endet der Fußweg, ich wechsele die Straßenseite, habe noch ein paar Meter Bürgersteig, dann ist auch hier damit Schluss.

Trampelpfade vor Industriegebäuden, der Tankstelle, ich kreuze eine  abzweigende Straße, komme an einem Autofriedhof vorbei, laufe über den Parkplatz einer Fabrik, gegenüber ein Feldweg, ich wechsele wieder die Straßenseite, nutze auch diese Möglichkeit von der belebten Straße wegzukommen.

Dann muss ich endgültig am Straßenrand entlanglaufen, ich kreuze einen Entwässerungskanal, laufe an einem Wäldchen vorbei, sogar heute, am Sonntag, herrscht dichter Verkehr, auf Fußgänger wird keine Rücksicht genommen! Hier weiterzugehen ist lebensgefährlich.

Hinter dem Wäldchen zweigt links ein Wirtschaftsweg ab, ich biege dankbar von der Schnellstraße ab, laufe den Weg am Wäldchen entlang, bis linkerhand eine Brücke den Kanal kreuzt. Hier wende ich mich nach rechts, folge den Traktorspuren auf einem Grasweg durch Getreide- und Sojabohnenfelder, komme an einer eingezäunten Obstplantage vorbei, ein Kiesweg wird gekreuzt, mitten in der Ebene stehen zwei einsame Akazien.

Der Weg macht eine kurze rechts-links Biegung, führt zwischen den Tongruben einer Ziegelei hindurch und landet bei der Stromleitung auf einer buckeligen Fahrspur, die wieder zurück zur Schnellstraße führt.

Die Straße wird gekreuzt und ich wandere wieder auf dem Donaudamm, Kilometer um Kilometer am still fließenden Strom entlang, der hinter den Auwäldern häufig zu sehen ist.

Bei einem Pumpwerk eine scharfe Rechtskurve des Dammes, dann beginnt eine Asphaltstraße, biegt vom Damm ab, führt auf geradem Weg nach  Begeč hinein. Ich durchquere das Dorf, mache den Schlenker zur Kirche hinüber, komme an die Hauptstraße Richtung Novi Sad, die Unterkunft soll in der Teslastraße Nr. 2 sein, das ist noch fast 4 km Richtung Futok. Vor mir hält ein Bus nach Novi Sad, ich zögere nicht, steige ein, in Novi Sad dann direkt am Bahnhof und Busbahnhof ein Hotel.

 

 

52. Tag    9.6.2014    Begeč – Novi Sad    23 km

 

Heute Morgen nehme ich den Bus zurück nach Begeč, laufe wieder durch das Dorf zurück zum Dammweg (geschummelt wird nicht, die Strecke will zu Fuß gelaufen sein, es sei denn, es geht gar nicht anders).

Die Donau fließt etwas vom Damm entfernt, neben dem Weg ausgedehnte Sümpfe, mit Schilf bestanden, in denen Rohrsänger unentwegt ihr „terre-terre tiet-tiet“ krakeelen, ein Pirol dudelt vor sich hin, Eichelhäher rätschen. Wieder laufe ich lange Kilometer auf dem Damm, erst holprige Fahrspur, dann, ab Futoq, die Doppeltürme der Kirche sind schon in Sicht, Asphaltstraße. Hier in Futok fließt die Donau wieder direkt neben dem Damm, eine schöne Promenade wurde eingerichtet, mit romantischen blauen Bogenlampen und alle 100 Meter eine Sitzbank.

Hinter der orthodoxen Kirche ist dann Schluss mit der Promenade, wie mit dem Lineal gezogen verläuft die Straße auf ein paar ferne Pappeln zu, neben dem Weg dröhnen Kieswerke, die Sand aus der Donau baggern und ihn lautstark durch Rüttelsiebe in verschieden Körnungen sortieren, anschließend mit Planierraupen auf Lastwagen verladen.

Bei den Pappeln eine leichte Linkskurve, der Weg entfernt sich von der Donau, passiert Tennisplätze, Häuser, langsam kommt Autoverkehr auf.

Diagonal verlässt er schließlich den Damm, wird zur Straße begleitet von niedrigen Vorstadthäusern, ein Bürgersteig beginnt, ich habe die Stadtgrenze von Novi Sad erreicht. Die Straße erreicht einen großen leeren Platz, ich komme an breite Boulevards, Wohnblocks und Wohnhochhäuser beginnen, laufe kurz links-rechts, bin auf dem Bulevar cara Lazara folge ihm bis kurz vor den Bulevar Oslobodenja, kürze ein kleines Stück durch die Vojvodanska ab.

Der Bulevar Oslobodenja, eine breite Prachtstraße, gesäumt von Wohnblocks im sozialistischen Stil, Banken, Geschäftshäusern und Straßencafés, führt am Stadtzentrum vorbei nordwärts direkt zum Bahn- und Busbahnhof, ich bin wieder bei meinem Hotel.

 

 

10.6.2014     Novi Sad 

 

Ich gehe wieder den Bulevar Oslobodenja in die Stadt hinein, biege beim Bulevar Kralja Petra links ab, gleich wieder rechts in die  Branje Jovandinj, die jetzt mehrfach ihren Namen wechselt und der ich in die Altstadt hinein folge. Ich erreiche die katholische "Namen Mariä" Kirche, passiere den Svoboda Platz und biege durch einen kleinen Park zur Pedro-Varadin-Brücke  ab.

Hier passiert es, eine ungeschickte Drehung, stechender Schmerz fährt mir in den Rücken: Hexenschuss!

Das war's, ich nehme ein Taxi zum Busbahnhof, gleich geht ein Fernbus nach München ab, ich löse eine Fahrkarte, fahre zur medizinischen Behandlung nach Hause.

Wenn der Rücken auskuriert ist, geht es weiter.  

 

 

53. Tag    27.7.2014     Novi Sad - Bečka     34,5 km

 

Die Rückenschmerzen sind auskuriert, ich kann meine Pilgerfahrt fortsetzen. Mit dem Nachtbus fahre ich von München nach Novi Sad, gehe vom Busbahnhof auf der bekannten Strecke zur Pedro-Varadin-Brücke.

Auf der Brücke überschreite ich die Donau, biege hinter dem Fluss in kleine Gassen ab und steige auf einer langen Treppe durch mehrer Tunnel zur Festung hinauf, umrunde den Komplex mit dem Museum und laufe eine lange Straße durch die Festungsmauern hindurch hinab zur Hauptstraße.

 Der Weg führt durch eine schöne Allee an der Straße entlang, ein Bürgersteig beginnt, ich passiere die Kirche „Sv. Petke“, die weiß in einem kleinen Park steht, laufe an Vorstadthäusern vorbei, wechsele hinter einem Bach die Straßenseite.

Ich passiere den Friedhof mit der Kapelle „Sv. Roka“, komme an eine Tankstelle, hier hört der Bürgerteig auf, ein Trampelpfad verläuft weiter, bis zur Kirche „Maria im Schnee (Marija Sneschna)“, die leider geschlossen ist. Gegenüber der Kirche beginnt eine kleine Asphaltstraße, leitet vom Verkehr weg in einem Hohlweg den Hügel hinauf zu einem weißen Kruzifix. Hinter dem Kreuz biege ich links ab, folge der asphaltierten Straße auf geradem Weg. Die Straße wird zu einer betonierten Doppelspur, dann zu einem Kiesweg, führt in weitem Bogen in ein romantisches Tal hinab, am Zaun eines militärischem Sperrgebiets vorbei wieder zurück zur Hauptstraße.

Eine zweifelhafte Fußgängerbrücke überquert einen Bach, dahinter quere ich die Haupt-straße und das Schotterbett der Eisenbahnlinie, bin auf den Donaudamm und folge ihm bis Sremski Karlovski.

Hinter der Klosteranlage geht es links auf Nebenstraßen lang durch das Dorf wieder zurück zur Hauptstraße, die bei einem Brunnen gequert wird, ein Asphaltweg beginnt, verläuft vor und neben der  Eisenbahnlinie, passiert eine Ziegelei und endet bei einer Kläranlage. Hier geht es auf einem roten Schotterweg neben der Eisenbahn weiter, nach dem Regen der letzten Nacht schlammig im Nationalpark „Fruška Gora“ bergauf durch dichten Urwald bis Čortanovi. Hinter zwei Häusern zweigt im spitzen Winkel ein breiter Schotterweg ab, passiert einige Häuser, wird zu einer schlammigen Fahrspur durch Getreidefelder und Weingärten.

Bei einer Baumreihe zweigt rechts eine Fahrspur ab, verläuft bergab direkt auf Beška zu, am Ortseingang beginnt eine Asphaltstraße, führt am Bahnhof vorbei. Hier gehe ich links auf die Hauptstraße, nach einem Kilometer erreiche ich das Dorfzentrum mit der Kirche. Das Hotel „Centar“ ist geschlossen, steht zum Verkauf, also noch einen Kilometer weiter bis zum „Parkhotel“, ich bekomme ein Zimmer, draußen entlädt sich das Abendgewitter, dessen Donner mich schon längere Zeit zur Eile angetrieben hatte.

 

 
54. Tag    28.7.2014     Bečka - Novi Banovci    30,0 km

 

Vom Hotel laufe ich die Dorfstraße nach Osten, Frauen beseitigen mit Plattschaufeln den Schlamm, den das Gewitter gestern abend auf die Straße gespült hat. Hinter den letzten Häusern wird die Straße zum Schotterweg, führt ein paar Meter einen Hügel hinauf und verläuft zwischen Maisfeldern als Grasspur in Richtung Autobahn, die hier auf einer Brücke ein kleines Tal kreuzt.

Die Spur unterkreuzt die Autobahn, steigt wieder auf die Hügel hinauf, um schnurgerade zwischen Mais-, Stoppel- und Sonnenblumenfeldern am großen, graugestrichenen viereckigen Block einer Fabrik vorbei nach Novi Karlovci zu leiten. Der Weg ist vom Gewitterregen gestern abend komplett durchgeweicht, der Schlamm bleibt unter den Schuhsohlen kleben, macht die Stiefel schwer. Immer wieder muss ich Pfützen ausweichen, meine Hosen sind bis zum Schritt mit Erde verschmiert.

In Novi Karlovci dann Asphaltstraße, ich folge der Hauptstraße, an der Kirche, die frisch gestrichen wird, vorbei, kreuze die verkehrsreiche Verbindungsstraße R109, erreiche das Dorfende. Hier beginnt der 12 km lange Weg entlang der Pappelalle, auch vom Regen durchweicht und daher schwer zu laufen. Ich wandere ihn Kilometer um Kilometer entlang, über den Feldern rechts neben mir hat sich der Himmel schwarz verfärbt, ein Gewitter fangt wieder an zu grummeln, pausenlos donnert es, ich sehe Blitze zucken, bin aber noch im Sonnenschein.

Am Ende der Allee hat mich das Gewitter dann erreicht, es beginnt zu gießen, ich warte den Schauer unter meiner Regenpersenning ab, laufe weiter, der Weg hat sich in eine Schlammwüste verwandelt. Langsam folge ich ihm, weiche in verbranntes Ödland aus, um die schlimmsten Pfützen zu vermeiden, kreuze eine verkehrsreiche, erreiche eine zweite Asphaltstraße, biege ab nach Stari Banovci.

Auf asphaltierten oder geschotterten Wegen gehe ich das schmucklose Dorf hindurch, komme an die Hauptstraße R267, laufe auf deren Bürgersteig entlang. Am Ortsausgang ein Hotel, ich nehme mir ein Zimmer.

 

 

55. Tag    29.07.2024    Novi Banovci - Belgrad    26 km

 

Vom Hotel gehe ich ein paar Meter die Hauptstraße entlang, biege dann ab zum DHL-Paketzentrum und erreiche eine Landstraße, die südlich aus dem Dorf hinausführt. Ich folge ihr, zunächst auf Asphalt, dann ein sandiger Weg, auf dem Pfützen des Gewitterregens von gestern Abend stehen. Der Schmutz bleibt aber heute nicht unter den Stiefelsohlen kleben. Ich durchquere Ackerland, mit Mais bestanden, neben dem Weg kleine Bauernhöfe, Datschen, zum Teil verfallen.

Vor mir tauchen Antennen und Stacheldrahtzäune auf, Militärgelände, fotografieren streng verboten, gut das ich das vorher schon auf den Satellitenaufnahmen von GoogleMaps genau sehen konnte, der Weg knickt rechts ab, umrundet das Sperrgebiet und erreicht bei einer orthodoxen Kirche mit rotem Kuppelturm ein kleines Dorf.

In einem Getränkekiosk kaufe ich eine Flasche Mineralwasser und trinke sie leer. Neben der Straße verläuft ein Bürgersteig, die serbische Bevölkerung benutzt seltsamerweise den Fußweg nicht, sondern läuft auf der Straße, ich jedoch folge ihm treudeutsch bis zur Hauptstraße M22.1. Auf der Hauptstraße herrscht unheimlich dichter Verkehr, kein Seitenstreifen, hier kann ich nicht laufen, ich überquere die Straße bei der Ampel an der Bushaltestelle, gehe in ein Industriegebiet und dort auf einer Nebenstraße parallel zum Hauptweg, erreiche die M22.1 wieder, kann mich jetzt auf Trampelpfaden und Schotterwegen neben der Straße ziemlich gefahrlos durchmogeln, bis hinter einer Tankstelle ein Fußweg beginnt. Ich folge ihm, der Weg zweigt in eine Hochhaussiedlung ab, erreicht bei Gorni Grad wieder die Hauptstraße, die ich quere und in einen stillen Seitenweg zu Donau hin abbiege.

Der Weg, hier wieder als ”Donauradweg Nr. 6” ausgeschildert, verläuft bis Zemun, dort geht es auf einer holprigen Kopfsteinpflasterstraße steil hinunter zur Donau und dann am Donaukai entlang. Gaststätten, Imbisstände und Grillhäuser säumen den Weg, Radfahrer, Fußgänger und Inlineskater sind unterwegs, führen Kinder und Hunde aus. Ich komme in einen Park, quere durch das Gras zur Hauptstraße Bulevar Nikole Tesle hinüber, bleibe auf dem Fußweg neben der Straße, erreiche die Branko Most, überquere die Sava.

Am anderen Ufer fahre ich mit dem Radfahrerfahrstuhl zum Sava-Ufer hinunter, kreuze das Eisenbahngleis und gehe auf Hauptstraßen zum Bahnhof, gegenüber liegt mein Hotel.

Abends gehe ich von Hotel steile Treppen hoch, lande in der Fußgängerzone beim Nationalmuseum und dem Staatstheater, die ich entlanglaufe, durch schöne, von klassizistischen Häusern begleitet Straßen zur Festung.

Ein Rundgang durch die alten Wehranlagen, unter mir der Zusammenfluss von Save und Donau, zurück durch eisenbeschlagenen Tore und das Armeemuseum, das den ganzen Unsinn von Kriegsmaschinerie zeigt, zur Fußgängerzone und den langen Weg durch die Innenstadt zur Savakirche. In einem kleinen Park steht das größte orthodoxe Gotteshaus auf europäischem Boden, außen weißleuchtend mit grüner Kuppel, innen roher grauer Beton, es ist noch viel Arbeit nötig, die Kirche fertigzustellen.

Den Abend verbringe ich in einem Straßencafé, genieße den Flair, das rege Leben der serbischen Hauptstadt.