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Etappe 7: Istanbul - Kütahya 319 km

Veröffentlicht am 08.10.2014

Fotos Etappe 7

 

 

Tag 99     25.9.2014     Istanbul - Küçükyalı     19 km   (6 davon Fähre)

 

Wie immer in der Türkei werde ich morgens durch den frühen Gebetsruf des Muezzin geweckt, anschließend höre ich Kirchenglocken, nur kurz und beinahe schüchtern rufen auch sie zur Andacht.

Ich starte in Istanbul beim Platz zwischen Hagia Sofia und Sultan-Ahmed-Moschee, drehe noch eine Runde durch den Großen Bazar, bewundere Kitsch, Gold-Silber-Schmuck, Cashmeere-Shawls und Andenken und steige anschließend zur Galata-Brücke hinunter.

Die Brücke überquert das Goldene Horn, Angler stehen dichtgedrängt am Brückengeländer und ziehen kleine Fische aus dem Wasser. Ich steige noch zum Galata-Turm hinauf, schaue in Beyoglu in der Istikbalcaddesi in die Geschäfte, laufe bis zum Taksim-Platz, kehre dort um geh zurück zum Goldenen Horn.

Auf der Galata-Seite der Brücke legen die Fährschiffe nach Kadiköy ab, ich löse ein Ticket und setze über den Bosporus. Pünktlich zum Mittagsgebet um 1 Uhr habe ich Europa verlassen, betrete Asien.

Vom Fährhafen aus durchschneidet eine verkehrsreiche Hauptstraße Kadiköy, erreicht Fehnerbahçe am Fußballstadion, durchquert ein reiches Viertel mit Luxuxwohnungen und eleganten Hotels und  trifft am Marmara-Meer einen Fuß- und Radweg, der die Hauptstraße verlässt und durch Parkanlagen und an Jachtliegeplätzen vorbei am Meer entlangführt.

Gemütlich laufe ich den Weg entlang, in Küçükyalı sehe ich vom Fähranleger aus eine Hotelreklame, für Heute habe ich keine Lust mehr, ich gehe zum Hotel, miete mir ein Zimmer.

 

 

Tag 100     26.9.2014     Küçükyalı - Tuzla     26,5 km

 

Ich gehe zurück zur Uferpromenade in Küçükyalı, laufe zwischen Straße und Meer entlang. Zahllose Katzen hocken auf den Steinen und der Begrenzungsmauer, werden von katzenliebenden Mitbürgern mit Futter versorgt. Es ist interessant, welche Farb-kombinationen sich bilden, wenn die Fortpflanzung ungeregelt vonstatten geht, von rein schwarz über alle Kombinationen von weiß und schwarz, wildfarben getiegert, rot-braun getigert, schildpatt gemustert aus weiß, schwarz, wildfarben und rotbraun sowie undefiniert schmutzig gemischt kleinfleckig aus allen Farben.

Angler sitzen auf kleinen Stühlen oder den Parkbänken und schauen reglos auf ihr Gerät, das ohne Bewegung am Ufer steht.

Bei einer Baustelle muss ich zurück auf die Straße, kann aber bald wieder ans Meerufer zurück. Links von mir erhebt sich der Hügel von Maltepe, Villen stehen darauf, von Pinien und  Bougainvillea farbig umgeben, ich komme nach Kartal, Wohnhochhäuser, alle im gleichen Stil und dunkelbraun gestrichen stehen Spalier am Ufer, Tanker und Frachtschiffe liegen auf Reede. In Pendik muss ich den Jachthafen und den Anleger der Autofähre nach Yalova umgehen, bald erreiche ich Werften, einen Militärhafen, Filmen und Fotografieren verboten.

Die Straße verlässt das Meer, unterquert die Eisenbahnlinie und steigt an Kasernenanlagen vorbei etwas an. Ein etwas unübersichtliches Brückengewirr kann ich zwischen Geländer und Leitplanke überwinden, den Wegweisern nach Tuzla folgend, danach wieder schmaler Bürgersteig am Straßenrand, oft von Autos zugeparkt.

Industriegebiet und Werften, die Straße durchquert locker bebautes Gebiet, kommt an den Delfinbrunnen in Tuzsla. Hier bleibe ich halblinks, bis zum Weltkugelbrunnen, halte mich dort etwas  rechts und latsche die lange Straße entlang, bis ich die Küstenpromenade in Tuzla erreiche. Hier gibt es mehrer Hotels, ich suche mir eines aus.

 

 

Tag 101     27.9.2014     Tuzla - Altınova     34 km   (9 davon Fähre)

 

Nachts hat es geregnet, auch jetzt hängt ein bleigrauer Himmel über dem Marmara Meer. Ich laufe in Tuzla die Uferpromenade entlang, biege dann links ab, steige immer leicht bergauf am Friedhof und an wie immer eingezäunten und abgesperrten Militäranlagen vorbei zur Autobahn hinauf, überquere sie auf der Brücke.

Auf der linken Seite der verkehrsreichen Fernstraße gibt es einen parallel verlaufenden Weg, in beiden Richtungen befahren und mit breitem Seitenstreifen, den ich entlanggehen kann. Bei einer Tankstelle dann ein Fußgängerüberweg, ich wechsele zur anderen Straßenseite der Autobahn, komme auf eine Nebenstraße mit einen Bürgersteig, die an einem Pinienwald entlang zu Universitätsgelande führt und dann weiter an einer breiten Straße die Eisenbahnlinie kreuzt und das Stadtzentrum von Darıca erreicht. Es beginnt zu regnen, in einer Konditorei suche ich Unterschlupf, esse ein paar Kuchen bis der Schauer vorbei ist.

Weiter geht es durch die Stadt und wieder bergauf, in Obstgeschäften liegen bunte Früchte und Melonen aus, beim Uhrturm bleibe ich halblinks, laufe jetzt durch wenig ansprechende Neubauviertel bis zum Ende der langen Hauptstraße. Hier nehme ich eine Abkürzung durch verwinkelte Gassen, komme bei einer Tankstelle wieder auf eine Hauptstraße und kreuze sie.

Jetzt geht es steil bergab, dann links auf ein Teersträßchen parallel zum Hang , im Marmara Meer sehe ich die Autofähren nach Topçular. Der Weg senkt sich nach Eskihisar, trifft auf die Straße zum Fährenanleger.

Ich gehe zum Kassenhäuschen, möchte die Überfahrt zahlen, werde gefragt, wie alt ich sei und dann durchgewunken: ich darf die Fähre kostenlos benutzen.

Die Überfahrt dauert nur eine halbe Stunde, am anderen Ufer des Meerarms komme ich auf einer pfützenreichen Teerstraße zur Autobahn, kann einen parallelen Nebenweg entlang-wandern, bis er an einer Brückenbaustelle endet. In einem Tunnel unterquere ich die vierspurige Straße, muss jetzt auf dem breiten Seitenstreifen der Autobahn entlanglaufen bis rechts ein Weg abzweigt, der direkt nach Altınova hineinführt.

Im Stadtzentrum die üblichen Kebabrestaurants, die Moschee und ein nagelneues Hotel, das mich dankbar aufnimmt.

 

 

Tag 102     28.9.2014     Altınova - İznik     48 km

 

Nachts hat es wieder geregnet, auch jetzt ist der Himmel bleigrau, tiefe Wolken hängen über den Hügeln im Süden. Ich verlasse Altınova, laufe in ein grünes Tal hinein auf schöner neuer Straße nach Soğuksu. Im Tal Olivenhaine, Kiwiplantagen, Obstgärten, einzelen, rote Häuser, hinter Soğuksu dann eine schmale Asphaltstraße, die sich die Hügel hinaufwindet. Bei einer Straßengabel halte ich mich links, es geht steil aufwärts. Neben mir hält ein Auto, ein älterer Herr sagt, es würde regnen, ich könne nicht weiterlaufen, ich möge einsteigen und mit ihm fahren. Er ist hartnäckig, ich lasse mich überzeugen, steige in sein Auto und bedaures es eigentlich sofort.

Wir fahren durch die Berge, links und rechts ragen hohe Felsklippen auf, im Tal ein Ferienresort, hätte ich dort übernachten können? Die Landschaft beeindruckend schön, in Valide Köprü hält der Fahrer, bittet mich in sein Haus zum Frühstücken. Seine Frau huscht kaum sichtbar umher, bereitet Tee, Spiegeleier, Tomaten, Honig und Marmelade. Ich esse wenig, hatte ja schon in Altınova gespeist. Ich möchte weiterlaufen, der ältere Herr lässt mich nicht und ich will nicht unhöflich sein, bei so viel Gastfreundschaft.

Schließlich steigen wir wieder in sein Auto, er fährt mich über die Berge, bis unter uns Boyalica am İznik-See zu sehen ist, endlich darf ich aussteigen, bedanke mich herzlich und gehe durch Olivenplantagen steil hinunter in das Dorf, laufe die verkehrsreiche Hauptstraße entlang und biege auf einen Wirtschafts-weg durch die Ölhaine ab.

Zunächst Verbundpflaster, dann Matsch, ich rutsche zwischen den Pfützen hindurch, komme wieder auf die Fernstraße: Bei dem Regenwetter sind Nebenwege nicht zu gehen, so latsche ich Kilometer um Kilometer auf dem breiten Seitenstreifen der Hauptverbindungsstraße entlang und lasse mich von PKW und LKW mit Wasserstaub einnebeln.

Es hat jetzt heftig zu regnen begonnen, in Çarica gehe ich in die Teestube, möchte Wasser trinken und mich etwas aufwärmen. Der Wirt bugsiert mich brummig in eine Ecke mit rauchenden alten Männern, ich flüchte, verlasse den unwirtlichen Ort und kaufe mir an der Tankstelle zu trinken, der Tankwart ist freundlich, holt mir extra einen Stuhl, damit ich mich unter dem Vordach im Trockenen hinsetzen kann.

In İznik biege ich auf den Weg zum See ab, kehre im Hotel „Berlin” ein, der Besitzer mustert mich, durchnässt wie ich bin, sagt, er hätte kein Zimmer frei, ein Haus weiter, im Otel „Cem”, direkt an der alten Stadtmauer, werde ich freundlich aufgenommen. Abends stoppt der Regen, so kann ich noch zur Hagia Sofia von İznik gehen, sie besichtigen.

Die Strecke war zu lang, ohne die Hilfe des freundlichen Herren mit seinem Auto hätte ich sie in Valide Köprü unterbrechen müssen!

 

 

Tag 103    29.9.2014    İznik - Yenişehir     22,5 km

 

Ab İznik gibt der „Evliyâ Çelebi Weg“, ein beschriebener aber nicht markierter Wanderweg durch Nord-West Anatolien, meine Richtung vor.

Ich verlasse İznik, gehe noch einmal an der Hagia Sofia vorbei und mache einen Absstecher zum Römischen Theater. Dort ist alles eingezäunt, mit hohem Maschen- und Stacheldrahtzaun geschützt, praktisch nur ein paar Mauerreste zu sehen.

So laufe ich zum Yenişehir-Tor in der alten Stadtmauer, kreuze die Fernstraße D595 und wandere durch Obstplantagen, Weingärten und Olivenbhaine auf einer schmalen Asphaltstraße nach Dırazali, biege vor dem Ort links auf einen Kiesweg an, der weiterhin in Olivenhainen verlaufend zurück zur D595 führt. Am Straßenrand geht es leicht ansteigend bis zur ersten scharfen Haarnadelkurve, hier verlasse ich die Fernstraße, biege auf eine Fahrspur ab, die halb zugewachsen die Hügel hinaufführt. Steil steige ich bergan, rückblickend liegt der İznik-See eingebettet in Bergketten im Tal. Endlich erreiche ich die Fernstraße wieder, die eine neue Wegführung bekommt. Große Baumaschinen bewegen Erde, kreuzen die alte Straße, Lehm und Staub hinterlassend. Weiter hinaufgehend schlurfe ich am Straßenrand entlang, erreiche die fertiggestellte neue Straße und habe jetzt einen meterbreiten Randstreifen zum Pilgern.

Endlich habe ich die Passhöhe erreicht, wandere an Derbent vorbei in weitge-schwungenen Kurven hinunter zur anatolischen Hochebene, in der Ferne kann ich schon die rauchenden Fabrikschornsteine von Yenişehir sehen. Neben der Straße Felder, Pinien bestandene Hügel, Hirten bewachen Ziegenherden.

Ich erreiche den Stadtrand, eine halbfertige Umgehungsstraße wird gekreuzt, gleich dahinter ein Hotel.

Es ist noch früh, also gehe ich in die Stadt, eine Zedernreihe entlang in die einfache Fußgängerzone, zum Mausoleum von Süleyman Paşa, an kleinen Moscheen vorbei ins Zentrum, in dem nichts besonderes zu sehen ist. 

 

 

Tag 104     30.9.2014    Yenişehir - İnegöl       32 km

 

Ich gehe durch die Stadt, komme auf schmalen Bürgersteigen zur Ausfallstraße nach İnegöl. Hinter der Brücke über einen Kanal, beim Abzweig zu den Fabriken in Akdere, herrscht Mikrobus- und LKW-Tumult, alles stoppt oder fährt irgendwie durcheinander, ich bahne mir meinen Weg, habe das Gewirr schnell hinter mir gelassen.

Ein Ziegenhirte treibt seine Herde am Straßenrand entlang, die Autofahrer bremsen vor den Tieren brav ab, passieren sie vorsichtig, auf mich nehmen sie eigentlich weniger Rücksicht.

Zwei asphaltierte Fahrspuren, getrennt durch eine Baumreihe, führen hinauf nach Subaşi, ich biege ab, verlasse die Hauptstraße, Bauern fahren auf ihren Traktoren zur Feldbestellung, grüßen mich mit der Hand.

In Subaşi beginnt eine Asphaltstraße, verläuft durch hügeliges Ackerland, am Horizont hohe Berge, die Gipfel schon mit Schnee bedeckt. Bei einer Weggabel bleibe ich rechts, komme an einen Stausee. Hier zweigt ein Kiesweg ab, führt hinunter nach Orhaniye, ich durchquere das Dorf, gehe durch ein kleines Tal hindurch und über Hügel nach Osmaniye, das Minarett der Dorfmoschee, neben dem eine schöne hohe Zypresse steht, spießt in den Himmel.

Hinter Osmaniye muss ich recht steil einen Berg hinansteigen, neben dem Weg Marmorsteinbrüche, die den weißen Stein aus dem Boden herausschneiden. Hinter der Hügelkuppe, abseits des Weges Yeniyorück, gerade verläuft die Straße nun stetig bergab, ein Abzweig führt zur Mülldeponie von İnegöl, am Straßenrand ein großes Kieswerk, die Halden mit den verschiedenen Gesteinskörnungen reichen bis zum Weg, die Gesteinsmühlen lärmen, Bagger beladen Kipper mit Steinen. Mit der Ruhe ist es ab hier vorbei, Kieslaster und Müllwagen fahren unablässig auf der Straße, oft muss ich ins Gras ausweichen, um sie passieren zu lassen.

Der Weg beschreibt einen Bogen um Kosluca herum, eben geht es jetzt durch das Land, ein Fluss, die Ufer mit Müllhalden verunziert, wird überquert, vor mir tauchen die ersten Wohnsiedlungen von İnegöl auf, schön bunt pastellfarben gelb, grün und rosa gestrichen. Ein Immobilienbüro hat einen Stand aufgemacht, lockt Käufer mit Sonderpreisen.

Die Autobahn am Stadtrand wird in einem Tunnel überquert, danach bin ich in der Innenstadt, laufe zum Zentrum mit der modernistischen Moschee, frage mich zu einem Hotel durch.

 

 

Tag 105     1.10.2014     İnegöl - Domaniç      46 km

 

Ich verlasse İnegöl durch die Innenstadt, komme an ein paar alten Häusern und und Plätzen vorbei, die von mächtigen Platanen umsäumt sind. Ein Kanal wird überquert, dahinter beginnt die lange neue Straße nach Ortaköy, gerade durch brachliegendes, ebenes Ackerland führend, am Wegesrand einige Bauernhöfe, von kläffenden Hunden bewacht, am Horizont hohe Berge.

Vor Ortaköy dann eine Pappelallee, Waldland beginnt, ich durchschreite das Dorf, die Straße wird zu einem löchrigen Weg, der über einen Hügel nach Hamamlı führt, dort die Fernstraße D595 erreichend. Auf der Straße herrscht kaum Verkehr, so laufe ich den breiten Seitenstreifen entlang, Wegweiser markieren den Evliyâ Çelebi Weg, ich folge ihnen, mache einen kurzen Abstecher nach Hamamlı hinein, sehe keine Wegweiser mehr und gehe auf einem Feldweg zurück zur Hauptstraße.

Langsam steige ich bergauf, bleibe bei einer Verzweigung  links, stapfe am Straßenrand entlang nach Tahtaköprü. Eigentlich wollte ich hier unterbrechen und nach İnegöl zum Übernachten zurückfahren, es ist aber noch früh am Tag, ich bin schnell vorangekommen, so laufe ich weiter, durchquere das Dorf, am Dorfende eine kleine Serpentine auf mit Ziegelsteinen gepflasterter Straße, dann wieder die D595.

Es geht weiter hinauf, Kurve um Kurve ansteigend, links öffnen sich Blicke in das weite Tal, bald habe ich 1000 Meter Höhe erreicht, es wird etwas flacher, ein Waldwärterhaus am Straßenrand, Lastwagen mit dicken Baumstämmen beladen, der Weg senkt sich etwas, steigt dann in weiten Kurven wieder an, bis bei Safa die Passhöhe mit 1400 m erreicht ist.

Ich bin jetzt 35 km gelaufen, habe 1100 Höhenmeter überwunden. Neben mir hält ein Auto, schon wieder ein älterer Herr, fragt auf Deutsch, wohin ich möchte. Ich sage im, dass ich nach Domaniç wandern will, er bittet mich einzusteigen. Nach der langen, anstrengenden Strecke sage ich zu, schummle, fahre mit ihm das verbliebene Stück steil den Berg hinunter durch eine enge felsige Schlucht nach Domaniç.

Domaniç ist eine Kleinstadt, ein Gemisch aus halbhohen und einigen alten, mit Lehmziegeln ausgefachten Häusern. Im Dorfzentrum eine bunte Moschee, Plätze von alten Platanen umstanden und ein kleines Hotel.

 

 

Tag 106    2.10.2014      Domaniç  - Tavşanlı     38 km

 

Schnell habe ich die kleine Stadt Domaniç verlassen, laufe auf holprigem Bürgersteig an einer vierspurigen Straße entlang, die vier Spuren und der Bürgersteig enden, ich wechsle die Straßenseite, gehe auf dem Seitenstreifen weiter.

Die Trasse der im Bau befindlichen Ausbaustrecke kürzt eine Kurve ab, ich benutze den Abschneider, komme an Çamlıca vorbei. Ein Auto stoppt, der ältere Herr, der mich gestern vom Pass heruntergefahren hat, grüßt mich, sagt, er wohne in dem kleinen Dorf, wünscht weiterhin guten Weg und braust weiter.

In weiten Schwüngen verläuft die Straße durch das Land, die Dörfer liegen abseits des Weges, ich komme an Karaköy vorbei, der Weg senkt sich in ein Flusstal, ein Seitental wird mit einem Staudamm abgeriegelt, die Bäume färben sich im beginnenden Herbst schon gelb.

Eine Stahlgitterbrücke kreuzt den Fluss, eine Serpentine führt aus dem Tal heraus, ich kann sie auf einer Fahrspur abkürzen. Neben der Straße türmen sich riesigeAbraumhalden des Braunkohletagebaus auf, die das Kraftwerk in Tunçbilek mit Brennstoff versorgen, dessen Rauchfahne ich schon seit längerer Zeit sehen kann.

In einem Tal unter Felsklippen liegt Hamitabat, gleich dahinter kommt Tunçbilek in Sicht, das Kraftwerk raucht aus mehreren Schornsteinen, Kühltürme direkt am Straßenrand brausen, Wasserkaskaden laufen in ihnen herunter.

Ich laufe auf dem rußgeschwärzten Bürgersteig am Kraftwerk vorbei, pasiere die Stadt, in der es ein Hotel gibt. Wenn ich hier übernachte wird mir Morgen der Weg nach Yoncali zu weit, also laufe ich weiter, eine Tankstelle am Straßenrand, eine Kuppe, der Seitenstreifen wird sehr schmal, ich muss in den betonierten Straßengraben ausweichen.

Hinter der Kuppe kommt Tavşanlı in Sicht, ein breiter Bürgersteig beginnt, den ich dankbar nutze. Auf einem Hügel gibt mir ein großes, schlossartiges, dunkelrot gestrichenes Gebäude Rätsel auf.

Eine schmale Straße zweigt ab, führt in die Stadt hinein, das Gebäude entpuppt sich als Schule. Nocheinmal ein kleiner Hügel, dann habe ich die Stadt erreicht, bei einem Taxistand frage ich nach einem Hotel, der Fahrer  beginnt mit weitschweifigen Erklärungen auf Türkisch, ich steige in das Taxi, lasse mich hinfahren.

 

 

Tag 107     3.10.2014     Tavşanlı - Yoncalı     34 km

 

Vom Platz im Stadtzentrum gehe ich eine breite Verbundpflasterstraße hinunter zur Autobahn, die die Stadt durchquert, überquere sie und laufe auf der parallelen Nebenstraße weiter. Eine Trauerweide bringt etwas grün in die Vorstadt, ich biege ab, nur um in ein tristes Kleingewerbegebiet zu kommen, durchquere es auf nasser, schwarzer Schotterstraße, wandere an der Eisenbahn entlang, bis der Weg endet, komme wieder zur Autobahn hinauf und biege vor dem letzten Haus an der Hauptstraße rechts ab.

Jetzt bin ich auf dem Fedweg nach Kayı, die Häuser Tavşanlıs bleiben zurück, ich überquere einen Bewässerungskanal, mache einen Schlenker nach Links, um gegenüber eines kleinen verlotterten Hauses mit bellenden Hofhunden wieder rechts abzubiegen und an Pappelreihen und brachliegenden Feldern entlang auf das kleine Dorf zuzuwandern. Mopedfahrer begenen mir, wegen der Morgenkühle dickvermummt.

Hinter dem Dorf eine Asphaltstraße zur Autobahn, ein junger Mann kommt mir auf der leeren Straße entgegen, schleppt seinen Rollkoffer hinter sich her, kann etwas einsamer sein? Pappeln, felsenbedeckte Hügel mit einzelnenKiefern zwischen kurzem Gras, neben der Autobahn dann eine Fahrspur an einem sumpfigen Graben entlang, auch dieser Weg endet bei mehreren Viehtränken, ich muss ein kurzes Stück auf dem Kiesstreifen neben der Hauptverkehrsstraße entlanglaufen, bis ich an einen Parkplatz komme.

Hier zweigt eine schmale Asühaltstraße in die Hügel ab, passiert ein paar Ferienhäuser, um dann im duftenden Kiefernwald anzusteigen. Bald habe ich wieder die 1000 m Höhengrenze überschritten, der Wald bleibt zurück, einzelne Krüppelkiefern und Wacholder stehen neben dem Weg, ein leerer Piknikplatz, ein Haus, aus einem Lautsprecher dröhnt verzerrte Musik, ich komme an ein Kieswerk, gehe wieder hinunter zur Autobahn.

Die alte Straße existiert noch, abseits der dröhnenden Autobahn verläuft sie in Kurven durch das Ackerland unter den Hügeln zur Rechten, unter Bäumen steht eine Turmruine, vor Ören erreiche ich die Hauptstraße wieder, eine Viehtrift verläuft parallel, ich nutze sie, in Ören überquere ich dann die Autobahn, laufe durch das Dorf, am Friedhof vorbei, muss noch einmal gefährlich hinter einer Kuppe die Autobahn überqueren und bin auf der Straße die über Köprüören und Kızılcakaya nach Yoncalı führt. Ich gehe durch flaches Land, rechts begleiten mich hohe Berge, die Pappeln an den Bewässerungskanälen verfärben sich schon gelb, es ist empfindlich kühl in der Höhe. Schon von weitem sind die Häuser Yonkalıs zu sehen, buntgestrichene Apartmentblocks, ein rosa Hotelkasten.

Gleich nachdem ich eine Senke durchlaufen und die Polizeistation passiert habe steht rechts das Yoncalı-Termal-Hotel, ich kehre ein.

 

 

Tag 108    4.10.2014     Yoncalı - Kütahya     19 km

 

In Yoncalı gehe ich vom Hotel rechts zum Ortszentrum hinunter, nehme die gepflasterten Wege, die durch einen Park mit Piknikplätzen führen, steige bei einer kleinen Moschee Treppenstufen hinauf und kreuze die breite Straße, die wieder zurück zur Hautstraße nach Kütahya führen würde.

Ein schmales Teersträßchen verläuft ins Land, ich folge ihm, links auf einer Anhöhe liegt ein großes Hotel, oder sind es Apartments? Mein Weg führt daran vorbei, steigt zwischen kiefernbewachsenen Hügeln an, erreicht das Dorf Enne.

Ich folge links-rechts der Straße, die am Dorf vorbei hinunter zu einem kleinen, halbleeren Stausee führt, gehe über die Staumauer und steige auf der anderen Seite wieder einen Hügel hinauf, rechts ein bewaldeter, eingezäunter Park, links Ebene, mit Pappeln bestanden, vor mir die Kette des Kirazlı Gebirges. Ich kreuze die Eisenbahn, deren Gleise erneuert werden und die elektrifiziert wird, biege auf der breiten Querstraße links ab und wandere durch das kleine Dorf Demirdören hindurch. Hinter Demirdören begleitet mich alter Eichenwald, in Sofu stehen noch einige der alten, ausgefachten Lehmziegelhäuser, der Wald bleibt zurück, am Rand der Berge komme ich nach Güveççi, biege vor dem Ort links ab und folge der jetzt frisch geteerten, ausgebauten Straße bis zur Stadtgrenze von Kütahya.

Immer gerade der breiten Straße folgend wandere ich in die Stadt hinein, komme auf den von Geschäften und hohen Wohnhäusern gesäumtenAdnan-Menderes-Bulvar der direkt ins Stadtzentrum mit dem Uhrenturm und dem Keramikvasenbrunnen führt.

Ich sehe ein Hotelschild, aber das Hotel ist geschlossen, im Eingangsportal wächst Gras, ein Passant zeigt mir ein anders, das „Istanbul Hotel”. An der Rezeption steht eine Schar junger Männer, sie knabbern Kürbiskerne und spucken die Schalen auf den Boden, sagen es sei nichts frei, dann doch, ich flüchte!

Ein Taxifahrer zeigt mir auf der anderen Straßenseite ein etwas versteckt liegendes größeres Hotel, der Besitzer an der Rezeption empfängt mich kompetent und freundlich, ich nehme sofort ein Zimmer.

 

 

Nachdem mehrere Minibusfahrer angehalten haben und mich fragten, ob ich der Deutsche sei, der von Istanbul nach Antalya zu Fuß laufe, bekomme ich Angst vor meiner Berühmtheit. Das Schicksal des Franzosen, der in Algerien allein unterwegs war, und, nur weil er Franzose war, entführt und geköpft wurde, macht mir Angst. Wenn die Information über mich in falsche Hände kommt, was dann?

 

Ich unterbreche meine Reise, fahre mit dem Bus nach Istanbul und fliege ins Heilige Land.

 

Der fehlende Teil in der Türkei wird nachgeholt, wenn die politischen Verhältnisse wieder stabil und die Sicherheitslage klar ist.