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Etappe 6: Sofia - Istanbul 691 km

Veröffentlicht am 20.09.2014

Streckenkarte Etappe 6:  Sofia bis Istanbul 

 

Fotos Etappe 6

 

 

Tag 78     25.8.2014     Sofia – Ravno Pole    24 km

 

In Sofia gehe ich vom Hotel direkt auf den breiten, Sofia-typisch gelb gepflasterten Bulevar Zar Osvoboditel, folge ihm zwischen Balkan-Hotel und dem Gebäude der Narodno Sebranie hindurch nach Osten, komme an der Russischen Kirche, dem Reiterstandbild des russischen Zaren Alexander, II dem Parlamentsgebäude und der Universität Kiryll und Method vorbei zur Adlerbrücke.

Ich biege halblinks in die Straße Zar Ivan Asen II ab, die durch gehobene Wohngebiete zum Bulevar Shipchenski Prohod führt, hier mündet die Straßenbahnlinie ein, die auf ganzer Länge nun auf oder neben der Straße bis zu ihrem Ende verläuft. Der Straßenname ändert sich in Bulevar Acen Yordanov, später in Iskerske Chausee, die Wohngebiete werden einfacher, ich passiere eine kleine Kirche, laufe durch den Boulevard begleitende Parks, Industrieanlagen säumen den Weg. Der Bürgersteig wird zu einem Trampelpfad, ich wechsele die Straßenseite, hier geht es auf bröckeligen Steinplatten, zum Teil von Gras überwuchert, weiter, die Straßenbahnlinie und die Stadt Sofia enden, die Straße knickt links ab, auf einer Brücke wird der Fluss Isker überquert.

Im kleinen Dorf Abdovitsa mache ich meine 10 km-Rast, gehe dann durch das Dorf hindurch, am Dorfende schräg rechts durch Gras bei einigen Bretterbuden und einem kleinen Autoschrotthof  auf einen Feldweg, der zur Eisenbahnlinie führt, leider wird er auch als Müllkippe verwendet.

Der Weg folgt der Eisenbahn, bei einer großen oberirdischen Rohrleitung, unter der ich hindurchmuss, erreicht er eine Kiesstraße, passiert alte Baggerseen, auf denen ein Wassersportzentrum mit einer umlaufenden Wasserski-Zuganlage eingerichtet wurde.

Es geht unter der Brücke der Ringautobahn hindurch, schräg durch das Dorf Kazichene, ein kleiner, asphaltierter Weg führt ins Ackerland hinaus, knickt bei einer verlassenen Bretterbude rechts ab, Eisenbahngleise werden gekreuzt, ein Grasweg auf einem niedrigen Damm beginnt, verläuft schnurgerade nach Osten, bis er auf die Straße vom Industriegebiet Gara Berila nach Ravno Pole trifft.

Ich wandere nach Ravno Pole hinein, Wegweiser zum Golfresort „Sta. Sofia“ weisen den Weg, ich folge ihnen, erreiche das Hotel.

 

 

Tag 79    26.8.2014     Ravno Pole - Vakarel    32 km

 

Ich tappe weiter den Straßenrand entlang, pfeilgerade bis Musachevo, biege hier, hinter einer großen Autowerkstatt, rechts ab und umgehe den Dorfkern auf kleinen Nebenstraßen.

Bis Elin Pelin kann ich einen Radweg benutzen, der mich von der verkehrsreichen Straße trennt, gehe durch die kleine Stadt. Im Zentrum wird renoviert, versucht mit Kirche, Rathaus und Hotel so etwas wie einen Ortsmittelpunkt zu schaffen, schnell bin ich wieder auf der Landstraße, immer noch schnurgerade durch Ackerland nach Lesnovo, auch hier nichts Bsonderes, ein typisches, gesichtsloses Dorf im Sofioter Kessel.

Langsam wandere ich auf die Berge zu, rechts sehe ich die Sredna Gora, einen Sendemast darauf, Hochspannungsleitungsmaste. Ognjanovo liegt abseites der Straße, die jetzt langsam ansteigt, sich bei einem Stausee verzweigt. Ich bleibe rechts, steige einen mit löchrigem Asphalt bedeckten Weg zu einem aufgelassenen Kieswerk hinauf, erreiche hier Eichenwald, der die in Kurven aufwärts führende, schmale Straße begleitet.

Eine Hochspannungsleitung kreuzt den Weg, die Maste hatte ich schon aus der Ebene gesehen, der Weg wird flacher, verläuft in leichten Wellen durch den Wald, erreicht die Waldgrenze, ein Plateau, das von Grasland bedeckt ist, einzelne Bäume darin, Bauern mähen Gras, es wird mit Maschinen zu Ballen gepresst.

In der Hochebene steht der Sendemast, den ich auch schon aus dem Tal sehen konnte, die Straße führt in weitem Bogen darum herum, kreuzt bei einer kleinen Tankstelle die Fernstraße Nr. 8, um steil abwärts an Vakarel vorbei, eine Brücke überquert die Eisenbahn, zur Autobahn hinunterzuführen. Auf der Autobahnbrücke sehe ich ein Schild: Villa Ekaterina, ich folge ihm, mal wieder bergauf laufend, verlasse die Asphaltstraße auf einem Schotterweg, an dessen Ende, wie ein kleines Schloss, das Hotel liegt.

 

 

Tag 80    27.8.2014    Vakarel - Ihtiman    27 km

 

Ich gehe zurück nach Vakarel, überquere die tosende Autobahn, die Eisenbahnlinie, biege rechts ab in das Dorf, wandere zum Bahnhof und folge dem Weg, der parallel zu den Bahngleisen verläuft.

An kleinen Häusern vorbei komme ich zur Straße nach Paunovo, überquere auf dem Übergang die Eisenbahn und laufe den asphaltierten Weg durch ein schönes Tal entlang. Ganz in der Ferne kann ich im Dunst die Konturen des Rila-Gebirges sehen. Es geht wieder bergauf, durch Eichenwald zum Ortseingang von Paunovo. Hier biege ich links auf eine Schotterstraße ab, verlasse sie aber hinter dem letzten Haus und vor der Stromleitung gleich wieder, gehe auf einer Fahrspur durch Buschland den Berg hinab. Im Talgrund treffe ich auf einen kleinen Bach, der auf Trittsteinen überquert werden muss.

Gleich hinter dem Bach biegt die Fahrspur auf den Kiesweg rechts ab, es geht ein kurzes Stück steil einen Hang hinauf, dann flach auf die Staumauer des Bakerdere-Stausees zu, die ich hinaufsteige. Dort treffe ich auf ein Betonstraße, die am See entlang verläuft. Im See sind Drahtkäfige zur Fischzucht, am See steht ein kleines Kiosk, verkauft Bier, Wasser, einfaches Essen. Durch Eichenwald an verlassenen Wochenendhäusern komme ich auf die Straße von Borika nach Verinsko.

Auf dem Straßenrand schlurfe ich die Asphaltstraße bis Verinsko entlang, biege im Dorf nach Süden ab, treffe auf die Landstraße 8223, die an einer halbverfallenen großen Fabrik, Denkmal sozialistischer Fehlplanung, vorbei nach Shivkovo führt.

An der Tankstelle dort mache ich eine kurze Pause, der Tankwart will sich mit mir unterhalten, durch meine limitierten Bulgarischkenntnisse kommt aber leider nur ein sehr einseitiges Gespräch auf.

Weiter  geht es auf der jetzt verkehrsreichen Hauptstraße nach Ichtiman hinein. Im romantischen, nicht total sozialistisch modernisierten Stadtzentrum steht ein großes Hotel, ist aber geschlossen, soll verkauft werden. Also muss ich wieder zur Stadt hinaus, noch die 2,5 km durch Ackerland zum Motel an der Autobahn hinauflaufen, bekomme dort Unterkunft, einfach und preiswert.

 

 

Tag 81     28.8.2014   Ihtiman - Vetren    34 km

 

Ich laufe den langen Weg vom Motel nach Ihtiman hinunter, biege bei der Umgehungsstraße links ab und treffe auf die Fernstraße Nr. 8, auf der, durch die parallel verlaufende Autobahn, wenig Verkehr herrscht. Neben der Straße blühen noch Sonnenblumen, einen schönen Kontrast zu den bewaldeten Hügeln im Hintergrund.

Am Straßenrand gehe ich bis Mirovo, auch hier ein großens, renoviertes Hotel, das geschlossen ist, zum Verkauf steht.

Hinter Mirovo zeigt ein Wegweiser auf eine kleine Straße zum Trajanische Tor, ich biege ab, wandere den stillen Weg in die Waldberge hinein, die sich links von mir erheben. Es geht stetig bergauf, neben der Straße verläuft eine kleine Stromleitung, etwas abseits eine große Hochspannungs-Überlandleitung. Rechts bieten sich weite Blicke ins Tal, mit dem Rilagebirge im Hintergrund, der Musala, der höchste Berg Bulgariens, versteckt seinen Gipfel in Wolken.

Nach einer letzten Kuppe teilt sich die Straße in drei Wege auf, ich nehme den ganz linken, erreiche, den Berg hinuntergehend, die Ruinen des Trajanovi-Tors, Erhaltungsarbeiten werden durchgeführt, ein Kiosk, Sitzbänke gebaut.

Hinter der archäologischen Stätte geht der Weg weiter abwärts, nähert sich der lärmenden Autobahn, verläuft ein paar Kilometer nebenher, um sie dann in einem Tunnel zu unterqueren.

Auch jetzt geht es, mit einigem Abstand, parallel zur Autobahn weiter, bei einem kleinen Brunnen ist ein Rastplatz eingerichtet. Bald dahinter, das Dorf Dolna Varshilo kommt kurz in Sicht, senkt sich die Straße wieder, um erneut die Autobahn zu unterqueren. Hier zweigt vor der Unterführung ein Kiesweg rechts ab in die Berge hinein. Ich stolpere die steinige, unebene Spur entlang, in leichten Kurven geht es bergauf-bergab durch den Wald, die große Hochspannungsleitung begleitet mich.

Ein sumpfiges Wegstück, mitten im Land steht die Ruine eines Hauses, der Weg verzweigt sich nach links. Ich bin unsicher, habe keine Landkarte, so bleibe ich auf dem Hohlweg geradeaus, folge ihm, immer in der Nähe der Stromleitung bleibend, bis ich vor mir tief unten die Thrakische Ebene mit der Stadt Pazardshik darin sehe.

Laut GPS bin ich etwas abseits von meinem Tagesziel Vetren gelandet, nehme also eine Spur, die links steil den Berg hinunterführt, komme in Serpentinen an Müllbergen vorbei in das Dorf hinein. Hier bleibe ich auf einer Asphaltstraße links, laufe sie entlang, bis der Weg ins Zentrum führt.

In einem Restaurant frage ich nach Übernachtungsmöglichkeiten, die nette Dame sagt mir, hier in Vetren gäbe es nichts, auch der letzte Bus sei schon fort. So bitte ich sie, mir ein Taxi zu bestellen, fahre zum Übernachten nach Pazardshik.

 

 

Tag 82    29.8.2014    Vetren - Pasardschik    27 km

 

Wieder in Vetren laufe ich die Dorfstraße hinunter, deren Bürgersteig schön mit Lauben aus Weinreben überdacht ist, die Trauben reifen schon. Ich verlasse das Dorf, wandere auf schnurgerader Straße abwärts, rechts begleiten mich Berge, die sich langsam zurückziehen, davor Weingärten, Maisfelder, reife Sonnenblumen, weit von der Straße entfernt die Häuser der Stadt Septemvri, links hügeliges Buschland. Ich passiere einzelne, kegelförmige Hügel, ein großer Verkehrskreisel unterbricht die Eintönigkeit der Straße, entschärft die Kreuzung mit der Verbindung nach Sofia.

Dahinter kommt das Dorf Boshulya, im Zentrum vor dem Rathaus stehen ein Panzer , ein russischer T72M und ein Flugabwehrgeschütz mit 57 mm Kanone, frisch gestrichen, gepflegt, wie neu und als ob sie einsatzbereit wären. Die Waffen wurden vom Bürgermeister gesammelt und als Touristenattraktion hier aufgestellt, so ist es auf der bulgarischen Gedenktafel, die daneben steht, zu lesen. Ein Kind turnt und spielt auf dem Panzer herum, bewacht von der Großmutter.

Weiter geht es ereignislos auf der geraden Landstraße, der Verkehr ist etwas dichter geworden, das tal wird immer weiter, langsam nähere ich mich Pazardshik, ein Pappelwald, am Straßenrand Apfel- und Qittenbäume, erste rosafarben gestrichene Wohnblocks, endlich ein Bürgersteig, der mich von den Autos trennt.

Ich erreiche das Stadtzentrum, das zum großen Teil erhalten ist, nicht kaputtmodernisiert, wie in vielen bulgarischen Städten. Ich irre etwas durch die Straßen und Parkanlagen, bis ich mein Hotel wiedergefunden habe.

 

 

Tag 83     30.8.2014    Pazardshik - Plovdiv     44 km

 

Aus dem Stadtzentrum Pazardshiks nehme ich die gerade Straße nach Ogyanovo, auf der, zu meinem Leidwesen, erstaunlich viel Verkehr herrscht. Es scheint, alle Leute strömen am frühen Morgen zum Arbeiten in die Stadt. In Ogyanovi überquere ich die Maritza, den vielbesungenen Fluss der Thrakischen Ebene, biege hinter einem großen Gemüsemarkt auf eine kleine Asphaltstraße ab, die zwischen Fluss und Eisenbahnlinie an Hügeln vorbei nach Trivoditsa führt.

Ich durchquere auch dieses Dorf, ereiche die Straße nach Stamboliyski, die neben der Eisenbahnlinie gerade durch flaches Land verläuft, Nussbäume spenden Schatten, an der Eisenbahn wird gebaut, ein zweites Gleis verlegt, selten kommt ein Zug vorbei.

Vor Stamboliyski braust und rauscht eine riesige Papierfabrik im Feld, deren Schornsteine schon länger zu sehen waren, Lager aus Baumstämmen sind aufgestapelt, ein Güterzug rangiert. Ich überquere die Eisenbahn, muss einen Zug abwarten, komme in das eigentliche Dorf. Weinreben bilden Lauben über dem Weg, ein Feigenbaum duftet, ich mopse eine Frucht, sie ist zwar innen schon rosa, aber noch ziemlich trocken.

Am Ortsende zweigt dann eine Kopfsteinpflasterstraße rechts ab, erreicht die Hauptstraße nach Plovdiv, 8 km steht auf einem Wegweiser.

Auf Bürgersteigen laufe ich durch Yoakim Gruego, dann muss ich an den Straßenrand. Es herrscht unheimlich viel Verkehr, es ist nervend und anstrengend, auf die Autos und ihren Lärm zu achten, wenn notwendig in den Grasstreifen auszuweichen – und ich hatte extra eine Nebenstraße gewählt, nicht die Fernstraße Nr. 8!

Es geht an Kadievo vorbei, je näher ich Plovdiv komme, desto mehr Autos auf der Straße, die mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirasen, endlich habe ich die Ringstraße erreicht, eine Brücke führt hinüber, gleich dahinter die Stadtgrenze, ein Fußweg beginnt, erlöst mich.

Lange muss ich an Autowaschanlagen und Möbelfabriken vorbeilaufen, Wohnblocks beginnen, ein halbfertiges Einkaufszentrum. Ich weiß nicht, wo das Stadtzentrum ist, noch wie ich hineinkomme, um mich herum Wohngebiet, vor mir ein felsiger Hügel, nach 40 km Fußmarsch möchte ich nicht lange herumsuchen, also nehme ein Taxi, lasse mich die restlichen 3 km in das Stadtzentrum fahren.

 

84. Tag     1.9.2014    Plovdiv - Parvomaj    46 km

 

Vom Hotel gehe ich zum Postamt, dort links abbiegend an Ausgrabungen vorbei zur Hauptstraße, eine Treppe hinunter, die Haupstraße wird unterquert und dann geht es an der vierspurigen Ausfallstraße Kn. Maria Luisa, später Zarigradski Chaussee entlang zur Stadt hinaus. Bei einem Verkehrskreisel biege ich rechts in die Jagodovsko Chaussee ab, laufe durch eine Siedlung aus Wohnblocks in sozialistischer Bauweise und komme an die Bahnlinie, kein Übergang, für Fußgänger verboten! Vor mir ist aber ein Fußgänger über die Gleise gegangen, ich tue es ihm gleich, bin wieder auf der Straße nach Jagodovo.

Heute hat es geklappt, ich habe tatsächlich wenig befahrenen Nebenstraßen gefunden! Geradeaus wandere ich am Straßenrand entlang, schattig unter Bäumen bis Jagodovo, ich vermeide die Umgehungsstraße, laufe durch das Dorf komme nach Katunitsa, eine hohe Brücke überquert die Eisenbahn.

Schattenlos verläuft die Straße durch das flache Land, rechts begleiten mich die Rodopen, in Boyartsi erreiche ich die Landstraße 804, folge ihr nach Norden. Auch hier wenig Verkehr, Nußbäume bilden eine schöne Allee, ich wandere am Rand der langen Straße durch leicht hügelige Ebene, endlich zweigt, gegenüber von den grasbedeckten Hangars eines Militärflughafens, eine kleine Teerstraße nach Bogdanitsa ab.

Im Zentrum des Dorfes gehe ich, in leichtem Zick-Zack den Dorfstraßen folgend, hinunter zur Brücke über den Fluss, dahinter links auf breiter Kiesstraße nach Ahmatovo. Viele kleine Pferdewagen begegnen mir, beladen mit Maiskolben. In Ahmatovo treffe ich wieder auf eine Teerstraße, laufe durch das Dorf hindurch, am Ortsausgang rechts, einen Weg, der mit Betonplatten gepflastert ist den Hügel hinauf. Das Pflaster hört auf, die folgende Kiesstraße biegt rechts in das Land ab, geradeaus verläuft eine Wagenspur in einem Hohlweg hügelaufwärts, wird zu einem breiten Wirtschaftsweg zwischen den abgeernteten Maisfeldern. Dörfler mit Pferdewagen sammeln die bei der maschinellen Ernte liegen-gebliebenen Maiskolben in ihre Pferdewagen. Ich wandere hinein in die weite Thrakische Ebene, die von Hügeln und kleinen Eichenwäldern unterbrochen wird.

Bei einer Kreuzung nehme ich den unscheinbaren Weg, der direkt auf ein kleines Wäldchen zuführt, am Wald, ein total verwilderter ehemaliger Weingarten, bleibe ich rechts, dann am südlichen Rand auf der Grasspur links und laufe darauf entlang, bis mich Wagenspuren hinunter bis Tatarevo leiten..

Hier beginnt eine Asphaltstraße, die noch 6 lange Kilometer nach Debar, einen Ortsteil von Parvomay (= 1. Mai), braucht.

Es dunkelt, als ich Debar erreiche, schon von weitem sehe ich die rote Leuchtreklame eines Hotels, meine Unterkunft ist gesichert.

 

 

Tag 85     2.9.2014     Parvomaj - Dimitrovgrad     38 km

 

Vom Hotel gehe ich durch das Dorf Debar über kleine Gäßchen zur vierspurigen Hauptstraße, die nach Parvomaj hineinführt. Am Ortseingang der Stadt wähle ich einen Weg, der halbrechts am Stadtzentrum vorbeiführt, bald die Häuser hinter sich lässt und durch flaches Land auf zwei Hügel am Horizont zuläuft. Rechts der Straße wird, statt wie bisher Getreide oder Sonnenblumen, Tabak angebaut.

Auf leeren Straßen geht es durch die leicht wellige Ebene, die Rodopen bleiben hinter mir im Dunst zurück, ich komme durch immer gleich aussehende Dörfer, Karadzhalovo, Skobolevo, es geht zu den beiden Hügeln hinauf nach Stalevo, das wohlhabend aussieht, viele Häuser werden renoviert, mit neuen Fenstern versehen und frisch gestrichen.

In weitem Bogen führt der Weg um die Hügelkuppen herum, in der Ferne kann ich die Häuser und Fabrikschornsteine von Dimitrovgrad sehen, senkt sich nach Yabalkovo. Hinter dem Ort passiere ich die Baustelle der neuen Autobahn, riesige Maschinen rammen Pfähle für die Brücke über meinen Weg und die Eisenbahnlinie, die daneben verläuft, in den Boden, Dämme werden aufgeschüttet.

Flach auf grader Straße komme ich nach Krum, Bauern treiben ihre Kühe über die Straße, lassen sie neben der Eisenbahntrasse beim nagelneuen Bahnhof grasen. Bei einem Steinbruch und Kieswerk biege ich links ab, Eichenwald beginnt, die ersten Wohnblocks, ein Tennisplatz. Ich komme in die Stadt Dimitrovgrad, laufe auf breitem Bürgersteig entlang, wende mich am Ende dieser Straße nach links und stehe vor der Baustelle einer Brücke über die Eisenbahn. Kein Weg über die Gleise. Ein freundlicher, älterer Herr spricht mich an, zeigt mir den Weg, die behelfmässige Fußgängerkreuzung beim Bahnhof, lässt mich auch dann nicht allein, sondern begleitet mich zu einem Hotel, das kein Zimmer frei hat, dann noch zu einem nächsten.

Hier kann ich übernachten, bedanke mich und checke ein.

 

 

Tag 86    3.9.2014     Dimitrovgrad - Harmanli     39 km

 

Vom Hotel gehe ich wieder auf die Hauptstraße Dimiter Blagoev, mache einen Schlenker durch die Markthallen , komme auf den Boulevard Georgi Rakovski, unterquere die Brücke der Straße von Haskovo nach Stara Zagora und laufe auf die qualmenden und giftig gelben Dampf ausstoßenden Schornsteine des Chemiewerkes ”Neochim” zu.

Vor dem Fabriktor zweigt rechts die Straße nach Chernogorovo ab, der Weg führt an der riesigen Fabrik entlang stetig bergauf, verlässt irgendwann endlich das Werksgelände und durchteil wellig das mit Busch bestandene Land. Nach dem Sonnenschein der letzten Tage ist es heute bedeckt und feuchtschwül, hinter mir haben sich schwarze Wolken zusammen-gezogen, es beginnt tröpfelnd zu regnen.

Ich wandere durch die Dörfer Chernogorovo, Voden hindurch, die jeweils in einem Tal liegen, Dörfler sammeln mit Pferdewagen Feuerholz im Busch zusammen, über einen Hügel komme ich zur Abzweigung nach Alexandrovo.

Im Tal liegt vor mir das Dorf Uzundzhovo, ich biege links ab, eine weiße Regenwand kommt auf mich zu, es beginnt zu blitzen und zu donnern. Es gibt keinen Schutz, keine Bushaltestelle oder irgendeinen Schuppen, so wandere ich die Straße entlang, der Regen erreicht mich, es gießt wie aus Kübeln, um mich herum schlagen Blitze ein, der Donner grollt ununterbrochen.

Ich kauere mich in den Straßengraben, so Schutz vor den Blitzen suchend. Das Unwetter ist vorbei, der Graben füllt sich mit Wasser, ich laufe weiter, erneut beginnt es zu gießen. Ich erreiche eine Unterführung der neuen Autobahn, habe endlich einen Unterstand und warte auf Wetterbesserung.

Es regnet nur noch wenig, ich erreiche Alexandrovo, setze mich in ein Café, trockne mich ein wenig. Es hört auf zu regnen, die Sonne scheint wieder, ich setze meine Weg fort, gehe in das Museum des Thrakischen Grabes, das hier 2005 entdeckt wurde.

In der Ebene liegen noch die schwarzen Wolken des Gewitters, ich wandere im Sonnenschein über Hügel die Straße entlang, komme nach Konstantinovo, hinter mir ziehen erneut schwarze Wolken auf. Ich erwarte, dass das erneute Unwetter an mir vorbei wieder nordwärts in die Ebene zieht, laufe also auf der kleinen Straße nach Polyanovo. Der Wettergott hat aber kein Erbarmen mit mir, es beginnt erneut zu gießen, ich komme nach Polyanovo hinein, die Straße hat sich in einen Sturzbach verwandelt, in dem Steine und Geröll mitgerissen werden, in einem Hauseingang suche ich unzureichenden Schutz, bei einer leichten Besserung gehe ich weiter, warte in einer Toreinfahrt ab. Die Sonne kommt wieder durch, es gießt aber immer noch aus Eimern, bis der Regen schlagartig aufhört.

Meine Stiefel sind völlig durchnäßt, mein Regenschutz konnte diesen Wassermassen kaum etwas entgegenbringen, so gehe ich mit quitschenden Schuhen aus dem Dorf hinaus, einen Hügel hinauf. Vor mir braut sich erneut ein Gewitter zusammen: ich gebe auf, halte ein Auto an und lasse mich nach Harmali mitnehmen.

Am Ortseingang ein zweifelhaftes Hotel, was solls, ich nehme ein Zimmer, bin im Trockenen.

 

 

Tag 87     4.9.2014     Harmanli - Svilengrad     34 km

 

Vom Hotel laufe ich auf geradem Weg durch die, am frühen Morgen noch trauriger als gestern Abend wirkende Stadt, an unschönen Wohnblocks, Pizzarestaurants und Glücksspielhallen vorbei, erreiche die Ausfallstraße nach Svilengrad.

Durch die parallel verlaufende Autobahn herrscht auf der Fernstraße Nr. 8 kaum Autoverkehr, so lassse ich alle mit Satellitenfotos ausgearbeiteten Nebenwege sein, sondern schlurfe einfach am Straßenrand entlang.

Links von mir fließt unsichtbar die Maritsa, Morgendunst hängt zwischen den Bäumen, die Felder sind kahl, nur die reifen Sonnenblumen lassen ihre schwarzen Köpfe hängen, warten auf die Ernte, die Storchennester sind leer, die Vögel schon in den Süden gezogen.

Bei Biser geht es leicht einen Hügel hinauf, der Dunst hat sich verzogen, die Sonne brennt, über den Hügeln links und rechts von mir türmen sich schon wieder Gewitterwolken auf, vor mir ist der Himmel jedoch blau, ich glaube, heute habe ich mit dem Wetter nicht so viel Pech, wie gestern.

Neben der Straße stehen mächtige alte Eichenbäume, bilden eine Allee, sind durchnumeriert, als Naturdenkmal, 30 Stück an der Zahl.

Ich erreiche Ljubimets, laufe auf geradem Weg durch das Dorf hindurch, eine Straße zweigt zur Autobahn ab, hinter dem Dorf herrscht dadurch noch weniger Verkehr auf der jetzt gerade durch flaches Land verlaufenden Straße.

Neben dem Weg verläuft die Eisenbahnstrecke, an der gearbeitet wird, ein langer Güterzug kommt mir entgegen, fährt im Schrittempo an der Baustelle vorbei, der Lokführer grüßt mich freundlich, ich winke zurück.

Eine langgestreckte Linkskurve, die Schnellstraße zur Griechischen Grenze kreuzt, ein Düsenjagdflugzeug ist als Denkmal (wofür) auf einem Sockel montiert, von schönen Blumenrabatten umgeben, geradeaus komme ich zur alten Brücke über die Maritsa, die der türkische Sultan Süleyman I. hat bauen lassen, überschreite sie und bin mitten in der Stadt.

 

 

Tag 88     5.9.2014    Svilengrad - Edirne    38 km

 

Ich gehe durch die Fußgängerzone in Svilengrad, erreiche die Ausfallstraße Richtung Kapitan Andreev, der bulgarisch-türkischen Grenzstation. Kein Verkehr auf der Fernstraße, also wandere ich sie entlang, laufe über einen Hügel, komme an Generalovo vorbei, erreiche Kapitan Andreev.

Seitdem die Autobahn um das Dorf herumfüht, wirkt es wie ausgestorben, die Geschäfte sind geschlossen, Häuser verfallen. Ich komme an die Grenzstation, auch hier ist der Übergang, der einst die Fernstraße 8 abschloss, zugemacht, die alten Abfertigungsgebäude, Cafés und Duty-Free-Shops verrotten. Die Grenzpolizei schickt mich auf einem Pfad zu der neuen Grenzübergangsstelle, dort wird von bulgarischer Seite nur kurz in meinen Pass geguckt und ich werde durchgewunken.

Auf der türkischen Seite dann eine Vorkontrolle, dann die Grenzpolizei, die meinen Pass abstempelt, der Zoll, der fragt, ob ich Alkohol, Zigaretten oder elektronische Waren dabei hätte, dann eine Nachkontrolle, ob der Pass auch gestempelt ist, Grenze, wie in alten Zeiten!

Endlich in der Türkei, gleich hinter den Abfertigungsgebäuden eine große Moschee mit zwei Minaretten, demonstrierend, dass man jetzt in islamischem Land angekommen ist. Ich laufe an der Reihe der auf Abfertigung wartenden LKW entlang, bis links die kleine Straße nach Kemalköy abzweigt, die Autobahn verläßt.

Über einen Hügel komme ich nach Kemalköy, vor mir geht ein Regenschauer nieder, ich bleibe aber trocken. Hinter Kemalköy wendet sich die Straße am Friedhof nach Norden, auf Karabulut zu, ich wähle den Feldweg, der geradeaus weiter in leergefegt wirkendes Ackerland hinein verläuft, komme in ein grünes Tal, in dem ein einzelner Bauernhof steht.

Ich dachte, dies sei die Straße nach Ekmekci, habe mich aber geirrt. Trotzdem laufe ich den Weg weiter, die Richtung stimmt ja, umrunde den Bauernhof, eine Brücke quert den Bach im Tal, es geht wieder einen Hügel hinauf, ziemlich gerade durch die Felder. Eine Kiesstraße quert, ich bleibe weiter geradeaus auf dem grasigen Wirtschaftsweg, komme an die Autobahn, die in einem Tunnel unterquert wird, laufe auf dem Weg, der jetzt von einer Schafherde matschig getreten ist, an undefinierbaren Militäreinrichtungen vorbei und erreiche Yildrim, einen Vorort von Edirne.

Hier folge ich einfach der Hauptstraße, durch das kleine Vorstadtzentrum hindurch komme ich an die alte mamorne Brücke über den Tunca–Fluss. Davor die Beyazid-Moschee mit den alten Bädern, vor mir liegt Edirne, die Kuppel der Selimiye-Moschee und ihre vier Minarette überragen die Stadt.

Es ist Abend geworden, von jedem Minarett der Stadt, und es gibt viele Minarette, erschallt der Gebetsruf. Ich laufe in das Zentrum, in der alten Karavanserei ist ein Hotel eingerichtet, eine stilvolle Unterkunft für einen Pilger.

 

 

Tag 89     7.9.2014   Edirne - Süloğlu     35 km

 

Von der Karavansaray im Stadtzentrum gehe ich an der alten Eski-Moschee vorbei, überquere die Talat-Paşa-Caddesi und laufe die Kiyik-Caddesientlang hinauf zur Selemiye-Moschee, folge der Straße, an der kleine Läden und Wohnhäuser liegen zu Stadt hinaus. Ich passiere das „Hilly-Hotel“, dahinter zwei Fernmeldegittermasten ein Kiesweg zweigt rechts ab, ein blauer, geschwänzelter Pfeil markiert den „Sultans Trail“, ich folge ihm.

Steil geht es in ein Tal hinab, ein Tunnel unterquert die Autobahn, dahinter ein Sandweg, der hügelauf-hügelab an letzten Vorortwohnblocks von Edirne vorbei durch Ackerland verläuft. Durch den Regen ist der Weg aufgeweicht, in jedem Tal hat sich ein Schlammsee gebildet, der nur mühsam zu passieren ist. Eine Verzweigung, kein blauer Peil, ich halte mich rechts, der Weg dort sieht etwas besser aus, (links wäre auch richtig gewesen), laufe durch öde, fast baumlose Agrarsteppe, hinter einem Hügel spitzelt das Minarett  der Moschee von Musabeyli hervor. Ein Kiesweg führt darauf zu, erleichtert erreiche ich das Dorf, durchquere es und bin auf der Straße 22-02 nach Süloğlu.

Weiter geht es auf gerader  Straße durch braunes, flaches, welliges, baumloses Land, steppenartig von Gras bedeckt, einzelne leere Felder dazwischen, ein paar Hochspannungs-leitungen am Horizont¸ hier kann man wirklich schon Mittwochs erkennen, wer am Sonntag zu Besuch kommt. Die Dörfer ducken sich in kleine Täler, sind immer erst kurz vor dem Erreichen zu sehen. In jedem Dorf ein Teehaus neben der Moschee, in dem ich Wasser und einen Tee trinken kann.

Hinter Geçkinli dann erste Bäume, ein Militärgelände ist eingezäunt, so dass weuidende Schafe und Kühe nicht alles kahl fressen können, Wald beginnt, ein scharfe Kurve, Kasernen, von bewaffneten Soldaten beschützt, liegen neben dem Weg, Wohnhäuser, ein Mnibusstand, ich habe Süloğlu ereicht. Drei Männer winken mir zu, rufen mich, laden mich auf einen Tee ein. Ich frage nach einem Hotel: in der Stadt gibt es keins, nur in Edirne oder Kırklareli

Ich entscheide mich, zum Schlafen nach Edirne zurückzufahren, nehme den nächsten Minibus, bin in einer ¾ Stunde wieder in meinem Hotel.

 

 

Tag 90     8.9.2014     Süloğlu - Kırklareli     33 km

 

Zurück in Süloğlu drehe ich eine kurze Runde durch das Stadtzentrum, wandere dann auf der Straße Richtung Kırklareli, überquere einen Fluss auf einer engen Brücke. Die Hauptstraße wendet sich nach Süden, ich laufe geradeaus nach Gerdelli, eine schmale asphaltierte Straße entlang. Links und rechts des Weges wurden Bäume gepflanzt, ein Wald ist am entstehen.

Hinter Gerdelli ändert sich die Landschaft, aus der öden welligen Ackersteppe ist eine liebliche Parklandschaft geworden, grünes Land mit einzelstehenden Bäumen darin, ich erreiche Paşayeri, durchschreite das Dorf, am Dorfende komme ich an eine Hauptstraße, überquere sie und nehme den gekennzeichneten „Sultans Trail”, einen Wirtschaftsweg in die Felder hinein. Durch die Sonne und den Wind ist die Erde soweit abgetrocknet, dass ich nur noch wenige schlammige Passagen überwinden muss, der blaue Pfeil und das weiss-rote Quadrat leiten mich sicher durch das Land, Bauern bringen die Maisernte ein, pflügen die Äcker in Erwartung der Winterregen.

Schnell bin ich in Koyunbaba, nehme den Weg, der auf meinem GPS als gelbe Nebenstraße markiert ist. Beim Friedhof biege ich rechts ab, stehe nach einem Kilometer vor einem breiten Bach, keine Brücke, nur eine flache Furt. Ich überlege nicht lange, ziehe Stiefel und Socken aus und wate hindurch. Der weitere Weg ist für einen Kilometer fast nicht passierbar, ich laufe neben dem tiefen Schlamm, den wassergefüllten Spuren durch das Gras und Unkraut im Wald, bis sich das Land etwas anhebt, ein jetzt trockener Graspfad auf einen Bauerhof zuläuft.

Erleichtert pilgere ich ihn entlang, passiere den Bauernhof (und die bellenden Hofhunde), steige dahinter in einem ausgewaschenen Hohlweg den steilen Hang hinauf. Eine Kiesstraße mündet ein, der Weg wird besser, senkt sich in ein, zerklüftetes Tal, im Talgrund eine neue Furt, diesmal schmal und flach mit Trittsteinen.

Steil bergauf erreiche ich einen breiten Wasserkanal, laufe eben daran entlang, bis links eine Fahrspur der Hügel hinaufführt, sich auf der Kuppe nach rechts ins flache Land wendet und durch ebenenes, bewässertes, mit Mais bestandenes Land verläuft.

Ich kann zügig ausschreiten, bei einem Bauernhof wieder einmal bellende, große Hofhunde, mein Stock und ein Stein in der Hand beschwichtigen sie, bis der Bauer sie zurückruft, komme vor Militärgelande, ein Abschneider kürzt den Straßenschlenker ab, an einen Eichenwald, laufe an dessen Rand entlang, ein einzelnes Haus, eine kleine links-rechts-Kurve und der Weg verläuft, am Friedhof vorbei gerade in die Stadt Kırklareli hinein, die in der Abendsonne vor mir liegt.

Ich gehe durch Wohngebiete ins Zentrum, biege hier links ab in die Fußgängerzone. Hinter der Maschee, gegenüber der Stadtverwaltung steht in einer kleinen Seitenstraße ein Hotel.

 

 

91. Tag     9.9.2014     Kırklareli - Pınarhisar     34,5 km

 

In  Kırklareli gehe ich die Hauptstraße nach Süden, komme am Busbahnhof vorbei, und kreuze die Stadtautobahn die direkt nach Pınarhisar führen würde, aber natürlich für Fußgänger nicht zu benutzen ist.

Hinter der Autobahn zweigt die zweite Straße links in die Felder ab, als „Sultans Trail“ gut gekennzeichnet mit blauem, geschwänzeltem Pfeil und dem weiß-roten Quadrat. Ich folge den Zeichen, laufe durch Ackerland, überquere einen breiten Bewässerungskanal, stolpere einen steinigen Kiesweg hinunter, der Weg verliert sich, wird zu kaum sichtbaren Fahrspuren am Feldrand, durchquert nicht beackertes Ödland und verläuft durch eine kleine Lehmgrube an einem Bauernhof vorbei. Ich kann dem Weg eigentlich nur dadurch folgen, dass er in meinem GPS auf der Karte dargestellt ist.

Hier beginnt wieder eine deutliche Straße, die ein Kieswerk durchkreuzt, etwas verwirrend zwischen den großen Halden verschiedener Körnungen zum Verwaltungsgebäude führt, dort eine breite Betonstraße erreicht.

Am Ende der Straße eine T-Kreuzung ich bleibe rechts, finde wieder „Sultans-Trail“ Markierungen, der Weg biegt links ab, verliert sich schnell, bei einem Bauernhaus nur noch ein Pfad an einem Knick entlang, dann wieder Kiesstraße, aber relativ häufige Wegmarkierungen. Durch erntereife Sonnenblumenfelder komme ich nach Kızılcıkdere, am Dorfende eine Verzweigung nach links, in einer Unterführung wird die Autobahn gekreuzt, dann bin ich in schönem, alten Eichenwald, durchlaufe ihn schattig und fliegenreich, komme, wieder an der Autobahn, nach Üsküpdere und bin erneut in den Feldern. Im Norden erhebt sich eine Gebirgskette, die Yildriz Berge, 1000 m hoch.

In Kanncak Köyü mache ich in einer Teestube kurze Pause, um dann weiter dem „Sultans-Trail“ zu folgen, der manchmal zu sparsam, aber relativ gut markiert ist. Leider fehlen oft an Verzweigungen die wichtigen Hinweise, aber mein GPS lässt Fehler schnell erkennen, so dass ich mich nur selten um ein paar hundert Meter verlaufe! Es geht durch hügeliges Land, Mais, Sonnenblumen, einzelne Bäume, Wälder. Der Weg senkt sich in ein Tal, Bauern ernten Auberginen, ich quere auf Trittsteinen einen Bach, laufe  an seinem Ufer entlang, komme wieder an eine Furt, das kann so nicht stimmen. GPS-Kontrolle, irgendwo hätte ich rechts abbiegen müssen, ich gehe zurück, eine kaum sichtbare Fahrspur in Stoppelfeldern führt den Berg hinauf auf einen einzelnen Baum zu, dann eine Kiesstraße, die erneuert wird, große Erdhaufen liegen darauf, ein Militärlager, und schon geht es wieder steil hinunter nach Kaynarca, die Zementfabrik von Pınarhisar hinter dem Dorf.

Von Kaynarca dann auf einem Kiesweg gerade durch das Land zur Fernstraße und an derem Rand, am Zementwerk und den auf Beladung wartenden LKW vorbei, nach Pınarhisar. Am Ortseingang mal wieder Kasernen, das Militär ist in der Türkei sehr präsent, dann erste Wohnhäuser, ein Hotel.

 

 

92. Tag     10.9.2014     Pınarhisar - Vize     34,5 km

 

Ich steige in Pınarhisar auf den Burgberg hinauf, drehe eine Runde und laufe wieder in die Stadt hinunter.

Vom Zentrum führt der „Sultans-Trail“  bergauf nach Norden aus der Stadt heraus, an einer großen neuen Moschee vorbei auf schmaler Asphaltstraße einen kahlen felsigen Hügel hinauf, rechts der Straße ein Bauernhof, dann umfangreiche Müll- und Bauschutthalden. Der Müll bleibt zurück, auf der Hügelkuppe erreiche ich eine fast baumlose Hochebene, biege rechts ab, wandere in sie hinein, erreiche den höchsten Punkt, eine kleine Felsengruppe, steige hinunter in eine flache Mulde.

Hier muss ich auf unscheinbarer Fahrspur wieder rechts abbiegen, gehe auf einen schlanken Sendemast im Tal zu, bis ich bei einer winzigen, viereckigen Backsteinschutzhütte links auf eine breite Kiesstraße komme.

Noch einmal umrunde ich ein kleines Tal, wandere hinunter in das Dörfchen Erenler, um auf der Dorfstraße, später auf Wirtschaftswegen parallel zur Fernstraße, Poyralı zu erreichen.

Ich mache in einer Teestube kurze Pause, überquere dann die Fernstraße komme auf einen breiten Kiesweg der mich südlich durch eine parkartige Landschaft zu einem Wald bringt. Hier komme ich an einen Wegweiser, der nach Doğanza zeigt, der Weg stimmt nicht mehr mit der Landkarte überein, ich folge ihm, laufe auf einer offensichtlich neuen Kiesstraße durch den Wald, ereiche offenes Land, muss rechtwinklig nach links, vor  mir Doğanza, wie immer in einem Tal versteckt.

Schnell durchquere ich auf unbefestigten Wegen das Dorf, bin auf der Asphaltstraße nach Çavuşköy, die gerade und in leichten Wellen durch einen Eichenwald verläuft, sich senkt, in der Ebene liegen Çavuşköy, Develi und Vize. Auf der ganzen Strecke bin ich allein, außer in den Dörfern begegnet mir kein Mensch.

Am Straßenrand passiere ich die Ortschaften, komme nach Vize, frage mich zu einem Hotel durch.

Abends gehe ich noch zum Burgberg hinauf, auf dem auch die Gazi Süleyman Pasha Moschee, eine byzantinische Kirche aus dem  6. Jahrhundert, steht, total unpassend und absolut stilwidrig mit einem Minarett verziert.

 

 

Tag 93     11.9.2014    Vize - Saray     24 km

 

Ich gehe in Vize zum Busbahnhof hinauf, biege dort rechts auf eine Schotterstraße ab, die mit den weiß-roten Quadraten des „Sultans-Trail“ markiert ist und schnell aus der Stadt herausführt. An der Hügelkante entlang, links vom Weg bewaldete Hänge, rechts die weite Ebene, erreiche ich Okurlar. Im Dorf ist der Weg durch einen tiefen Graben versperrt, eine Brücke wird gebaut, die Bauarbeiter zeigen mir aber einen kleinen Pfad, auf dem ich das andere Ufer des Dorfbaches erreichen kann.

Weiter durch Felder, immer am Hügel leicht hinauf und hinunter und in Sicht- und Hörweite der Schnellstraße wandere ich auf steinigen Wirtschaftswegen  nach Evrenli, suche auf meinem GPS den Weg durch das Dorf. Aus dem Versammlungsraum der Bauern-Cooperative kommt ein Mann herausgestürzt, drückt mir eine Landkarte des „Sultan-Trail“ im Bereich Kırklareli in die Hand, die, wie ich später feststelle, zwar hübsch gemacht und informativ ist, aber zum Pilgern zu ungenau.

Eine Teerstraße verlässt das Dorf zur Schnellstraße hin, ein Abschneider verläuft durch Ackerland und hinter Fabrikanlagen direkt bis in das Städtchen Çakıllı. An der Hauptstaße entlang gehe ich durch den Ort, in dem bei einem Café eine riesige Platane steht, sie soll über 800 Jahre alt sein.

Am Ortsende wieder ein Feldweg, der parallel zur Schnellstraße verläuft, sie kreuzt. An einem Betonzaun geht es in Rasen entlang, links eine Kiesstraße, die hügelauf in den Wald führt, ihn gut gekennzeichnet durchquert und in Kavacık beim Wasserturm endet. In der Ortschaft sind die Straßen mit Betonformsteinen gepflastert, an deren Ende führt ein steiniger Pfad zur Schnellstraße hinunter, ich lande auf der Zufahrt zu einem der Steinbrüche, die hier den Kalkstein aus dem Berg gewinnen und in den umliegenden Zementfabriken verarbeiten lassen, schwere LKW transportieren ihn, wirbeln Staub auf, wenn sie mich passieren.

Ich kreuze die Fernstraße, wieder ein paralleler Feldweg, erneut muss ich die Straße kreuzen und auf einer Fahrspur in die Felder auf Saray zuwandern, das vor mir liegt. Auf Trittsteinen quere ich einen Bach, komme dahinter auf eine Kiesstraße, die in weiten Schwüngen an einer lärmenden Steinmühle und am hohen Bachufer entlang zum Ortseingang von Saray verläuft.

Saray ist dann eine typische türkische Kleinstadt mit halbhohen Häusern, einem kleinen Park im Zentrum und einem  Fahnenmast mit einer riesigen türkischen Fahne in der Mitte.

 

 

Tag 94     12.9.2014     Saray - Binkılıç     30 km

 

Ich verlasse das Stadtzentrum Sarays, gehe beim Busbahnhof ein paar Treppenstufen hinunter und bin direkt auf der Straße, die geradeaus durch das Land nach Küçük Yoncalı verläuft. Neben der Straße werden mit großen Maschinen die Sonnenblumenkerne geerntet.

In Küçük Yoncalı mache ich in einem Teehaus Trinkpause, gönne mir ein Mineralwasser und schaue auf den Karten wie ich weiterlaufen muss, verlasse das Dorf auf einer breiten Kiesstraße, die in ausgedehnten Wald hineinführt. Ein Kontrollblick auf mein GPS sagt mir, dass ich  vor lauter Begeisterung über den schönen Weg eine Abzweigung übersehen habe, so nehme ich eine Fahrspur, die rechts abbiegt, vor mir bewaldete Hügel, in Waldlichtungen blüht noch lila die Heide.

Ich erreiche den richtigen Weg, eine mit weißem Kalkstein befestigte Schotterstraße, laufe sie entlang, bis ich, den Karten des „Sultans-Trail“ nach, rechts in den Wald abbiegen muss, komme auf eine Fahrspur, auf der seit langer Zeit niemand mehr unterwegs war. Brombeeren ranken über den Weg, sumpfige Stellen sind schwer passierbar, ich finde den Panzer einer toten Schildkröte: hier kann man nicht laufen, jedenfalls nicht alleine. Ich kehre um, gehe zur weißen Schotteerstraße zurück und wandere darauf bis zur Fernstraße D020.

Entgegen meiner Befürchtungen herrscht kaum Verkehr, so dass ich gefahrlos zügig ausschreiten kann. Am Straßenrand komme ich schnell nach Safaalan, dessen Moschee mit den zwei Minaretten und der Fahnenmast mit der überdimensionierte türkische Fahne schon von weitem zu sehen sind.

Das Dorf ist dann doch recht mickrig, ist schnell durchlaufen. Ich bleibe weiter auf der D020, habe noch 6 km bis Binkılıç durch hügeliges waldbedecktes Land. In Binkılıç steht am Ortseingang ein Begrüßungsschild des „Sultans-Trail“, ich gehe in das Dorf hinein, frage im Kaffeehaus nach Übernachtungsmöglichkeiten, es gibt keine. In diesem Moment fährt draußen ein Minibus nach Saray vorbei, ich gehe schnell zur Bushaltestelle, frage nach Transport, bekomme zur Antwort, dass es heute keinen Bus mehr gäbe.

So laufe ich zur Hauptstraße zurück, halte ein Auto an, werde von zwei feundlichen Herren nach Saray mitgenommen und gehe dort wieder in das Hotel der letzten Nacht.

 

 

Tag 95     13.9.2014     Binkılıç - Akalan     33 km

 

Zurück in Binkılıç laufe ich die Dorfstraße entlang, zunächst auf Betonformsteinen, dann Asphalt, dann ein steiniger Kiesweg, der hinaus in Wald und Hügel verläuft. Auf einem kleinen Berg liegt Aydınlar, auch hier eine protzige, für das kleine Dorf viel zu große Moschee. Ich kehre im Kaffeehaus ein, trinke ein Wasser, raußen beginnt es zu regnen, ein paar Tropfen, dann ist der Schauer vorbei. Ich setze meinen Weg fort, komme auf die Fernstraße D020, auf der wenig Verkehr herrscht, so laufe ich am Straßenrand entlang, passiere Yaylacık, eine Straße, die 34-81, mündet ein, schlagartig ist das Verkehrsaufkommen, durch schwere LKW, die Kies von den Kalksteinbrüchen in die Zementfabriken fahren, erhöht.

Neben der Fernstraße schöne, romantische Täler, die Einmündungen der Steinbrüche werden passiert, der Verkehr beruhigt sich wieder. Am Straßenrand stehen Sonnenschirme, unter denen Bauern Honig verkaufen, Gümüşpınar liegt etwas abseits des Weges.

Gleich hinter Gümüşpınar verlasse ich die D020, zweige in das Land ab, ein paar Häuser stehen am Wegrand, dan beginnt eine mit groben Steinen befestigte Fahrspur in dn Wald hinein. Auf einer Lichtung grasen drei Wasserbüffel, schauen mich aus bewimperten dunklen Augen verwundert an. Ich komme auf eine breite Kiesstraße, halte mich rechts, bei der nächsten Gabel links, laufe durch stillen Eichenwald, der sich von Hügelkuppen zu sehen bis zum Horizont erstreckt und komme zu einer undeutlichen, leicht versetzen Kreuzung. Hier biege ich wieder links ab, erreiche auf dem breiten Weg nach ein paar Kilometern İhsaniye.

Im Dorf folge ich den Wegweisern nach Istanbul, erreiche wieder auf die D020, die ich bis Akalan entlanglaufe. Gerade als ich in das Dorf abbiegen will, hält neben mir ein Auto, der Fahrer fragt, ob ich nach Çatalca möchte, erfreut sage ich Ja, steige in und komme so schnell in die Stadt, in der es Hotels gibt, übernachte dort.

 

 

Tag 96     14.9.2014     Akalan - Hadımköy     33 km

 

Ich fahre mit dem Minibus zurück nach Askalan, als ich aussteige, kommt gerade ein Platzregen herunter, den ich in der Teestube des Dorfes abwarte.

Aus den Ort führt eine schöne, neue Asphaltstraße hinaus, steil einen Hügel hinauf. Auf dessen Kuppe zweigt rechts ein Kiesweg ab, bewacht von einem Rudel streunender Hunde, mein Stock und ein Stein in der Hand hält sie auf Abstand. Der Kiesweg wird zur Erdstraße aus Lehm, der nach dem Regen unter meinen Schuhsohlen kleben bleibt, die Stiefel mit jedem Schritt schwerer macht. Mühsam quäle ich mich den Weg entlang, endlich Motorengeräusch, eine Asphaltstraße, erleichtert säubere ich meine Schuhe und wandere sie bis Dağyenice entlang, durchquere den Ort.

Hinter Dağyenice zweigt rechts eine schmale Teerstraße ab, kommat an ein paar alten Bunkern und einem Denkmal für im 1. Wetkrieg gefallenen Türken vorbei, wird dann zu einer grob mit weißen Steinen gepflasterten Straße, wohl auch noch aus dem 1. Weltkrieg stammend. Es beginnt wieder zu regnen, vom Schwarzen Meer ziehen dunkle Wolken herüber, entladen sich in den Hügeln und dem Wald, in dem ich pilgere. Große Pfützen versperren gelegentlich den Weg, müssen an ihrem Rand in Gras und Brombeergestrüpp umgangen werden. Das Straßenpflaster hört auf, ich bin wieder auf der klebrigen Erdstraße, die meine Stiefel schwer macht.

Der Hauptweg würde mich zu weit nach Norden bringen, rechts zweigt eine fast zugewachsenen Fahrspur ab, mit Ginster und Dornen überwuchert, aber mit einem deutlichen Trampelpfad, ich folge ihr, gehe den Berg hinunter in ein tiefes Tal hinein. Der Regen hört auf, die Spur weitet sich zu einem Fahrweg, steigt wieder steil an. Eine große Pfütze versperrt den Weg, links kein Durchkommen, rechts Dornbüsche und kleine Bäume. Ich hangele mich an den Bäumen entlang, gefährlich über dem Wasser hängend, meistere auch diese Stelle mit nur kleinen Blessuren: einem Riss in meinem Wanderhemd.

Endlich Gras, der Lehm von meinen Stiefeln wird langsam abgestreift, von der Höhe Ausblicke in schöne Täler, im Norden weit entfernt ein weißes Minarett, dahinter lässt sich das Schwarze Meer erahnen. Ich erreiche die D020, die hier schon zur Autobahn ausgebaut ist, überquere sie auf einer Überführung und bin auf dem Weg nach Hadimköy.

Rechts ein Piknik-Platz, am Sonntagnachmittag grillt die Bevölkerung, wie zu Hause in München im Ostpark. Ich komme durch Yassıören, nehme hinter dem Dorf bei einem Verkehrskreisel die rechte Straße, schlurfe sie entlang. Im Feld werden Büffel und Kühe gehütet, von der nahen Großstadt ist noch nichts zu sehen.

Nach einer kleinen Kurve weitet sich das Tal, gibt den Blick frei auf Wohnsiedlungen, ein neu gebautes Industriegebiet, in der Ferne das Häusermeer der Stadt. Im Industriegebiet, das noch größtenteils leer steht, eine parallele Nebenstraße, von Hunden und Sicherheits-leuten bewacht, dann wieder Straßenrand, bergab an endlosen Zäunen von Militärkaseren vorbei, Fotografieren und Filmen verboten (die Milikos sollten mal in Google-Maps nachschauen, wie genau sie dort abgebildet sind), endlich bin ich in Hadımköy.

In einem Kaffeehaus frage ich nach einem Hotel, es gibt keins, so organisiere ich ein Taxi, lasse mich nach Esenyurt fahren, eine großen Vorort Istanbuls, übernachte dort.

 

 

Tag 97     15.9.2014    Hadımköy - Kayaşehir     22 km

 

Zurück in Hadımköy, wandere ich vom Kaffeehaus die breite Straße ins Tal hinunter, ein rechtzeitiger Blick auf mein GPS sagt mir, dass ich falsch bin, also rechts abgebogen und den vermeintlich richtigen Weg zum Fluss hinunter, auf der anderen Seite eine vierspurige, mit jungen Bäumen bepflanzte Straße hinauf, auf dem Hügel an ihrem Ende eine T-Kreuzung, und ich bin immer noch falsch!

Also biege ich rechts ab, laufe auf dem Hügelrücken bis zur nächsten T-Kreuzung, wo die Straße aus der Stadt, die ich eigentlich hätte nehmen müssen, auf meinen Weg trifft. Der Kilometer Umweg ist zu verschmerzen, am Straßenrand des nun sehr verkehrsreichen Weges gehe ich steil hinunter zum Sazlıdere-Baraj-Stausee, vor mir welliges Agrarland. Der See wird auf einem Damm gequert, am anderen Ufer biege ich auf eine graue, recht breite Schotterstraße ab, die am Seeufer entlang führt.

Der See ist fast leer, einen Seitenarm kann ich daher auf einer Ankürzung durchwandern, neben der Straße Betonpfähle eines Zaunes, der nie fertiggestellt wurde. So geht es Kurve um Kurve dahin, bei einem stillgelegten Marmorsteinbruch dann doch ein langer Schlenker um einen weiteren Seitenarm herum, der Zaun begleitet mich, bis hinter einer Kurve Şamlar auftaucht. Ein weiterer Damm über den See, dann steige ich in Şamlar steil einen Hügel hinauf, durchwandere das kleine Dorf, erreiche auf der Hügelkuppe eine Hauptstraße. Links das Häusermeer der Stadt Istanbul, die verkehrsreiche Straße wird bei der nächsten Gelegenheit links verlassen, durch ein lautes Gebiet in dem Kleinindustrie angesiedelt ist komme ich auf eine staubige Schotterstraße, die mich in eine Hochhaussiedlung hineinbringt.

In der Siedlung, hinter dem Einkaufszentrum und gegenüber der Moschee ein nagelneues Hotel, meine letzte Übernachtung vor der Altstadt Istanbuls.

 

 

Tag 98      16.9.2014     Kayaşehir - Istanbul     30 km

 

Ich verlasse die Hochhaussiedlung Kayaşehir auf einer vierspurigen Straße mit einem schön gepflasterten Bürgersteig, laufe in ein kleines Tal hinunter, in dem ein in ein Betonbett eingezwängter Fluss fließt, steige wieder etwas hinauf und wandere den kurvigen Weg an Baustellen, geplanten Einkaufszentren und halbfertigen Wohnsilos entlang.

Der Bürgersteig endet, es ist aber zunächst ein breiter Seitenstreifen, später eine asphaltierte Parallelstraße vorhanden, die mich vom mäßigen Verkehr trennt. Ich passiere das futuristische Olympiastadion, muss hinunter in ein Tal, in dem die Autobahn Edirne-Istanbul verläuft und auf der vielbefahrenen Nebenstraße zur Autobahn entlang. Bei der ersten Möglichkeit kreuze ich auf einer Brücke die Autobahn und bin im Stadtgebiet von Istanbul.

Endlich durchgehende Bürgersteige, hügelauf-hügelab geht es durch Geschäftsviertel, Gebiete mit Kleinindustrie, Tankstellen, Autowerkstätten, alles orientalisch bazarmäßig in Gruppen zusammengefasst, Schnellstraßen werden gekreuzt, manchmal ist der Weg etwas umständlich zu finden.

In einer Straße findet ein Markt statt, Gurken, Tomaten sauber nach Größe sortiert und sorgfältig aufgeschichtet, Reis in exakt ausgerichtete Pyramiden modelliert, BHs in kleine Hügelreihen ausgerichtet. Durch die Massen der Käufer ist kaum ein Durchkommen, dann bin ich wieder in einem Viertel mit Fabrikanlagen, dunkle, schmale Seitengassen führen in Viertel mit Speichern. Auf einem Hügel liegt Bayrampaşa, ich passiere die Fußgängerzone, komme durch große Friedhöfe, erreiche die alte Stadtmauer Istanbuls.

Eine Brücke kreuzt  die Vorortbahn, durch ein Stadttor betrete ich die Altstadt Istanbuls, laufe die breite Allee, die an der Universität vorbeiführt, entlang. Straßencafés säumen den Weg, Restaurants, Andenkenstände, Luxushotels, ziemlich unvermittelt stehe ich auf dem großen Platz, an dem die „Blaue“ Sultan-Ahmed-Moschee und die Hagia Sophia liegen, der Obelisk, der einst von Kaiser Wilhelm gestiftete Brunnen.

Touristen knipsen sich Bussse stehen am Wegesrand, der Touribus dreht seinen Runden, Istanbul, das Ziel meiner 6. Etappe ist erreicht.

Nimmt man die Stecke München-Finisterre und München-Istanbul, so habe ich Europa von Süd-West nach Süd-Ost zu Fuß durchquert!