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Etappe 2b: Interlaken - Genf 250,5 km (Lindau - Genf 516,5 km)

Veröffentlicht am 23.05.2012

Karten Etappe 2: Lindau - Genf

 

Fotos Etappe 2: Lindau - Genf

 

23. Tag           14.05.2012                  Interlaken bis Thun             28 km

 

Beim Westbahnhof gehe ich über die Aarebrücke, komme auf die schnurgerade „Weissenaustraße“, auf der ich entlangwandere. Der Morgenhimmel ist klar, keine Wolke, die eisbedeckten Gipfel der 4000-er des Berner Oberlandes stehen weiß vor der Bläue.

 

Der Weg führt zwischen Vorstadthäusern im alpenländischen Stil am Krankenhaus vorbei, erreicht Wiesen, Golfplätze, die Sumpfgebiete am oberen Ufer des Thuner Sees. Ich biege auf einen Wanderweg durch die Schilfgürtel am Seeufer ab, Wasservögel lärmen, Vogelbeobachter mit riesigen Teleobjektiven und Ferngläsern stehen still an rot gestrichenen Sitzbänken. Beim Wassersportzentrum Nauhaus erreiche ich den Lombach, überquere ihn auf der Straßenbrücke, gleich dahinter, beim Restaurant „Landhaus Manor“, verschwinde ich im Wald, steige auf einem schattigen Pfad aufwärts, abwärts, bin wieder am See, gehe ein paar Meter die Seestraße entlang, um wieder rechts in den Wald bergauf abzubiegen, kreuze die Nationalstraße, vor mir eine senkrechte Felswand.

 

Treppenstufen, teilweise in den Fels geschlagen, führen hinauf, ein ausgesetzter Weg ist mit einem Stahlrohrgeländer und Steinmäuerchen gesichert, die asphaltierte, mit Betonstufen versehene Treppe erreicht die Beatushöhlen, die zur touristischen Attraktion ausgebaut sind, mit Andenkenstand, Restaurant, Kinderspielplätzen und Sagenfiguren im Höhlenausgang.

 

Sehr steil geht es hinunter, dann auf breitem Wanderweg gerade am Berg entlang bis zu einem Steinbruch, wieder hinauf, die Steinmühlen und -brecher dröhnen vom Werks-gelände. Der sogenannte „Pilgerweg“ überquert auf kleinen Brücken verschiedene Bäche in tiefen Schluchten und die Trasse und Gleise der Standseilbahn zum Beatenberg, dann geht es hinab nach Merlingen zum See, gleich wieder hinauf, über dem Rallinger Schloss durch Wald, mit märchenhaften Ausblicken auf den See und die umgebenden Berge.

 

Abstieg zum Seeufer bei der Stampachschlucht, gleich wieder hinauf nach Sigritswil. Auf einer Straße wandere ich zwischen Villen hindurch am Hotel Bellevue vorbei und hinunter nach Gunten. Ein kurzes Stück am Seeufer, dann hinauf auf den „Alten Oberländer Weg“, über den Häusern nach Oberhofen und hinunter zum mächtigen Schloss. Ich setze mich auf eine Bank, mache Trinkpause, das ewige Auf und Ab ist sehr nervend und kräftezehrend, ich beschließe, an der Nationalstraße zu bleiben, den dröh-nenden Verkehr in Kauf zu nehmen, gehe auf dem Bürgersteig neben der breiten Fahr-bahn an Hilterfingen mit Kirche und Schloss vorbei, biege ein kurzes Stück auf den Strandweg ab, erreiche Hünibach. Hier kann ich die Nationalstraße verlassen, zum Ufer der Aare gehen und auf dem Fuß- und Radweg auf das Schloss von Thun zuwandern.

 

Beim Wehr überschreite ich auf der gedeckten Holzbrücke die Aare, erreiche den Bahnhof, orientiere mich an einem Stadtplan, gehe wieder über die Aare in die Altstadt mit Rathaus, Kornhaus und vielen Restaurants und Geschäften an verwinkelten Buckelpflasterstraßen.

 

Landschaftlich war das der schönste Wandertag bisher, überall Kitschpostkartenausblicke auf See und Berge!

 

 

24. Tag           15.05.2012                  Thun bis Rüeggisberg                      32,5 km

 

In Thun gehe ich Richtung Süden, am Bahnhof und dem Schiffsanleger vorbei, an der Aare entlang zum Schloss Schadau. Durch Parkanlagen folge ich dem Seeufer, noch einmal habe ich das volle Panorama des Berner Oberlandes vor Augen, Eiger, Mönch, Jungfrau, Blümlisalp und Doldenhorn stehen weiß im blauen Morgenhimmel, einige Wolken, Föhnlinsen, haben sich allerdings schon über den Bergen gebildet, deuten auf Wetterwechsel hin.

 

An Schulungszentren, am Yachtclub vorbei erreiche ich ein Schilfgebiet, gehe auf Bretter-stegen am See entlang und biege in einen Park ab, erreiche das Dorf Gwatt, verlasse endgültig den Thuner See und die Berge.

 

Ich steige zur Eisenbahnlinie hinauf, die in einem Betontunnel unterquert wird, muss dann noch durch Wohngebiete, bis ich in einem Wäldchen bin, einen Hügel überschreite und die Autobahn unterquere. Hinter der Autobahn geht es im Wald bergauf, durch Felder und Wiesen nach Amsoldingen mit der uralten Kirche. Bei einem Haus mit einem schönen Garten voller buntblühender Büsche erreiche ich das Dorf, verlasse es Richtung Uebeschi.

 

Vom Westen her sind Wolken aufgekommen, ein eiskalter Sturm bläst mir entgegen, durch Wiesen und am Schießplatz des Schweizer Heeres vorbei steige ich nach Uebeschi hoch, links ein romantischer, kleiner See vor den Wänden des Stockhorns, schlanke Pappeln stehen an seinem Ufer.

 

Am Ortseingang von Blumenstein, das durch Wiesen wandernd erreicht wird, probt das Schweizer Heer den Ernstfall. Schwerbewaffnete Jungs in Tarnuniform legen Telefonleitungen, stellen Antennenmaste auf, bauen sie wieder ab. Ich gehe schnell vorbei, am Mühlbach entlang zur Hauptstraße, biege auf einen Feldweg ab, überschreite auf einem Brückchen den Fallbach und bin auf dem Damm, der zwischen Fallbach und dem Wildwasser Gürbe verläuft, schreite ihn schnurgerade auf gleicher Höhe bleibend entlang, komme durch lockeren Wald bis Wattenwil.

 

In dem romantischen Dorf mit der kleinen Kirche und schönen Berner Bauernhäusern raste ich, bevor es den steilen Weg nach Burgistein hinaufgeht. Der Wind ist noch stärker geworden, kurze Schauer gehen nieder, in Burgistein stelle ich mich bei einer Scheune unter, warte den Regen ab.

 

Ich erreiche Riggisberg, gehe die Treppen zur Kirche hinauf, dann weiter bis zur Hauptstraße, ein paar Meter daran entlang, danach über Feldwege immer leicht ansteigend durch Ackerland mit gelben, blühenden Rapsfeldern, durch Weiler mit alten Bauernhäusern abseits der Hauptstraße, nach Rüeggisberg.

 

Gegenüber der Kirche steht das Gasthaus „Bären“, ein altes hölzernes Gebäude mit Metzgerei und Wirtschaft. Ich finde freundliche Aufnahme.

 

 

25. Tag           16.05.2012                  Rüeggisberg bis Freiburg/Fribourg                       32 km

 

In der Nacht hat es geschneit, Schneereste liegen auf den Ziegeldächern, es ist eiskalt, mir bläst der Wind ins Gesicht. Ich gehe zur Rüeggisberger Klosterruine, dann den alten Klosterweg steil hinab bis zur „Klostergasse“, einer Landstraße, die gleich wieder ver-lassen wird, ein Abschneider leitet mich durch Wald, über Wiesen, ich treffe im Weiler Helgisried wieder auf die „Klostergasse“, biege ab auf einen Wirtschaftsweg und kreuze in Wislisau den Fluss Schwarzwasser.

 

Dahinter folgt ein kleiner Anstieg zur Hochebene von Schwarzenburg, ein Schneeschauer zieht herauf, ich stelle mich in einer Wagenremise unter, bis er vorbei ist. Es geht durch ereignisloses Ackerland, auf Kieswegen werde ich zwischen Rapsfeldern, Getreideschlägen und hinter Elektrozäunen heftig bimmelnden Kuhherden hindurchgeleitet, einige verspätete Apfelbäume blühen noch, ich erreiche den Weiler Schönentannen, die Kantonsstraße. Ein Wegweiser zeigt einen Hügel hinauf, ein anderer mit einer Jakobsmuschel darauf einen Kiesweg zu Bauernhöfen hinunter. Ich folge dem Muschel-wegweiser, komme an ein Haus, eine Weggabel, der Weg unten endet anscheinend beim nächsten Gehöft, so steige ich zur Hauptstraße hinauf, gehe sie entlang. Es ist ein Alptraum, Schweizer Autofahrer nehmen keine Rücksicht auf Fußgänger, brausen mit unverminderter Geschwindigkeit dicht an mir vorbei, so schnell wie möglich verlasse ich das Asphaltband, gehe einen Nebenstraße ins Tal, treffe auf eine Jokobswegmarkierung und steige hinter Gärten und durch Felder hinauf nach Schwarzenburg.

 

Ich durchwandere Schwarzenburg am Bahnhof vorbei, biege dahinter die Hauptstraße nach Norden ab und gehe einen Kiesweg ins Land hinein. In einem Wäldchen beginnt ein Stück einer uralten Pflasterstraße, der Hohlweg geht hinab in den Einschnitt des Flusses Sense. Am Fluss erwartet mich dann eine breite Kiesebene, ein Schießstand, eine moderne Straßenbrücke und daneben die alte gedeckte Holzbrücke. Auf dem Rastplatz hinter der Brücke mache ich Trinkpause, vier Jakobspilger mit muschelbestickten Mützen kommen wanderstockklappernd über die Brücke, posieren für Fotos, gehen weiter - und ver-schwinden in einem Wohnmobil auf dem Restaurantparkplatz an der Brücke.

 

Ich gehe auf einem Pfad durch Wiesen neben der Kantonalstraße weiter, quere sie und steige in dichtem Wald, wieder durch einen Hohlweg mit altem Pflaster, aus dem Tal hinauf. Schwarze Wolken sind aufgezogen, die Stimmung ist düster und bedrückend. Am Ende des Kopfsteinpflasters ein Meilenstein aus Granit, die Jakobsmuschel, ein Pilger mit Stock und die Wörter „El Camino“ sind eingraviert. Die Rückseite ziert eine Steinrose.

 

Ich wandere an Heitenried vorbei, erreiche St. Antoni mit den beiden Kirchen, ein Spaziergänger läuft vor mir, ich bin ganz etwas schneller, habe ihn bei der katholischen Kirche eingeholt.

 

An einem schnurgeraden Bach entlang erreiche ich Tafers, die alte Kirche, die Jakobskapelle mit den Bildern der Sage des Galgen- und Hühnerwunders (siehe Tag 86, Seite 373). Hinter Tafers laufe ich durch gelbblühende Rapsfelder, ein Wäldchen, das Schloss von Uebewil, eine Straße durch Vorstadtsiedlungen nach Freiburg hinein. Über die hohe Steinbrücke erreiche ich die Stadt, gehe an der St. Nikolauskirche mit dem markanten Turm vorbei in die Altstadt, zum Bahnhof, in mein Hotel.

 

 

26. Tag           17.05.2012      Freiburg/Fribourg bis Les-Chavannes-sous-Romont      29,5 km

 

In Freiburg muss ich beim Bahnhof in der Unterführung unter den Eisenbahngleisen hindurchgehen, folge der Straße neben der Eisenbahn, biege dann auf ein Gässchen ab, das zwischen Vorstadtmiethäusern und Parkanlagen hindurch zum steinernen Jakobskreuz hinaufführt, das nach einer wechselvollen Geschichte hier am Waldrand aufgestellt wurde. In Freiburg/Fribourg habe ich die Sprachgrenze überschritten, ab hier wird bis zu den Pyrenäen nur noch Französisch gesprochen.

 

Im Wald verzweigt sich der Jakobsweg in zwei Varianten, ich bleibe auf der Strecke, die direkt nach Romont führt, halte mich links, steige hinunter nach Villars-sur-Glâne, gehe an der hübschen Kirche vorbei zur Bahnlinie, unterquere sie und wandere erst die Hauptstraße entlang, dann durch Felder auf ein Wäldchen zu. Es geht einen Pfad hinab, der mehrmals auf zweifelhaften Holzbrücken einen Bach in einer Schlucht kreuzt und in St. Apolline zur historischen Steinbogenbrücke über die Glâne führt. Ich überschreite die Brücke, laufe zunächst am Waldrand hinauf, dann in den Wald hinein, der auf einem romantischen Hohlweg durchschritten wird. An seinem Ende, biege ich links zum Zisterzienserkloster Hauterive ab, muss über das Gelände verschiedener Schulungsstätten, dann einen steilen Pfad hinunter und erreiche die Gebäude des Klosters, das unter einer Felswand in einer Flussschleife der Saane liegt.

 

Hinter dem Kloster geht es auf steinigen Wirtschaftswegen hinauf nach Posieux, an der trutzig wirkenden Kapelle vorbei, die auf einem Hügel in der Mitte des Dorfes liegt, unter der Autobahn hindurch und dann lang durch das Straßendorf Ecuvillens. Am Ende des Dorfes biege ich auf einen Feldweg ab, umrunde die Landebahn des kleinen Flughafens und wandere durch einen ausgedehnten Wald zur Kapelle in Posat.

 

Ich raste, ein Schweizer Pärchen nimmt neben mir Platz, packt umfangreiche Butterbrote aus. Sie wandern den Weg in Tagesetappen, wollen heute am Himmelfahrtstag nach Romont, am Wochenende dann weiter über Lausanne nach Genf.

 

Auf einer Holzbrücke wird der Fluss Glâne überquert, dann steige ich im Wald aufwärts, gehe durch Autigny an der wuchtigen Pfarrkirche vorbei, auf Asphaltsträßchen durch Moulin de Chenens und Chavannes-sous-Orsonnes mit der kleinen Kapelle in hügelige, landwirtschaftlich genutzte Felder hinein. Linkerhand schauen die schneebedeckten Berge der Dents-du-Midi über die Hügel, geradeaus schlängelt sich der Weg auf Romont zu.

 

Am Kloster in Les-Chavannes-sous-Romont vorbei erreiche ich mein Hotel an der Nationalstraße 1, die mittelalterliche Stadt Romont breitet sich vor mir auf einem Hügel aus.

 

 

27. Tag           18.05.2012      Les-Chavannes-sous-Romont bis Chalet-à-Gobet           36 km

 

Steil geht es den Hügel nach Romont hinauf, der kalte Sonnenschein von Gestern ist feuchter, bedeckter Schwüle gewichen, es beginnt leicht zu regnen. Ich wandere durch das alte Zentrum der Stadt, verlasse sie unter den Türmen und Mauern der mittelalterlichen Befestigungsanlagen auf einer breiten Teerstraße, komme am Komplex des Kulturzentrums vorbei zu einem großen Straßenverteilerkreisel, überquere auf einer Brücke die Eisenbahn und biege zwischen zwei Fabrikhallen hindurch ab, komme in ein Wäldchen mit der Statue der „Notre Dame de Pauvres“, einer kleinen Lourdesmadonna. Viele Dankestäfelchen bezeugen, dass hier Gebete erhört wurden.

 

Durch eine schöne Eichenallee erreiche ich Billens-Hennens, rückblickend liegt Romont malerisch ausgebreitet auf seinem Hügel. Jetzt wandere ich eine breite Asphaltstraße entlang durch Hennens, die Asphaltstraße wird am Ortsausgang zu einem schmalen betonierten Feldweg, der zwischen Wiesen und Getreidefeldern hindurch zum Sendemast einer Mobilfunkstation hinaufführt. Oben habe ich einen schönen Rundblick auf Romont, die fernen Gebirgszüge der im Dunst liegenden Alpen und hinab auf Lucens mit seinem wuchtigen Schloss.

 

Weiter muss ich auf betonierten Wegen steil hinab auf einen Wald zu, am Waldrand abwärts, bis ich Lovatens erreiche, durch das Dorf hindurchgehe und weiter über schmalen Beton, der hier sehr beliebt zu sein scheint, hinunter nach Curtilles. Dort zweigt der Weg ab, geht durch Felder und Wiesen zum Uferdamm des Flusses Broye und darauf schnurgerade nach Moudon. Am Stadtkern vorbei bleibe ich an der Broye, kreuze sie auf einer schönen gedeckten Holzbrücke, dann wieder auf einem eisernen Steg, wandere an ihrem Ufer entlang, gegenüber hat sie eine Steilwand in den Sandstein gefräst. Immer leicht aufwärts gehend erreiche ich den Campingplatz in Bressonans, dann hinter der hohen Betonbrücke der Nationalstraße Nr. 1 eine Sandsteinbogenbrücke, quere darauf ein letztes Mal den Fluss, wandere an einer alten Mühle vorbei einen Bach hinauf und gehe wieder hinüber zur Nationalstraße, die ich aber nicht überquere. Hinter der Straße liegt das Dörfchen Syens malerisch unter einem waldigen Hügel.

 

Ich wandere wieder einen der beliebten schmalen Betonwege hinauf, mal mehr, mal weniger entfernt von der Nationalstraße, deren Brausen ich immer im Ohr habe, komme über die drei Häuser des Weilers La Râpe in den Ortsteil La Gotte des Dorfes Vucherens. Endlich geht es abwärts, durch den Wald Jorat erreiche ich Ecorche Boeuf, überquere eine belebte Straße. Der Bus hält, eine Wanderin steigt aus, sagt sie hätte ein Hotel in Lausanne reserviert, deswegen musste sie den Bus nehmen, was sie sonst nie täte.

 

Durch Wald gehe ich weiter, muss über steile Treppenstufen in ein Bachbett hinunter, auf der anderen Seite etwas weniger steil hinauf und bin in Montpreveyres. Hier verlasse ich den Jakobsweg, folge den Wegweisern nach Chalet-à-Gobet, spaziere durch dichten Wald, immer den gelben Rauten der Wegmarkierung folgend. Ein schöner Kilometerstein weist den Weg nach Chalet-à-Gobet/Lausanne, ich folge ihm, stehe an der Nationalstraße, ohne Seitenstreifen oder Gehweg. Aber zwischen Straße und einem Rapsfeld ist eine breite Wiese, ich stapfe durch das hohe Gras, 500 Meter weiter mündet eine Landstraße ein, dahinter ein Gehweg, ein Haus mit der Nummer 306, also nur wenige Meter bis Hausnummer 300, meinem Hotel am Wendeplatz der Oberleitungsbusse.

 

 

28. Tag           19.05.2012      Chalet-à-Gobet bis Morges             24 km

 

In Chalet-à-Gobet biege ich beim Hotel, den Wegweisern nach Epalinges folgend, gleich in den Wald ab, komme an einem Pferdehof vorbei, wandere an einem Bach entlang auf Waldwegen und bin wundersamerweise wieder auf dem markierten Jakobsweg.

 

Durch die Ortschaft Epalinges hindurch komme ich an einem Sportplatz vorbei, Lehrer trainieren mit kleinen Buben und Mädchen in bunten Trikots das Fußballspielen, steige ein paar Schritte zur Kapelle „Croisette-â-Epalinges“ hinauf. Unter mir liegt im Dunst der Genfer See, Morgensonne fällt auf die noch beschneiten Berge gegenüber, taucht sie in ein unwirkliches Licht.

 

Es geht weiter abwärts, zwischen Villen hindurch erreiche ich Lausanne, eine Hauptstraße, einen Busbahnhof, den Eingang zur Endstation der Metro.

 

Sehr sorgfältig auf die Jakobswegmarkierungen achtend überquere ich die Straßen auf den diversen Zebrastreifen, spaziere durch Gässchen, stehe vor dem verschlossenen Gittertor einer Schule, rechts biegt ein Weg ab, führt mich in einen Wald hinein. Immer abwärts gehend laufe ich zwischen alten, dicken Nadelbäumen hindurch zu einem Bach hinunter, überquere ihn mehrfach auf Holzbrücken und komme unter die hohe Autobahnbrücke. Über mir rauscht der Verkehr, unter der Brücke führen Betontreppenstufen steil die Böschung hinauf, ich erreiche einen Weg, der ein paar Meter neben der Autobahn herläuft, dann in den Wald abbiegt. An einem Restaurant und Picknickplätzen vorbei erreiche ich den hölzernen, mächtigen Aussichtsturm „Tour de Sauvabelin“.

 

Ich gehe abwärts zu einer Kapelle auf einem Felssporn, genieße die Aussicht auf Lausanne und den Genfer See, die Altstadt mit der Kathedrale liegt direkt unter mir. Auf Kies- und Waldwegen geht es hinunter, bis ich unvermittelt in der Altstadt Lausannes stehe, an der Präfektur vorbei zur Kathedrale laufe. Vor dem Eingangsportal ein Menschenauflauf, Stadtwächter in alten Uniformen posieren für Fotos, ich winde mich zwischen den Touristen hindurch, trete in die Kirche ein, um in dem schlichten gotischen Bau ein paar Minuten der Besinnung zu finden.

 

Ich steige die überdachte Treppe „Escalier de Marche“ hinunter, gehe durch das Stadt-zentrum, habe die Hinweiszeichen verloren, nehme aber immer den Weg abwärts, durchquere ein neues Einkaufszentrum, dann ein ödes Industriegebiet, überschreite auf einer Brücke Eisenbahnlinien und bin im Viertel Tivoli. Am Zentralfriedhof vorbei stiefele ich hinab an den Genfer See, bei der Endstation der Trolleybusse unterquere ich die Autobahn, bin bei den römischen Ruinen und wieder auf dem markierten Jakobsweg.

 

Auf schönen Uferwegen immer am See entlang erreiche ich St. Sulpice mit der uralten Kirche, bleibe bis Morges mit dem trutzigen Schloss am Seeufer.

 

 

29. Tag           20.05.2012      Morges bis Bursinel              25,5 km

 

In Morges verlasse ich den See auf dem „Chemin de troit“, durch Auwälder und Weinberge laufend erreiche ich die Eisenbahnlinie und gehe auf Schotterwegen bis zum Bahnhof St. Prex. Dort biege ich wieder ab, unterquere in einem Tunnel die National-straße, komme zur alten, im inneren schmucklosen romanischen Kirche, Treppen führen abwärts an das Seeufer.

 

Es geht ein paar Meter am See entlang, dann auf romantische Straßen durch die Stadt zum Stadttor, dahinter links, wieder zum See, bei einem Bootshafen abbiegend leicht bergauf durch Wohn-und Villengebiete. Ich erreiche offenes Land, ein Wäldchen. An einem Feldweg neben der Straße steht ein Radfahrer und pinkelt, grölt mir fragend zu „Auf dem Jakobsweg?“ Ich grüße nur mit meinem erhobenen Wanderstab.

 

Ich gehe durch die kleine Ortschaft Buchillon, biege hinter der Kapelle rechts ab, erreiche eine größere asphaltierte Straße und folge ihr frohgemut. Am Straßenrand ein Wild-blumenparadies, blaue Kornblumen, weiße Margeriten und roter Klatschmohn, aber keine gelben Rauten mehr an den Lichtmasten, ich habe mich verlaufen. Also zurück, im Führer steht, ich hätte vor der Straße rechts in einen Wald abbiegen müssen. Rechts ist kein Wald, aber links zweigt ein Pfad, der durch ein hier auf einem Anhänger abgestelltes Motorboot verdeckt war, in den Wald ab. Hat den Führer hat etwa jemand mit rechts-links-Problemen geschrieben?

 

Am Ende des Waldes laufe ich durch einen kleinen Weiler, durch Felder, eine Asphalt-straße wird überquert, ich muss ein paar Meter am Fluss L´Aubonne aufwärts gehen, bis ich ihn auf einem Steg bei einem rauschenden Wehr überqueren kann. An der anderen Flussseite stromab, durch Auwälder, eine Fahrspur, ich folge ihr, stehe in einem Kieswerk, schon wieder verlaufen! Also zurück, den im Gebüsch versteckten Wegweiser gefunden und auf einem Waldpfad immer am Fluss entlang bis zum See, zu einem Fischereihafen, auf der Schotterstraße rechts abbiegend nach Verex.

 

Ich quere die vielbefahrene Nationalstraße, schlurfe den asphaltierten Weg durch Weingärten hinauf nach Perroy, dahinter wieder abwärts, wieder über die Nationalstraße, hier mit Zebrastreifen gesichert, zum See hinunter. Endlich bin ich in Rolle, gehe durch ein Wäldchen, komme zum wuchtigen Schloss, zur Strandpromenade.

 

Es geht wieder vom See weg, wieder über die Nationalstraße, einen asphaltierten Weg hinauf, die gelben Rauten und Jakobsmuscheln sind hier sehr sparsam angebracht. Bei einem Kreisverkehr links, eine Allee entlang, dann rechts unter der Bahnlinie hindurch und wieder links auf einen Feldweg. In der Nähe dröhnt der Verkehr der Autobahn.

 

Ich tappe den Weg durch Maisfelder hindurch, folge ihm zu einem Wäldchen, biege ab, gehe auf einem einspurig betonierten Sträßchen durch frisch bestellte Felder. Ein Winkelpfeil auf dem Beton zeigt nach links auf die Bahnlinie zu, ich folge ihm, gehe an den Eisenbahngleisen entlang. Im Bahnhof von Bursinel, der nicht mehr in Betrieb ist, muss ich in einem Tunnel unter der Bahn hindurch, dann auf der Asphaltstraße in das Dorf Bursinel hinein zum Hotel „Clef d´Or“.

 

 

30. Tag           21.05.2012      Bursinel bis Coppet              25 km

 

Aus Bursinel heraus laufe ich die gerade Dorfstraße entlang, an der hübschen Kirche vorbei nach Dully, das genauso langgestreckt an der Dorfstraße liegt. Am Horizont leuchtet, nur kurz sichtbar, der Mont Blanc über dem Genfer See. Hinter Dully geht es durch ein Wäldchen, erst hinunter zu einem Bach, am Bach entlang, dann aufwärts bis auf eine Lichtung. An Apfelplantagen vorbei komme ich nach Gland, eine moderne Stadt, erreiche den Bahnhof und gehe geradeaus weiter an einigen Fabrikhallen vorbei durch frisch eingesäte Maisfelder.

 

Ein großer Raubvogel, eine Gabelweihe, kreist ganz niedrig neben mir über dem Acker, lässt sich von mir nicht stören, stößt plötzlich nieder und fliegt mit einer Maus in den Klauen davon, der er, noch im Flug, das Fell wegreißt und sie frisst.

 

Ich erreiche einen Wald, bei einer Verzweigung keine Jakobswegmarkierung mehr, ich habe mich verlaufen, gehe trotzdem gerade weiter, sollte irgendwo wieder auf den markierten Weg stoßen. Vor einem Bach ist Schluss, neben mir die Eisenbahnlinie und eine Bogenbrücke für die Bahn. Ich gehe auf einem Betonsockel neben dem Bach durch den Brückenbogen unter den Bahngleisen durch, laufe in Auwäldern bis zu einer Asphaltstraße, auf der reger Autoverkehr herrscht. An der Straße Muschelmarkierungen, ich habe den Weg wiedergefunden, gehe ein paar hundert Meter bis zur Brücke, überquere den Bach, biege vor den hohen Antennenmasten eines Radiosenders links ab, überquere auf einer Brücke die Bahn, komme an einem Sportflughafen vorbei und gehe neben der Bahnlinie bis Prangins. Am Ortseingang das Schloss, im Ort wird ein Fest gefeiert, Familien sitzen an Tischen auf dem Dorfplatz, essen Croissants und Süßgebäck, kaufen Rosen, haben schon mittags große Plastikbecher mit Bier vor sich stehen. Ein Diskjockey spielt melancholische Schlagermusik. Hinter Prangins Weinberge, voraus sehe ich das Schloss von Nyon und ganz weit hinten die Fontaine von Genf. Ich komme wieder an die Bahnlinie, daneben herlaufend erreiche ich durch einen kleinen Park Nyon, gehe am Bahnhof vorbei, überquere auf einer Brücke die Gleise, verlasse die Stadt und bin wieder in offenem Ackerland. Vor mir ein Wald, ein von Pferden schlammig getretener Pfad durchquert ihn, am Ende eine neue Villa und die Baustelle einer zweiten. Hinter der Baustelle geht es hinunter durch Weingärten zur Eisenbahn, an der Bahnlinie entlang unter schönen Villen nach Crans-Près-Céligny, über den sehr französisch anmutenden Dorfplatz. Ich bin wieder in Ackerland, eine Bachbrücke, dahinter das Dorf Céligny, das fünf Jakobsmuscheln im Wappen führt.

 

Eine Bachbrücke, ein Wäldchen, das Schloss „Château de Bossey“, das als ökumenisches Schulungszentrum genutzt wird. Hinter dem Schloss geht es einen steinigen Weg in einer Allee hinunter, dann durch Apfelplantagen nach Founex, Weinkellereien werben mit „Tagen der offenen Tür“ und Weinproben. Hinter Founex der Ort Commugny, die uralte, reformierte und daher im Inneren bis auf die bunten Glasfenster völlig schmucklose Kirche, steht am Wegrand. Hier biege ich nach Coppet ab. Gehe unter der Eisenbahnlinie hindurch, am Schloss vorbei ins französisch aussehende Zentrum direkt am Seeufer.

 

 

31. Tag           22.05.2012      Coppet bis Genf                   18,5 km

 

Ich verlasse Coppet Richtung Norden, gehe wieder am Schloss vorbei, am Bahnhof unter der Eisenbahn hindurch und biege direkt dahinter nach Westen ab, folge der Straße bis Tannay. Auf einem kleinen Kreisverkehr steht ein Nussbaum mit einer Sitzbank darunter, hier biege ich rechts ab und folge der Straße bis in Zentrum Tannays, treffe dort wieder auf den markierten Jakobsweg.

 

Es geht die Hauptstraße entlang am 100 Jahre alten Rathaus in Mies vorbei, ich biege bei einer Gabelung auf eine Nebenstraße ab, die ich gegenüber eines Sportzentrums verlasse, auf einem schlammigen Weg zwischen Wald und einer Baustelle hinuntergehe, dann in den Wald abbiege, gerade als mir ein Bagger entgegenkommt, der die ganze Straßenbreite einnimmt und an dem ich schwerlich hätte vorbeigehen können.

 

Der Waldweg erreicht die Bahnlinie, auf einer Holztreppe steige ich die Böschung hinauf, laufe auf einem Kiesweg neben der Bahn her. Der Weg kreuzt eine Straße, verlässt den Bahnkörper und verläuft nun neben dem „Canal de Versoix“, der aussieht wie ein kleiner Bach, zwischen Parkanlagen und unter alten Bäumen hindurch.

 

Es geht auf einer Vorstadtstraße den Berg hinunter Richtung See, vor dem Bahnhof von Versoix rechts, die Hauptstraße führt unter der Bahn hindurch, der Jakobsweg bleibt aber vor der Bahn, geht zwischen den Schienen und einem großen, weißen, viereckigen Fabrikgebäude hindurch zu einer Brücke über den schäumend strudelnden Fluss „La Versoix“, steigt dahinter zu einer Hauptstraße auf. Ich laufe auf dem Bürgersteig bis Genthod, ein Dorf mit romantischem Schloss, in dem die Gemeindeverwaltung unter-gebracht ist, und schönen alten Villen, die die weniger armen Mitbürger unserer Gesell-schaft beherbergen. Bei der Kirche biege ich ab, erst auf eine Straße, dann führt ein Kiesweg an Weinbergen vorbei, der Blick auf den Genfer See, die Fontaine und die Häuserfronten der Stadt wird frei, rechterhand verbergen sich schlossartige Häuser hinter hohen Mauern.

 

Eine Allee bringt mich abwärts zur Bahnlinie, davor ein Kiesweg, endlos lang an den Gleisen entlang über die Autobahn bis Chambésy. Hier geht es hinauf, auf schmalem Bürgersteig bis Pregny-Chambésy, am Schloss vorbei und dann endgültig hinab zum See, zum Botanischen Garten der Stadt Genf, ein kurzes Stück verkehrsreiche, vierspurige Hauptstraße zum Komplex der WTO, bei einer Ampel über die Straße, dann in einen Park zum Seeufer.

 

Vor mir liegt die Stadt Genf, die Fontaine im See, die Häuserfronten der Hotels und Geschäftshäuser, die Kathedrale St. Pierre überragt die Dächer. Am Seeufer erreiche ich die Innenstadt, biege ab Richtung Bahnhof „Cornavin“ und erreiche den von zwei Sphingen bewachten Bahnhofsplatz mit der Basilika Notre Dame.