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Etappe 6: Lourdes - Burgos 490 km

Veröffentlicht am 28.07.2012


Karten Etappe 6: Lourdes bis Burgos 

 

Fotos Etappe 6: Lourdes - Burgos

 

72. Tag           11.07.2012      Lourdes bis Arudy               39 km

 

Ich verlasse Lourdes auf der „Rue de la Foret“, gehe oberhalb der Kathedrale bis zum „Petit Convent“, biege dort ab und laufe zwischen den Häusern hindurch, kreuze die D13 und erreiche eine kleine Asphaltstraße, die an einem Bauernhof vorbei in den Wald führt. Hier beginnt der GR78, weiß-rot markiert, ein breiter, lehmiger Waldweg, der am Ufer des Flusses Gave de Pau entlang verläuft. Es nieselt, feiner Wasserstaub fällt aus niedrigen Wolken, nicht genug, das Hemd zu durchnässen, aber der Weg ist rutschig und aus den Bäumen tropft es. Vorsichtig vermeide ich große Pfützen, rutsche trotzdem einmal aus und kann einen Sturz in das Dreckwasser gerade noch vermeiden.

 

Schließlich beginnt eine Schotterstraße, ich quere auf einer Brücke die Gave de Pau, kreuze die Eisenbahn und die verkehrsreiche D937, laufe über einen Hügel und bin in St-Pé-de-Bigorre, einem kleinen Dorf mit einer alten, halbzerstörten Kirche darin.

 

Wieder über Eisenbahn und Flussbrücke verlasse ich das Dorf, folge einer Asphaltstraße, die von riesigen Kipplastern, Transportern für die lehmige Erde einer Baustelle, total verdreckt ist, bis zum Abzweig zur Tropfsteinhöhle von Bétharram. Kurz dahinter zweigt ein Weg zwischen zwei niedrigen Steinmauern, die Wiesen und Straße begrenzen, ab. Ich gehe ihn entlang und komme in den Wallfahrtsort Lestelle-Bétharram, große Gebäude einer Schule und eines Klosters, eine Bogenbrücke von 1687 überbrückt die Gave de Pau, ich gehe den Kreuzweg hinauf zum Kalvarienberg. Neben der letzten Station führt ein Pfad in den Wald, erreicht eine Straße und das „Croix de Hauteurs“.

 

Rechts neben dem Kruzifix beginnt ein Asphaltsträßchen, das hügelauf-hügelab durch Almwiesen und Ackerland führt, schließlich den Fluss Oussom erreicht. Hier ver-schwinden die weiß-roten Markierungen, ich suche nicht lange, sondern gehe über die Brücke und auf der vielbefahrenen Hauptstraße nach Asson, biege am Ortseingang gleich auf die D35 ab und laufe sie bis Bruges entlang. Dort wird mir der Verkehr dann doch zu viel, ich folge erneut dem GR78, dessen Markierungen ich wiedergefunden habe, komme über Schotterwege nach Mifaget, muss einen pitschnassen Wiesenweg entlang, bis ich das Dorf erreiche. Meine Hose ist bis zum Schritt durchnässt.

 

Es geht nach einem Stück auf der Hauptstraße einen Kiesweg entlang, der bald verlassen wird, auf Trittsteinen überquere ich einen Bach, folge einem Pfad, der schon bei trockenem Wetter eine Zumutung wäre, muss bei einem Bauernhof steil den Berg hinunter, bei einem Brunnen überquert eine Brücke einen Bach, dann geht es in Serpentinen auf Lehmpfaden lange einen Berg hinauf, bis ich wieder eine Asphaltstraße erreiche. Erleichtert laufe ich sie entlang, biege bei einem Kiesweg ab, der rechts und links von Sturzbächen begleitet wird. Zu den Pyrenäen hin sehe ich nebelverhangene Berge.

 

In der Ferne höre ich die Glocke von Ste-Colome, komme endlich in das altertümliche, aus Felssteinen gebaute Dorf mit der niedrigen Kirche, muss dahinter einen engen, steilen, steinigen Pfad hinunter und überquere auf einer breiten Brücke die Gave d´Oussou, bin in Arudy. Eine breite Straße mit Bürgersteigen führt direkt in das Zentrum des Ortes hinein, zum Hotel in der Nähe der Kirche.


 

73. Tag           12.07.2012      Arudy bis Sarrance              29,5 km

 

Nach den Erfahrungen von Gestern verzichte ich auf den GR78. Ich verlasse Arudy, erreiche die D920, gehe sie ein paar Meter nach Norden und biege auf die D918 ab, die, kaum von Autos befahren, in vielen Kurven erst durch Weideland, dann durch den Wald von Bager nach St-Christau führt. In den Kurven wechsele ich immer auf die Außenseite, die wenigen Autos können mir bequem ausweichen, mir begegnen viele Radfahrer.

 

Das trübe Wetter ist vorbei, die Sonne kommt durch, unter hohen Bäumen - Eichen, Buchen und Thuja - laufe ich leicht bergauf, zwischen den Bäumen sehe ich das erste Mal die Berge der Pyrenäen nah und nicht von Wolken verhüllt, dann geht es genauso bequem wieder bergab, bis ich St-Christau erreiche. Hier treffe ich wieder auf den GR78, lasse mich verleiten und folge ihm, gehe einen verschlammten Weg einen Hügel hinauf, auf einem felsigen, wasserüberspülten Hohlweg bergab und bin wieder auf der Asphaltstraße, habe 300 Meter Pflaster „gespart“.

 

Ich komme nach Lurbe, werde auf dem GR78 um den alten Dorfkern herumgeleitet, gehe auf Wirtschaftswegen am Steinbruch vorbei, in dem laut rumpelnd Maschinen die Felsen zerkleinern, komme wieder auf ein Schlammstück, die Planer des Weges müssen Wanderer hassen, und erreiche die D328, die bequem durch Escot hindurch zur Nationalstraße N134 führt.

 

Beim Viadukt der alten Eisenbahnlinie wird die Nationalstraße überquert, dann links des Flusses Gave d´Aspe auf einen Pfad abgebogen.

 

Sehr ausgesetzt, einmal sogar mit einer kleinen Kletterstelle im nassen Fels, geht es hoch über dem Fluss einen Steilhang entlang, der Pfad, von Buchsbäumen und Buschwerk gesäumt, ist gefährlich rutschig und abschüssig. Viehgatter müssen geöffnet und ge-schlossen werden, dann bin ich in Sarrance, sehe ein Hotel, habe nach 30 km Weg die Nase voll und nehme mir ein Zimmer.

 

In Sarrance, das romantisch in einem engen Tal zwischen hohen Bergen liegt, gehe ich noch in das Prämonstratenserkloster, dessen Kirche die schwarze Madonna „Notre Dame de la Pierre“ beherbergt, die das Dorf einst zu einem viel besuchten Pilgerort machte. Neben der Kirche gibt es einen einfachen, kleinen Kreuzgang und ein Museum.

 

 

74. Tag           13.07.2012      Sarrance bis Urdos               27 km

 

Ich überquere die N134, folge weiterhin dem GR78 und gehe auf einer Bogenbrücke über die Gave d´Aspe, folge einem Feldweg, der bald zu einem Pfad wird und am Steilufer der Gave entlangführt. Der Weg verdient das Prädikat „Nur für Geübte, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“. Teilweise führen schmale Steige an hohen weißen Fels-wänden entlang, die wohl 50 m senkrecht zum Fluss hin abfallen. Immerhin sind die schlimmsten Abgründe durch Steinmäuerchen oder Seile gesichert, ein Ausrutschen hier bedeutet aber das Ende, zumindest der Pilgerfahrt.

 

Bei Pont-Suzon wird die Gave und die N134 erneut gequert, auf der anderen Flussseite geht es jetzt weniger aufregend auf Viehwegen und durch alte Buchsbaumhecken, die tunnelförmig über dem Pfad zusammengewachsen sind, zur Straße nach Osse-en-Aspe, am Ortseingang biege ich ab und laufe nach Bedous hinüber, durchquere den Ort, gehe an der Kirche und einem kleinen Schlösschen vorbei und wandere auf einem Kiesweg zur Mühle in Orcoun. Dort werde ich auf einen schlammigen Weg geleitet, der zwischen Wiesen hindurch nach Jouers führt. Hier steht ein Schild: „Accous über die Straße 10 Minuten“, also bleibe ich auf der Straße, durchquere Accous und lande bei Pont d´Esquit wieder an der N134. Gegenüber mündet der Weg, der von Osse über Lées geführt hätte, ebenfalls in die N134 ein, da hätte ich mir 3 km und eine Stunde Zeit sparen können!

 

Vor mir ragt eine steile Felswand auf, die Nationalstraße ist in einem halben Tunnel darunter hindurchgeführt. Hinter der Felswand ein spärliches Stück Wiese, fünf dunkel-braune, kleine Pferde weiden neben der Straße, von Stechfliegen umschwärmt, ziehen sich vor mir und meinem für sie bedrohlichen Wanderstock zurück. Ich wechsele die Straßenseite, die Stechfliegen haben mich aber schon bemerkt, umschwärmen jetzt mich. Ich spüre ein Jucken in der Handfläche, schließe die Hand und zerreibe etwas, blicke hin: meine Hand ist blutverschmiert, eine zerquetschte Fliege hatte sich vollgesogen, angewidert wische ich das Blut ab. Der nächste LKW, der vorbeibraust, nimmt mit seinem Luftschwall die Plagegeister mit.

 

Der Wanderweg führt jetzt die nächsten 12 km auf den Seitenstreifen der Nationalstraße weiter, die erstaunlich wenig Verkehr hat, ich fühle mich nie gefährdet, wechsele aber trotzdem in Kurven auf die Außenseite, damit mich die Autofahrer rechtzeitig sehen können.

 

Die Aussichten auf die umgebenden hohen Berge sind atemberaubend, immer wieder neue Ausblicke auf die Pyrenäen. Ich passiere Cette, ein trauriges kleines, graubraunes Bergdorf mit einer schmuddelig wirkenden Kirche und Etsaut und Borce, zwei guterhaltene mittelalterliche Ortschaften, etwas seitwärts der Straße mit einer interes-santen Kirche und einem kleinen Museum. In einer Engstelle taucht das „Fort du Portalet“ auf, thront wuchtig über der Schlucht, bewacht die Straße und hat wohl früher ein unbemerktes Passieren unmöglich gemacht. Aus Süden weht ein starker Wind, gegen den ich ankämpfen muss, ich nehme meine Mütze vorsichtshalber in die Hand, damit sie mir nicht vom Kopf geweht wird.

 

Hinter dem Fort geht es stetig bergauf, ich erreiche Urdos, das letzte Dorf auf der französischen Seite des Somportpasses, es gibt eine Gîte und drei Hotels, ich suche mir eines davon aus.


 

75. Tag           14.07.2012      Urdos bis Canfranc Estación                      20 km

 

Über Nacht sind Wolken aufgezogen, hängen niedrig über dem Tal und verdecken die Sicht auf die hohen Berge.

 

Ich verlasse Urdos auf der Nationalstraße N134, tappe sie entlang, immer leicht aufwärts gehend, bis ich nach 6 km die Abzweigung der Passstraße erreiche. Geradeaus geht es zum Somporttunnel, für Fußgänger natürlich verboten. Eigentlich hätte vorher der Jakobsweg abzweigen sollen, aber entweder war das Schild verdeckt, oder ich habe es schlicht übersehen, weil ich mich auf die Straße konzentriert habe.

 

Ich laufe die Serpentinen der Passstraße hoch, gewinne Höhe, Nebel zieht um die Berge, es herrscht praktisch kein Verkehr mehr, da alle den Tunnel benutzen, nur Rad- und Motorradfahrer begegnen mir, denen die abschüssige Straße und die Kurven gefallen.

 

Nachdem ich eine tiefe Schlucht und einen kleinen Stausee, der kristallklares Wasser speichert, passiert habe, gehe ich eine große Serpentine aus und erreiche Peyrenere: ein Hochtal mit einer Gastwirtschaft und vielen, vielen Schafen. Hier mündet der Jakobsweg in die Straße ein, verlässt sie gleich wieder, um im Tal neben der Straße zum Pass hinaufzuführen. Wenn ich so lange auf Asphalt gegangen bin, muss ich den letzten Kilometer nicht noch über holprigen Wiesenpfad laufen, ich bleibe also auf der Straße und erreiche die Passhöhe.

 

Hier, auf 1.632 m über dem Meer, gehe ich nach Spanien hinein, stärke mich in der Bar hinter der Grenze mit einem alkoholfreien Bier und einem Bocadillo, einem Schinken-sandwich. Welche Wohltat, sich wieder fließend verständigen zu können und nicht in einer ungeübten Sprache radebrechen zu müssen!

 

Vom höchsten Punkt des Col de Somport geht es durch großartiges Hochgebirgspanorama auf einem Treppenstufenpfad an den Ausgrabungen des ehemaligen Klosters und Hostals Sta. Cristina vorbei nach Candanchú, einem Ferienort mit modernen, mehrstöckigen Appartmentblöcken. Der Jakobsweg ist ausgezeichnet markiert, alle paar Kilometer steht eine Tafel, auf der die noch verbleibende Strecke nach Santiago (857 km) verzeichnet ist. Der Río Aragón wird auf hölzernen Fußgängerbrücken überquert, die extra für den Jakobsweg errichtet wurden.

 

Mehrfach die N330 querend geht es hinab nach Canfranc-Estación. Auf Wiesen blühen blaue, großblumige Iris und Knabenkrautorchideen, ich komme in Wald, Buchsbaum-hecken begleiten den Pfad, kreuze die N330 erneut und gehe über ein Viehgatter auf einer Asphaltstraße zum Hotel Sta. Cristina, passiere es und laufe auf Schotterpfaden neben den Nationalstraße nach Canfranc-Estación.

 

Canfranc-Estación ist eine Ansiedlung, die sich erst vor gut 100 Jahren um den ausgelagerten internationalen Bahnhof von Canfranc herum bildete, der riesige Bahnhof beherrscht das Ortsbild, steht vollkommen deplatziert neben dem Gleis der Regionalbahn, ist, nachdem die Eisenbahnstrecke in Frankreich stillgelegt wurde, überflüssig geworden.

 

Heute ist Canfranc-Estación nur noch ein Ferienort in den Bergen, mit Touristentrubel, Andenkenläden und Hotels.


 

76. Tag           15.07.2012      Canfranc Estación bis Jaca             23,5 km

 

Ich gehe talwärts durch das langgesteckte Dorf Canfranc Estación, durchwandere den neuen Teil, der aus mehrstöckigen Apartmentblocks besteht, komme an des Ende des Tunnels, der von Frankreich herüberführt, gehe daran vorbei und muss durch einen kurzen Straßentunnel der N330 hindurch, durch Leitplanke und ein extra Holzgeländer vom Autoverkehr geschützt.

 

Ich bleibe noch ein Stück auf der Straße, dann geht es auf einer Betontreppe abwärts zum Fluss Aragón, rechts sehe ich den Festungsturm „Torre de Fusileros“. Auf schmalem Pfad steige ich weiter abwärts, an einem dünnen Wasserfall vorbei, ich lasse die hohen Berge hinter mir, vor mir tauchen die Häuser von Canfranc auf. Ich bin jetzt 2000 km zu Fuß gelaufen, der Zähler überspringt die Marke, aber die Euphorie, wie beim Erreichen der 1000 km, will sich nicht einstellen.

 

Ich durchquere das Dorf, komme am Ortsausgang an der Ruine der alten Kirche vorbei und gehe auf einem felsigen Pfad bis Villanúa, einem Fremdenverkehrsort aus modernen Häusern. Am Ortsausgang ein Picknickplatz, durch einen Holzzaun vom Weg getrennt, so, als wolle man Wanderer vom Platz fernhalten, aber man will natürlich die Autofahrer vom Wanderweg trennen.

 

Der Weg verläuft auf einer Kiesstraße neben der N330, überquert sie dann und geht weiter, leicht aufwärts steigend auf einem grauenhaften Weg aus grobem Schotter neben einem gedeckten Wasserkanal bis Castiello de Jaca, dort im Dorf steil hinunter zur N330. Die Straße wird erneut überquert, durch Auwald komme ich an eine neue Holzbrücke, die ein breites Flussbett überbrückt, neben der Brücke sind noch die Trittsteine der alten Flussquerung zu sehen, dann geht es auf dem alten, mittelalterlichen Weg über Schotter und furchtbar unebenem Fels am Berg entlang, bis die N330 bei einer Straßenbrücke vor einem Tunnel niedrig unterquert wird.

 

Ich komme am Eremito San Cristóbal vorbei, gehe über die alte steinerne Bogenbrücke und erreiche den Ortseingang von Jaca.

 

Auf dem Weg „Paseo de la Cantera“ wandere ich durch einen Park am Rand des Plateaus, auf dem Jaca liegt, entlang, komme zur Zitadelle und in die Altstadt.

 

Abends mache ich einen Bummel durch die Fußgängerzone, besuche die wunderschöne romanische Kathedrale und esse vorzüglich zu Abend, das Restaurant heißt „El Portón“, wie meine Wohnanlage in Málaga.

 

 

77. Tag           16.07.2012      Jaca bis Sta. Cilia Jaca                    32 km

 

Ich verlasse Jaca auf der Hauptstraße, komme bei der Tankstelle auf einen großen Kreisverkehr, gehe auf den Bürgersteig der Nationalstraße N240, die ich aber gleich wieder verlasse und durch ein Wohnviertel einen Weg, der auf beiden Seiten mit Lavendel verziert ist, erreiche und der in ein Industriegebiet führt.

 

Ich komme wieder zur N240, laufe auf Schotterwegen neben der Straße her, bis ich auf einer Brücke den Fluss Gás überquere. Hier biegt der Weg zum Kloster San Juán de la Peña ab, zuerst auf einer Schotterstraße, dann auf einem steinigen Pfad steil aufwärts. Ich durchquere eine Schafherde, die mir heftig bimmelnd den Weg freigibt, der Hütehund bellt mich böse an.

 

Auf dem Kamm des Höhenrückens angekommen, gehe ich ihn eine Weile hügelauf-hügelab entlang, bis ich steil auf felsigem Weg, zum Teil durch rutschigen Kies an Ab-gründen entlang, nach Atarés (800 m) hinuntersteige. Das Postmädchen dort, in schwarzem T-Shirt und grüner Hose, verteilt Briefe. Im Dorf gehe ich von der Plaza Mayor einen Graspfad hinunter, komme auf eine Schot-terstraße, die mich wieder in die Bergketten bringt, die in Spanien parallel zum Hauptkamm der Pyrenäen verlaufen.

 

Von der Schotterstraße zweigt ein Pfad ab, führt steil über Felsenstufen hinauf, ich stiefele ihn entlang, schattenlos in der heißen Sonne aufwärts steigend, zunächst in einem kleinen Bach. Ich übersehe eine Buchsbaumwurzel, die im Gras versteckt ist, stolpere und finde mich fluchend im Wasser sitzend wieder, das im Reiseführer versprochene Naturerlebnis hautnah auskostend. Ich sortiere meine Gliedmaßen, nichts verrenkt, nichts gebrochen, rappele mich zusammen und steige weiter, jetzt in einem trockenen Bachbett. Die Qualität des Weges kann man nur als vorsätzliche Körperverletzung bezeichnen. Endlich wird es schattig, Kiefernwald begleitet mich, ich erreiche eine Asphaltstraße, laufe sie entlang. Der Wegweiser zeigt einen Abschneider, ich verzichte, wandere auf Teer weiter bis zum Neuen Kloster von San Juán de la Peña, das auf 1200 m Höhe liegt, finde den Weg zum Balcon de Pyrenéos, genieße die Aussicht.

 

Vom Neuen führt die Asphaltstraße zum Alten Kloster, das unter Felsen in einer Nische steht, beeindruckend, aber irgendwie bin ich doch ein wenig enttäuscht, hatte mehr erwartet. Im Alten Kloster wurde im Mittelalter ein Kelch aufbewahrt, der als der Heilige Gral galt. Ein Pfad führt steil hinab nach Sta. Cruz de la Serós, durch den Aufstieg gewarnt verzichte ich, gehe fuß- und knieschonend die Asphaltstraße hinunter, zwei Kilometer Umweg, aber meine Knochen bleiben heil.

 

Ich komme an Sta. Cruz vorbei, laufe die Asphaltstraße weiter, bis ich kurz vor der N240 wieder den Jakobsweg und darauf Sta. Cilia erreiche, dort in der Pilgerherberge übernachte.


 

78. Tag           17.07.2012      Sta. Cilia Jaca bis Ruesta                37 km

 

Am eisernen Pilgerdenkmal geht es aus Sta. Cilia hinaus, dann entlang der N240 auf Schotterwegen neben und etwas abseits der Straße bis Puente La Reina Jaca. Ich gehe über die Brücke in die Ortschaft, mache an der Tankstelle Frühstückspause, mit einem Mineralwasser und einer Rolle Schokoladenkekse.

 

Hinter Puente La Reina verlasse ich die Hauptstraße, gehe auf den Weg nach Arrés, biege aber nicht auf den Pfad in die Berge ab, sondern bleibe auf der Asphaltstraße, passiere das Dorf in einiger Entfernung. Etwas später biegt auch die Asphaltstraße in das Dorf ab, ich folge dem weiterführenden Schotterweg, gelegentlich kommen große LKW vorbeigefahren, die aus einem Kieswerk am Aragón-Fluss Steine für den Bau der Autobahn nach Jaca holen, Staub aufwirbeln, aber, mit Rücksicht auf den Wanderer, abbremsen und langsam an mir vorbeifahren.

 

Links liegen bewaldete Berge, rechts sehe ich weit entfernt noch die Gipfel der Pyrenäen,  davor auf einem Hügel das Dorf Berdún, dessen Ansicht mich über weite Strecken begleitet, bis es hinter mir verschwindet.

 

Ich treffe auf die Straße nach Martes, überquere sie und steige einen Pfad zu einer großen Scheune hinauf, bin dann wieder auf einem langen Schotterweg, der zwischen abge-ernteten Kornfeldern hindurch führt, rechts von mir rotbraune Berge.

 

Ich komme in eine Erosionslandschaft aus grauem Schieferschutt, zwei Flüsse, die wenig Wasser führen, werden auf neuen Holzbrücken passiert, links von mir taucht Mianos auf, ich gehe daran vorbei, komme auf die Asphaltstraße nach Artiéda.

 

Ein steiler Weg führt in das Dorf hinauf, ich trete in das Restaurant der Pilgerherberge ein, fülle meine Wasservorräte auf, esse ein Bocadillo und gehe weiter, 10 lange Kilometer bis Ruesta. Voraus leuchtet unter mir türkiesfarben der Stausee von Yesa. Den steinigen Pfad an der Ruine der Kirche San Juan Bautista lasse ich aus, bleibe auf der Radfahrervariante und laufe die Straße entlang, bis die Ruinen der verlassenen Stadt Ruesta auftauchen. Direkt hinter der Kirche geht es hinunter in die Pilgerherberge, mit Restaurant und Bar.

 

Ruesta war über Jahrhunderte eine wichtige Grenzfestung zu Navarra. Von der Festung steht nur noch eine Ruine, die Kirche Santa Maria aus dem 16. Jahrhundert ist ebenfalls eine Ruine, die allerdings noch recht gut erhalten ist.

 

 

79. Tag           18.07.2012      Ruesta bis Sangüesa             23 km

 

In Ruesta gehe ich von der Pilgerherberge zwischen den Ruinen einiger Häuser auf altem Straßenpflaster abwärts, komme an einen Campingplatz und überquere auf einer Holzbrücke, die die Pfeiler der alten Steinbogenbrücke nutzt, einen Bach.

 

Ich passiere den Jakobsbrunnen, bei dem drei alte Eichen stehen und die Ruine einer Kirche, erreiche eine Schotterstraße, die ich, den Serpentinen folgend, kontinuierlich 7 km lang aufwärts steige. Der Weg führt durch waldbestandene Berge, rechts unten sehe ich noch ein letztes Mal den Yesa-Stausee, schließlich bin ich bei einer großen Ackerfläche, auf der ein roter Mähdrescher abgestellt ist, auf der Passhöhe in 870 m.

 

Der Weg senkt sich, vor mir öffnet sich der Blick bis weit hinüber nach Navarra. Ein sanfter Abstieg führt bis kurz vor Undués de Lerda, dann geht es auf dem Pflaster einer alten Römerstraße erst steil hinunter zur neuen Brücke über einen Bach und von dort wieder steil hinauf in den Ort.

 

Ich suche im Dorf die Bar, finde sie bei der Kirche und stärke mich mit einem Mineralwasser und einem Bocadillo.

 

Auf einer breiten Schotterstraße geht es aus Undués hinaus, ich treffe auf eine Asphaltstraße, überquere sie und erreiche die mit einem pyramidenförmigen Stein gekennzeichnete Grenze zu Navarra.

 

Blendendweiße Wege zwischen Hügeln und abgeernteten Kornfeldern hindurch leiten durch die Ebene, die Sonne brennt herab, die Temperatur ist auf wohl über 30° gestiegen. Endlich tauchen erste Bauernhäuser auf, ein Getreidesilo mit Mobilfunkantennen darauf, dann geht es steil auf einer Asphaltstraße hinunter in die Stadt Sangüesa, die versteckt in einem Tal liegt.

 

Im 12. Jahrhundert wurde Sangüesa als Station am Pilgerweg gegründet, der damals eine große Bedeutung hatte, so dass die Neugründung schnell zu einer der wichtigsten Städte Navarras avancierte. Noch immer zeugen zahlreiche Paläste und mittelalterliche Pracht-bauten vom einstigen Reichtum. In der Innenstadt stehen eine alte Festung, das Rathaus mit seinem Arkadenportal und einem schönen Innenhof und zwei kunstvoll verzierte Kirchen.

 

 

80. Tag           19.07.2012      Sangüesa bis Monreal                      27 km

 

In der Nacht ist es kühl geworden, ein frischer Wind bläst von den Bergen herab. Ich verlasse Sangüesa auf der Brücke über den Río Aragón, gehe die Nationalstraße Richtung Norden und mache erst einmal bei der Tankstelle Frühstückspause: drei kleine Tüten Kekse und eine Cola.

 

Dann wandere ich weiter bis zu einer Papierfabrik, die dampft, faucht und stinkt, biege auf die Straße nach Rocaforte ab, verlasse sie gleich und laufe einen Wiesenweg neben der Fabrik entlang, der dann steil hinauf in das kleine Dorf führt, in dem einst der heilige Franz von Assisi ein Kloster gründete.

 

Weiße Wege führen durch abgeerntete Kornfelder, zwischen Weinbergen und Hügeln hindurch, der Weg steigt stetig an, bei einer großen Viehtränke biege ich auf einen Pfad ab, der steil hinauf zu einer Landstraße führt, sie in einem Tunnel unterquert und die Passhöhe „Alto de Albar“ (ca. 850 m) erreicht. Auf der anderen Seite des Passes geht es durch Wacholder-, Buchsbaum- und Piniengestrüpp lange leicht abwärts, dann auf einer Viehtrift genauso lange wieder aufwärts, bis nach acht Kilometern bei einem Viehrost die zweite Passhöhe (ca. 900 m) erreicht wird.

 

Die Bergrücken neben dem Weg sind mit Windkraftwerken bestückt, die sich in der frischen Brise eifrig drehen und so kostengünstig und ohne Abfälle zu hinterlassen Strom produzieren. Sie verstärken die Konturen der Hügellinie, könnten eine Installation des Künstlers Christo sein.

 

Im Wald führt ein Pfad abwärts, plötzlich taucht neben dem Weg, wie aus einer anderen Welt, die Autobahn mit einer Landstraßenkreuzung auf. Zum Glück gehe ich ziemlich weit davon entfernt auf einem Feldrain an Wiesen vorbei, komme nach Izco, mache in der Bar im Dorf Mittagspause.

 

Eine weiße Straße, an der nur sehr spärlich Jakobswegmarkierungen angebracht sind, führt über Abínzano nach Salinas de Ibargoiti, das nur kurz berührt und vor der Kirche gleich wieder verlassen wird. Der kegelförmige Berg Peña Grande ragt vor mir hoch in den Himmel. Über eine breite Brücke komme ich auf einen Pfad, der durch alten Eichen-, dann Kiefernmischwald nach Monreal führt, gehe auf die Kirche zu, in die alte Stadt hinein und finde ein kleines Hotel mit einem urtümlich rustikalen Zimmer.

 

 

81. Tag           20.07.2012      Monreal bis Puente la Reina                       32 km

 

Von Monreal geht es auf einem weißen Weg leicht bergauf durch Kornfelder bis Yárnoz, dessen Wehrturm und alte Kirche am Wegesrand liegen. Hier beginnt ein Pfad, der durch niedriges Eichengebüsch, Buchsbaum und Kiefern in schikanösem auf und ab am Berg-hang entlangführt, immer wieder 30 Meter hinunter und wieder hinauf, so kommen leicht ein paar hundert Höhenmeter zusammen. Im Tal, am Bergfuß, verläuft ein Schotterweg verlockend flach neben einem großen Bewässerungskanal, ist aber nicht zu erreichen. Ich passiere Otano, ebenfalls mit einer alten, niedrigen Kirche, das Dorf Ezperun und komme nach Guerendiáin. Eine Gartenbaufirma ist damit beschäftigt, das Moos von den Steinen an den Mäuerchen eines kleinen Parks und am Friedensbrunnen im Dorfzentrum zu entfernen, blaugekleidete Mädchen kratzen mit Spachteln in den Fugen herum.

 

Es geht weiter auf steinigem Pfad am Berghang entlang, rechts im Tal sehe ich, ziemlich weit entfernt, die Industrieanlagen und die Häuser der Stadt Pamplona. Der Lärm der Autobahn dröhnt zu mir herauf, ich komme an eine Kiesstraße, überquere sie, gehe auf dem Pfad steil abwärts und erreiche die Straße wieder.

 

Ich kreuze die Zufahrt zu einem Steinbruch, Schilder warnen vor dem LKW-Verkehr, gehe an der Ruine der alten Burg vorbei und bin in Tiebas. Das Dorf wird durchquert, die Kirche ist mit einem Laubengang aus schönen Sandsteinarkaden umgeben.

 

Jetzt muss ich an der brausenden Autobahn entlanglaufen, bis ich sie endlich in einem Tunnel neben der Nationalstraße unterqueren kann, der Lärm verschwindet rasch, ich erreiche Muruate, ein Wasserdurchlass führt unter der Eisenbahnlinie unterdurch, ich bin in offenem Land, ein Teersträßchen bringt mich schnurgerade nach Olcoz, in der Orts-mitte steht ein wuchtiger viereckiger Turm, ich biege jedoch vor dem Ort ab, komme auf einen weißen Weg, der einen Hügelrücken entlang an Olivenhainen und Weingärten vorbei in ein Tal führt, dort biege ich kurz auf einen Pfad ab und laufe dahinter eine helle Schotterstraße bis Enéritz, durchquere das Dorf auf geradem Weg und bin wieder auf der Schotterstraße.

 

Rechts taucht die Kirche von Eunate auf, ich biege ab, gehe daran vorbei, die Kirche ist geschlossen, wird erst um 17 Uhr geöffnet, so lange möchte ich nicht warten. Zwei Radfahrer bitten mich, sie mit ihrer Kamera zu fotografieren, fragen, ob mir die Füße wehtun. Warum? Frage ich sie eigentlich, ob ihnen der Hintern schmerzt?

 

Am Friedhof vorbei, in dem hohe alte Zypressen stehen, komme ich steil einen Hügel hinauf nach Obanos. Hier mündet der Jakobsweg aus Navarra, von San Jean Pied de Port kommend, ein, ich erwarte Scharen von Pilgern, bin aber weiter allein, durchquere das Dorf, auf dem etwas verwirrend mit Jakobsmuscheln gekennzeichneten Weg, laufe einen Kiespfad hinunter, komme durch Gemüsegärten und erreiche beim Hotel Jakubo Puente la Reina. Auf einem alten Fabrikschornstein sitzt ein Storchennest, der Storch steht darin, klappert und schaut auf uns Menschen hinunter.

 

Ich besuche die Santiago-Kirche mit dem vergoldeten Altar, welch Unterschied zu den vielen schlichten französischen Kirchen, die ich gesehen habe, gehe zur berühmten Brücke und genieße den Sonnenuntergang am Fluss Arga.


 

82. Tag           21.07.2012      Puente la Reina bis Estella              22,5 km

 

Die Zeit des einsamen Pilgerns ist vorbei. Eine Gruppe von Wanderern steht vor der Brücke der Königin, um sich gegenseitig zu fotografieren. Ich biege erst einmal zur Nationalstraße mit der modernen Betonbrücke ab, mache von dort ein Foto im Morgen-licht, gehe zurück, überquere den Fluss auf der antiken Brücke, biege dahinter links ab, überquere wieder die Nationalstraße und gehe auf  Kieswegen im Tal des Flusses Arga entlang, bis der Weg steil ansteigt, zur Autobahn hinaufführt, am Maschendrahtzaun mit den von Pilgern eingeflochtenen Kreuzen entlang zum Dorf Mañeru. Ich durchschreite schnell das Dorf, gehe auf Schotterstraßen nach Cirauqui, das vor mir auf einem Hügel liegt, dahinter die Berge der Sierra de Urbasa, deren Steilwände in der Morgensonne weiß leuchten. Vor mir eine Kette von Pilgern, einzeln oder zu zweit, getrennt laufen wir dem gleichen, fernen Ziel entgegen.

 

In Cirauqui geht es durch das Dorfzentrum, durch einen Torbogen, etwas verwinkelt zwischen alten Häusern hindurch auf die Römerstraße, über eine alte, halbzerfallene Brücke hinweg und auf eine neue Betonbrücke, die die Autobahn überquert. Ein Kiesweg leitet weiter, hügelauf, hügelab, daneben die Reste alten Römerstraßenpflasters, auf einem steilen Stück abwärts rutsche ich aus, die Römer haben die letzten 2000 Jahre nichts für den Unterhalt ihrer Straßen getan.

 

Kurz vor Lorca unterquere ich einen modernen Aquädukt. Ein Bewässerungskanal wird durch Betonrohre hoch über den Weg hinweggeleitet, dann geht es durch einen romantischen Steintunnel wieder unter der Autobahn hindurch, dahinter eine breite, unbenutzte Asphaltstraße, die ich entlanglaufe, neben, unter mir sehe ich einen Pilger einen steilen Pfad den Berg hinaufkeuchen, da habe ich wohl ein Markierungszeichen verpasst. In Lorca eine Bar und Pilgerherberge, ich mache Pause für Kaffee und Bocadillo. Ein Amerikaner spricht mich an, fragt, ob ich froh sei, es hier herauf geschafft zu habe, ich gifte zurück, wieso ich nach dem langen Weg ausgerechnet über dieses kleine Dorf froh sein sollte, nehme mich dann zurück, er will ja nur Konversation machen, glaubt wohl, ich hätte wie er in Puente la Reina begonnen.

 

Auf Feldwegen, zuerst neben der Verkehrsstraße, dann abseits davon, geht es nach Villatuerta, durch das moderne Dorf über eine alte steinerne Bogenbrücke zur Kirche hinauf, dann über eine Straße etwas unübersichtlich durch ein Flusstal, durch einen Fußgängertunnel, extra für den Jakobsweg angelegt, unter der Hauptstraße hindurch. Im Tunnel Graffiti, „Freiheit für das Baskenland“, welche Freiheit, die der ETA, die Andersdenkende ermordet?

 

Immer wieder fährt ein Motorroller mit meist weiblichen Gästen auf dem Sozius an mir vorbei, kommt mir entgegen und überholt mich wieder. Am Ortseingang von Estella, hinter der Erdgasverteilerstation, klärt sich das Rätsel auf, ein geschäftstüchtiger Estellaner fährt PilgerInnen kurz die Strecke zurück und liefert sie beim Steinkreuz am Ortseingang wieder ab, zum Fotografiertermin.

 

In Estella ist Stadtfest, Mittelalter wird gefeiert, etwas hilflos irre ich durch die Straßen, suche ein Hotel. An der Plaza Martín zwei Mädchen, fragen, ob sie mir helfen könnten, schenken mir einen Stadtplan. Ich rufe ein Hotel an, das darauf verzeichnet ist, reserviere mein Zimmer.


 

83. Tag           22.07.2012      Estella bis Los Arcos                        21 km

 

Ich folge, von der Plaza Martín aus, dem Jakobsweg nach Ayegui, gehe auf Fußwegen durch das Dorf hindurch, dann steil hinunter zur Nationalstraße, die überquert wird, auf einem Schotterweg zur Bodega Irache, die den berühmten Brunnen mit dem einen Zapfhahn für Wein, dem andern für Wasser betreibt. Leider ist der Weinhahn trocken.

 

Gleich dahinter komme ich an dem zu Füßen des imposanten Berges Montejura gelegenen Kloster Irache vorbei, erreiche eine Abzweigung, der Weg rechts, der im Wanderführer bevorzugt wird ist 2 km länger, der Weg geradeaus wird mir von einem Spaziergänger empfohlen, er gehe durch Wald und Hügel, der rechte vornehmlich über Asphaltstraßen.

 

Ich unterquere die Autobahn und komme in einen niedrigen Eichenwald, der Pfad verläuft schattig und gut ausgezeichnet immer in Hörweite der brausenden Autobahn, kommt nach ein paar Kilometern an den Waldrand. Gegenüber, auf der anderen Seite des Tales, sehe ich die Steilabbrüche der Sierra de Urbasa und die Burgruine von Monjardin, die auf einem spitzen bewaldeten Bergkegel steht und zu dessen Füßen eine Ortschaft, Villamayor, liegt.

 

Der Pfad mündet in eine Schotterstraße, die einen mit Heide und Pinien bewachsenen Hügel hinaufführt, vom Kamm des Hügels habe ich eine fantastische Aussicht in ein weites Tal mit zerklüfteten Bergen am Horizont.

 

Ich steige den Hügel hinunter und bin, wie immer ziemlich unvermittelt, in einem Dorf, in dessen Mitte eine niedrige Landkirche mit wuchtigem, viereckigem Turm steht. In der Bar beim Schwimmbad mache ich Pause, frage nach dem Ortsnamen, bin in Luquin, das im Wanderführer nicht erwähnt wird.

 

Aus Luquin heraus geht es auf Schotterstraßen zunächst abwärts über eine Landstraße hinweg zur Autobahn, die in einer Unterführung gequert wird. Ich bleibe weiter auf Schotterwegen, folge den Markierungen, nur noch wenige Pilger sind unterwegs, der große Pulk, der gestern am Samstag in Puente la Reina losgelaufen ist, hat sich verteilt.

 

Es geht durch das Tal, das ich vom Hügelkamm gesehen habe, durch Stoppelfelder, an Weingärten, frisch angelegten Olivenhainen vorbei. Bei einem schilfbewachsenen kleinen Sumpfgebiet ein Hügel, der mit Kiefern bewaldet ist, ein Rastplatz, dahinter die ersten Häuser von Los Arcos.

 

Ich laufe durch die enge Straße der Stadt, komme auf die Plaza mit der großen Kirche Sta. Maria. Überall sind Bänke und Tische aufgestellt, weiß-rot gekleidete Menschen sitzen daran, Guitarrenmusik, Gesang erklingt, ein Sängerfest wird gefeiert. Trotzdem finde ich sofort Unterkunft.

 

 

84. Tag           23.07.2012      Los Arcos bis Logroño                    29 km

 

Von Los Arcos geht es über eine weite Ebene an Stoppelfeldern, Wein- und Olivengärten vorbei bis Sansol, zuerst auf einer Schotter-, dann den letzten Kilometer entlang einer asphaltierten Landstraße. Der Weg führt am Ortskern des Dorfes vorbei steil hinunter in ein Flusstal, auf der anderen Seite hinauf nach Torres del Río.

 

Im Dorf steht die Kirche Santo Sepulcro (Heiliges Grab), wie mir die Dame, die darin sitzt erklärt, neben der Kirche von Eunate die einzige Kirche mit oktogonalem Grundriss in Spanien.

 

Hinter Torres del Río laufe ich neben und etwas abseits der Nationalstraße N111, ziemlich ermüdend hügelauf-hügelab durch Heideflächen auf den Hügeln und Weinpflanzungen in den Tälern. Die Nationalstraße wird mehrfach überquert, dann ein letzter Aufstieg und auf einem Pfad neben der Straße wird Viana erreicht.

 

Weißgekleidete Männer mit roten Schärpen an den Hüften strömen der Plaza im Stadt-zentrum zu, es wird das Ortsfest gefeiert, mit einer kleinen Corrida. Ich setzt mich auf die Tribüne, schaue mir die alten Häuser an und harre der Dinge, die da kommen. Endlich Pferdegetrappel, die Weißgekleideten strömen mit einer Gruppe Rindern auf die Plaza, hoch zu Ross werden die Tiere in den Pferch getrieben, stehen ziemlich verstört darin und wissen nicht was sie tun sollen. Ich glaube, in Pamplona zu St. Fermín sieht das anders aus.

 

Ich suche einen Weg, um aus dem Ort herauszukommen, was nicht ganz einfach ist, da es überall Absperrungen gibt, die den Weg für die Rinder begrenzen, komme auf die N111, gehe sie entlang, bis sie vom Jakobsweg gekreuzt wird.

 

Ich folge dem Weg durch Stoppelfelder, biege zu einem Pinienwäldchen ab und überquere die Nationalstraße auf einer Holzbrücke. Der Weg führt jetzt neben der Straße entlang. Bei einer Papierfabrik wird die autonome Provinz Rioja erreicht, in Tunneln die komplizierte Kreuzung von zwei Nationalstraßen und der Autobahn unterquert, dahinter geht es einen Hügel hinauf.

 

Im spärlichen Schatten eines schütteren Baumes hat sich eine junge Frau auf die Straße gelegt, ich frage, ob alles in Ordnung sei? Sie sagt, ja, sie wolle nur ein wenig ausruhen und ob ich wüsste, wo es in der Nähe Wasser gäbe? Ich sage ihr, Logroño sei nur noch zwei Kilometer entfernt, gleich hinter der Hügelkuppe könne man es sehen. Sie steht auf, langsam geht sie leicht schwankend neben mir her, wir erreichen erste Häuser der Stadt. In einem Garten sitzt ein älteres spanisches Paar, ich bitte um Wasser, die junge Frau trinkt gierig. Es scheint ihr jetzt  besser zu gehen, trotzdem begleite ich sie, laufe mit ihr in einem Park am Ebro entlang, wir überqueren den Fluss auf einer langen Brücke und sind in der Altstadt Logroños. Ich bringe die Frau zur Pilgerherberge, gehe selbst weiter zur zentralen Plaza mit der Kirche „Santa María de la Redonda“, die arkadengesäumten Straßen entlang bis zu einem Hotel gegenüber der Touristeninformation.

 

 

85. Tag           24.07.2012      Logroño bis Nájera              30,5 km

 

In Logroño gehe ich vom Platz mit den Springbrunnen, die am frühen Morgen aber noch ausgeschaltet sind, in die Einkaufsstraße „Calle de Marqués de Murriete“, folge ihr bis zum Stadtrand, werde dort links in einen kleinen Park abgeleitet, überquere auf einer Brücke eine Eisenbahnlinie und gehe weiter durch Parkanlagen, bis ich eine größere Straße kreuze.

 

Ein asphaltierter, baumbestandener Fußweg führt unter einer Autobahn hindurch bis zum kleinen Stausee „Pantano de la Granjera“, an dessen Ufer entlang, durch ein Pinien-gehölz und dann aufwärts zur Autobahn und am die Straße begrenzenden Maschendrahtzaun entlang.

 

In den Zaun sind Kreuze aus Gras und Holz eingeflochten, eine Sitte, die, einmal in einem Wanderführer publiziert, in Spanien an fast jedem Maschendrahtzaun an Autobahnen zu finden ist.

 

Es geht an einer Fabrik, die Holz zu Spänen schreddert, vorbei, ein riesiger schwarzer Osborne-Stier steht auf einem Hügel. Der Weg verlässt die Autobahn, eine Schnellstraße wird unterquert, vor mir liegt auf einem kleinen Berg Navarette. An den Ruinen des Pilgerhospitals San Juan de Acre und den Gebäuden eines Weingutes vorbei steige ich hinauf in das Städtchen, durchquere es und latsche an der „Carretera de Logroño-Burgos“ entlang, bis der Weg in Weinpflanzungen, den Reichtum der Rioja, abbiegt, bei einem weiteren Weingut die Carretera überquert und lange auf einer Kiesstraße an der Autobahn entlang verläuft. Schließlich biegt der Weg nach Ventosa ab, erreicht das Dorf, berührt es kurz und steigt einen Hügel hinauf durch Weingärten an.

 

Auf dem Hügelrücken stehen einige Steinmännchen, auch eine Sitte, die, einmal im Wanderführer publiziert, an vielen Orten kopiert wird.

 

Es geht in ein weites Tal hinunter, in dessen Grund die Kirchen der Ortschaften Alesón und Huércanos zu sehen sind. Ich laufe den steinigen Weg abwärts, neben dem der Hügel aufragt, auf dem einst der edle Ritter Roland den bösen Riesen Ferragus bezwang, die Rioja den Mauren entriss - und auf dem heute der Sendemast einer Mobilfunkstation steht. Zwischen Weinpflanzungen komme ich zu Industriegebieten, an einem Kieswerk vorbei, unter Brücken von Schnellstraßen ziemlich öde nach Nájera hinein. Auf eine Fabrikmauer ist ein Gedicht über den Jakobsweg geschrieben, in Spanisch und auf Deutsch übersetzt. Es geht zwischen Mietshäusern entlang in den alten Teil der Stadt vor dem Fluss, dann links auf einen Platz mit dem Busbahnhof, ich sehe den Hinweis auf ein Hostal, finde ein Zimmer.

 

Der Fluss Najerilla wird von einer Fußgängerbrücke überspannt, die in die Altstadt mit dem Kloster Santa María la Real, vielen Hotels, Restaurants und Geschäften führt.


 

86. Tag           25.07.2012      Nájera bis Sto. Domingo de la Calzada                 22 km

 

In Nájera gehe ich am Kloster Sta. Maria vorbei und verlasse die Stadt auf einem Weg, der durch rote Sandsteinklippen und ein Pinienwäldchen steil aufwärts führt, bis ich in flacher Ebene bin, die sich, mit Wein bestanden, dazwischen gelbe Stoppelfelder, bis zum Horizont erstreckt. Bauern sind dabei, in den Wein-pflanzungen Bewässerungsrohre zu verlegen.

 

In einer Talmulde erscheint das Dorf Azofra, das ich auf geradem Weg durchquere. Hinter dem Dorf geht es auf der Landstraße 206 kurz rechts, dann links, wieder auf einen Schotterweg, immer noch durch Weingärten, an einer alten, mit fünf verwitterten Löwenköpfen geschmückten Gerichtssäule vorbei in Richtung auf die Autobahn „Autovía del Camino de Santiago“. Der Weg verläuft eine Weile parallel dazu, um dann wieder in die Felder abzuzweigen. Die Landschaft wird hügeliger, lässt schon die Weite der Meseta erahnen

 

Weinreben, Hügel, Stoppelfelder begleiten mich, es geht lang recht steil einen Hügel hinauf, der letzte Teil vor der Kuppe in einem Hohlweg, so dass kein Lufthauch hineinweht, die Hitze der Sonnenglut mildert. Ich erreiche moderne Wohnblöcke, ein Schwimmbad, einen Golfclub. Der Weg ver-zweigt sich, ich nehme die Strecke über Cirueña, die durchgehend mit gelben Pfeilen markiert ist, gehe im Dorf neben der kleinen Kirche in eine Bar, um einen Kaffee zu trinken und mit einem Schinkenbocadillo Mittagspause zu machen.

 

Hinter Cirueña verläuft der Weg, wieder auf einer steinigen Schotterstraße, einen kleinen Hügel hinauf, dann sehe ich vor mir weiße Blöcke von Industrieanlagen, dahinter rote Dächer, den Turm der Kathedrale von Santo Domingo de la Calzada. Ich erreiche die alte Stadt, kaufe eine Eintrittskarte für die Kirche, um das Grab des Hl. Sto. Domingo, den reichverzierten Altar und den Käfig mit dem weißen Hahn und der weißen Henne zu sehen, die seid mindestens 1417 hier in der Kirche aufbewahrt werden, um an das Galgen- und Hühnerwunder zu erinnern. Abends entlädt sich ein trockenes Gewitter.


 

87. Tag           26.07.2012      Sto. Domingo de la Calzada bis Belorado             23 km

 

Ich gehe in Sto. Domingo an der Kathedrale vorbei, folge der Straße aus der Stadt heraus und überquere den trockenen Fluss Oja auf der Straßenbrücke, steige einen Pfad hinunter zu einer Schotterstraße, die aber bald die Nationalstraße N120 wieder erreicht, sie kreuzt und auf einem asphaltierten Weg an Schafställen vorbei in die Felder führt. Ein Schaf hat am Straßenrand gerade gelammt, das Junge, noch mit Schleim bedeckt, macht seine ersten Stolperschritte, sucht das Euter der Mutter, um zu trinken.

 

Der Weg führt wieder an die Hauptstraße zurück, bleibt neben der Fahrbahn, Schwerlaster donnern ununterbrochen vorüber. Vor mir ragt ein kegelförmiger Hügel auf, seine Flanken mit Sonnenblumen bestanden. Endlich zweigt der Weg ab, führt auf Grañón zu, dessen alte Kirche schon länger sichtbar war. Ich folge den gelben Pfeilen, gehe die alte Pilgerstraße entlang, an der das Dorf typisch gebaut wurde, am Dorfende eine kleine Aussichtsplattform.

 

Hinter Grañón geht es einen Hügel hinunter zur Straße N120, gegenüber goldene Stoppelfelder, Sonnenblumen, sanft geschwungene Hügel, eine Landschaft wie ein Gemälde.

 

Der Weg erreicht die N120 wieder, verläuft parallel zur Hauptverkehrsstraße, die Dörfer Redecilla del Camino und Casteldelgado werden passiert, dann geht es in die Felder, auf den Wald der Montes de Oca zu nach Viloria, dem Geburtsort des Heiligen Domingo. Ein älterer Herr, der sein Fahrrad die Wegsteigung vor dem Dorf hinaufschiebt begegnet mir, ich wünsche einen guten Tag. Er grantelt zurück, es sei kein schöner Tag, abends sei Gewitter mit Regen angesagt.

 

Die Kirche in Viloria ist untypisch nicht aus braunem Sandstein, sondern aus weiß verputzten Fachwerkwänden gebaut. Hinter dem Dorf fällt eine Asphaltstraße steil ab erreicht wieder die N120, die bis Belorado nicht mehr verlassen wird. Mähdrescher bringen die Weizenernte ein, der Ort Villamayor, in dem nichts los ist, bleibt zurück, hinter einem Taleinschnitt die ersten Häuser von Belorado.

 

Kurz vor der Plaza Mayor ein Hotel Rural, der Typ, der mir schon in Monreal und Puente la Reina so gut gefallen hat. Ich nehme ein Zimmer.

 

Belorado liegt versteckt in einem Tal unter hohen Sandsteinklippen, auf denen die Reste der Ruinen einer Burg zu sehen sind, darunter die Kirche Santa Maria, die um 1900 im neugotischen Stil erbaut wurde, nachdem die Vorgängerkirche wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. An der Plaza Mayor steht die Pfarrkirche St. Pedro, Bürgerhäuser mit Arkaden rahmen den Platz ein, in dessen Mitte ein kleiner Park angelegt wurde.

 

Abends ziehen schwarze Wolken auf, ein heftiges Gewitter bringt Regen, Wind und Abkühlung. Der ältere Herr hatte Recht!

 

 

88. Tag           27.07.2012      Belorado bis San Juan de Ortega               24,5 km

 

Ich verlasse Beldorado auf dem Pilgerweg, gehe durch die engen Straßen der Stadt an der Plaza Mayor vorbei, komme an neue Wohnblöcke, überquere, wie schon so oft, die N120, und erreiche den Fluss Tirón, der auf einer kleinen Brücke neben der Schnellstraße gekreuzt wird.

 

Nun geht es auf gepflegtem Kiesweg durch Felder, abseits, aber immer in Hörweite der Hauptstraße. In den Feldern liegt das Dörfchen Tosantos mit einem weißen Kirchturm-oberteil vor den Wäldern der Montes de Oca. Beim Verlassen des Dorfes begegnen mir zwei alte Damen, in schwarz gekleidet, gehen wohl zur Kirche. Sie grüßen, halten mich an, fragen, ob ich auf dem Jakobsweg sei, geben mir die Hand, wünschen alles Gute und Gottes Segen und ich müsse weiter, der Weg sei nie zu Ende.

 

Auf einer steinigen Schotterstraße, jetzt immer leicht ansteigend, komme ich nach Villambistia, laufe im Dorf steil hinunter zu einer Brücke und dem Dorfbrunnen, dahinter wieder aufwärts. Der Weg nähert sich erneut der Nationalstraße mit dem dichten LKW-Verkehr, überquert sie in Espinosa del Camino.

 

In einer Bar mache ich Mittagspause, esse ein Bocadillo, das nicht schmeckt, der Schinken ist alt und ranzig. Es geht weiter durch Felder, links die bewaldeten Hügel der Berge, bei der Ruine eines alten, viereckigen Turmes, dem Rest des Klosters San Felices aus dem 7. Jahrhundert, muss ich rechtwinklig zur N120 abbiegen, erreiche sie und wandere auf einem Trampelpfad, der die Straße begleitet, in den Feldern nach Villafranca Montes de Oca hinein, einem größeren Dorf mit mehreren Hotels, Restaurants und Herbergen. Vor dem Dorf überquere ich auf einem Steg den Fluss Oca.

 

Bei der wuchtigen Kirche geht es rechts ab, am Luxushotel vorbei, dann einen Pfad steil bergauf. Ich komme auf einen Kiesweg, der gemächlicher ansteigt. Bei einem Rastplatz und einem Brunnen steht eine Informationstafel, die Berge der Sierra de la Demanda erklärend, die Höhen von 2200 m erreichen und zu denen die Montes de Oca gehören. Ich habe jetzt die Eichenwälder der Berge erreicht, Heide blüht lila neben dem Weg, ein quietschgelbes Auto der Forstverwaltung überholt mich, bei einem Stacheldrahtzaun treffe ich es wieder, Waldarbeiter bereiten eine Kettensäge für den Einsatz vor.

 

Auf der Passhöhe „Puerto de la Pedraja“ in 1150 Metern Höhe steht ein Denkmal, das an im Bürgerkrieg erschossenen Republikaner erinnert, dahinter geht es kurz steil in ein Bachtal hinunter und wieder daraus herauf, dann muss ich eine lange, lehmige Brand-schutzschneise entlang laufen. In den Bergen hat sich ein Gewitter zusammengebraut, dunkle Wolken ziehen auf, es beginnt zu tröpfeln, der Donner kommt immer näher.

 

Ich beeile mich, haste durch den Wald, Kiefern haben jetzt die Eichen abgelöst, ein Weg verlässt die breite Schneise, führt links hinunter auf rotbraune, frisch gepflügte Felder zu. Vor mir taucht die Klosterkirche von San Juan Ortega auf, am Ortseingang ein Hotel, ich bekomme das letzte freie Zimmer, draußen bricht das Gewitter los.

 

Zu Abend esse ich in der Bar des Dorfes, die in den Gebäuden des Klosters untergebracht ist, besuche die Klosterkirche mit den alten romanischen Säulenkapitellen, dem gotischen Baldachin über dem Grab des Heiligen.


 

89. Tag           28.07.2012      San Juan de Ortega bis Burgos                  27,5 km

 

Am Kloster vorbei gehe ich die Asphaltstraße bis zu einer Kreuzung, an der ein Kiesweg in den Wald abzweigt. Der Wald ist bald durchquert, ich erreiche Agés, dessen Fachwerkhäuser und Kirche im Morgennebel liegen, dahinter tappe ich eine Teerstraße entlang, komme nach Atapuerca. Ein Wegweiser weist auf die Höhlen mit den Zeichnungen aus der Frühzeit der Menschen hin.

 

Am Ortsende zweigt ein Weg ab, führt steil und steinig an einem Militärsperrgelände vorbei noch einmal auf 1020 m Höhe hinauf, Krüppeleichen begleiten den Pfad. Auf der Passhöhe ein Kreuz, das „Cruz de Mata Grande“, von dort ein tiefer Blick in die Ebene, in der Ferne die Häuser der Stadt Burgos.

 

Steinig geht es den Berg hinunter, auf einer langen Asphaltstraße werden die Dörfer Cardeñuela und Orbaneja de Río Pico durchquert. Bei einer Verzweigung, kurz vor der Landebahn des Flughafens von Burgos, ziehe ich die als Jakobsweg ausgezeichnete Variante vor, verzichte auf den im Führer als schöner angepriesenen Weg, umrunde den Flughafen und erreiche bei Villafria die Nationalstraße N1.

 

Auf dem Bürgersteig geht es nun schnurgerade durch Industriegebiet, an Hotels und Großeinkaufslagern vorbei zur Stadtgrenze von Burgos, dann zwischen Wohnblöcken, immer gut mit gelben Pfeilen markiert, beim Museo Municipal in die Altstadt, zur Pilgerherberge und zur Kathedrale, einem gotischen Steingebirge.

 

In der Nähe habe ich ein Hotel reserviert, das ich nach ein wenig Suchen finde und mein Zimmer beziehe.

 

Später mache ich einen Rundgang durch die Stadt, trete in die Kathedrale ein, in einer Seitenkapelle findet eine Trauung statt, ich stelle mich eine Weile dazu, verlasse dann still und unauffällig die Zeremonie, eine zweite Seiten-kapelle ist als Gebetsraum eingerichtet.

 

Der Hauptteil der Kirche ist zum Museum ver-kommen, kann nur gegen Eintritt besichtigt werden, Kinder, Rentner und Pilger erhalten Rabatt. Es gibt Hörgeräte, die dreisprachig alle Kunstgegenstände erklären, ich verzichte, gehe still durch die hohen Räume, sehe mir die vergoldeten Altäre, das geschnitzte Chorgestühl, die Muster der Kreuzgewölbe und die bunten Glasfenster an, ohne auf eine Plapperstimme aus einer Maschine lauschen zu müssen. In einer Seitenkapelle finde ich ein Standbild des „Santiago Matamoros“.