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Etappe 5: Belgrad - Sofia 656 km

Veröffentlicht am 30.08.2014

 

Streckenkarte Etappe 5:  Belgrad bis Sofia

 

Fotos Etappe 5: Belgrad - Sofia

 

Tag 56    31.7.2014     Belgrad – Pančevo    20,5 km

 

Vom Hotel gehe ich zur Ulica Nemanjina, steige sie bis zu einem noch vom Balkankrieg zerschossenen Hochhaus hinauf, biege dort links in dieUlica Kneze Milosa ab und erreiche beim Parlamentsgebäude den Bulevar Kralja Aleksandra und einen kleinen Park, in dem die Sv. Marko Kirche steht.

Hier finde ich wieder Wegweiser des „Donauradweges Nr. 6“, folge ihnen durch den Park, biege an dessen Ende links ab und gehe immer geradeaus weiter, verlasse das Stadtzentrum, komme auf ruhige Straßen durch Wohngebiete bis ich den belebten Bulevar Despota Stefanaerreiche.

Ich folge ihm nach rechts, gehe unter der Auffahrt zur Pančevo-Donaubrücke hindurch und biege links in die Auffahrt zur Brücke ab. Neben der Autofahrbahn befindet sich ein schmaler Bürgersteig bzw. Trampelpfad, der mich vom lebhaften Autoverkehr schützt.

Ich überschreite die Donau, gehe am Ende der Brücke, den Radweg-Wegweisern folgend, hinunter auf eine kleine Straße, die parallel zum Donaudamm an einfachen Wohnhäusern entlangführt. Die Straße endet, ich mache einen kurzen Schlenker zum Damm hin, erreiche wieder einen befestigten Weg.

Es hat zu regnen begonnen, ich ziehe meine Persenning über, die Straße endet, ich muss endgültig auf den Donaudamm hinaufsteigen.

Lange Kilometer folge ich dem schlammigen, vom Regen aufgeweichten Weg, ein paar Radfahrer, Franzosen, überholen mich, rechts liegen ausgedehnte mit grünem Entenflott bedeckte Sümpfe, abgestorbenen Bäume ragen daraus hervor, am gegenüberliegenden Ufer Hügel, darauf die Häuser des Belgrader Stadtteiles „Visnjicka“, links dröhnt der Verkehr der Fernstraße Nr. 10.

Der Dammweg endet, eine Unterführung leitet unter der Fernstraße hindurch, die Radweg-Wegweiser zeigen wieder auf den Damm hinauf. Ich habe genug vom lehmigen Weg, gehe weiter, komme an die alte Straße nach Pancevo, auf der kein Verkehr fließt, nur der Bus begegnet mir oder überholt mich. Ich latsche die Straße entlang, komme an die Brücke über den Timis-Fluss, die repariert wird, für Autos gesperrt ist, daher keine Autos auf der Straße.

Ich überschreite den Fluss, gegenüber die Sky-Line von Pančevo, erreiche die Stadt. Das Tamis-Hotel am Ortseingang ist geschlossen, so laufe ich weiter, mache in einer Kaffee-Bar Pause. Die freundliche Kellnerin gibt mir den Zugangscode für ihr Internet, so suche ich ein Hotel, merke mir die Adresse und erreiche ein einfaches, sauberes und superbilliges Hostal.

 

 

Tag 57       1.8.2014     Pančevo – Kovin     34 km

 

Vom Hostal in Pančevo geh ich die nächste Straße nach links, quere verschiedene Hauptstraßen bis ich am Park mit der Schule bin. Hier wende ich mich wieder nach links bis ich die Hauptstraße, die den Ort verlässt erreiche, gehe durch eine würdige Platanen-allee weit weg vom Verkehr bis ich die Umgehungsstraße und die Eisenbahnlinie kreuze. Ein Zug kommt, Graffitty verschmiert, kriecht quietschend über die Gleise und hält am Bahnsteig, wenige Fahrgäste steigen ein.

Die Schranke öffnet sich, ich wechsle die Straßenseite, laufe auf einem Fuß- und Radweg an kleinen Vorstadthäusern vorbei bis zum Friedhof. Der Weg verengt sich, bleibt als asphaltierte Spur getrennt von der lebhaft befahrenen Straße, verläuft zwischen Allebäumen und Sonnenblumenfeldern 7,5 km bis zum Ortsausgang von Pančevo.

Leider endet hier der Weg, ich gehe noch zwei Teile einer aufgelassenen Straße, muss dann auf den Fahrbahnrand der Fernstraße, die schnurgerade durch die Ebene verläuft.

Auf Satellitenfotos hatte ich einen Weg durch die Felder ausgemacht, der in etwa parallel zur Straße verläuft, ich gehe ihn entlang, durch den Regen der letzten Tage ist er total durchgeweicht, der Boden bleibt an den Stiefeln kleben, der Paralleweg entpuppt sich als Wassergraben – hier kann ich nicht laufen. Also zurück zur Straße und am Straßenrand entlanggeschlurft. Die Autos nehmen meistens Rücksicht auf mich, nur wenn von hinten überholende Fahrzeuge dicht an mir vorbeipreschen, fühle ich mich unsicher.

Ich erreiche Bavanište, habe hier wieder schmale Fußwege, durchlaufe den Ort, wollte wieder die Hauptstraße verlassen und auf Wirtschaftswegen durch die Felder laufen. Durch den Regen sind die Wege nicht passierber, an einer Bushaltestelle wartet eine Frau, ich frage, ob der Bus bald fährt, sie sagt, in wenigen Minuten. Ich habe keine Lust mehr, entlang der vielbefahrenen Fernstraße zu laufen, schummle, steige in den Bus und fahre nach Kovin.

 Kovin ist ein schmuckloser Ort, vermutlich im Solzialismus kaputtsaniert, breite Straßen von Alleebäumen gesäumt, einzelne Hochhäuser, zwei Kirchen, kleine Läden, ein Hotel, ich nehme ein Zimmer.

 

 

Tag 58     2.8.2014        Kovin – Dubovač        26 km

 

Ich verlasse Kovin in Richtung Süden, komme an die Verzweigung, die zum Donaudamm, oder auf Landstraßen über die Dörfer in der Ebene führt. Hier zeigt ein Wegweiser einen Hügel hinauf zur „Stari Grad“, der „Alten Stadt“, einem kulturhistorischen Monument. Ich gehe hinauf, sehe eine kleine Hochebene, verschiedenen Kanäle darin, das Hotel „Grad“.

Enttäuscht gehe ich wieder den Hügel hinunter, lasse den Donaudamm aus, der langweilig in weitem Bogen nach Dubovač führt, nehme den Weg über die Dörfer, komme auf eine stille, schattige, romantische Landstraße, die an kleinen Vorstadtvillen, Bauernhäusern und Wochenend-Datschen vorbeileitet. Ganz selten passiert mich ein Auto, ein Schäfer treibt seine Herde ins Gras neben dem Weg.

Die Straße verzweigt sich, der Wegweiser zeigt in beiden Richtungen nach Male Bavanište, sehr hilfreich! Ich entscheide mich für die Strecke nach links, eine Kiesstraße verläuft durch die Ebene. Ich erreiche das Dorf, bei einem kleinen Laden stehen Bänke und Tische vor der Tür, heute am Samstag genehmigen sich die Dorfbewohner ein Mittagsbier. Ich kaufe einen große Flasche Mineralwasser, setze mich, natürlich kommen die Fragen: woher, wohin, und alles zu Fuß? Ich berichte, jemand spricht deutsch, übersetzt.

In der Hitze laufe ich weiter durch das Land, ein Gewitter braut sich zusammen, entfernte Blitze zucken, Donner grollt. Wenige Autos überholen mich, halten, fragen, ob sie mich mitnehmen könnten. Ich lehne dankend ab, muss doch, wenn es geht, alles zu Fuß laufen!

Ich erreiche Beli Breg, meine Trinkwasservorräte sind erschöpft, in einem Garten Tische, Leute sitzen zusammen, trinken und essen, ich bin mir nicht sicher, ob das eine private Veranstaltung oder ein Restaurant ist, gehe hinein, frage, ob sie mir Wasser verkaufen könnten.

Ein Mann mit unverkennbarem Wiener Dialekt sagt nein, verkaufen würden sie nichts, aber ich könne soviel trinken wie ich möchte. Natürlich die üblichen Fragen! Dann bekomme ich die Auskunft, das der Weg zwischen Beli Breg und Dubovač überschwemmt sei, ca. 20 cm tief, nicht zu passieren.

Was soll ich machen, ich vertraue auf meinen Einfallsreichtum, werde schon eine Lösung finden. Ich laufe weiter, komme an die überschwemmten Stellen, kann, mit meinem Wanderstock die Tiefen ausmessend hindurchwaten, ohne daß mir Wasser in die Stiefel läuft, also alles nicht so schlimm wie angekündigt.

Die Gewitter haben sich zusammengezogen, es beginnt zu tröpfeln, ich ziehe meinen Regenschutz über, schlagartig hört der Regen auf.

Vor mir taucht Dubovač auf, ich biege auf der Dorfstraße rechts in Richtung Donau ab, erreiche den Donaudamm, ein Restaurant, ich frage nach einem Zimmer, bekomme eins, klein, einfach, aber sauber.

 

 

Tag 59         3.8.2014     Dubovac – Bela Črkva      25,5 km

 

Ich gehe von meiner Unterkunft wieder zurück ins Dorf, durchquere es und komme auf die Haupstraße nach Bela Črkva, die in sanften Schwüngen aus dem Dorf hinausführt, dann in dichten Wald eintaucht und schnurgerade lange Kilometer weit hindurchführt. Es herrscht recht wenig Autoverkehr, vielleicht weil heute Sonntag ist.

Am Ende des Waldes stehen ein paar Häuser am Straßenrand, dann eine leichte Kurve, ich habe den Donau-Timi-Donau-Kanal erreicht, überquere ihn auf einer Brücke.

Hinter dem Kanal wechselt die Landschaft, wird zu einer hügeligen Steppe mit einzelnen Bauerhöfen darin, am südlichen Horizont etwas höhere Berge.

Ich erreiche Vračev Gaj, ein Straßendorf, vor der Kirche ein Menschenauflauf, eine Hochzeit, der Bauer kann die beiden Schimmel vor der Hochzeitskutsche, die sich aufbäumen und im Kutschengeschirr aufsteigen kaum beherrschen, ihm fehlt wohl Übung.

Weiter auf gerader Straße, an Badeseen vorbei, die von Menschen belagert sind, Riesentrubel, laute Musik, Tretboote auf dem Wasser, Gekreische und Kindergeschrei.

Ich komme in Bela Črkva an, die Stadt wird hübsch restauriert, die alten Gebäude erhalten frischen Farbanstrich. Ich erinnere mich, dass ein Hotel im Stadtzentrum sein sollte, frage in einem Café nach. Die Besitzerin sagt mir, alle Hotels seien draußen am Badesee, ihr Mann kommt heraus, spricht österreichisches Deutsch, bietet mir an, mich mit seinem Wagen zurückzufahren. Dankbar nehme ich an, bekomme in einem netten Hotel ein Zimmer, muss so morgen nur die eine Strecke doppelt laufen.

 

 

Tag 60        4.8.2014     Bela Črkva – Macesti        38 km

 

 Wieder am Badesee vorbei, der heute am Montagmorgen still und verlassen daliegt, gehe ich in die Stadt, mache eine kurze Kaffeepause. Ein Schild zeigt zum Busbahnhof, ich bin deprimiert, überlege, ob ich nicht die Reise abbreche, den Bus nach Belgrad nehme und heimfahre.

Nein! Ich raffe mich auf, durchquere die Sradt, komme auf eine lange gerade Straße, die weit einen Hügel hinaufführt, hier in den höheren Lagen blühen noch die Sonnenblumen, oben steht ein Handymast. Es geht hinunter nach Kaluderovo, das verstekt im Tal liegt, nur der Kirchturm ragt zwischen den Bäumen hervor.

Direkt am Ortsende die serbische Grenze, der Zöllner guckt gelangweilt in meinen Pass, weiß nicht, was er mit dem Wanderer anfangen soll, fragt nach Papieren, die in Hotels ausgestellt werden, als Übernachtungsausweis und die ich alle weggeworfen habe. So zeige ich ihm mein Pilgerbüchlein mit den Hotelstempeln, er dreht es um, sieht die geplante Strecke von München nach Jerusalem, ist schwer beeindruckt, wünscht mir „gute Reise”.

Auf der rumänischen Seite fragt die Zöllnerin dann, ob ich Zigaretten oder Alkohol dabei hätte, spricht nur rumänisch, ich kann sie kaum verstehen.

Hinter der Grenze biege ich rechts ab, wandere auf die Berge zu, steige hinauf, immer auf der Außenseite der Kurven bleibend, um Autoverkehr rechtzeitig zu sehen und um rechtzeitig gesehen zu werden. Eine lange Serpentine kürze ich ab, steige an einer flacheren Stelle des Steilhangs neben der Straße in den Wald hinauf, gehe durch lichtes Unterholz und habe nach 50 m die Straße wieder erreicht, so vielleicht einen Kilometer Weg gespart.

Auf der Passhöhe gibt es einen Rastplatz mit gelbgestrichenen Bänken und Tischchen, ich nutze sie zu kurzer Rast, dann geht es abwärts, die Serpentinen müssen ausgelaufen werden, Abkürzungen sind im steilen Gelände nicht möglich. Ich komme in eine enge, dicht bewaldete Schlucht, ein Bach rauscht, das Gelände öffnet sich. Am Straßenrand steht ein Hotel, hier wollte ich übernachten, esist aber geschlossen, macht einen nverwahrlosten Eindruck.

So wandere ich weiter, durch Radimna, das abseits der jetzt breiten Straße liegt, durchquere Poljejana und komme nach Macesti. Auch hier ist die Pension im Ort geschlossen, also noch zwei mühsame Kilometer weiter, dann links den Berg hoch zur „Cabana Dunarea”, dort finde ich ein Zimmer.

 

 

Tag 61        5.8.2014     Macesti – Sichevita      27,5 km

 

Ich laufe den Hügel, auf dem  die Pension liegt, wieder hinunter, tappe die Landstraße nach Moldova Veche entlang, gehe geradeaus durch die schmucklose Stadt, biege vor dem Zentrum der Altstadt, die Kirche erscheint hinter offenen Stromleitungen wie eingesperrt, links ab, bin wieder auf der Landstraße und pilgere sie entlang, das alte Minengelände an der Donau umgehend.

Morgennebel hängt in den Bergen, blühende Wiesen davor, ein paar Rinder grasen weitab der Straße. Langsam nähere ich mich Coronini, gehe durch die Dorfstraße, gesäumt von buntgestrichenen Häusern, alte Leute sitzen auf Bänken am Straßenrand.

Hinter Coronini nähert sich die Straße wieder der Donau, die sich,  nachdem sie aufgestaut wurde und einen großen See gebildet hat, zwischen engen Felswänden hindurchwindet. Am serbischen Ufer sehe ich die alte Burg „Golubac“, dahinter steile, zerklüftete Felswände, die Straße folgt dem Flussufer, es gibt kaum Autoverkehr.

Angler sitzen am Ufer, versuchen die armen Fische aus dem Wasser zu ziehen, Parkplätze sind vermüllt, anscheinend denkt keiner an den nächsten Gast, der hier in dieser fantastischen Landschaft Erhohlung sucht. Vom gegenüberliegenden, serbischen Ufer dröhnt der Lärm des Schwerverkehrs, hier auf der rumänischen Seite fährt kaum ein Auto. Ein Steinbruch zerreisst in Serbien das Bild der grünen Hügel, ich wandere weiter, er bleibt hinter mir zurück.

Das Flussbett weitet sich wieder, die hohen Felswände öffnen sich. Kurz vor der Straßengabel nach Sichevita eine Pension am Straßenrand, sieht nett aus, ich habe keine Lust mehr weiterzugehen, checke ein und nehme ein Zimmer.

 

 

Tag 62      6.8.2014      Sichevita – Svinita    28 km

 

In der Nacht gab es ein heftiges Gewitter, wohl eine Stunde lang blitzte und donnerte es ohne Unterbrechung, dann setzte der Regen ein, klopfte die ganze Nacht an das Dachfenster meines im obersten Stockwerk liegenden Zimmers. Im Halbschlaf bereite ich mich auf einen nassen Pilgertag vor, aber pünktlich zum Morgen hört der Regen auf.

So laufe ich, ohne den Regenschutz anlegen zu müssen, in das nebelverhangene Tal hinein, tappe die Landstraße entlang, komme durch Liubkova, zur Donau hin eine bezaubernde Dorfidylle mit der weiß-gelben Kirche und bunt gestrichenen Häusern.,

Schnell bleibt das Dorf zurück, neben mir hält ein Polizeiwagen der Grenzpolizei, ich werde gefragt, wohin ich wolle, nach Svinita, noch 20 km, befriedigt fahren sie weiter.

Ich erreiche Berzasca, ein kleines Dorf abseits der Straße, nur am Ortsausgang drei Wohnblocks aus sozialistischer Zeit, einer gepflegt und renoviert, die anderen heruntergekommen, aber bewohnt. Auf einem Kinderspielplatz steht eine Bank, ich mache meine 10 km-Rast.

Es geht weiter, immer an der Donau entlang bis Cozla, hier stehen die Ruinen einer alten Erz- oder Kohleverladestation am Donauufer, auf der serbischen Seite steile Felswände, Brücken, Tunnel, dröhnender Verkehr.

Die Felswände ziehen sich zusammen, ruhig strömt der Fluss zwischen ihnen hindurch, selten ein Frachtschiff oder ein Flusskreuzfahrer auf dem Strom. Immer wieder habe ich spektakuläre Ausblicke, im Wasser stehen die viereckigen Reste des Turms der Dranko Festung, wie ein alter Schiffsanleger.

Der Regen der letzten Nacht hat große Felsbrocken auf die Straße gespült, gefährlich für Autofahrer, die Stellen sind nur notdürftig mit windigen Verkehrszeichen abgesperrt.

Ich ziehe weiter, die Ufer werden wieder flacher, die Straße hebt und senkt sich immer um wenige Meter, ich komme an ein paar Häusern vorbei, sehe ein Schild mit einem Bett darauf. Ein alter Mann auf einem Fahrrad kommt vorbei, ich frage ihn wo die Übernachtungsmöglichkeit sei, werde zu einem etwas gammeligen Haus am Straßenrand geschickt, bekomme ein einfaches Zimmer, Dusche und Klo auf dem Gang, zu essen haben sie auch. Passt schon!

 

 

Tag 63      7.8.2014      Svinita – Plavisevita     24 km

 

Von meiner Pension aus geht es erst einmal eine lange Steigung hinauf, dann senkt sich die Straße wieder zur Donau hinab, erreicht Svinita, das einen kleinen Hafen hat. Am Ortseingang biegt ein Weg ab, der hoch nach Eibenthal führt, einem tschechischen Dorf in Rumänien mit deutschem Namen, ich überlege, ob ich mir die 400 Höhenmeter antun soll, entscheide an der Donau zu bleiben. In Svinita kein Hinweisschild für eine Pension oder ein Hotel, gut dass ich die Unterkunft am Wegrand genommen habe. Neben mir hält ein Wagen, ein junges Pärchen darin, sagt sie hätten mich schon in Moldova Veche gesehen und gehört, ich sei auf dem Weg nach Istanbul (Jerusalem erzähle ich normalerweise nicht, ich will ja nicht prahlen). Es scheint, ich werde auf dem Weg eine kleine Berühmtheit!

Am Ortsausgang eine Kontrollstelle der Grenzpolizei, ich quatsche ein bischen mit den Beamten, erzähle von meiner Reise, einer wird plötzlich förmlich, will meinen Pass sehen, nimmt ihn und kontrolliert irgendetwas mit seinem Funkgerät. Er gibt ihn mir zurück, wünscht gute Reise. Merke, sprich niemals Polizisten an!

In langem Bogen schwingt sich die Straße am Donauufer entlang, am südlichsten Punkt der Kurve die Reste der Burg „Tricule“, zwei Türme ragen aus dem Wasser, von dem dritten soll bei ganz niedrigem Wasserstand das Fundament zu sehen sein.

Der Weg wendet sich wieder anch Norden, ich latsche die leere, einsame Straße entlang, auf dem stillen Strom kommt gelegentlich ein Flusskreuzfahrschiff oder ein Schubverband vorbei, bei der Einmündung des Weges, der von Eibenthal wieder herunterkommt, und der total vom Regen weggespült ist (gut, dass ich den Abstecher nicht gemacht habe), mache ich auf einem Stein meine 20 km Trinkpause. Ein Auto der Grenzpolizei fährt vorbei, hält, zwei Beamte steigen aus kommen zu mir.

Ich bereite mich schon innerlich darauf vor, wieder meinen Pass zu zücken und überflüssige Fragen zu beantworten. Sie grüßen mich jedoch freundlich, sagen, ihre Kollegen hätten ihnen von mir und meinem Weg über den Balkan nach Istanbul erzählt und ob alles in Ordnung sei. Ich antworte, alles sei OK, ich raste kurz, hätte nur noch eine kleine Strecke bis Plavisevita vor mir, dort gäbe es die Pension „Delfinul“, ich würde dort gerne übernachten. Es scheint, ich bin auf dem Weg auch bei der Polizei eine kleine Berühmtheit geworden!

Wir plaudern noch, wie schön die Strecke hier in Rumänien sei und die Leute (Polizisten eingeschlossen) so nett. Sie verabschieden sich, kontrollieren noch ein paar Autos mit tschechischem Kennzeichen, ich wandere weiter, erreiche die Pension, die einsam am Donauufer steht, viel mehr Luxus bietet, als das Haus, in dem ich letzte Nacht verbracht habe.

 

 

Tag 64     8.8.2014    Plavisevita – Orsova       33 km

 

Weiter geht es an der Donau entlang, rechts der Strom, links die Steilwand, aus der immer wieder Felsen und Schutt herausgebrochen und auf den Weg gestürzt sind. Die paar Häuser der Ortschaft Plavisevita liegen am Wegrand, ich nähere mich der engsten Stelle des Donaudurchbruchs, die aber auf der rumänischen Seite nur über einen schwierigen und langen Wanderweg zugänglich ist. Die Straße steigt langsam an, entfernt sich vom Fluss, ein kleiner Pass, neben mir eine tiefe Schlucht mit einem Höhleneingang, es geht hinunter in das Tal des Ponicova-Flusses, dann wieder steil hinauf nach Ponicova. Ich durchwandere das Dorf, folge den Serpentinen der Straße abwärts nach Dubova.

Hier verlasse ich die Hauptstraße, laufe in einer weiten Kurve durch die stille Ortschaft, erreiche die Hauptstraße wieder, die in einem langen Bogen um eine Bucht herumführt.

 

Am Ende der Bucht komme ich in eine beeindruckende Schlucht, senkrechte Felswände türmen sich über mir und auf der serbischen Seite des Flusses auf, dazwischen strömt die Donau, am Ende der Schlucht steht das Kloster Mrkovia, ich gehe kurz in die Kirche, ungeachtet der vielen Touristen, die hier von Orsova mit dem Auto kommend den Donaudurchbruch bewundern und mit kleinen Fahrgastbooten Ausflüge in das „Eiserne Tor“ unternehmen, natürlich auch die Kirche besichtigen.

Ein kleine Kurve, in die Felswand über einem Seitenarm der Donau ist die Statue des Decebalus Rex eingemeißelt, beeindruckend, aber künstlerisch zweifelhaft; immerhin trägt der König einen Schnurrbart, wie ich.

Wieder eine Kurve um eine letzte Felswand herum, mit Andenkenständen bepflastert, das Land wird flacher, langgestreckt zieht sich Eselnita am Fluss hin, Restaurants und Pensionen in unablässiger Folge.

Über den Bergen haben sich Wärmegewitter entwickelt, der Donner kommt immer näher, wird bedrohlich laut, schwarze Wolken verdunkeln den Himmel, ich gehe in eines der Restaurants, esse zu Mittag, das Gewitter entlädt sich, Regen strömt herab, sowie es wieder trocken ist, wandere ich weiter.

Beim alten Dorf von Eselnita verlässt die Straße den Fluß, ich durchschreite die Ortschaft, am Ortsende beginnt dann noch ein steiler, schweißtreibender Anstieg, es herrrscht durch die Ausflügler auch recht lebhafter Verkehr.

Dann der Abstieg, steil hinunter durch Jupalnik komme ich in Orsova an, es geht noch einmal weiter abwärts, bis ich gegenüber der modernen Kirche ein Hotel finde, die Zivilisation hat mich wieder.

 

 

Tag 65     9.8.2014     Orsova – Kladovo     30 km

 

Vom Hotel laufe ich hinunter zur Donau-Uferpromenade, folge ihr stromab, bis ich bei einem kleinen Park die Fernstraße Nr. 6 erreiche. Ich steige hinauf zur Straße, gehe auf den Fußweg einer Brücke, wechsle dann beim alten Bhnhof die Straßenseite, weil dort ein Bürgersteig zum neuen Bahnhof führt. Ein Zug läuft rumpelnd und quietschend ein, endet hier, die Lokomotive wird abgekoppelt.

Ich wechsle wieder auf die rechten Fahrbahnseite auf einen relativ breiten Seitenstreifen und latsche die Straße entlang. Es herrscht unheimlich viel Verkehr, ständig donnern LKW dicht an mir vorbei, PKW passieren mich ohne Unterbrechung, es geht wellig  immer leicht bergauf-bergab, bei jeder Brücke, und es gibt glücklicherweise viele Brücken, bin ich über den getrennten Bürgersteig froh. Hinter der Abzweigung nach Ilovita ein kurzer Tunnel, auch hier wieder ein getrennter Fußweg, so dass ich gefahrlos passieren kann.

Ein Parkplatz, ich raste kurz, der Seitenstreifen auf der rechten Fahrbahnseite wird sehr schmal, dafür aber gegenüberliegend an der Bergseite jetzt ein breiterer Weg. Ich wechsle hinüber, kann weiterhin die verkehrsreiche Straße entlang laufen. Am Horizont taucht der Staudamm des Donaukraftwerkes „Djerdap I“ auf, ich nähere mich langsam, noch ein Tunnel, wieder geafhrlos zu passieren, dann bin ich am Staudamm, gehe durch die Passkontrolle. Der Grenzpolist sagt mir, dass ich als Fußgänger nicht über den Damm laufen dürfe, ich müsse mir einen Transport suchen, hilft mir, indem er jeden Fahrer eines halbwegs leeren Autos anspricht.

Nach kurzer Zeit ist eine Mitfahrgelegenheit gefunden, ein älteres Paar mit ihrem Sohn nimmt mich mit. Heimlich stecke ich der Dame, die neben mir sitzt, zum Dank meine restlichen rumänischen Lei zu, die sie auch gleich vor ihren Männern versteckt.

Wir erreichen den serbischen Kontrollposten, werden ohne Probleme durchgelassen. Hinter der Grenze steige ich aus, bedanke mich für die Hilfe.

Ein Weg führt kurz hinunter zu einem Verkehrskreisel mit drei Zedern in der Mitte, gleich wieder hinauf. Ich wandere die Fernstraße entlang, auf der hier, zum Glück, kaum Verkehr herrscht, erreiche Novi Sip und Davidovac. Ein Wegweiser des Donauradweges zeigt hinunter in das Dorf, ich folge ihm, gehe die Dorfstraße hinunter, ohne Autos an der Donau entlang bis Kladušnica, erreiche hier wieder die Fernstraße, die mit mäßigem Verkehr durch Industriegebiet nach Kladovo führt.

In Kladovo suche ich ein Hotel, das erste, ist mir zu teuer, das zweite voll, im dritten, direkt an der Donau, bekomme ich ein Zimmer.

 

 

Tag 66     10.8.2014     Kladovo – Brsa Palanka     24,5 km

  

Vom Hotel gehe ich in die Fußgängerzone, folge ihr stadtauswärts, sie verwandelt ich in eine kleine Vorstadtstraße zwischen niedrigen Häusern, bei der nächsten Gelegenheit wende ich mich nach rechts, biege ab auf die Fernstraße Richtung Negotin. Die beiden Seen von Kladovo bleiben zurück, die Haupstraße, vom Busbahnhof kommend, mündet ein, zwischen kleinen Villen geht es stetig bergauf.

Die Straße beschreibt einen weiten Bogen, ich stapfe sie durch eine Hügellandschaft aufwärts, es herrscht sehr wenig Verkehr, ich fühle mich nicht von den Autos belästigt, komme auf ein Hochplateau, in eine kleine Ortschaft, ein villenartiges Gebäude am Straßenrand, „Mladost“ (Jugend) steht dran, drei Häuser etwas abseits, ein Wasserturm glänzt in der Sonne.

Flach geht es weiter, Sonnenblumen blühen bis zum Horizont,, der Weg senkt sich  wieder, geht steil hinunter zur Donau, zur Abzweigung der Straße nach Milutinovac.

Ich bleibe auf der Hauptstraße, vor mir die roten Dächer der Häuser von Velesnica, es geht wieder etwas aufwärts, links unter mir wird Kies aus der Donau gebaggert, auf LKW verladen.

Hinter Velesnica wieder den Hügel hinunter, die Straße schlängelt sich durch Wiesen- und Buschland, der Weg nach Ljubičevac zweigt ab, ein Rastpavillon mit einem Trinkwasserbrunnen steht an der Straße, ich bleibe ein wenig, fülle meine Wasserflaschen auf.

Grobovica wird durchwandert, im Ort gibt es  mehrere kleine Restaurants, ich eile weiter, es geht wieder leicht bergab, zur Donau hinunter. Hinter einerr Brücke liegt links ein Campingplatz, einige verfallene Hütten darauf, sonst grüne Wiese: eigentlich wollte ich hier übernachten, aber das geht wohl nicht. Hinter dem Zeltplatz steht jedoch ein großes Restaurant, es sieht aus, als hätten sie Bungolows zu vermieten, ich gehe hinein, frage den Wirt nach einer Übernachtungsmöglichkeit,  er zeigt mir ein großes Zimmer mit Bad, die Nacht ist gerettet.

 

 

Tag 67       11.8.2014     Brsa Palanka – Negotin     37 km

 

Wieder geht es die breite, eintönige Fernstraße entlang, an der kleinen Kirche und dem Friehof von Brsa Palanka vorbei, der Rest des Ortes liegt abseits der Straße am Rand der Hügel, die neben der Donau aufragen. Der Weg zieht sich schnurgerade zwischen Donau und Wald dahin, läuft auf eine vor mir liegende Hügelkette zu. Rechts zweigt das Sträßchen nach Kupuzište ab, kurz dahinter eine Brücke.

Vor der Brücke biege ich links ab, gehe einen Schotterweg hinunter zur Donau, komme auf eine kleine Asphaltstraße, bleibe rechts und wandere sie am Donauufer entlang, sie wird zu einem Schotterweg, dann wieder ein kurzes Stück Asphalt, der geradeaus in Wasser führt, aber rechts den Hügel hinauf durch einen Kiesweg ersetzt wird.

Ich wandere den Weg weiter, immer neue romantische Flecken an der Donau ziehen vorbei, am Weg stehen Ferienhäuser und kleine Villen, oft von kläffenden Hunden bewacht. Ein Frachter zieht vorbei, ein Fahrgastschiff, ich komme nach Mihailovac, gehe durch das Dorf, über eine Brücke nach Novo Selo, werde  durch Fahrradweg-Wegweiser weit um den Ort herumgeführt und bin wieder auf dem schmalem Weg, einer Doppelfahrspur am Donauufer, die teilweise durch Büsche fast zugewachsen ist. Es wird schlammiger, große Pfützen müssen umgangen werden, kleine grün-braune Frösche hüpfen vor mir davon, verstecken sich im Pfützenschlamm.

Die Doppelfahrspur wird zu einer weißen Kiesstraße führt bergauf, in der Donau der Staudamm von Djerdap II, ich komme nach Kuzjak, einer Siedlung aus locker nebeneinander stehenden Häusern.

Aus dem Kiesweg wird eine Asphaltstraße, die steil einen Hügel hinaufführt, sich auf der anderen Seite wieder senkt und 10 lange Kilometer gerade durch das Platau am Donausüdufer auf die Orte Samarinovac und Negotin zuführt.

 

 

Tag 68   12.8.2014    Negotin – Bregovo    16 km

 

Ich verlasse Negotin durch die Fußgängerzone, biege an deren Ende links ab und komme auf die Ausfallstraße, die zur Fernstraße 24 Richtung Bulgarien führt. Ursprünglich wollte ich den Weg über Mokranje durch die Hügel laufen, aber jeder in Negotin hat mir abgeraten, ich weiß nicht, aus welchem Grunde.

So laufe ich am Rande der Fernstraße entlang, auf der nur wenige Autos fahren, steige in einer langgestreckten Rechtskurve auf ein kleines Plateau hinauf und wandere durch eine Ebene, unterbrochen von kleinen Hügeln und Bäumen, bedeckt mit Sonnenblumen- und abgeernteten Kornfeldern.

Bei einem Friedhof knickt die Straße nach Süden ab, nahert sich dem großen Dorf  Kobišnica, der Friedhof liegt bis zum Dorfbeginn auf einem schmalen Streifen neben dem Weg. Das Dorf sieht wohlhabend aus, viele Häuser in neuserbischem Barochstil wurden gebaut, ich setze meine letzten serbischen Dinare in Trinkwasser und Schokoladenriegel um, die ich in der Nähe der kalten Flaschen im Rucksack verstaue, damit sie mir nicht total zerschmelzen.

Hinter dem Dorf geht es steil bergab, in eine von Hügeln umgebene Tiefebene hinunter, die in der Mittagshitze flirrt. Ich kreuze eine Eisenbahnlinie, rückblickend liegt Kobišnica auf seinem Hügel, ich schlurfe die Straße entlang und schwitze meine Kleidung nass. Es fährt praktisch kein Auto mehr, ich bin allein. Eine Überführung kreuzt Eisenbahnlinie und einen Bach, am Ende der Straße sehe ich die Abfertigungsgebäude der serbischen Grenze.

Eine Grenzpolizistin sieht sich meinen Pass an, ohne ihr Telefongespräch auf dem Handy zu unterbrechen, wünscht gute Reise, ich gehe über eine Brücke, bin in Bulgarien. Auch hier problemlose Passkontrolle, gleich hinter der Grenze beginnt das Dorf Bregovo.

Im Internet hatte ich eine Unterkunft gesucht, ich frage herum, man sagt mir, es gäbe hier keine Schlafmöglichkeit. Ein Autofahrer bietet mir einen Sammeltransport nach Vidin an, für 5 Leva (2,50 EUR), ich sage zu, fahre nach Vidin, übernachte dort.

Morgen früh geht es dann zurück nach Bregovo und zu Fuß wieder nach Vidin.

 

  

69. Tag     13.8.2014     Bregovo – Vidin          39 km

 

Wieder in Bregovo, ich decke mich mit Trinkwasser ein und laufe die Dorfstraße Richtung Vidin entlang, ein Weg verlässt sie, führt links an ein paar Bauernhäusern vorbei gerade in die Felder. Ich folge ihm, er wird zu einer Doppelfahrspur, eine Pferdewagen steht im Weg, das Zugpferd grast gemütlich vom Mittelstreifen, der Bauer sitzt in seinem Wägelchen und raucht. Ich gehe vorbei, grüße, wandere auf den breiten, vor mir liegenden Hügelrücken zu. Links und rechts Sonnenblumenfelder bis zum Horizont, zur Blüte muss es hier fantastisch schön sein. Vor dem Hügel ein Wäldchen, der Weg biegt rechts ab, bei der nächsten Verzweigung bleibe ich links, laufe auf Kies den Berg hinauf.

Auf der Hügelkuppe alte, halbvertrocknete Weingärten, der Weg wird immer weniger, verliert sich fast im Gras, ich stolpere durch den hohen Bewuchs zwischen den Weinkulturen hindurch, biege bei einer Ruine rechts ab und folge der kaum auszumachenden Fahrspur und treffe endlich wieder auf einen Kiesweg, dem ich links folge. Es geht an einem Gehölz und Weingärten vorbei, zwischen den Rebstöcken ist die Erde umgebrochen, sie sollen rekultiviert werden. Der Traktor hat meinen Weg jetzt gut gekennzeichnet, ich kann ihm bequem folgen, komme in offenes Land und, natürlich, Sonnenblumenfelder. Eine Weggabel, ich bleibe rechts, vor mir zieht ein LW durch scheinbar leere Land, ich treffe auf die Kiesstraße zwischen Gamsovo und Novo Selo, biege rechts nach Gamsovo ab.

Ich streife das Dorf nur kurz, gehe dann auf der Doppelfahrspur zwischen zwei Hügelrücken hindurch steil hinauf, dann ebenso steil hinunter nach Vinovo, finde dort den Weg nach Major Uzunovo, wieder nur eine Doppelfahrspur.

Von Major Uzunovo dann ein Teersträchen gerade ins Land, hinter einem Kanal zu einer unebenen Kiesstraße werdend, die zwischen leeren Stoppelfeldern an einer Hoch-spannungsleitung entlang auf Vidin zuführt, dessen Wohnblocks und Hochhäuser schon deutlich zu sehen sind. In der Ferne die neue Brücke über die Donau zwischen Calafat in Rumänien und Vidin.

Ich treffe auf ein Teersträßchen, gehe es bis Inovo, durchquere das Dorf bis ich an der Fernstraße Nr. 12 bin, folge dieser noch lange 5 km nach Vidin hinein, zurück zu meinem Hotel.

Vidin wurde während der kommunistischen Zeit, wie viele der kleineren und mittleren bulgariuschen Städte, kaputtmodernisiert, es stehen nur wenige Reste der alten, schönen Bausubstanz.

 

 

70. Tag    14.8.2014    Vidin – Archar    30,5 km

 

Vom Hotel gehe ich die Straße am Donauufer entlang, treffe auf die Hauptstraße Nr. 1, die sehr breit und nur wenig mit Verkehr belastet ist. Bei einer Tankstelle decke ich mich mit Trinkwasser ein, ein Radweg, etwas verwittert und manchmal mit Autos zugestellt, beginnt, ich pilgere ihn entlang,  auf eine Fabrik mit furchtbar qualmendem Schornstein zu. Vor der Fabrik wird eine riesige, doppeltürmige Kirche gebaut, die fast fertig ist, „Kathedrale Chram Christos Spacitel“ steht daran, im Oktober soll sie fertig sein.

Die Umgehungsstraße, von der Donaubrücke bei Calafat kommend, mündet ein, ich kann aber weiter auf einer alten, aufgelassenen Straße, dann auf parallelen Nebenwegen laufen, bis ich auf die jetzt verkehrsreiche Fernstraße muss.

Bei einer Tankstelle mit einem LKW-Parkplatz steht einen kleine, hübsche, orthodoxe Kapelle, ein paar hundert Meter dahinter biege ich in das Dorf Dunavci ab, laufe die lange  Dorfstraße hinauf, dann abwärts, über eine Flussbrücke und die Eisenbahnlinie, im zweiten Teil des Dorfes wieder über einen Hügel, ich mache in einem Café Pause.

Weiter geht es, am Dorfende nach links, wieder über einen Fluss, die Eisenbahn, vor mir die Fernstraße Nr. 1. Laufend sehe ich LKW von der Fernstraße auf die kleine Straße entlang der Donau abbiegen, die ich entlangwandern will, im Fahrradführer als „Hauptroute, asphaltiert, wenig Verkehr“ beschrieben. Ich kreuze die Fernstraße, laufe weiter, der Weg wurde ausgebaut, ist zur LKW-Rennbahn mutiert. Pausenlos donnern die schweren Laster an mir vorbei.

Ich komme nach Simeonovo, es ist heute unheimlich heiß, wohl 35° C, so nutze ich auch hier eine kleines Café zur Trinkpause, wandere weiter, immer leicht hügelauf-hügelab, achte auf den Verkehr, weiche, wenn es eng wird, in den Grasstreifen neben der Straße aus.

In Botevo nähert sich die Straße noch einmal der Donau, die hier breit und still wie ein See ist, im zweiten Teil des Dorfes, der abseits des Weges liegt, sind zwei Restaurants direkt am Flußufer gelegen. Ich kehre ein, trinke eine Flasche Mineralwasser, um den Flüssigkeitsverlust durch das starke Schwitzen auszugleiichen.

Über einen kleinen Hügel komme ich nach Archar, eine imposante orthodoxe Kirche im Dorfzentrum, ich kreuze auf einer Brücke einen Fluss, in dem Kinder baden, von einer kleinen Staustufe ins dahinterliegende tiefe Wasser springen, dann geht es steil bergauf, Pferdefuhrwerke begegnen mir, total durchgeschwitzt erreiche ich auf der Hügelkuppe einen Fernfahrerparkplatz mit Tankstelle, Restaurant und Motel.

 

 

71. Tag     15.8.2014     Archar - Brusartsi     27,5 km

 

Vom Motel geht es wieder den Hügel hinunter nach Dobri Dol. Links zeigt sich noch einmal die Donau, ich verabschiede mich von dem Fluss, der bis hierher mein treuer Begleiter war, und den ich jetzt, ins bulgarische Landesinnere abbiegend, verlasse.

Am Ortseingang von Dobri Dol steht ein kleines Hotel, „Motel Werner“, ich kehre ein, trinke ein Wasser und einen Kaffee. Der Besitzer ist Deutscher, seine Eltern haben das Haus 1988 gekauft und sind dann nach der Wende geblieben. Ich verabrede, sollte ich in Brusartsi, keine Unterkunft bekommen, hierher zurückzufahren und bei ihm zu übernachten.

In Dobri Dol biege ich von der Straße, die nach Lom führt ab, gehe einen kleinen Weg durch Wald in einem grünen Tal stetig bergauf zum Kloster Dobri Dol, froh, endlich den Verkehrsstress hinter mir zu lassen. Hinter dem Kloster noch einmal ein steiler Aufschwung, dann verlasse ich den Wald, bin auf der nordbulgarischen Hochebene. Am Horizont sehe ich schon die hohen Berge des Balkans.

Der Weg wird zu einer grob geschotterten Kiesstraße, die gerade durch das Land verläuft, ich komme nach Dranovets, kreuze die Eisenbahnlinie, biege dahinter links ab, auf gerader, breiter Autostraße nach Topolovets gehend.

Hier komme ich wieder auf die vielbefahrene Fernstraße, es herrscht jedoch deutlich weniger Verkehr, als auf dem Weg nach Dobri Dol, ich frage mich, wo alle die LKW geblieben sind?

Ich erreiche Brusartsi, folge einem Wegweiser in das Dorf hinein. In einem Restaurant frage ich nach Unterkunft? es gibt keine; Taxi? müsste aus Lom kommen, ist sehr teuer. Eisenbahn? Es gibt keinen Bahnhof! Das stimmt nicht, ich weiss dass es einen Bahnhof gibt! In einem Laden bei einer Bushaltestelle frage ich  nach dem Bus, der fährt um 2 Uhr, ist schon weg, aber ich könnte zum Bahnhof gehen, die Straße entlang, dann links.

Ist mein Bulgarisch so schlecht? Ich laufe zum Bahnhof, Leute warten, ich löse eine Fahrkarte nach Montana (3 Lewa), der Zug kommt in 10 Minuten, langsam bummelt er durch die Landschaft, in jedem Dörfchen wird gehalten, einmal muss ich umsteigen, bis ich in Montana bin, sofort ins nächste Hotel gehe. Schade, eigentlich hatte ich mich auf den Abend bei Werner gefreut.

 

 

72. Tag     16.8.2014    Brusarstsi – Montana     39,5 km

 

Heute habe ich ein langes und anstrengendes Wegstück vor mir, auf einer vielbefahrenen Straße durch hügeliges Land mit vielen Steigungen.

Vom Bahnhof in Brusartsi gehe ich die lange Dorfstraße entlang, komme zum zentralen Platz mit den weißen Verwaltungsgebäuden, biege links ab und laufe weiter durch das langweilige Dorf, bis ich wieder auf der Fernstraße Nr. 112 bin, sie am Straßenrand entlanglatsche, oft dem Schwerverkehr ausweichen muss. Es geht durch flaches Land bis Smirenski, im Dorf ein schöner weißer Bürgersteig, die Straße knickt links ab, taucht in einen Wald ein und steigt stetig an, bis ich am Waldende eine Hochebene erreiche.

Gerade geht es durch welliges Land immer leicht auf und ab auf die Berge zu, Slavotin wird durchschritten, in den Feldern blühen noch die Sonnenblumen, ein Doppeldeckerflugzeug donnert im Tiefflug darüber hin, versprüht Gift.

Am Wegrand ein kleiner Teich mit hübschen lila Blumen, es geht etwas hinab nach Doktor Yosifovo, dahinter wieder den Hügel hoch. Die Berge rechts neben mir bleiben langsam zurück.

Bäume begleiten jetzt die Straße, eine schöne Allee bildend, dann geht es hinunter nach Studeno buche, Männer sitzen vor kleinen Bars am Straßenrand, trinken Bier. Om Ortsende muss ich noch einmal hinauf, einen bewaldeten Hügel überschreiten, bis es endgültig nach Montana hinabgeht, ich Randsiedlungen aus kleinen Häusern erreiche.

Am Ende des Weges erreiche ich die breite Hauptstraße, die gerade in die Stadt hineinführt, Tankstellen, heruntergekommene Industrieanlagen passiert, dann Einkaufsmärkte, natürlich auch ein Lidl, Wohnblocks, der Stadtgarten, in dem mein Hotel liegt.

 

 

73. Tag      17.8.2014     Montana – Vratsa     44,5 km

 

In Montana geht es über den Platz mit den Springbrunnen nach Süden auf die Straße Richtung Sofia. Eine Brücke überquert den Ogosta-Fluss, dann komme ich auf einen großen Verkehrskreisel, in den die Umgehungsstraße einmündet und an dem die vierspurige Straße nach Vratsa beginnt.

Ich hatte zwar versucht, einen Weg durch die Hügel zu finden, der die Autobahn meidet, bin mir aber nicht sicher, ihn zu finden unnd will aufgrund der langen Strecke heute auch nicht suche, also gehe ich das Risiko ein, latsche auf dem Kiesstreifen neben der Fernstraße den Hügel hinauf. Es geht erstaunlich gut, durch die breite Straße können mir die Autos leicht ausweichen, außer mir sind auch noch andere Fußgänger am Straßenrand unterwegs.

Nach ca. 6 km nähert sich rechts eine kleine Asphaltstraße, ich wechsele sofort auf diesen Weg, der bald zu einer Fahrspur wird und abseits der Hautverkehrsstraße durch die Felder verläuft. Bis Trifonovo bleibe ich auf diesem Weg, gehe dann in einem Tunnel unter der Staatsstraße hindurch, komme auf eine parallel verlaufende Asphaltstraße, die am Dorf vorbeiführt, kurvig an einem Bauernhaus den Hügel hinauf verläuft, die Staatsstraße kreuzt und durch Wald und Felder nach Sumer leitet.

Ich durchquere Sumer, biege von der Haupstraße ab und folge dem teilweise noch asphaltierten Weg, der wohl der Strecke der alten Verbindungsstraße folgt, hügelaufwärts, bis ich wieder auf der Fernstraße bin, an der ich jetzt doch zwei Kilometer entlanglaufen muss.

In einer Kurve zweigt der Weg nach Glavatsi ab, erleichtert verlasse ich den lauten und lästigen Verkehr auf der Haupstraße, wandere wieder auf Asphaltresten und Schotter nach Glavatsi hinein. Vor mir türmt sich der Gebirgsstock des Vratsa-Balkans immer höher auf.

Glavatsi, das in der sonntägliche Stille eingeschlafen zu sein scheint, wird durchquert, eine Serpentine im Wald erklimmt einen Bergrücken, ich komme wieder auf eine etwas befahrene Straße, tappe sie, immer leicht aufwärts gehend, entlang, bis ich wieder an der Schnellstraße bin, in der Ferne taucht vor mir Vratsa auf.

Nach 100 m zweigt ein Weg rechts in die Nussbaumplantagen ab, ich folge ihm, halte mich an seinem Ende links und laufe, immer in Hörweite der Schnellstraße, auf einem Feldweg, der an Wochenend- und Bauernhäusern vorbeiführt, parallel in Richtung Vratsa. Abzweigungen nach Rechts oder Links ignoriere ich, bleibe unter den Hängen der Berge auf meinem Weg: eine Grasspur, manchmal fast zugewachsen, dann wieder Kiesstreifen. Ein Bauer hütet seine Kühe, der Hütehund bellt mich an, der Bauer knurrt einen Gruß.

Der Weg wird zur breiten Kiesstraße, ich bin in Bistrets, laufe durch das Dorf hindurch komme auf eine Asphaltstraße, die in die breite Haupstraße nach Vratsa hinein einmündet.

Ich passiere das Gefängnis, erst verkommene, dann moderne Industrieanlagen, Wohnblocks, einen Wegweiser in das Zentrum. An einem großen Platz mit Theater, Stadtverwaltung und Springbrunnen liegt ein Hotel, nach dem langen Weg checke ich müde ein.

 

 

74. Tag     19.8.2014    Vratsa – Zverino     27,5 km

 

Vom Hotel gehe ich schräg über den großen, leeren Platz an den Springbrunnen vorbei zur Straße Bulevar 2. Juni, folge ihr geradlinig aus der Stadt heraus, an Wohnblöcken, dem Krankenhaus vorbei. Bei einer Tankstelle fülle ich, wie immer, meine Trinkwasservorräte auf, nutze neben der Hauptstraße verlaufende Parallelwege, eine alte Tankstelle, einen LKW-Parkplatz, um vom Autoverkehr entfernt zu bleiben.

Dann doch ein paar hundert Meter auf der vierspurigen Hauptstraße, bis rechts der Weg nach Pavolche abzweigt, durch Wald schattig den Berg hinaufführt. Aus einem Freihzeitzentrum im Wald dröhnt laute Musik, rechts neben mir türmen sich zerklüftete Felswände in den Himmel, links habe ich weite Ausblicke in die nordbulgarische Ebene.

Nach langem, schweißtreibenden Aufstieg erreiche ich Pavolche, dass auf einem kleinen Absatz unter den Steilwänden liegt, nehme die gerade Straße durch das Dorf, das letzte Stück nocheinmal hoch ansteigend.

Dann geht es fast ohne Höhenunterschied durch Eichenbuschwald bis Chelopek, im Ort, bei der kleinen Kirche und kurz vor dem Museumshäuschen von „Baba Ilijtsa“, zweigt links die Straße nach Lyuti Brod ab, führt romantisch in kurzen Serpentinen unter den Felsabbrüchen des Vratsa Balkan hinunter in das Isker-Tal. Vor mir reihen sich die Ketten des Gebirges auf, in zarten Linien bis zum Horizont.

Ich laufe den Weg hinab, nur ganz wenige Autos begegnen mir oder überholen mich, um mich herum Totenstille, nur das Schlurfen meiner Stiefel ist zu hören.

Im Tal angekommen, überquere ich die Eisenbahnlinie und auf einer Brücke den Isker-Fluss, gehe ein kurzes Stück bergauf zur Hauptstraße, die durch die Isker-Schlucht nach Sofia führt.

Auch auf dieser Straße, breit ausgebaut und frisch asphaltiert, herrscht praktisch kein Verkehr, wenige Autos, noch weniger LKW, auf der parallelen Eisenbahnlinie rumpelt selten ein Zug entlang.

Ich genieße die Einsamkeit, wandere zwischen weißen Felswänden, muss durch kurze Tunnel, komme am Kloster Cherepish vorbei, das abseits der Straße direkt am Fluss liegt, das Tal weitet sich etwas, ein kleines Wasserkraftwerk, Eisenbahnbrücken, hinter einem Pappelhain dann Zverino, eine stillgelegte Fabrik, der Bahnhof, herausgeputzt und frisch gestrichen.

Ein Hotel-Schild, ich kehre ein, helfe dem Wirt beim Ausfüllen des Meldezettels, bekomme ein Zimmer, Abendesssen, zu trinken.

Das war ein wunderschöner Pilgertag in beeindruckender Landschaft!

 

 

75. Tag     20.8.2014     Zverino bis Svoge     39,5 km

 

Es geht weiter am Isker-Fluss aufwärts die Straße durch Zverino hindurch. Die Berge rücken wieder näher zusammen, wachsen höher in den Himmel. Bei Eliseyna, gleich hinter der Kirche, die etwas eingezwängt an der Eisenbahn liegt, decke ich mich mit Trinkwasser ein, bis Gara Lakatnik gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr.

Dunkle Felsen engen jetzt das Tal ein, ich tappe die praktisch verkehrsfreie, neu gemachte, breite Asphaltstraße entlang, komme nach Opletnya. Hier beginnt der dramatische Teil des Isker-Tales. Hohe, senkrechte weiße Wände türmen sich über der Sraße auf, quergeschichtet, darunter Eichenwälder, über den Steilabbrüchen hügelige Matten. So geht es Kilometer um Kilometer durch den bulgarischen Grand Canyon bis Gara Lakatnik, eine Sandsteinbrücke überspannt den Fluss zum Dorf hinüber, gegenüber der Brücke mündet die Straße von Milanovo ein.

Bäume begleiten jetzt den Weg bilden eine schattige Alee, noch einmal Steilwände, dann wird das Tal wieder weiter, die umgebenden Berge niedriger. Ziemlich gerade geht es nach Bov, eine große, verstreut auf die gegenüberliegenden Hügelrücken gebaute Ortschaft (jemand hat vor das Ortsschild mit Filzschreiber Lju geschrieben, Ljubov = Liebe).

Hinter Bov muss ich steil aufwärts, die Straße verlässt das direkte Flusstal, verläuft hoch am Hang, senkt sich wieder nach Tserovo, das in einer Schleife der Isker unter einem roten Sandsteinfelsen liegt, um dann erneut über einen Hügel nach Svoge zu führen.

Die Landschaft hat deutlich an Dramatik verloren, sanfte bewaldete Berge begleiten mich, es geht hinunter nach Svoge, am Ortseingang ein kleines Hotel, leider sind alle Zimmer belegt. Also stapfe ich weiter die Straße Richtung Sofia, sehe einen Hotel-Wegweiser. In einem Industriegebiet, direkt am Fluss liegt ein flaches Gebäude, mit Tennisplätzen, Restaurant, gar nicht wie ein Hotel aussehend.

Ich frage: sie haben ein freies Zimmer.

 

 

76. Tag     21.8.2014    Svoge – Novi Isker     29 km

 

Die Straße verlässt jetzt das Flusstal, führt durch bewaldete Berge kurvig aufwärts, senkt sich dann nach Tompsen hinunter, bleibt bis Rebrovo im Tal. Ich stapfe sie entlang, es herrscht immer noch kein Autoverkehr, ein Bach aus einem romantischen Seitental kommend, wird auf einer Brücke überquert.

Und wieder muss ich bergauf, über einen Hügel nach Vlado Trichkov, im Dorf bergab, eine schnurgerade  Straße durch den Wald entlang, die sich dann wieder Hügel hinaufwindet.

Das es hier noch so bergig wird, hatte ich nicht erwartet, schwitzend und leise fluchend laufe ich am Straßenrand entlang, der Verkehr hat hinter Vlado Trichkov auch noch zugenommen, wird besonders in engen Kurven lästig.

Drei letzte Hügel, vor mir sehe ich den sofioter Talkessel mit der Stadt Sofia darin und dem Vitosha-Gebirge im Hintergrund. Ich habe das Balkangebirge durchschritten, die ersten Häuser von Novi Isker tauchen auf, ein Bürgersteig, schlagartig sind die Berge verschwunden.

Ich wandere die lange gerade Straße durch die langweilige Stadt, die Häuser bleiben zurück, neben der Straße die Eisenbahnlinie, dann wieder dichtere Bebauung. Ich biege links ab, muss einen Zug abwarten, kreuze die Bahngleise, erreiche rechts dahinter das Hotel.

 

 

77. Tag     22.8.2014     Novi Isker – Sofia     15 km

 

Vom Hotel gehe ich zurück auf die Straße, die von der Bahnschranke kommt, biege rechts ab und laufe aus dem Dorf hinaus. Ich überquere vorsichtig eine verkehrsreiche Straße und bin auf einem mit löchrigem Asphalt bedecktem Weg, der an einem Schrottplatz von alten Militärfahrzeugen vorbei in die Felder hineinführt.

Flaches Land, Stoppelfelder, Mais, von der Nähe der Großstadt Sofia ist noch nichts zu spüren. Auf Brücken geht es über zwei Kanäle, eine Eisenbahnlinie muss gekreuzt werden, ich komme nach Kubratovo, durchwandere das verschlafenen Dorf, biege an seinem Ende auf die gerade Hauptstraße ab, die direkt nach Sofia hineinführt.

Ich pilgere am Straßenrand endlang, es herrscht doch unerwartet viel Autoverkehr, am Ortseingang von Kv. Benkovski dann das Schild „Sofia“, ich habe den Stadtrand erreicht. Buckelige Bürgersteige beginnen, ich nutze sie dankbar, die Stadt hat hier draußen noch dörflichen Charakter, bis erste Industriegebiete anfangen, Wohnblocks, einen kleine Kirche mit einem Storchennest auf dem Turm liegt am Wegesrand.

Beim Zentralfriedhof beginnt die Straßenbahnline, ich folge ihr, umrunde den Friedhof, gehe durch eine Eisenbahunterführung und bin auf demBulevard Kosloduy.

Der Platz an der Löwenbrücke wird umgebaut, die vier Löwen sind in dicke Plastikmäntel eingewickelt, ich steige hinunter zur U-Bahn, muss in den Tunneln suchen, bis ich den richtigen Ausgang zum Bulevard Maria Luisa gefunden habe.

Ich passiere die Markthalle, die Moschee, das Kaufhaus ZUM (Zentralen Universalen Market), einen erneute Unterführung, dann bin ich im Stadtzentrum mit dem Balkan Hotel, der Kirche Sveta Nedelja, dem Gebäude der Narodnoto Sebranje, auf dessen Turm früher der größte Rote Stern des Ostblocks thronte, heute die bulgarische Fahne weht.

Ich gehe in das Rila-Hotel, etwas heruntergekommen, aber zentral gelegen. In diesem Hotel habe ich schon 1973, als ich das erste Mal in Bulgarien war, hier gearbeitet habe, gewohnt, es hat sich seitdem kaum verändert!