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Etappe 5 Florenz - Assisi 278 km

Veröffentlicht am 11.11.2011

 

Karte: Weg von Florenz bis Assisi

 

Fotos Etappe 5: Florenz - Assisi

  

45. Tag           Florenz bis Bonbone                                               25 km

 

Ich gehe von der Piazza della Senoria zum Arno, überquere den Fluss auf der Ponte alle Grazie, dann am Flussufer entlang nach Osten, bis ich an der Piazza Ravenna auf die „Via di Villamagna“ treffe. Dieser Straße folge ich, unterquere die Autobahn, gehe durch Ripoli bis Candeli, dort geht es auf einem Buckel über den Eisen-bahntunnel, dann überquere ich die Staatsstraße und bin immer noch auf der „Via di Villamagna“, muss jetzt den Berg hinauf, an einer schlossartigen, großen Villa vorbei, bis in das Dorf Villamagna.

 

Um mich herum Bilderbuchtoskana, einzelne Gehöfte, weite Täler und Zypressenalleen. In Villamagna wandere ich an der alten Kirche vorbei, folge den Wegweisern zum Convento dell'Incontro, lasse mich verleiten und gehe die 1,5 km zum Kloster hinauf, stehe dort vor verschlossenem Tor, einem Schild, das vor Hunden warnt und Öffnungszeiten zum Beten von 16 - 17 Uhr ausweist.

 

Ich steige wieder zu der kleinen Landstraße hinab, folge ihr über Hügel, an alleinstehenden großen Gehöften und an Landkirchen vorbei, bis zur „Fattoria Il Castiglionchio“, einem Agriturismo. Hier biege ich bei der kleinen Kapelle rechts auf einen weißen Weg ab, folge ihm an einem Bauernhaus vorbei und nehme dann das Schottersträßchen, das vor einem Gehöft in den Wald führt, gehe die weite Serpentine um das Bachtal herum aus.

 

Dichter Busch umgibt mich, unten im Tal liegen vereinzelte Wochenendhäuser, steile Stufen verbinden sie mit dem Waldweg, ein Bach rauscht, wird von einer Brücke überquert.

 

Ich bleibe nach der Brücke bei einer Abzweigung auf der kaum sichtbaren linken Wagenspur und erreiche die rot-weißen Markierungen des Weges CAI 03. Hinter dem Gehöft Moriano verzweigt sich der Weg, es geht links eine kleine Asphaltstraße hinunter und nach ca. 50 m rechts auf einem schmalen Waldpfad, dem CAI AR, zu einem Olivenhain, dahinter im Tal erst links, dann rechts bergauf einen baumgesäumten Feldweg entlang, direkt nach Bonbone, einen Ortsteil der Gemeinde Rignano, hinein.

 

Eine kleine Teerstraße durchquert das Dorf bis zur Hauptstraße Richtung Torri, von der ein Kiesweg zum Agriturismo „Fattoria Pagnana“ abzweigt, der einzigen Möglichkeit in Rignano zu übernachten.

 

Ich hatte eine Unterkunft vorbestellt, man verlangte allerdings Vorkasse oder die Daten meiner Kreditkarte, die ich am Telefon nicht weitergeben wollte, trotzdem wurde mir ein Zimmer reserviert.

 

In dem Agriturismo gibt es kein Restaurant, ich muss nach Rignano hinunter, esse zwei Stück Pizza, kehre bergauf zurück zu meinem Bett.

 

 

46. Tag           Bonbone bis Passo della Consuma             23 km

 

Von Bonbone geht es nach Rignano hinunter, in vielen Kehren über die stark befahrene Straße durch das Dorf zur schmalen Brücke über den romantischen Oberlauf des Arno und dann durch San Clement auf die verkehrsreiche Straße in Richtung San Ellero. Ich hatte auf einen kleinen Pfad am Fluss gehofft, aber am steilen Ufer gibt es nichts dergleichen.

 

Ich gehe auf der linken Seite der Hauptstraße dicht an der Leitplanke, erreiche den Bahnhof von San Ellero, den Ausgangspunkt für den Franziskaner Wanderweg, der mich über Assisi nach Rom bringen soll.

 

In San Ellero steige ich, am P&R-Parkplatz der Vorortbahn vorbei, hinauf zum Dorf Fontisterni, gehe durch die langgezogene Ortschaft, setze mich zum Kartenstudium und Trinken auf ein Mäuerchen. Zwei Wanderer kommen vorbei, auf den Ruck-säcken Plastikfolien mit einem großen Tau-Zeichen und der Ankündigung Florenz-Assisi 2011. Ich grüße, frage rhetorisch: auch auf dem Weg? sie bestätigen, man sieht sich, und ziehen weiter.

 

Der Pfad ist mit rot-weißen CAI 06-Zeichen gut markiert, ich folge ihnen, biege in einem Talgrund links ab, überhole die beiden Wanderer, steige durch Wald auf, durch einen Olivenhain zu einem Bauernhof, dann ein Asphaltsträßchen bergauf nach Paterno.

 

In einem Lebensmittelgeschäft kaufe ich Mineralwasser, setze mich auf eine Bank und raste ausgiebig, folge dann der Hauptstraße und steige nach wenigen Metern rechts die „Via Magnale“ hinauf. Der Blick öffnet sich, ich genieße großartige Ausblicke in das Tal des oberen Arno.

 

Die Straße endet bei einem Friedhof, ein steiniger Pfad führt in den Buschwald hinein, steigt auf, erreicht eine Kiesstraße, ich folge ihr bis zu einer Verzweigung mit einem Wegweiser nach Campiglioni. Nach ein paar Metern zweigt links ein Pfad ab, der mich steil aufwärts führt. Bremsen umschwirren mich, in kurzer Zeit bin ich komplett nassgeschwitzt und die Steigung nimmt kein Ende. Der steinige Weg strapaziert die Füße, mit zunehmender Höhe wird der Wald zu niedrigem Ginster- und Heidegebüsch, unter einer einsamen Kiefer raste ich. Dann wird es endlich etwas flacher, ich erreiche einen alten Fichtenbestand, der mit Maschendraht ein-gezäunt ist, gehe am Zaun entlang, bis ich bei der imposanten Ruine eines schloss-artigen, ehemaligen Waldhotels eine Asphaltstraße erreiche. Ich gehe nach links, hohe, alte Tannen spenden Schatten, nehme hinter einer Brücke den Abschneider bergauf und bin in Consuma, erst auf einer Vorortstraße durch Villengärten, dann auf der lebhaften Hauptstraße durch ein Stück Wald, bis ich die Ortschaft erreiche.

 

Ich wandere durch Consuma hindurch über die Passhöhe bis zum Hotel „Mira-monti", schmale Bürgersteige trennen Fußgänger vom Autoverkehr. Vor dem Hotel etwa zwanzig Schwarzafrikaner, die Ball spielen, oder sich schwatzend die Zeit vertreiben, das Hotel wird wohl auch als Asylantenunterkunft benutzt. Das Zimmer ist einfach, das Abendessen geht so, am Nebentisch die beiden Tau-Wanderer.

 

 

47. Tag           Passo della Consuma bis Stia                      17 km

 

Ich muss ein kleines Stück bis zu einem Kiosk auf der Passhöhe zurückgehen, dann rechts in den Wald abbiegen, wenige Spaziergänger begegnen mir. Nach einer Abzweigung geht es bergab, im Talgrund schreddern Arbeiter mit großen Maschinen Holz zu Spänen und beladen LKW damit, dazwischen ein paar Jugendliche, die auf Geländemotorrädern den Wald unsicher machen, mir entgegenkommen, zwei der Fahrer grüßen, ein dritter überfährt mich beinahe.

 

Eine kleine Asphaltstraße führt nach Gualdo, die Entfernungsangaben im Wander-führer sind verwirrend. Ich frage einen Bauern nach dem Weg, er weist in das Dorf hinein.

 

Hinter der Siedlung geht es einen schmalen Waldweg in ein Bachtal hinunter, dann aufwärts zu einem unter Bäumen versteckten Haus mit rotem Ziegeldach. Ich gehe an der Maschendrahteinfriedung um das Gebäude herum, Hühner picken im Garten hinter dem Zaun nach Körnern, Wäsche flattert auf der Leine. Ich muss suchen, bis ich die rot-weißen Markierungen an zwei dünnen Baumstämmchen finde, die den schwer zu erkennenden, fast zugewachsenen Pfad anzeigen. Es geht wieder in ein Bachtal, dann aufwärts durch lichten Wald auf einen schönen breiten Forstweg.

 

Ich schreite gut aus, muss irgendwo eine Markierung verpasst haben, denn ich bin mit einem Mal auf einer Asphaltstrasse, gehe sie nach links, durchwandere den Weiler Villa und erreiche, immer leicht abwärts gehend, Castel Castagnaio. Hier sollte ein Pfahl mit schwarzen und gelben Bändern stehen, der nicht zu finden ist, dafür aber ein kleiner Wegweiser nach Stia. Der Kiesweg geht ins Tal hinunter, neben einer nie fertig gebauten Brücke durch einen Bach. Dahinter stehen die beiden Tau-Wanderer, die Karte in der Hand, und sind unschlüssig, wo der im Führer beschriebene Pfad nach Campolombardo verläuft.

 

Ich vertraue den Hinweispfeilen, gehe einfach auf dem Kiesweg weiter, erreiche, hoch neben dem Bach durch Wald laufend, eine Asphaltstraße, folge ihr bis zur Hauptstraße nach Stia, auf der kaum Verkehr ist. Die Tau-Wanderer sind hinter mir geblieben, ich verliere sie aber schnell aus den Augen.

 

Der Weg verläuft am Hang über den Dächern der Stadt, ich finde einen Pfad abwärts, gehe durch das Stadttor, durch eine schmale, tunnelartige Gasse bis zum Marktplatz und stehe an der alten Kirche mit dem Franziskus-Bild. Gegenüber das Hotel, ein gemütliches Zimmer mit rotem Ziegelfußboden und dicker Balkendecke.

 

Auf der anderen Straßenseite ein Restaurant, das damit wirbt, von Michelin empfohlen zu werden. Die Entenbrust mit Anis ist wunderbar, das Pilzrisotto ebenfalls, dazu ein guter offener Rotwein, ich bin zufrieden.

 

Am Abend laufe ich noch zu einem florentinischen Castell am Stadtrand, erkunde den Weg, den ich morgen nach Camàldoli gehen möchte.

 

 

48. Tag           Stia bis Badia Prataglia                               27 km

 

Der im Wanderführer beschriebene Weg hat mir zu viele steinige Pfade und 50-m-rechts-links Verzweigungen, steile Auf- und Abstiege. Ich habe mich entschlossen, einfach die stille Asphaltstraße durch die Berge zu wandern.

 

Ich gehe in Stia am jungen Arno entlang zur Hauptstraße, laufe bis zum floren-tinischen Castell und dahinter links die Straße „17. Partigiani“ den Berg hoch, an Vorstadthäusern vorbei bis zur Straße nach Ama, die rechts in die Hügel hineinführt.

 

In Ama steht eine alte, romanische Kirche. Die Asphaltstraße wird zu einem Kiesweg, der bei Lonnano die Straße nach Camàldoli erreicht. Nun geht es lange aufwärts, offen und in weiten Schwüngen mit immer neuen Ausblicken in den Nationalpark Monte Falterona-Campigna. Hinter der Passhöhe tauche ich in dunklen, alten Tannenwald ein. Mitten im Wald steht ein Haus mit einem Rugbyspielplatz davor, ich sehe die Straße links hoch über mir verlaufen, nehme einen Abschneider durch den Forst. Ein Wegweiser verkündet einen Waldweg zum Eremo di Camàldoli, der steil einen Berg hinaufführt, ich ziehe die Asphaltstraße vor, auf der kaum Verkehr herrscht, ein paar Motorradfahrer, wenige Autos. Nach ein paar hundert Metern mündet der Waldweg wieder auf die Straße, ich habe mir die unnötige Steigung erspart.

 

Es geht kurvig steil bergab, im Tal eine Brücke im Wald, Wasser plätschert, ein Autofahrer lässt seinen großen, braunen Jagdhund kacken und aus dem Bach trinken.

 

Das Kloster Sacro Eremo Camàldoli ist natürlich geschlossen, der Liebe Gott macht Mittagspause, Touristen umschwärmen die Klostermauern und die Apotheke, drei gesattelte Pferde werden vorbeigeführt, trinken aus den Brunnen vor dem Klostereingang. Ich beschließe bis Badia Prataglia weiterzuwandern, eine Straße führt durch Wald hinauf zum 1200 m hohen Fangacci-Pass, auf der Passhöhe ein Picknickplatz, der Asphaltbelag hört auf, ich bin wieder für ein kurzes Stück Weges in der Emilia Romagna. Bei einer Lücke im Wald habe ich einen wirklich wunderschönen Blick in den Nationalpark mit dem von Bergen umrahmten Stausee Lago di Ridràlori. Es geht in engen Serpentinen abwärts an einem Restaurant vorbei, ich kaufe ein Mineralwasser und eine Coca Cola, der Wirt ist unfreundlich, bedient widerwillig, hinter dem Restaurant ein Wasserfall, drei Kaskaden.

 

In einer Schlucht die ersten Häuser von Badia Prataglia, ein Wegweiser zu einem Hotel. Ich gehe in der heißen Sonne bergauf, finde nichts, sehe aber auf der anderen Talseite hinter der Kirche ein Hotelschild. Also kehre ich um, erreiche die Albergo „La Foresta“, im Garten werden Tische gedeckt, Plastikstühle um eine kleine Bühne aufgestellt, eine Lautsprecheranlage eingestellt, das sieht nach einer lauten Nacht aus. Ich bekomme ein Zimmer, zum Glück an der Gebäuderückseite, entfernt von der Musik, setze mich an einen Tisch um meine Notizen niederzuschreiben. Eine Kellnerin kommt empört blickend auf mich zu, der Wirt sagt ihr schnell, ich sei Hotelgast. Zum Abendessen ist für mich kein Platz reserviert, mir wird ein Katzentisch im Garten gedeckt. Das Essen selbst ist furchtbar, aufgewärmte Tagliatelli mit Trüffelsoße aus der Tüte, ein graues Schnitzel, das in Öl schwimmt und mit Dosenartischocken bedeckt ist, schlaffe Pommes Frites.

 

 

49. Tag           Badia Prataglia bis Chiusi della Verna      18 km

 

Auch von Badia Prataglia ziehe ich zunächst die kleine Asphaltstraße dem Weg vor, der im Führer beschrieben ist, gehe die Hauptstraße durch das Dorf, bis rechts ein Teersträßchen abzweigt. Hoch am Hang steht eine Marienkapelle, die Hügel, die das Tal umgeben, sind mit dichtem Forst bedeckt, links und rechts der Straße dunkle Tannen, ich hätte nie gedacht, dass es in Italien so viele ausgedehnte Wälder gibt. Neben der Straße liegen immer wieder große Holzstapel, stehen Lagerschuppen, Maschinen zum Holzausrücken, die Gegend lebt von der Waldwirtschaft im Nationalpark. Nach einem kurzen Stück bergauf geht es in sanften Kurven abwärts nach Rimbocchi, ich kann einige Abschneider nutzen, die über Wiesenwege die Serpentinen abkürzen. In Rimbocchi mache ich auf einem Picknickplatz, der überdacht auf dem Dorfplatz eingerichtet ist, Pause. Gegenüber bei einer Bar gießt eine Frau aus einem Gartenschlauch gelbblühende Blumen. Ich bitte sie um Trinkwasser, sie geht freundlich lächelnd ins Haus, füllt meine Flasche, wünscht mir guten Weg.

 

Ich gehe die Hauptstraße hinunter, biege zwischen Tomaten- und Salatgärten rechts auf den Weg CAI 53 ab, überquere auf Trittsteinen einen Bach und steige zwei mörderisch steile, schweißtreibende Kilometer zum Poggio Montòpoli hoch. Auf halber Höhe steht etwas abseits ein Haus, nervendes Kötergekläff. Plötzlich spüre ich etwas Kaltes, Feuchtes an meiner linken Hand, erschrecke, es ist aber nur ein schwarz-weißer, terrierartiger Hund, der mir gefolgt ist und mich beschnuppert. Er läuft ein paar Meter hinter mir her, dann schicke ich ihn zurück, ein ganz, ganz trauriger Hundeblick trifft mich.

 

Vom Montòpoli geht es auf gleicher Höhe bis zur Asphaltstraße, die von Rimbocchi nach Chiusi della Verna führt, ich überquere sie, gehe anschließend durch alten Buchenwald zwischen großen Granitblöcken hindurch zum Kloster La Verna, das hoch oben auf eine Klippe gebaut ist. Am Eingang steht ein Bauarbeiter mit einer Zementmischmaschine etwas deplatziert zwischen den Bäumen und repariert eine Stützmauer. Eine lange Rampe führt ins Kloster, einen düstereren Bau aus grauen Kalksteinen mit einer bescheidenen Kathedrale und mickrig wirkenden Gebäuden, die aber tatsächlich eine großflächige, imposante Anlage bilden. Vor der Kirche ein weiter Platz, auf dem sich unzählige Touristen mit dem Kloster im Hintergrund fotografieren. Der Himmel zieht zu, ein warmer Schauer geht nieder, es duftet nach frischem Regen.

 

Ich möchte einen Stempel in mein Büchlein haben, frage im Andenkenladen, sie schicken mich zur Pilgerbetreuung, ich frage dort, der Trubel der Buspilger, die ein billiges Essen zu sich nehmen und Andenken und Wein mit Klosteretikett kaufen, stößt mich ab, ich werde an die Klosterpforte verwiesen, die aber nirgends zu sehen ist. Nach langem Suchen im Regen will ich fast aufgeben, werde dann aber stur: ich will meinen Stempel! Ich suche und frage herum, bis mir eine Nonne die Klosterpforte, die hinter einem Bauzaun versteckt ist, zeigt. Eine Frau in Schwesterntracht erkundigt sich nach meinen Wünschen, nur den Stempel? fragt sie, sucht in Schubladen und drückt mir das begehrte Siegel in mein blaues Buch. Beim Abstieg vom Kloster verpasse ich den Wanderweg, gehe die Autostraße nach Chiusi della Verna hinunter. Im ersten Hotel am Weg nehme ich ein Zimmer.

 

 

50. Tag           Chiusi della Verna bis Pieve San Stefano  20 km

 

Ich nehme den Weg aus dem Führer, verlasse Chiusi della Verna wie beschrieben über die Via Roma, gehe über einen kahlen Hügelrücken, kreuze einen trockenen Bachlauf und bin im Weiler La Rocca, der nur aus ein paar Häusern unter hohen Steinwänden besteht. Am Ortsausgang gehe ich bei einem mächtigen Felsen auf einen Wiesenweg, der in die Hügel führt, komme an einer halbverfallenen Scheune vorbei und sehe Strommasten, so wie es im Wanderführer steht. Alles stimmt beinahe, ich gehe weiter, finde keine CAI-Markierungen mehr, sehe vor mir wieder die Häuser von Chiusi della Verna und kehre um, bis ich ein rot-weißes Zeichen gefunden habe. Der gekennzeichnete Weg biegt bei einem Stacheldrahtzaun zwischen zwei Knicks links ab, führt über eine wirkliche Ruine, praktisch nur noch einem Steinhaufen mit Mauerresten, und erreicht einen markierten Strommast.

 

Erleichtert wandere ich weiter, kreuze erneut einen Bach und bin auf einer mit hohem Gras, Dornbüschen und Heckenrosen bestandenen Wiese. Der Weg verzweigt sich in viele Spuren, ich folge der deutlichsten, sehe schon wieder keine Wegkennzeichen mehr, kehre um und verlaufe mich hoffnungslos im Gestrüpp am Berghang, alles sieht gleich aus, ich stolpere durch das Gras, suche bergab, stehe am Steilhang über dem Bach, kämpfe mich durch die Dornen nach links und sehe endlich eine Markierung, folge jetzt sehr aufmerksam den Hinweisen, komme an eine Baumreihe, an deren Ende leuchten weit entfernt ein paar rote Hausdächer, muss links abbiegen, durchquere zwei trockene Bachläufe, steige steil auf und stehe vor einem Stacheldrahtzaun, der fast unüberwindlich auf einer hohen Hangkante steht. Ich folge dem Zaun nach rechts, an einer Stelle ist er umgebrochen, andere Wanderer haben sich wohl auch darüber geärgert, erreiche eine Wagenspur, die mich zum Weiler La Piedra führt, den ich schon bei der Baumreihe gesehen hatte.

 

Den jetzt deutlichen Weg gehe ich nach links, wandere endlose steinige Kilometer hoch über einem waldigen Tal, von unten dringen Stimmen, Kreischen und Mädchenlachen herauf, dann geht es in Steilkurven bergab, eine Wildschweinrotte flüchtet schnaubend vor mir, braune Tiere, die Schwänze steil in die Höhe gestellt.

 

Ich erreiche Gregnano, gehe die Asphaltstraße hinter dem Dorf bergauf. Ein Abschneider erklimmt supersteil einen Waldhang, ich kreuze die Straße gehe einen weißen Pfad zwischen gelbblühendem Ginster nach Norden, passiere ein hölzernes Gipfelkreuz und steige nach Montalone hinab. Von hier sollte eigentlich der Weg CAI 61 auf breiter Schotterstraße nach Pieve San Stefano führen, irgendwo habe ich aber den Abzweig verpasst, finde eine Straße, die „Via de Sera, die in Richtung San Stefano, geht. Frohgemut folge ich diesem Weg, der schön am Hang abwärts läuft, gehe durch einige Viehgatter und stehe auf einer Kuhweide, der Weg endet. Weiße Rinder liegen wiederkäuend im Staub, ich suche auf dem Plateau, von dem rundherum nur lehmige Steilhänge abwärts führen, einen Abstieg, finde schließlich einen schmalen, aber ausgetretenen Pfad, der zwischen Eichen ins Tal geht, erreiche einen Bach, einen Stacheldrahtzaun, den ich übersteige und bin auf dem Weg von Mignano nach Pieve San Stefano.

 

Auf grauer Kiesstraße gehe ich bis San Stefano, überquere die Autobahn auf einer Brücke und erreiche das Hotel El Diario, 4 Sterne, der reinste Luxus.

 

 

51. Tag           Pieve San Stefano bis Sansepolcro             27 km

 

In Pieve San Stefano folge ich der Straße „Via Tiberiano“ bis zu einem kleinen Park, vor dem die Hauptstraße links abbiegt, ich gehe rechts zur „Via della Verna“ und folge dieser, bis die „Via Santa Barbara“ unter der Autobahn hindurchführt.

 

Direkt hinter dem Tunnel biege ich links auf einem Feldweg mit der Markierung CAI 22 ab, gehe an einer Scheune vorbei und steige auf einem steinigen Weg den Berg hinauf. Bald geht es dann steil auf rutschigem Schotter abwärts. An einem Kieswerk erreiche ich die kleine Asphaltstraße nach Formoli.

 

Ich gehe, den Wanderführer ignorierend, die Straße, die, immer mit Blick auf den Stausee Lago de Montedogli, über Sigliano die Hügel entlang führt. Ich treffe kaum Autos, nur Radfahrer nutzen den stillen Weg. Die Straße senkt sich zur Brücke über einen Seitenarm des Sees, steigt dann langsam an und trifft auf die belebte Verbindung von Chiusi della Verna nach Sansepolcro. Ich bleibe ein paar hundert Meter auf der Hauptstraße, gehe dann links den CAI 41 hinab. Auf steinigem Weg wird der verlassene Weiler Albiano durchquert und im Tal ein Kiesweg erreicht, der links abzweigt und durch das grüne, fruchtbare Tal des oberen Tiber führt.

 

Am Wegrand Brombeeren, dicke, schwarze, reife Früchte. Ich nasche davon, fülle meinen Blutzuckerpegel auf. Hohe Bäume beschatten den weißen Weg, neben mir plätschert ein Bach, ich gehe an einem romantischen Teich, an dem Weiler Viano vorbei, bis Santa Croce, hier zweigt der CAI 41 rechts in das Dörfchen ab.

 

Ich setze mich zum Kartenstudium auf ein Steinmäuerchen, trinke mein letztes Wasser. Zwei Wanderinnen gehen vorbei, fragen, wohin ich will, ich zeige auf das rot-weiße Zeichen. Sie sagen, sie würden den grünen Pfeilen, einer anderen Wegmarkierung, geradeaus folgen, wünschen guten Weg.

 

Auf weißen, sonnigen Kieswegen werde ich durch Felder und Obstplantagen bis Santa Fiora geleitet, treffe dort wieder auf die grünen Pfeile, das war wohl die kürzere Strecke, gehe die breite Schotterstraße an einer Baumreihe entlang bis zur Hauptstraße, die bei einem Einkaufszentrum erreicht wird, überquere den Tiber, links die zerbrochenen Bögen der alten Brücke.

 

Ich bin ziemlich dehydriert, die Zunge klebt am Gaumen, das Einkaufszentrum ist geschlossen, die Bar in einer Tankstelle ebenfalls. Ich gehe unter der Autobahn hindurch, umrunde einen riesigen Verteilerkreisel, finde endlich einen Imbiss, der geöffnet hat und kaufe erst einmal zwei große Flaschen Mineralwasser, lösche meinen Durst.

 

Am Bahnhof vorbei geht es in die Stadt, etwas verwirrende Wegweiser weisen zum „Albergo Fiorientino“, das ganz unscheinbar in der Altstadt liegt. Die Rezeption ist nicht besetzt, es steht dort aber eine Telefonnummer. Ich rufe an, wenig später kommt eine junge Frau, die mir im Hotel ein Zimmer gibt.

 

Abends esse ich im romantischen Restaurant Fiorentino mit schöner getäfelter Holzdecke, guter Küche und Blick auf die alten Häuser der Stadt.

 

 

52. Tag           Sansepolcro bis Città di Castello                20 km

 

Ich verlasse Sansepolcro auf der Hauptstraße, gehe auf der „Via Anconetana“ bis zu einem großen Verteilerkreisel, dann auf der „Via Tiberina Sud“ bis San Giustino. Hier ist die Grenze der Toskana, ich bin jetzt in Umbrien und wandere durch offene Vorstadt und Industriegebiet, die Straße ist sehr stark befahren, es gibt aber schmale Bürgersteige.

 

In San Giustino muss ich am Marktplatz kurz nach links, um die „Via Anconetana“ wieder zu erreichen. Ich überquere die Umgehungsstraße und bin jetzt auf der „Via della Resistenza“, einer ruhigen Landstraße, die zwischen Sonnenblumen und Tabakfeldern nach Lama führt.

 

Bei Celalba steht eine Turmruine mitten in den Sonnenblumenfeldern, wohl eine alte Mühle, am Wegrand auf einem Hügel die Villa Graziani, einst ein antikes Schloss und 1616 im Spätrenaissancestil umgebaut. Ein Schild weist auf die ehemalige unabhängige Republik von Cospaia hin.

 

Auf den Bergen links und rechts des Tibertales stehen Burgen und Kirchen, ich wandere ohne Steigungen flach durch ereignisloses Ackerland. Die jetzt weniger befahrene Straße bringt mich nach Lama, ich gehe durch die alte Stadt, halte mich am Ortsausgang nach Gefühl links und treffe auf den Weg nach Badiali, gehe dort an der alten Kirche vorbei bis Titta, ein für deutsche Ohren recht seltsamer Name.

 

In einer Bar mache ich erst einmal eine ausgedehnte Pause, biege dann, etwa fünfhundert Meter hinter dem Dorf, links in die „Via L. Angelini“ ab, die mich am Hospital von Città del Castello an die Hauptstraße SR 257 bringt. Beim Hospital beginnt ein Rad- und Fußweg, der in einem Tunnel unter der Fahrbahn hindurchführt und dann, getrennt von der baumlosen, belebten Straße, in die Stadt leitet.

 

Am nächsten Kreisverkehr gehe ich links bis zum Ende des Weges bei einem kleinen Park, dann rechts auf schmalem Bürgersteig in die Stadt hinein. Hinter der Eisenbahnunterführung erreiche ich die Stadtmauer, einen Park, Schilder, die zu Hotels weisen, gehe an der Stadtmauer entlang, finde das Hotel „Europa“ und nehme ein Zimmer.

 

Durch das Stadttor bummele ich in die Altstadt, besuche die Kathedrale mit den beiden unterschiedlichen Türmen, die alten Kirchen und Gassen, setze mich am Marktplatz in eine Bar und trinke ein Glas vorzüglichen Rotweins.

 

 

53. Tag           Città di Castello bis Pietralunga                 25 km

 

In Città di Castello muss ich erst einmal wieder die Eisenbahnlinie queren, ich gehe die „Viale V. E. Orlando“ bis zum ersten Kreisverkehr, biege dann nach links ab, gehe durch die Bahnunterführung und bin auf der Straße zum Ortsteil Zoccolanti, dessen Kloster hoch auf einem Hügel liegt.

 

Die kleine, kaum befahrene Asphaltstraße windet sich durch ein breites, romantisches Tal, in Sasso überhole ich eine Gruppe Wanderer, die in einer Bar Pause machen. Auch ich raste kurz in einem kleinen Park neben der Straße, die Gruppe geht vorbei, ich habe sie aber schnell wieder eingeholt.

 

Bei km 7 zweigt rechts der CAI 01 in die Berge ab, ein Wegweiser gibt 6 Stunden bis Pietralunga an, die Gruppe hinter mir biegt ab, ich bleibe auf der Straße, gehe bis Ronchi, einem Weiler aus wenigen Häusern. Die Straße führt in Serpentinen auf einen Pass, ein paar verlassen wirkende Gebäude, lästiges Hundegebell, ein Motorradfahrer auf einer Harley fährt vorbei, biegt in eine Kiesstraße ab, ich kann das Blubbern der schweren Maschine noch lange hören.

 

Immer wieder tiefe Talblicke zurück, eine steile Kurve, keine Abschneider im dichten Buchenwald, dann die flache Kuppe des Passes. Der Blick auf den Appenin öffnet sich, der 1600 m hohe Doppelgipfel des Monte Catria ragt am Horizont auf.

 

Es geht steil bergab an einem großen Gehöft und an einer Kirche vorbei in ein Tal, darin eine Brücke über einen wasserreichen Bach, eine Mühle, die jetzt ein Agriturismo ist. Von links mündet eine Straße ein, es geht mühsam steil bergauf bis zu einer Straßengabelung, rechts zur Tourismuszone und links in die Altstadt von Pietralunga. Ein Wegweiser kündet das Hotel „Tinca“ an, ich richte mich danach, gehe in steilen Kurven zwischen gesichtslosen Häusern in der Neustadt aufwärts und stehe unvermittelt vor dem Hotel.

 

Die sehr mütterliche Besitzerin nimmt mir, obwohl ich heftig protestiere, meinen durchgeschwitzten, nassen Rucksack ab und trägt ihn in mein Zimmer, erklärt mir den Wäscheständer, der in das Fenster eingehakt wird.

 

Ich suche die Altstadt, den fünfeckigen Lombardenturm, die engen Gassen zwischen Häusern aus dunkelgrauem Kalkstein, das Stadttor in der Festungsmauer.

 

Es gibt ein Festival, mittelalterlich gekleidete Bürger bevölkern die Gassen, vor der Kirche ist eine Tribüne aufgebaut, die Bar in der Hauptstraße schenkt kostenlos Weißwein an eine Theaterspielgruppe aus. Ein Mädchen trägt eine Henkersaxt zur Bühne, mit ausgesparter Rundung in der Schneide, damit im Theater beim Kopf abhacken nicht aus Versehen der Hals durchtrennt wird.

 

 

54. Tag           Pietralunga bis Gubbio                               24 km

 

Beim Verlassen von Pietralunga folge ich dem Wanderführer, lasse alle asphaltierten Straßenabzweigungen liegen und biege hinter einem einsamen Haus rechts auf einen weißen Weg in die Hügel ab. An einem Bauernhof vorbei erreiche ich San Benedetto, nehme die Asphaltstraße, die schön geschwungen durch die Hügel abwärts führt, hinter einer Bachbrücke zweigt links der CAI 01 ab, ich bleibe jedoch auf der Straße.

 

Ein leichter Anstieg, dann wieder bergab, unter einer Brücke an einem Bach rastet ein Wandererpaar mit großen, rot und blauen Rucksäcken, sie folgen mir eine Weile, sind dann verschwunden.

 

In Mocaiana ein Bürgersteig, ich erreiche bei einer Kapelle die belebte Hauptstraße, überquere sie und gehe die Nebenstraße nach Benardello, halte mich dort links, folge dem Weg bis zur Abzweigung nach Ponte D´Assi und bleibe wieder links auf einem ganz schmalen Asphaltsträßchen. Ich wandere schattig durch ein grünes, fruchtbares Tal, links die Berge des Appenin, die ich in den letzten Tagen durchquert habe, ein Industriekomplex und die Stadt Gubbio grau am Hang.

 

Bei einem Gehöft mit schönen, alten Nussbäumen steht eine Frau mit einem großen Rucksack, eine Iso-Matte quer daraufgeschnallt. Sie spricht mich an, fragt, ob wir uns nicht schon vor Sansepolcro im Tibertal getroffen hätten und ob ich Spanier sei. Ich erinnere mich an die beiden Wanderinnen, die grünen Pfeile und die rot-weißen Wegmarkierungen, antworte ihr, ich sei Deutscher, spräche aber auch Spanisch und mogele mich damit in Italien so durch. Dann können wir ja Deutsch miteinander reden, meint sie und ob wir das Wegstück bis Gubbio gemeinsam gehen könnten.

 

Zusammen marschieren wir die letzten Kilometer bis zur römischen Arena und zur Stadtmauer. Sie hat ein Zimmer im Kloster reserviert, ich suche ein Hotel, folge den Wegweisern. Wir trennen uns nach einem kurzen Stück wandern zu zweit.

 

Ich gehe durch das Stadttor, folge den alten, schmalen Gassen bis zum Palazzo Conoli, dahinter ein Hotel. An der Rezeption werde ich gefragt, ob ich einen Parkplatz benötige, aber nein, ich sei ja zu Fuß unterwegs.

 

Gubbio ist eine wunderschöne antike Stadt, mit engen Sträßchen, Treppen, Torbögen, Häusern aus grauem Kalkstein, uralten Kirchen und Palästen, an jeder Straßenecke eine Bar oder ein Restaurant, nicht zu sehr von Touristen überlaufen.

 

 

55. Tag           Gubbio bis Valfabbrica                              39 km

 

Ich verlasse Gubbio auf der „Via della Piaggiola“, einer alten Römerstraße, die schnurgerade ins Land führt, vom modernen Verkehr verschont geblieben ist und die mich nach Ponte D´Assi bringt, zuerst ein asphaltierter Weg, dann ein Fußpfad an einem kleinen Bächlein entlang. Ein Mann spielt mit seinem Kind im Wasser, baut Staudämmchen und lässt Schiffe schwimmen. Auf dieser Straße beginnt die gelb-blau gekennzeichnete „Via di Roma/Via Francigena di San Francesco“.

 

In Pont D´Assi erreiche ich die Hauptstraße, folge ihr für ein paar hundert Meter auf einem kiesigen Fußweg, nehme dann rechts ein Asphaltsträßchen und erreiche wieder die SS 298, überquere auf der Straßenbrücke den Bach und biege dahinter gleich links ab auf eine kleine Asphaltstraße, die sich zwischen Ackerland und Knicks bergauf in die Hügel windet und mich mich nach Mengara leitet, rückblickend habe ich immer wieder großartige Ausblicke auf Gubbio und den Appenin. Bei Men-gara biege ich links auf einen weißen Weg ab, gehe an einem Agriturismo vorbei, dann bergab bis zur kleinen Kapelle von Ripe, überquere auf einer Brücke einen Bach. Ein Postauto überholt mich, bremst ab, um nicht so viel Staub aufzuwirbeln, nach einer Viertelstunde kommt es zurück.

 

Vor mir auf einem Hügel liegt die alte Burg von Biscina, erst muss ich aber zum verschlossenen Kloster San Pietro in Vigneto, dann links auf steinigem Weg bergab und eine Wagenspur rechts bis zu einem Bach, der den Pfad weggespült, große wassergefüllte Tobel hinterlassen hat. Ein Steig umgeht die Stelle, auf einem kleinen Damm mit Rohrdurchlässen wird der Bach überquert, eine hohe Brücke für Strom- und Wasserleitungen überspannt das Tal, in dem ich gehe. Ein Waldpfad bergauf führt bei einem Zaun um eine Wiese herum, erreicht einen weißen Weg, der zur Kirche von Caprignone führt. Dort beginnt an einem bewaldeten Hang ein Pfad, der zu einer kleinen Siedlung führt, hier eine Kies-, dann eine Asphaltstraße zur Burg von Biscina erreicht.

 

Durch eine Zypressenalle geht es an der Burg, bergab auf weißem Weg an ruhenden Kühen vorbei bis zu einer Ruine, dann auf einem Pfad sehr lange durch waldige Berge, durch steile Senken um einen fast leeren Stausee herum zu einer Asphaltstraße. Hinter einer Brücke rechts bergauf werden auf steinigen Wegen alte, halbverfallene Kirchen passiert. Bergab durch Olivenhaine und Nussbaumplantagen gehe ich bis zur Straße nach Valfabbrica, folge ihr, bis zu einem grauen Kiesweg, über den ich, hinter dem Tunnel unter die neue Autobahn hindurch, die Stadt erreiche. Ich gehe ins Hotel, zu Abend muss ich in einer Pizzeria essen, gefüllte Zucchiniblüten, ein Steak, selten so gut gespeist.

 

 

56. Tag           Valfabbrica bis Assisi                                  13 km

 

Ich verlasse Valfabbrica zwischen einzelnen Häusern hindurch auf einer schmalen Asphaltstraße, auf einer Terrasse sitzt eine alte Frau, grüßt mich und wünscht mir guten Weg.

 

Hinter einer Brücke biege ich in einem kleinen Weiler von der Straße ab, gehe rechts über einen Waldweg auf das verschlossene Tor eines umzäunten Bauernhofes zu, dann zwischen Zaun und Bach lange durch Wald steil bergauf, erreiche bei einem frisch gepflügten Feld einen ginstergesäumten Pfad. Es geht immer weiter aufwärts bis zu einer Hügelkuppe, hier kann ich erstmals am Horizont voraus die Silhouette der Stadt Assisi ausmachen.

 

Über Teersträßchen und weiße Wege muss ich jetzt stetig bergab, gelb-blaue Markierungen leiten mich, an der Straße Informationstafeln über den Weg Gubbio-Assisi, den einst der Heilige Franz gegangen ist. Durch einen Olivenhain hindurch erreiche ich die Straßengabelung, an der ein Standbild des Pater Più steht. Aus Assisi, das vor mir auf dem Hügel liegt, erreicht mich das Mittagsläuten der Basilika San Francesco, das Plenum dröhnt vom Berg herunter, kann man schöner von einer Stadt begrüßt werden?

 

Ich gehe über die alte Brücke S. Croce, steige ein schmales Asphaltsträßchen hinauf, einzelne Autos begegnen mir. Durch das Tor S. Giacomo betrete ich die Stadt, finde dahinter das gleichnamige Hotel.

 

In Assisi Touristentrubel, die Basilika ist überfüllt, ein Padre am Eingang achtet auf korrekte Kleidung, in der Kirche mahnt ein Lautsprecher immer wieder zur Ruhe. Ich setze mich einen Moment, versuche, kurz Ruhe zu finden, mich zu besinnen. Ich schlendere durch die alten Straßen, treppauf, treppab, vermeide die Tou-ristenströme, Assisi ist leider auch zum Stadt-museum degeneriert. Ich gehe zum Dom San Rufino, zur Piazza del Comune, suche auf einsamen Treppen die Kirche San Stefano und die Burg Rocca Maggiore.

 

Auf dem Platz vor der Kirche Santa Maria Maggiore Menschenmassen, die sich gegenseitig mit dem Eingangsportal im Hintergrund fotografieren, als Beweis, in dieser einzigartigen Stadt gewesen zu sein.