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Etappe 8: Kütahya - Antalya 433 km

Veröffentlicht am 01.08.2015

Streckenkarte Etappe 8:   Kütahya bis Antalya 

Fotos Kütahya - Antalya

 

Tag 109     28.7.2015    Küthaya - Yalnizsaray   32 km  

 

Ich starte in Kütahya, gehe über den Platz mit dem Keramikbrunnen, verlasse dort die Hauptstraßen und steige durch Gässchen am Hükümet Konağı, einem blau gekachelten Palst, an einem alten, palastartigen, halbverfallenem Lyzeum stetig aufwärts, mache noch einen Abstecher zu der kleinen, hübschen ebenfalls blau gekachelten Cinii Moschee.

 In einem kleinen Laden kaufe ich Wasser ein, die Besitzerin spricht ein wenig Deutsch, war in Köln. Auf der Straße spielen Kinder, Flüchtlinge sagt sie, aus Syrien, dem Irak, so viele.

 Durch Vorstadthäuser laufe ich weiter, auf einem Berg gegenüber dir Burg von Kütahya, steige Stufen zu einer neuen, gekachelten Moschee hinauf und bin dann auf einer Landstraße, die in weiten Schwüngen in das Kirazlı Gebirge hineinführt.

 Es geht weiter hinauf, ich bin allein auf der Straße, Kolkraben spielen in den Aufwinden am Berghang, lassen weithin ihr eigentümliches Rufen vernehmen, neben der Straße Wald, zwei kahle runde Kalksteinhügel. Auf der Passhöhe ein Brunnen, ein einsamer Baum, ich laufe weiter, jetzt abwärts, biege links nach Aloğlu ab, durchschreite das Dorf. Krüppelkiefern am Wegrand, die Asphaltstraße endet, wird zu einem blendendweißen Kiesweg, führt hinab in ein liebliches Tal.

 Am Talende wieder hinauf, durch Wald auf jetzt braunem Schotterweg nach Sagirlar. In der Hitze sind meine Wasservorräte geschrumpft, bei der Moschee frage ich nach einm Laden, es gibt keinen, so fülle ich meine Flaschen an der Waschstelle auf, das Wasser ist klar und schmeckt gut, hoffentlich ist es das auch.

 Hinter Sagirlar zweig,t hinter einem von einem bösartigen riesigen Hund bewachten grauen hallenartigen Gebäude, bei einem rosa Brunnenhäuschen eine Fahrspur links in die Felder ab, die mir fünf Kilometer Weg über Güvem ersparen kann. Ich folge ihr, sie ist gut zu gehen, verwachsene Lebensbäume säumen die Fahrspur, bei einigen Weizenfeldern ist sie dann fast mit Gras zugewachsen, das Gelände wird sumpfig, bei Regenwetter wohl nicht gangbar, dann bleibt nur der Weg über Güvem.

 Ich kämpfe mich durch Binsen und Gras wate durch Schlammpfützen, nur noch  zweihundert Meter zur Straße, der Weg wird wieder trocken, ich erreiche die weiße Kiesstraße von Güvem zur Fernstraße, muss noch einmal über eine Kuppe, erreiche die Hauptstraße.

 Auf dem breiten Seitenstreifen latsche ich neben der vierspurigen Autobahn den Hügel wieder hinunter, passiere die Abzweigung nach Aslanapa und erreiche zwei Kilometer weiter eine Tankstelle mit Restaurant und einem kleinen Motel.

 

Tag 110   29.7.2015   Yalnizsaray - Altıntaş  37 km

 

Im Vergleich zu meinem Weg durch die Berge gestern, hat sich die Landschaft komplett geändert, kein Wald mehr, nur noch flaches, landwirtschaftlich genutztes Land umrahmt von kahlen Hügeln am Horizont.

 Ich laufe ein paar Meter an der Autobahn zurück, biege dann bei der ersten Möglichkeit rechts ab und wandere durch das Dorf Yalnizsaray auf schmaler, kaum befahrener Landstraße nach Aslanapa. Hier decke ich mich mit Wasser ein, umrunde den Brunnenplatz und bin auf der Straße nach Esenköy, passiere das Dorf. Immer weiter geht es durch das flache Land. Mähdrescher bringen die Ernte ein, Traktoren fahren mit korngefüllten Anhängern zu den sammelstationen in den Dörfern.

 In Nuhören steht eine blitzende neue Moschee an der Straße, das schöne Ziegelminarett der alten etwas verloren abseits im Dorf.

 Jetzt werden Zuckerrüben angebaut, die künstlich bewässert werden müssen, überall tuckern kleine Dieselpumpen vor sich hin, saugen das Nass aus dem Boden und verteilen es über die Felder.

 Ein schwarzer verwilderter Hund folgt mir, lässt sich nicht abschütteln, bleibt immer ein paar Meter hinter mir. Bei der Abzweigung nach Eğmir habe ich ihn dann verloren. Die Straße verläuft neben einem breiten Bewässerungskanal, Gänseherden halten sich darin auf, ein einzelner Storch.

 Pappeln stehen neben dem Weg, spenden Schatten, in Yalnizsaray (ein Dorf mit gleichem Namen wie mein Übernachtungsort) kann ich mich wieder mit Wasser eindecken, laufe weiter bis Çayırbaşi. Ein Wegweiser zeigt: Altıntaş 8 km. Ich folge dem Weg, nach ein paar Metern schaue ich auf mein GPS, bin falsch, würde die Hauptstraße über Gecek laufen, also zurück, auf einem Kiesweg an einem schlammigen Ententeich vorbei durch das Dorf und dann auf breiter Schotterstraße nach Altıntaş, das vor mir an einem Hügel liegt, nur noch fünf Kilometer.

 In der Stadt steht an einer Kreuzung ein Polizist, ich frage ihn nach einem Hotel, er versteht „Wasser”, will mir den Brunnen zeigen, „nein, Otel” sage ich, es liegt direkt an der Hauptstraße 50 m weiter, er zeigt es mir.

 

Tag 111    30.7.2015   Altıntaş - Anıtkaya  31 km

 

Ich verlasse Altıntaş auf der Hauptstraße Richtung Süden, die Straße umrundet einen niedrigen, kegelförmigen Berg, den çal Tepe, um dann schnurgerade in das flache, leicht wellige Land hineinzuführen. Bei einer Straßenkreuzung raste ich kurz, ein Schwarm Störche hat sich erhoben, versucht in schwacher Thermik Höhe zu gewinnen, die großen Vögel leuchten immer kurz schneeweiß in der Sonne auf, wenn sie ihre Kreise segeln.

 Osmaniye liegt in einem Tal, das Dorf von Pappeln beschattet, ich durchschreite es, wandere weiter in die Ebene hinein, komme nach Beskans, einige alte Häuser ducken sich unter eine Klippe, im Dorf ein Ententeich von Gänseherden bevölkert.

 Hinter dem Dorf steigt die Straße leicht an, neben mir hält, von hinten kommend, ein Polizeiauto, die Polizisten bedeuten mir zu stoppen, steigen aus fragen nach woher, wohin, wollen meinen Pass sehen, telefonieren mit ihrem Mobilfon herum. Schließlich scheint ihnen klar zu sein, dass ich kein böser Terrorist auf Wanderschaft bin, gnädig winken sie mir, dass ich weitergehen darf, sie selbst kehren um, fahren zurück ins Dorf.

 Ich komme nach Aydinlar, in einem Brunnenhäuschen raste ich, fülle meine Wasservorräte auf  (hoffentlich ist das Wasser gut), die Straße knickt links ab, ich gehe geradeaus auf einer Fahrspur in baumlose, blumenbestandene Steppe hinein, die nur gelegentlich von Getreidefeldern unterbrochen ist, der Weg senkt sich nach Yenice hinunter, das schattig unter hohen Pappeln im Tal liegt, auf einer Wiese sind Bänke aufgestellt.

 In Yenice wende ich mich auf der Hauptstraße nach Norden, gehe zur Autobahn, frage in einer Raststätte, ob es hier Unterkunft gäbe. Man sagt mir, dass ca 10. Km südlich ein Hotel sei. So wandere ich nach Anitkaya hinein, die Landstraße ist absolut einsam, mir begegnet niemand, niemand überholt mich.

 Ich komme in die kleine Stadt, die historische Karawanserei ist hinter einem hohen, weißen Verwaltungsgebäude versteckt, in einem Laden kaufe ich mir zu trinken, frage nach einem Hotel. Hier in Anitkaya gäbe es nichts, nur in Kühtaya oder Afyonkarahisar. Enttäuscht wandere ich durch die Stadt weiter, wieder zur Autobahn hinunter. Bei der Tankstelle dort frage ich erneut, nein hier gäbe es nichts, nur in Afyon,das Hotel 10 km südlich an der Autobahn war also nur ein Gerücht.

 So halte ich einen Minibus an, fahre weiter in die größere Stadt, finde dort sofort Unterkunft.

 

Tag 112   31.7.2015   Anıtkaya - Afyonkarahisar   34 km

 

Mit dem Microbus fahre ich zurück zur Tankstelle in Anitkaya, hier beginnt ein Wirtschaftsweg, der links neben der Autobahn etwas abseits verläuft, zunächst noch mit löchrigem Asphalt bedeckt, dann holpriger Kies, ich wandere ihn entlang, immer in Hörweite der Fernstraße, aber sicher vom Verkehr getrennt.

 Bei der nächsten Tankstelle endet der Weg, ich kreuze die Autobahn, komme wieder auf einen Feldweg, der jetzt die Autobahn verlässt, sich in die Felder hineinschlängelt. Ein Bauer kommt mit seinem Traktor vom Feld, überholt mich, stoppt, will wissen woher, wohin und warum ich hier entlanglaufe. Der Wind weht ständig Spreu von seinem Hänger, wie werden davon eingestaubt, endlich ist er zufrieden, fährt weiter.

 Ich erreiche Bayramgazi, ein paar Häuser, eigentlich in einer Schlucht an der Autobahn gelegen, ich passiere es jedoch oberhalb, am Berg. Der Weg windet sich weiter in die Felder, vor einem einsamen Baum biege ich links ab, auf einem zugewachsenen Kiesweg den Berg hinunter, erreiche eine breitere Kiesstraße, die steinig hinunter ins Tal verläuft. Hier beginnt eine schmale Asphaltstraße, die die Eisenbahnlinie, einen Fluss kreuzt und auf einen großen Komplex von Plastikgewächshäusern hinzu führt dort links abknickt und steil einen hundert Meter hohen Hügel überwindet.

 Hinter dem Hügel ein kleines Dorf mit einer einfachen, grün gestrichenen Moschee, ich biege rechts ab, folge der Asphaltstraße, bis bei einem Transformatorenhäuschen ein Feldweg abzweigt, der nach Demircevre führt. Ich pilgere ihn entlang, eine manchmal kaum sichtbere Fahrspur in trostloser Steppe. Hinter einem Hügel stehen hunderte bunter Bienenkörbe am und neben dem Weg. Ich passiere vorsichtig, heftige Bewegungen vermeidend, trotzdem fühlt sich ein Insekt gestört, umkreist mich zornig brummend. Ich lege einen kurzen Spurt ein, laufe hundert Meter bis der Abstand zu den Bienennestern groß genug ist, der Bienenkrieger bleibt zurück.

 Ich kreuze eine Eisenbahnlinie, erreiche Demircevre, das schattig unter hohen Pappeln liegt, biege im Dorf links zur Autobahn ab.

 Jetzt geht es an der Schnellstraße entlang, hinter der Leitplanke ein breiter, roter Fußweg, die Einmündug einer weiteren Schnellstraße, ein Bürgersteig beginnt, ich latsche ihn entlang, habe die Nase voll vom brausenden Verkehr neben mir, halte einen Mikrobus an und fahre ins Stadtzentrum.

 Beim Versuch mein Hotel wiederzufinden folge ich dem breiten Bulevard Adnan Menderes laufe ihn Kilometer um Kilometer entlang, bis ich die Stadt verlassen habe, hier liegt mein Hotel nicht. Also zurück, mit einem Bus zum Alten Busbahnhof (Eski Otogar), dort über die Straße und schon bin ich richtig, erreiche nach wenigen Metern mein Hotel und gehe dankbar auf mein Zimmer.

 

Tag 113      1.8.2015    Afyonkarahisar - Şuhut   30 km

 

Ich verlasse Afyonkarahisar auf dem mir von Gestern schon wohlbekannten Bulevar Adnan Menderes, laufe ihn bis zu seinem Ende am Stadtrand entlang und biege dort auf die Fernstraße nach Şuhut ab. Der Bulevard ist auf seiner ganzen Länge mit Bürgersteigen versehen, die Şuhut-Straße begleitet ein Fußweg, der aus rot-weißen Betonformsteinen gelegt ist.

 Ich passiere die Baustelle einer pompösen neuen Moschee, überall und in jedem Dorf werden neue Gebetsstätten erbaut, die Re-Islamisierung der Türkei ist in vollem Gange, zu sehen auch an der Kleidung der Frauen, Pluderhosen, schwarze Kopftücher oder Komplettverschleierung sind normal, früher habe ich das in der Türkei nicht gesehen.

 Dörfer abseits der Straße ducken sich in die Täler, umgeben von Streifen grünen, bewirtschafteten Landes, Pappeln stehen an den Feldrändern.

 Der Bürgersteig endet, ich schlurfe auf dem meterbreiten Seitenstreifen der Straße entlang, komme nach Şalar, in einem kleinen Laden kehre ich ein, trinke eine Coca Cola, esse einen Schokoladenriegel. Weiter geht es nach Halimoru, hinter dem Dorf beginnt eine lange Steigung, auf vier Kilometer Länge werden 400 Höhenmeter überwunden, schweißtriefend steige ich am Straßenrand in der Tageshitze und Sonnenglut nach oben, habe endlich die Passhöhe erreicht, um mich herum kahle Berge, bestanden mit braunem Gras und ganz vereinzelten Bäumen.

 Sanft geht es abwärts, die landwirtschaftlich genutzten Flächen nehmen zu, es wird grüner. Am Horizont taucht Şuhut auf, einzelne Hochhäuser, Minarette von Moscheen. Ich überschreite auf einer Brücke einen trockenen Fluss, am anderen Ufer ein Hotel, drei Sterne und eine Krone am Glasportal, aber geschlossen, und das wohl schon länger.

 In einem Laden frage ich nach einem anderen Hotel, es gibt keins, soll ich also mit dem Minibus zurück nach Afyon? Ich  frage in einem telefonladen noch einmal, ein junger Mann spricht ein wenig Englisch, versteht mich, führt mich zum Lehrerwohnheim „ÖgretmenEvi”. Ich bekomme dort ein Lager in einem 6-Bettzimmer, ohne Dusche und WC, bin aber alleine, muss nicht mit anderen teilen. Geht schon!

 

Tag 114      2.8.2015  Şuhut - Karaadilli    32 km

 

Ich verlasse Şuhut, gehe durchs Zentrum schräg zur Hauptstraße und latsche am Straßenrand entlang durch die Ebene auf die fernen Bergketten zu, passiere Mahmutköy und erreiche Anayurt. Vor einem Teehaus sitzen Männer, winken mich herüber, ich kehre ein, bestelle einen Tee und Mineralwasser, werde ausgefragt, natürlich auf Türkisch und ob ich Englisch spräche.

 Selbstverständlich spreche ich Englisch, es dauert nicht lange und ein ca. 14-jähriges Mädchen kommt herein, dolmetscht. Endlich werden alle neugierigen Fragen geklärt, woher ich komme, wohin ich will und warum ich zu Fuß laufe, mit dem Bus ginge es doch viel schneller. Ja, schon sage ich, aber mit dem Bus würde ich niemals Leute wie sie hier treffen und mich mit ihnen unterhalten.

 Ich erreiche die Abzweigung nach Bademli, zwei Mobilfunkmasten stehen am Weg, laufe die schlechte Asphaltstraße entlang, an einem Kieswerk vorbei, dessen Laster den Weg auf dem Gewissen haben, komme nach Bademli, ein paar Häuser, ein Dorfplatz..

 Hinter Bademli geht es bergauf, die Straße windet sich in weiten Kurven zum Pass hinauf, rückblickend habe ich großartige Ausblicke in die hinter mir liegende Ebene.

 Hinter der Passhöhe geht es in einer scharfen Kurve ein paar Höhenmeter steil hinunter nach Kulak, die Asphaltstraße endet, wird zu einem weißen Kiesweg, der leicht wellig das Land zwischen den hohen Bergen des Marmorgebirges durchschneidet, Mohn blüht am Wegesrand, blasslila Malven, kugelförmige stahlblaue Diesteln und solche mit leuchtend violetten Blüten.

 Im Tal vereinzelte Getreidefelder, trockene Obstgärten, der Weg senkt sich, verläuft durch eine Schlucht, oberhalb Marmorsteinbrüche, die leider ihren Abraum in das Tal kippen.

 Die Schlucht öffnet sich, wor mir eine grüne Ebene, an deren Ende das Städtchen Karaadilli liegt. Ich komme in die Ortschaft frage herum, auch bei der Polizei, es gibt keine Übernachtungsmöglichkeit. So nehme ich einen Minibus, fahre nach Afyon, suche dort ein Hotel. Morgen gehts mit dem Bus zurück, zum Weiterpilgern zum Eğirdir See.

 

Tag 115    3.8.2015     Karaadilli - Kayaağzi    33 km

 

Mit dem Minibus bin ich zurück in Karaadilli, decke mich noch mit Trinkwasser ein und  marschiere auf der Straße nach Konya los. Gleich hinter der neuen Moschee zweigt rechts ein Sträßchen ab, nach ca. 50 m beginnt dann links ein Wirtschaftsweg, der staubig durch die Felder und Obstgärten führt. Bauersfrauen sitzen unter Bäumen und sammeln die abgeschüttelten Kirschen in große Körbe.

 Ich erreiche die Hauptstraße Richtung Süden, die schnurgerade auf die Berge zu verläuft, latsche sie entlang bis sie ansteigt, ich das Dorf Karacaören erreiche. Hier mache ich eine kurze Pause, trinke mich noch einmal ordentlich satt, esse eine Rolle Kekse leer.

 In weiten Schwüngen steigt der Weg jetzt recht sanft zum Bosdurmuş-Pass an, von der Passhöhe überwältigende Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden hohen, schroffen Berge.

 Nun muss ich bergab, recht steil und lang, am Wegrand Blumen, blasslila und rote Malven, blaue, violette und gelbe Disteln. Es herrscht wenig Verkehr, trotzdem wechsle ich in den Serpentinen die Straßenseite, um an der Außenseite der Kurve zu bleiben. Hinter einer Biegung der erste Blick auf den Eğirdir-See der blass vor den Bergen liegt, am schilfigen Ufer die Dächer der Häuser von Gencali.

 Ich komme zur Straßenkreuzung mit der Fernstraße von Konya nach Isparta, biege kurz zu Tankstelle ab, die 50 m Richtung Konya liegt. Neben der Tankstelle in Motel, halbfertig oder schon wieder geschlossen, es ist nicht festzustellen. Der Tankwart spricht Deutsch, er sei 30 Jahre in Deutschland gewesen, jetzt aber zurück in der Heimat, habe hier ein ruhiges Leben. Ich frage nach Unterkunft, er meint, es gäbe in der Nähe nichts, vielleicht in Barla, sonst in Eğirdir.

 Etwas entmutigt pilgere ich weiter, die lange gerade Straße nach Kayaağzi, hier hatte ich auf Satellitenfotos so etwas wie Ferienhäuser gesehen.

 Ich erreiche das Seeufer, die Straße steigt nach Kayaağzi an, die Ferienhäuser entpuppen sich als überdachte Grillplätze, nein hier kann ich nicht schlafen. so stelle ich mich an den Straßenrand, warte auf einen Minibus. Ein Kleinlaster kommt, hält an, ich steige ein, fahre mit ihm die romantische Seeuferstraße entlang.

 In Barla dann eine Tankstelle, daneben eine Pension, einfache Zimmer mit WC und Dusche, der Eigentümer, ein weißhaariger Lockenkopf mit gepflegtem weißem Bart, spricht sogar Deutsch, ich übernachte hier.

 

Tag 116   4.8.2015    Kayaağzi - Barla    22 km

 

Ich stelle mich an den Straßenrand, warte auf einen Bus, der mich zurück nach Kayaağzi bringen soll. Versuchsweise versuche ich ein Auto zu stoppen, es hält sofort an, nimmt mich mit. Es ist erstaunlich, was man am Steuer eine Autos alles nebenbei tun kann: Rosenkranz beten, rauchen, telefonieren und Wasser trinken, mein Fahrer beherrscht das perfekt.

 In Kayaağzi steige ich bei der Moschee aus, mache mich auf den Weg, die romantische Seeuferstraße entlangzuwandern. In der Nacht ist es trüb geworden, dunkle Wolken haben sich in den Bergen zusammengezogen, es beginnt zu tröpfeln, entfernter Donner grollt.

 Ich komme zu immer neuen romantischen Ausblicken auf den von Bergen umrahmten See, Schilfinseln im Wasser, eine Landzunge mit einzelnen Bäumen bestanden. Es beginnt heftiger zu regnen, ich stelle mich in einem Buswartehäuschen unter, bis der Schauer vorbei ist, wandere weiter komme nach Boyali. Hier kreuzt der St.-Pauls-Trail die Straße, natürlich wartet jemand auf der Straße, fragt, ob ich auf dem Trail unterwegs sei, will Hilfe anbieten. Ich lehne dankend ab, bei der Wetterlage möchte ich nicht durch die Berge laufen, bleibe lieber auf der Straße, wo ich im Bedarfsfall Schutz in den Bushäuschen habe oder ein Auto anhalten kann.

 In Boyali gibt es einen Minimarkt, ich hätte Lust auf ein paar Kekse und eine Limonade, aber leider ist alles geschlossen.

 Rechts öffnet sich der Blick, hinter Wäldern aus knorrigen Thuya-Bäumen erhebt sich kegelförmig kahl der Barla-Daği in den jetzt blauen Himmel.

 Die Sonne ist wieder durchgekommen, es wird heiß und schwül, schwitzend laufe ich weiter, die  Straße hebt und senkt sich stets leicht, immer wieder muss ich über kleine Hügelkuppen, wenn der Berghang zu steil ist, um die Straße direkt am Ufer entlang-zuführen, schnell bin ich komplett nassgeschwitzt.

 Endlich taucht, nach einem letzten Anstieg, die Tankstelle in Barla mit meinem kleinen Hotel auf, ich bestelle mir erst einmal etwas zu trinken, bevor ich zum Duschen auf mein Zimmer gehe.

 Abends geht noch ein heftiges Gewitter mit Sturm und starkem Regen nieder, der Eğirdir-See verfärbt sich durch den Wind smaragdgrün, kleine Schaumkronen sind auf den Wellenkämmen zu sehen.

 

Tag 117     5.8.2015    Barla - Eğirdir    21,5 km

 

Strahlendblauer Himmel, der Regen gestern hat die Luft reingewaschen. Ich verlasse mein Hotel in Barla auf der Landstraße Richtung Süden, immer am Seeufer entlang und immer leicht hügelauf, hügelab. Die Landschaft ist so schön, dass ich schon gar nicht mehr hinschaue, ich durchschreite Bağören, ein paar Häuser am Straßenrand, eine kleine Moschee, dann wieder Asphaltstraße am Seeufer, Villen, militärische Erholungsheime.

 Ich erreiche die Abzweigung eines Weges nach Beydere, das Dorf liegt unsichtbar abseits des Weges. Am Seeufer liegt der Erholungskomplex der DSI (Devlet Su İşler), der staatlichen türkischen Wasserbehörde, natürlich eingezäunt und mit Stacheldraht geschützt. Hinter dem Gelände zweigt links ein Wirtschaftsweg an, der Teil des St.-Paul-Trail ist, ich folge ihm, komme durch Obstplantagen ans Seeufer, gelegentlich sind sogar verblasste rot-weiße Markierungen zu sehen.

 An der gartenseite einiger Häuser endet der Weg im Schilfgürtel, ohne nasse Füße kein Durch-kommen, so gehe ich die Marmortreppe zu einem Haus hinauf,  passiere es und erreiche durch die Toreinfahrt wieder die Landstraße. Im Haus spielt Musik, aber niemend sieht mich, spricht mich an, ein Hund ist zum Glück auch nicht da.

 Die Hausgrundstücke enden, ein Kiesweg zweigt ab, verläuft am Kistenlager der Obstbaukooperative vorbei hinunter zum See, bleibt am Wasser, wieder verblasste rot-weiße Zeichen. Sommerfrischler sind am und im Wasser, spielen Musik, grillen.

 Der Kiesweg endet bei einem kleinen Minimarkt, eine schmale Asphaltstraße führt weiter, erst schattig unter Bäumen, dann offen in der prallen Sonne. Vor dem stacheldrahtgeschützen Sperrgebiet eines Militärgeländes biege ich rechts ab, errreiche leicht aufwärts steigend wieder die Hauptstraße, auf der jetzt kaum noch Autos fahren, da der Hauptweg nach Isparta vorher abgezweigt ist. Es geht steil bergauf, der See liegt fast senkrecht unter dem Weg, auf dem Militärgelände wird mit Gewehren rumgeballert, endlich senkt sich die Straße, die Stadt Eğirdir liegt vor mir, ich passiere Badestrände, rosa Wohnhäuser, muss noch einmal hinauf zur Hauptstraße, die von Isparta kommt, links und rechts wieder militärisches Sperrgebiet, der spitze Berg über der Stadt ist mit Parolen „verziert”, laufe dann auf Bürgersteigen stetig abwärts an der Uferpromenade entlang in die Stadt, im Zentrum ein Hotel.

 

Tag 118     6.8.2015     Eğirdir - Kirinti       26 km

 

Ich verlasse Eğirdir auf der vierspurigen Fernstraße Richtung Konya, neben der Straße verläuft auf der Seeuferseite ein Bürgersteig, der aus bunten Betonformsteinen gesetzt ist. Bänke stehen am See, blaue Bogenlampen vermitteln mondänen Charme. Auf der Bergseite der Straße stehen rosa gestrichene Mietshäuser Spalier, ein riesiges, ebenfalls rosa Krankenhaus folgt. Als der Bürgersteig endet, ich biege über einen sandigen Platz ab, erreiche eine Nebenstraße durch Wohngebiet, die mich zur Brücke über den Fluss Aksu Çayı bringt.

 Ich nehme nicht die beiden Hauptstraßen, die in den Süden führen, sondern biege direkt hinter der Brücke auf einen sandigen Weg ab, der an einigen Lagerhallen vorbei an einem Bewässerungskanal entlang in die Apfelplantagen des Aksu-Tales hineinführt. Etwas abseits des Weges strömen Hunderte von Arbeiterinnen mit Kopftüchern und in Pluderhosen zur Obsternte in die Felder.

 Durch meine Schritte aufgescheucht plumpsen immer wieder Tiere in den Kanal, zunächst kann ich nicht ausmachen, was es ist, gehe langsam und vorsichtig, sehe, dass sich große Schildkröten auf den Ufersteinen sonnen und sich, wenn ich mich annähere, ins Wasser fallen lassen.

 Der Kanal und damit auch der begleitende Kiesweg biegt ins Land ab, eigentlich wollte ich am Aksu Çayı bleiben, habe wohl eine Brücke verpasst. So komme ich auf eine schmale Asphaltstraße, durchquere das Dorf Tepeliköy, biege rechts ab und bin wieder am Fluss, den am linken Ufer ebenfalls ein Kiesweg begleitet, die Asphaltstraße mit dem Autoverkehr bleibt auf dem rechten Ufer.

 Bei einer Brücke über den Fluss sehe ich am anderen Ufer eine Tankstelle, gehe hinüber und decke mich mit Trinkwasser ein. Der Aksu-Fluss würde nach einem weiteren Kilometer ins Land abbiegen, da ich nicht weiß, ob es noch eine Brücke gibt, bleibe ich auf der Asphaltstraße, tappe sie entlang. Ein junger Mann auf einem Motorrad hat seine Jacke im Fahrtwind verloren, da er gleichzeitig ein lebende Gans in den Händen hält, kann er nicht absteigen, um die Jacke aufzuheben, ohne seine Gans zu verlieren, so geh ich ein paar Meter zurück, helfe ihm.

 Hinter mir haben sich in den Bergen Gewitter gebildet, die mich langsam einholen, ich beschleunige meine Schritte, komme nach Kirinti, meinem Tagesziel. Es beginnt zu tröpfeln, ich stelle mich in einem Buswartehäuschen unter. Der Mann mit dem Motorrad, jetzt ohne Gans, kommt wieder vorbei, hält, setzt sich zu mir, redet ununterbrochen türkisch auf mich ein, ich verstehe kein Wort, frage aber nach Übernachtungsmöglichkeit in Kirinti. Er sagt, es gäbe nichts, telefoniert, ein Freund von ihm, ebenfalls mit dem Motorrad kommt, ohne auf meine Einwände zu achten wird mein Rucksack auf den Gepäckträger geladen, ich muss mich als Sozius auf das zweite KRAD setzen und im beginnenden Regen fahren wir die Straße weiter, durch eine Schlucht, biegen in den Wald ab, erreichen das überdachte Wassereinlasswerk eine Kraftwerkes. Sie bedeuten, dass dies ein schöner Platz zum Übernachten sei, packen Essen aus, eine Flasche Schnaps und beginnen zu feiern. Ich bin nicht ihrer Meinung, mutterseelenallein im Wald zu nächtigen muss ich mir in meinem Alter nicht mehr antun. So bedanke ich mich, gehe hinunter zur Straße, der Regen hat aufgehört, halte ein Auto an und fahre zum Übernachten nach Eğirdir zurück.

 

 Tag 119     7.8.2015     Kirinti – D685 (Abzweig)     26 km

 

Nachdem ich längere Zeit am Busbahnhof auf Transport gewartet habe, aber kein Bus fuhr fahre ich mit dem Taxi zurück nach Kirinti.

 Gleich hinter Kirinti erwartet mich die schwere Entscheidung: soll ich den Weg über Sütçüler und dann den St. Pauls Trail nehmen, mit der Gefahr, keine Unterkunft zu finden und in winzigen Gebirgsdörfern ohne Einkaufsmöglichkeit in irgendwelchen Feldscheunen übernachten zu müssen, oder die Straße hinunter zur Fernverbindung zwischen Isparta und Antalya, wo es zwar auch keine Übernachtung, aber auf jeden Fall Transport gibt und Versorgung mit Getränken an den Tankstellen?

 Ich entscheide mich für die sichere Variante, bleibe bei der Straßengabel rechts und laufe die wenig befahrene Asphaltstraße weiter. Es geht hinab in eine romantische Schlucht (die gestern die beiden Motorradfahrer schon mit mir durchfahren hatten), hohe Klippen ragen auf beiden Seiten der Straße auf, ich durchschreite den Talgrund, der Weg steigt wieder an, ich keuche ihn Serpentine um Serpentine nach oben, bis ich bei dem kleinen Weiler Akbelenli eine Hochebene erreiche.

 Befreit schreite ich aus, folge dem Weg. Vor Haymane gibt es noch einmal die Gelegenheit nach Sütçüler abzubiegen, aber ich habe mich entschieden, wandere weiter auf der Hauptstraße auf das Dorf Haymane zu, das vor mir auf einem Hügel liegt.

 Im Dorf keine Einkaufsmöglichkeit, so raste ich an einem Brunnen, trinke eine meiner beiden Wasserflaschen leer.

 Hinter dem Dorf beginnt der Abstieg von der Anatolischen Hochebene, es geht steil hinunter, durch imposante Hochgebirgslandschaft Kurve um Kurve abwärts, alte windzerzauste Kiefern stehen am Weg, immer wieder atemberaubende Ausblicke in das Taurusgebirge. Es wird heiß, der Asphalt ist in der Sonne geschmolzen, bleibt an den Stiefeln kleben, entgegenkommende Fahrzeuge wirbeln Split auf, bewerfen mich mit Steinchen.

 Endlich habe ich den Talgrund erreicht, Oleander blüht am Wegrand, ein Fluss rauscht, eine weitere Straße zweigt links ab, ich bleibe geradeaus. Das Gefälle wird geringer, aber immer noch geht es spürbar abwärts. Alte Platanen und Eichen beschatten den Weg, ich komme an ein Fabrikgelände, Holzpaletten werden hergestellt, LKW rangieren, ich überschreite den Fluss Kovada Çayı und habe die Anatolische Hochebene endgültig verlassen.

 Ohne wesentliche Steigungen geht es jetzt auf breiter Straße in weiten Kurven bis zur Hauptstraße von Isparta nach Antalya.Ein kleines Dorf, Gökdere Köprüsü, wird noch durchschritten, eine Brücke über den Fluss Doğan Deresi, vor mir braust der Verkehr auf der Fernstraße. Ich biege ab, bin kaum fünfhundert Meter gelaufen als neben mir ein Auto anhält, der Fahrer fragt, wohin ich möchte und ich könne hier nicht laufen (natürlich kann ich hier laufen, der Seitenstreifen ist mehrer Meter breit).

 Aber ich steige ein, lasse nach Antalya mitnehmen, suche dort ein preiswertes Hotel für eine Nacht.

 

 Tag 120     8.8.2015     D685 (Abzweig)  - Karacaören    26,5 kn

 

Mit dem Fernbus von Antalya nach Isparta fahre ich zurück, lasse mich an der Abzweigung der Straße, die von Eğirdir kommt, wieder absetzen.

 Hier beginnt die lange Wanderung entlang der eintönigen Hauptverkehrsstraße,um die ich mich gestern gedrückt habe, eintönig von der Straße und dem brausenden Verkehr her, aber nicht von der umgebenden Landschaft.

 Zunächst verläuft die Straße schnurgerade, erklimmt dann einen kleinen Hügel und senkt sich zum Dorf Çamlik, an der Tankstelle dort fülle ich meine Getränkevorräte auf, die beim Schwitzen den Weg die Steigung hoch, doch schon arg zusammengeschmolzen sind.

 Jetzt geht es in weiten Kurven ohne nennenswerte Steigungen durch ein Tal, die Ausblicke auf die umgebenden Berge kompensieren den Lärm der breiten, vielbefahrenen Straße. Ich komme nach Elsazi, einem langgezogenen Dorf, am Straßenrand, links ein erster Blick auf den Karacaören-Stausee.

 Aber erst einmal geht es noch einen Berg hinauf, ich durchschreite eine enge Kurve, endlich ist die Hügelkuppe erreicht. Hier noch einmal ein überwältigender Ausblick auf die Berge, hohe Wolken türmen sich über den Gipfeln auf, es geht bergab, genau so steil, wie hinauf.

 Die Straße nach Bucak zweigt ab, ein Brunnen unter schattigen Bäumen, Bauern verkaufen Melonen, Obst und Gemüse. Noch ein paar Kilometer den Berg hinunter, dann bin ich an der Abzweigung nach Karacaören, steige auf drei Mobilfunktürme zu einen Hügel hinauf und erreiche das Dorf.

 Am Dorfeingang ein Kontrollposten, mein Pass wird kontrolliert, dann darf ich weiter, steil hinab zum Stausee, auf steiniger Straße am See entlang, bis ich endlich das Hotel, genannt „Hobby Camp”, erreiche, einen Bungalow in Form eines Luxuszeltes mit fantastischer Aussicht auf den Stausee und die umliegenden Berge beziehen kann.

  

Tag 120     8.8.2015     D685 (Abzweig)  - Karacaören     26,5 km

 

Mit dem Fernbus von Antalya nach Isparta fahre ich zurück, lasse mich an der Abzweigung der Straße, die von Eğirdir kommt, wieder absetzen.

 Hier beginnt die lange Wanderung entlang der eintönigen Hauptverkehrsstraße, um die ich mich gestern gedrückt habe, eintönig von der Straße und dem brausenden Verkehr her, aber nicht von der umgebenden Landschaft.

 Zunächst verläuft die Straße schnurgerade, erklimmt dann einen kleinen Hügel und senkt sich zum Dorf Çamlik, an der Tankstelle dort fülle ich meine Getränkevorräte auf, die beim Schwitzen den Weg die Steigung hoch, doch schon arg zusammengeschmolzen sind.

 Jetzt geht es in weiten Kurven ohne nennenswerte Steigungen durch ein Tal, die Ausblicke auf die umgebenden Berge kompensieren den Lärm der breiten, vielbefahrenen Straße. Ich komme nach Elsazi, einem langgezogenen Dorf am Straßenrand, links ein erster Blick auf den Karacaören-Stausee.

 Aber erst einmal geht es noch einen Berg hinauf, ich durchschreite eine enge Kurve, endlich ist die Hügelkuppe erreicht. Hier noch einmal ein überwältigender Ausblick auf die Berge, hohe Wolken türmen sich über den Gipfeln auf, es geht bergab, genau so steil, wie hinauf.

 Die Straße nach Bucak zweigt ab, ein Brunnen unter schattigen Bäumen, Bauern verkaufen Melonen, Obst und Gemüse. Noch ein paar Kilometer den Berg hinunter, dann bin ich an der Abzweigung nach Karacaören, steige schwitzend auf drei Mobilfunktürme zu einen Hügel hinauf und erreiche das Dorf.

 Am Dorfeingang ein Kontrollposten, mein Pass wird kontrolliert, dann darf ich weiter, steil hinab zum Stausee, auf steiniger Straße am See entlang, bis ich endlich das Hotel, genannt „Camp Hobby”, erreiche, einen Bungalow in Form eines Luxuszeltes mit fantastischer Aussicht auf den Stausee und die umliegenden Berge beziehen kann.

 

Tag 121     9.8.2015     Karacaören - Karaöz    29 km

 

Vom Hotel muss ich den gleichen Weg über den Hügel zurück zur Hauptstraße, der Weg, der mich gestern doch stark beansprucht hat, fällt mir ausgeruht heute erstaunlich leicht. Wieder gehe ich am Kontrollhäuschen vorbei, werden von den Wachmännern darin im wahrsten Sinne des Wortes zurückgepfiffen, nach woher wohin ausgequetscht und meine Passdaten in ein Büchlein eingetrage, ich frage mich immer wieder, was passiert mit diesen Büchern, werden sie archiviert, ausgewertet, oder einfach irgendwo aufbewahrt und später weggeworfen?

 Ich erreiche die Fernstraße, latsche sie auf dem breiten Seitenstreifen entlang, der Weg senkt sich weiter, erreicht das Dorf Çobanpınar, eine Tankstelle, Zeit Kekse und Wasser zu kaufen, für den weiteren Weg in der glühenden Sonne.

 Am linken Straßenrand beginnt unter steilen, hohen Felswänden  der dritte Stausee, leuchtend grünes Wasser, Fischfarmen im Wasser, am Ufer und Straßenrand zahllose Fischrestaurants. Ich passiere die tiefe Klamm, die einst der Aksu Çayı gegraben hat, die jetzt aber trocken ist, das Wasser des Flusses wird vom Stausee durch einen Tunnel zu einem Kraftwerk geleitet.

 Am Ende des Sees das Dorf Kargi, die Straße steigt an. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass am oberen Ende ein Tunnel auf mich wartet, ich habe Bedenken, dort hindurch-zugehen, so halte ich ein Auto an, lasse mich durch den Tunnel und die vielen engen Kurven auf der anderen Seite fahren, steige bei der Tankstelle in Ortaköy aus.

 Hier kann ich endlich die Fernstraße verlassen, laufe auf schmalen Straßen, abseits neben einem schnellfließenden breiten Bewässerungskanal, mal auf Asphalt, dann wieder auf Kies durch stille Landschaft, die Berge bleiben langsam zurück, ich komme noch einmal kurz an die Fernstraße, eine Tankstelle, der Abzweig zum Dorf Karaöz, ein Minibus mit dem Fahrtziel „Antalya”, ich halte ihn an, lasse mich in die Großstadt zurückfahren.

 

Tag 122     10.8.2015     Karaöz - Aksu     34 km

 

Der Einfachheit halber fahre ich mit dem Fernbus, der von Antalya nach Isparta geht, zurück nach Karaöz, bitte, mich dort bei der Tankstelle aussteigen zu lassen.

 Ich biege wieder in das Dorf  Karaöz ab, durchquere es und laufe auf stiller Straße durch leicht hügelige Ebene auf einen bewaldeten Berg vor mir zu. Bevor der Berg erreicht ist, muss ich links wieder auf die Fernstraße abbiegen, sie einen Kilometer entlanglatschen bis ich sie wieder nach links verlassen kann, in ein Wäldchen aus knorrigen Kiefern und Lebensbäumen abbiege. Ein Chamäleon kriecht langsam schaukelnd über die Straße, ich warte, bis es den Weg geschafft hat, damit es nicht von einem der seltenen Autos oder Traktoren plattgefahren wird.

 Am breiten, mit schnellfließendem grünem Wasser gefüllten Bewässerungskanal geht es weiter, auf Asphalt oder holprigem Kies, bis zu einem Sperrwerk. Hier wird ein Teil des Wassers abgezweigt, um in einem kleinen Kraftwerk Strom zu erzeugen. In einer engen Kurve geht es ein paar Meter hinunter, dann an einzelnen Bauernhäusern vorbei bis zum Dorf Kindra, das aber nur gestreift wird.

 Hier erreiche ich die Originalführung des St.-Paul-Trail wieder, blasse rot-weiße Markierungen an Telefonleitungsmasten. Ich biege rechts ab, muss in einem Kiefernwald auf der Straße 100 Höhenmeter hoch steigen, komme an einem Friedhof vorbei und erreiche ein kleines Dorf, eine Moschee wird, wie in fast jedem Dorf, neu gebaut, dahinter ein kleiner Laden, ich kann mich mit Getränken eindecken.

 Langweilige Landstraße zwischen Feldern, einzelnen Gebäuden und Plastikgewächs-häusern, ich erreiche eine alten Pinienwald, es duftet nach Harz, Zikaden zetern ohrenbetäubend, überdecken sogar den Lärm, der hier schon im Tiefflug vorbeirauschenden Flugzeuge zum Flughafen in Antalya.

 Am Ende des Waldes der Kurşunlu Wasserfall, ein großer, mit Autos vollgestellter Parkplatz, zum Wasserfall hin wird Eintritt verlangt. Ich verzichte, wer die Niagarafälle oder die Saltos de Iguazú gesehen hat, kann glaube ich auf das Naturspektakel hier verzichten.

 Ich komme wieder an die Fernstraße D685, sie wird vierspurige ausgebaut, ich laufe auf dem Kiesbett der neuen Fahrbahn etwa einen Kilometer, bis ich wieder links in die Felder abbiegen kann. Feigen duften, einzelne Bauernhäuser, kleine Dörfer, bellende Wachhunde, Pluderhosenfrauen kommen von der Ernte aus den Feldern nach Hause, Granatapfel-plantagen neben dem Weg.

 Die Straße senkt sich nach Aksu hinunter, begleitet von knorrigen alten Pinien, ich erreiche Aksu, gehe noch zur Ruinenstadt Perge, dort ist aber schon geschlossen, also muss ich sie morgen Früh besichtigen.

 An der Bushaltestelle vor der Autobahn kommt ein Linienbus mit fauchender und zischender Luftfederung vorbei, ich steige ein, fahre für ein paar Lira zurück nach Antalya.

 

Tag 123     11.8.2015     Aksu - Antalya     19 km

 

Wieder in Aksu gehe ich zur Ruinenstadt Perge, die gestern Abend schon geschlossen war,  mache meinen Rundgang durch die beeindruckenden Reste der alten Stadt.

 In Aksu führt bei der Minibushaltestelle eine Straße direkt hoch zur Autobahn, eine andere, schmale hinab in ein Flusstal, ich wähle natürlich die kleine Straße, die unter Bäumen und zwischen hochgewachsenen Pflanzen hindurch parallel zur Autobahn verläuft. An ihrem Ende halte ich mich links, komme wieder zur Hauptstraße, biege in einen kleinen, bewaldeten Park mit Restaurant und Klettergarten ab und wandere frohgemut hindurch. Am Ende des Parkes ein Tor, verschlossen, links und rechts vom Tor Dornensträuche und Steinmauern.

 Ich besinne mich auf meine alpine Grundausbildung, werfe Rucksack und Wanderstock auf die Mauer, und klettere, Griffe und Tritte suchend, hinüber. Wenn man das vermeiden möchte, muss man am Ende der kleinen Straße rechts bleiben und den Park umgehen.

 Der Weg führt an Feigenbäumen und Feigenkakteen vorbei, kreuzt die Straße nach Isparta. Ich bleibe an der Ispartastraße, gehe auf einem parallelen Kiesweg an dem Zubringer zur Autobahn entlang. Hier sehe ich die ersten Hochhäuser der Stadt Antalya, komme in ein Industriegebiet und kreuze auf einer alten, marmornen Römerbrücke einen trockenen Fluss.

 Jetzt geht es auf der parallel zur Autobahn verlaufenden Entlastungsstraße für Busse und Kurzstreckenverkehr entlang, durch Industriegebiet, ein Autohaus löst das nächste ab. Ich erreiche den Flughafen, die landenden Flugzeuge donnern im Tiefflug über mich hinweg, oft kann ich auf Bürgersteigen laufen, dann wieder am Straßenrand oder auf holprigem Kies.

 Nach langen Kilometern biegt eine vierspurige Straße rechts ab, mein Weg in die Stadt hinein würde hier ein Ende haben, aber eine Fußgängerbrücke kreuzt die Autobahn, ich wechsele darauf auf die linke Straßensite, gehe um einen kleinen Friedhof herum und bin wieder auf der Hauptstraße, die direkt in das Stadtzentrum Antalyas führt.

 Verlottertes Industriegebiet, dann, nach dem Endhaltepunkt der Straßenbahn, schlagartig die Innenstadt, 8-stöckige Wohnhäuser, im Erdgeschoss Geschäfte, Marmorbürgersteige, Trubel auf dem Weg.

 Direkt gegenüber dem Hadrianstor und der Altstadt habe ich ein kleines, einfaches und preiswertes Hotel gefunden.

 

 

So, das wars für dieses Jahr, der Zahn der Zeit, er nagt auch an mir, und nächstes Jahr brauche ich auch noch etwas zum Pilgern, nämlich die Strecke von Antalya nach Osten weiter.